Schüsselförmige Calpurnia

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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drakenumi1
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Schüsselförmige Calpurnia

Beitrag von drakenumi1 » Di 03.04.07 16:56

Ich hoffe, die nachstehend abgebildete Calpurnia (L. Calpurnius Piso L. f. Frugi) gibt diesen Fakt halbwegs deutlich wider:
In meiner Sammlung liegen 3 Stück ähnlicher Prägung, deren Rückseite stets mehr oder weniger stark schüsselförmig gewölbt ist. Das ist gewiß kein Zufall, sondern hat einen mir unbekannten Grund. Zwar kann ich vermuten, es könne mit dem Schutz der recht filigranen Prägung in der Tiefe der Wölbung vor Abrieb zu tun haben, oder auch mit einem besseren Prägeergebnis bei schiefem Aufsetzen des Stempels. Aber nix genaues weiß ich nicht. Wer bitte weiß mehr und Gesichertes?

drakenumi1 bedankt sich schon jetzt!
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drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Do 05.04.07 12:15

Eine nochmalige Durchsicht meiner Sammlung ergab, daß weitere Republik - Denare eine solche schüsselförmige Ausbildung der Rückseite aufweisen, wobei der Grad der Wölbung unterschiedlich ist. Besonders stark z.B. bei Herennia, Alb. 1100; Coelia, Alb. 1122; Marcia, Alb. 1254; Crepusia, Alb. 1252; Procilia, Crw. 379.1; Furia, Alb. 1331; Marcia, Alb. 1346, Acilia, Alb. 1376; Carisia, Alb. 1438; Cordia, Alb. 1428; Clodia, Alb. 1583.
Mit Beginn der Kaiserzeit kann ich diese Erscheinung nicht mehr feststellen.
Mich interessiert, ob diese Wölbung bei den Typen generell vorhanden ist. Wenn ja, könnte dies auch zur Feststellung von Fälschungen dienen.

Grüße an alle von
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 05.04.07 14:39

Hallo drakenumi1!

Eine verbindliche Antwort auf Deine Frage habe ich leider nicht. Dennoch möchte ich daraufhin mal ein wenig theoretisieren:
Auch bei vielen Bronzen der Kaiserzeit ist im Zweifel eher die Rückseite etwas konkav. Ich könnte mir nun denken, daß man den Rv.-Stempel deshalb ein wenig konvex gestaltet hat, damit bei Prägen der Vorderseite durch den Unterstempel auch ja genügend Prägedruck an der entscheidenden Stelle erfolgte, nämlich dort, wo das Porträt des Kaisers entstehen sollte. Zu bedenken ist dabei außerdem, daß zum Prägen eines Porträtkopfes sehr viel mehr Metall verdrängt werden mußte, als das etwa bei den meist eher kleinteiligen Rückseitenbildern erforderlich war.
So sind immer mal wieder hervorragend durchgezeichnete Kaiserbildnisse in Kombination mit eher flauen Rückseiten zu beobachten, was pauschal mit müden Rv.-Stempeln erklärt wird.
Soweit mein Erklärungsversuch, wieder nach dem Adolf-Tegtmeier-Motto "Wat man nich selber weiß, dat muß man sich erklären."

Gruß

chinamul
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Beitrag von beachcomber » Do 05.04.07 19:48

chinamul's beobachtung bei sesterzen kann ich bestätigen.(wenigstens für das 1.und 2.jh)
ich könnte mir vorstellen, das die aufnahme des unterstempels (also das porträt) etwas breiter war, damit der schrötling nicht so schnell verrutschen konnte.
und dadurch,das durch den schlag mit dem kleineren oberstempel jede menge material in das,zu der zeit relativ erhabene, av getrieben werden musste, erscheint das rv immer etwas konkav.
grüsse
frank

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Beitrag von diwidat » Do 05.04.07 21:02

In einem älteren Buch hatte ich mal gelesen, dass die Republik Denare warm (d.h. glühend) geprägt wurden. Da mann dabei die Rohlinge schwerlich mit den Fingern festhalten konnte, diente der konvexe RS Stempel evtl. zusätzlich zur Zentrierung. ?!

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Beitrag von quisquam » Mo 09.04.07 15:06

Auch ich habe leider keine gesicherten Erkenntnisse, bin mir aber recht sicher, dass die Münzstempel plan waren und die Wölbung durch den schlagartigen Prägevorgang und die inneren Spannungen, die dadurch entstehen, dass das Metall schneller fließen will als es tatsächlich kann, hervorgerufen wird. Der Unterstempel, mit dem die Vorderseite geprägt wurde war fest, während der Rückseitenstempel lose geführt wurde. Beim Prägevorgang bewegt sich also nur ein Stempel, was den unterschiedlichen Metallfluss auf beiden Münzseiten erklären kann.

Das Thema "heißes oder kaltes Prägen" ist übrigens nicht ganz einfach. Es ist m.W. zumindest bei der Bronzeprägung mit weit verbreiteten Irrtümern verbunden, und wäre mal eine ausfürhliche Diskussion wert!

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Gewölbte Republik - Denare

Beitrag von drakenumi1 » Di 10.04.07 17:24

Dank Euch allen für das Zusammentragen aller denkbaren Erklärungen. Manches leuchtet ein, anderes wieder weniger. Aber eine gesicherte Erklärung gibt es offensichtlich nicht. Belassen wir es dabei. Irgendeinen Grund wird es geben, warum bei Denaren wenigstens diese Wölbung in der Imperialzeit nicht mehr beobachtet werden kann. Sollte es der Übergang vom Heiß- zum Kaltprägen gewesen sein? Aber meine Glückseligkeit hängt nicht an dem Wissen um die Gründe. Man kann auch mal eine Frage unbeantwortet lassen.
Zum Schluß noch eine Carisia mit extremer Wölbung von ca 0,5 mm und schöner beidseitiger Prägeschwäche. In diesem Falle hat die Wölbung die nicht ausreichende Füllung der beiden Formen (Stempel) - Hälften nicht verhindern können. Übrigens weisen von 14 gewölbten Republik-Denaren meiner Sammlung 4 Stck solche Schwäche auf. Hätte man den Prägedruck (Prägeschlag) etwas verstärkt, wäre die Prägeschwäche vermieden worden. Auch ohne Wölbung. Übrigens: Einen positiven Aspekt hat diese Wölbung für uns Sammler heute: Sie beschert uns häufiger auch mal eine fast stempelglänzende Erhaltung im Schutze dieser "Schüsselwand". Wie bei dieser Carisia.
Freundlichst

drakenumi1
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