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von drakenumi1 » Do 29.03.07 13:59
Hallo, mias,
ich glaube, daß Du die Situation insgesamt zu dramatisch siehst. Solange die Auktionshäuser ihre Angebote an Antiken noch immer (und unter Einbeziehung des Nachverkaufs) zu fast 100% verkaufen können, und dies bei langfristig betrachtet noch immer steigenden Preisen, ist überhaupt nichts passiert. Der Markt nimmt mit Sicherheit auch weiterhin alles auf, was so in Zukunft an größeren Mengen auf ihn geworfen wird. Wir dürfen das nicht so eng nur auf unser Land oder Europa und USA bezogen bwerten. Der Hang der Menschen am Besitz solcher kleinen Kunstwerke wird mit zunehmender Weitung des Blickes der Menschen z.B. in China, Indien über ihre unmittelbaren täglichen Sorgen hinaus umfangreicher werden. Wie das auch heute schon ist, werden große Mengen Antiker z.B. in den Schmuckmarkt in Übersee gehen. Im Gegenteil glaube ich, daß künftig immer weniger der Bedarf befriedigt werden kann, weil er schneller wächst, als neue Funde gemacht werden, die ja nicht immer sofort in alle Winde verstreut werden, sondern auch wieder in Museen bzw. Depots gehortet werden. Da spielen die paar hundert Kilo über Schleichwege aus der Türkei herbeigeschafften keine große Rolle. Und überdies glaube ich auch, daß der türk. Staat sich nach der kürzlich eingeführten Verschärfung des betr. Regimes keine Kehrtwende leisten wird. Und die "kleinen" Schmuggler verlieren sich mit ihrem Einfluß in der Weite und Leere des globalen Marktes.
Ein besonderes Thema ist die Preisgestaltung!:
Ich denke, ein Preiskatalog ist für Münzen immer nur ein unterentwickeltes Instrument der Preisverhältnisse auf dem Markt. Unterentwickelt, weil es immer im Nachgang zu erzielten Preisen geschrieben wird, mit riesigen Zeitverzögerungen und ohne ablesbare Berücksichtigung der Kaufkraftverhältnisse, die das absolute Preisniveau beeinflussen. Die Preise werden von den potentesten Käufern auf Auktionen gemacht, denen es nichts ausmacht, aus lauter Gier nach dem betr. Stück Unsummen auf den Tisch zu legen, und damit Katalogpreise völlig durcheinanderzubringen. Bei Münzen kann man eben nicht den Begriff Preis - Leistungsverhältnis anwenden, denn bei ihnen wird das, was "Leistung" ist, von den Sammlern sehr unterschiedlich bewertet bzw. In Geld ausgedrückt und führt nicht zu der von Dir gewünschten Reproduzierbarkeit.
Denke auch mal an die Proportionalität von Seltenheit und Preis. Keinesfalls ist eine "billige" Münze, die ein Jahrzehnt nicht auf dem Markt gesehen wurde, auch im Preisausdruck des Katalogs schon selten. Nimm mal Gordianus III.- Antoniniane. Im Handel gibt es in diesen jetzigen Jahren immer nur die gleichen paar Hände voll an Typen. Andere dagegen wurde Jahrzehnte kaum gesichtet und trotzdem rangieren sie alle unter einem Preis! Die Einpreisstrategie wird ja von Frau Kampmann besonders verfochten, aber sie ist doch wohl nichts anderes als das Eingeständnis der Ohnmacht, daß es jemand fertigbringen könnte, die momentane Seltenheit katalogmäßig bei 100.000 Münzen mit den Preisen in Übereinstimmung zu bringen.
Das Chaos der Preise wird also in Zukunft weiter Bestand haben und wir alle werden fleißig überlegen, ob uns das der Lucius-Verus-Sesterz wert ist und ob wir uns das leisten können und wollen.
Über Deinen Rat, Antike nicht als Geldanlage zu sammeln, kann man auch philosophieren. Ich denke, die Grenzen zwischen Spaßsammlern und Geldanlegern sind fließend, und irgendwann wird jeder Sammler auch zum Geldanleger, wenn nur die Summe des Geldwertes seiner Münzen groß genug geworden ist. Dann käme man schon ins Grübeln, wenn die Preise abstürzten. Aber wie gesagt: Ich glaube nicht daran, daß das in großem Stile passiert und überdies habe ich nicht vor, meine Münzen demnächst wieder zu veräußern, das können die nach mir in ihrem Sinne erledigen.
Soweit ein paar Gedanken von einem "Durchschnittssammler". Die Diskussion sei eröffnet.
Gruß von drakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)