Subaerater Serratus - Vorbild gesucht

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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El Che
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Subaerater Serratus - Vorbild gesucht

Beitrag von El Che » Di 03.04.07 16:33

Hallo liebe Gemeinde,

ich habe vor einigen Wochen einen subaeraten Serratus gekauft, weil mich die Technik des Fälschens (gerade bei den Serrati) interessierte und zudem die Münze stilistisch (nach allem, was man noch erkennen kann) auch ganz gut gelungen ist.
Nun habe ich das Vorbild gesucht und bin zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass es sich bei dem Original um eine Prägung auf die Einrichtung der Provinz Gallia Narbonensis (121 v. Chr.) bzw. auf die Einrichtung der Colonia Narbo in dieser Provinz (118 v. Chr.) handeln muss: Auf dem gut erhaltenen Revers ist m. E. gut der gallische Krieger mit Speer, Schild und Carnyx in der Biga zu erkennen.

Nun existiert diese Münze aber von zwei verschiedenen Münzmeistern, und zwar
1. von L. Porcius Licinius
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1009
2. von L. Pomponius
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1008

Leider ist der einzig sicher zu erkennende Buchstabe auf dem Avers meiner Münze - das "o" - in beiden Fällen in der gleichen Position zur Nase der Roma... :mad: ... aber es gibt ja noch den Stern hinter dem Kopf der Roma.
Nun meine Frage an die Experten mit entsprechender Literatur: Ist der Stern hinter dem Kopf der Roma ein Unterscheidungskriterium? Kann man sagen Münze 1 (s.o.) hat einen Stern (wie meine) und Münze 2 ein "X" oder ähnliches?

Hier noch die Daten, wie ich sie zur Zeit habe:
Subaerat nach einem Serratus (118 v. Chr.)
2,07 gr./18-18,5 mm.
Av.: [L P]O[RCI LICI] oder [L P]O[MPONI CN] von rechts nach links, Kopf der Roma nach rechts, dahinter Stern
Rv.: L•LIC•CN•DO[M] in Abschnitt, nackter gallischer Krieger mit Speer, Schild, Carnyx in Biga, die Zügel haltend und nach rechts fahrend
Sydenham 520; Crawford 282/5 ODER Crawford 282/4; Sydenham 522


Ach ja, eine interessante Entdeckung noch: Bei CoinArchives fand ich ein Original der Pomponi-Variante mit einem Prüfdurchstich (ich kannte bisher nur Prüfkerben):
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 80&Lot=873
Vielleicht gab es zu dieser Serie viele gut gemachte Fälschungen (s. meine Münze), so dass hier besondere Vorsichtsmaßnahmen anstanden, wenn man den Verdacht hatte, dass etwas nicht stimmt...

Liebe Grüße,
Uli
Dateianhänge
Serratus Subaerat 1, rv.JPG
Serratus Subaerat 1, av.JPG

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Di 03.04.07 17:39

Hallo Uli,
der Stern ist ein Wertzeichen, der Denar zu 16 Assen.

Eine größere Reform erfuhr der Denar im Jahre 141 v. Chr. , als er nicht mehr zu 10, sondern zu 16 Assen gerechnet wurde. Die Rechnungseinheit der Römer war das bronzene As. Der Denar als Silbermünze wurde zwar für größere Geldzahlungen verwandt, der tägliche Geldverkehr wurde aber mit Assen und deren Teilstücken beglichen. Um 160 v. Chr. begann der römische Staat, seine Soldaten nicht mehr in Bronze, sondern in Silber zu bezahlen. Errechnet wurde der Sold allerdings weiter in Assen. Da das As seit Einführung des Denars sehr an Gewicht verloren hatte, mußte eine Neubewertung des Denars vorgenommen werden, er galt jetzt 16 Asse. Das Zahlzeichen X auf den Denaren wurde durch XVI, später auch durch einen "Stern" ersetzt und verschwand dann schließlich ganz.
Gleichzeitig hört man in Rom interessanterweise auf, größere Geldbeträge in Assen auszudrücken. Die Rechnungseinheit ist ab 141 v. Chr. der Sesterz. Es galt 1 Sesterz = 4 Asse, 4 Sesterze = 1 Denar. Man verstand auch in der Antike schon, mit neuen Namen kleine finanzielle Manipulationen zu verschleiern.

Beste Grüße
Zwerg
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Beitrag von El Che » Di 03.04.07 18:00

Das Zahlzeichen X auf den Denaren wurde durch XVI, später auch durch einen "Stern" ersetzt und verschwand dann schließlich ganz.

Hmmmmm, dann gibt es aber in diesem Fall zeitliche Probleme, denn beide Münzen erinnern doch aufgrund ihrer identischen Rückseite ganz klar an dasselbe Ereignis (s.o.). Auch die Beschriftung des Revers ist identisch, sie müssen also halbwegs gleichzeitig ausgegeben worden sein (werden auch beide immer auf 181 datiert).
Trotzdem habe ich bei CoinArchives die Variante 1 (also [L P]O[RCI LICI]) immer mit Stern gefunden:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 1&Lot=8277

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1009

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 3&Lot=2350

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1060

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1059

Die Variante 2 ([L P]O[MPONI CN]) dagegen immer mit X:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=1008

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 80&Lot=873

Da es sich offensichtlich auch nicht um stempelgleiche Münzen handelt, kann das doch kein Versehen oder Zufall sein, oder?

Liebe Grüße,
Uli

P.S.: Kann man sich denn der Vorlage des Originals noch annnähern, oder muss es dabei bleiben, dass ich hinter dem "o" eher ein "R" erahne...

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Beitrag von Durmius » Di 03.04.07 19:07

Mit diese Denaren man kennt sieben römische Namen
M.Aurelius Scaurus
L.Cosconius
C.Poblicius Malleolus
L.Pomponius
Lucius Porcius Licinius
YUnd dazu der Name des censores L. Licinius y Cn Domitius
Eine Hochínteresantes serie


Grüsse

Durmius
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Beitrag von Zwerg » Di 03.04.07 20:48

Hallo Uli

M.Aurelius Scaurus - hat Stern
L.Cosconius - hat X
C.Poblicius Malleolus - hat X
L.Pomponius - - hat X
Lucius Porcius Licinius- hat Stern

Die Bedeutung des Wertzeichens hat sich mittlerweile ein wenig abgeschliffen, aber wie Durmius richtig bemerkt - eine hochinteressante Serie.

Mit dem "Stern" ist es bei Dir also Lucius Porcius Licinius

Grüße
Zwerg
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Beitrag von Peter43 » Di 03.04.07 20:52

Eine Münze dieser Serie, von C. Poblicius Malleolus, habe ich gerade im Thread 'historisch interessante Münzen' vorgestellt! Zufall oder Fügung?

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von El Che » Sa 07.04.07 21:51

Hallo noch einmal!

Vielen Dank für die Infos! Ich kann also doch das Vorbild meiner Münze identifizieren.

Was mir nun erst durch die Verbindung zu Peters Münze im historischen Thread klar wurde ist, dass diese Münzen gar nicht in Rom, sondern in Narbo geprägt wurden. Das ist ja nun wirklich eine Besonderheit, vor allem wenn man daran denkt, dass die Colonia Narbo erst 118 gegründet wurde (was freilich nicht heisst, dass es dort nicht schon eine bedeutende Siedlung gab).
Dennoch finde ich es einen sehr bemerkenswerten Vorgang, dass in einer Neugründung bereits geprägt wurde. Ich frage mich, ob die verschiedenen Münzmeister (die ja alle in dieser Serie geprägt haben) alle nach Narbo kamen, oder das Geschehen aus der ferne steuerten (und wie?).

Übrigens habe ich auf dem wikipedia-Link ein weiteres (m.E. sehr gut gemachtes!) Subaerat aus dieser Serie - hier eindeutig von Pomponius - gefunden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Pomponia7.jpg

Damit verweisen von den 9 zufällig gefundenen Münzen (meine, die Münze bei wikipedia und die 7 Münzen vom Coinarchiv) ganze drei auf antike Fälschertätigkeit (zweimal Subaerate, einmal Prüfdurchschlag). Auch wenn dies natürlich keine empirische Basis ist, frage ich mich, ob diese Frequenz bei dieser Serie mit der Prägung in Narbo - und damit quasi an der Grenze des damaligen Einflussbereiches - zusammenhängen könnte...

Liebe Grüße,
Uli

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