Münzfälscherformen in Ton

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Antworten
n.......s
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von n.......s » Sa 28.04.07 21:07

...sieht eher aus wie Abgüsse / Abdrücke ...

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Sa 28.04.07 21:32

Sowas ist ja leicht zu fälschen, wenn man eine echte Münze zur Verfügung hat.

Schon witzig: Fälschungen einer Fälschung! :-)
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11584
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 230 Mal
Danksagung erhalten: 1217 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 28.04.07 23:26

Da müßte man jetzt von der Form einen Abdruck machen und dann sehen, ob der Diadumenian einen bulgarisch anguckt...

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Sa 28.04.07 23:26

An dem Aussehen und den Bearbeitungsspuren der Eingusslöcher ist die Fälschung der Fälschung deutlich zu erkennen. (Dremel hat erst jetzt eine Niederlassung am Limes)
Außerdem haben die echten Fälscher Gussformen zwei Löcher, nämlich Einguss und Steiger.
In einem älteren NNB ist ein hervorragender Artikel darüber.

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Beitrag von beachcomber » So 29.04.07 11:00

eine gussform aus blei?!! wie soll das denn funktionieren? der schmelzpunkt von blei ist viel niedriger als bei allen anderen für münzenen verwandte metalle, und würde beim einguss direkt wegschmelzen.
grüsse
frank

Benutzeravatar
Wurzel
Moderator
Beiträge: 4300
Registriert: Mo 21.06.04 17:16
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 320 Mal
Danksagung erhalten: 464 Mal

Beitrag von Wurzel » So 29.04.07 11:09

Hallo beachcomber,

unter dem Bild der Bleiform steht:
Nachbildung einer Gußform aus Blei. Die darin gegossenen Denare (Kaiser Alexander Severus) dienten lediglich als Modell zur Herstellung hitzebeständigerer Lehmgußformen
Was ich so verstehe, das die Bleiform zur Herstellung der Lehmformen diente. Das erscheint mir auch logisch, den die Lehmformen waren ja nur einmal zu gebrauchen. Auf diese Weise ließen sich aber gleich etliche herstellen.

Allerdings beweist die Bleiform damit auch nicht, das die endgültigen Formen keine 2 Löcher hatten.

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11584
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 230 Mal
Danksagung erhalten: 1217 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » So 29.04.07 11:14

Also, wenn ich eine hitzebeständige Matrize aus Lehm herstellen will, nehme ich doch sinnvollerweise am einfachsten eine echte Münze (einen gut erhaltenen Denar werden die Herren Fälscher doch wohl noch gehabt haben!), um den Abdruck herzustellen, oder?!?

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
El Che
Beiträge: 481
Registriert: Mo 08.05.06 23:11
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von El Che » So 29.04.07 12:02

unter dem Bild der Bleiform steht:

Zitat:
Nachbildung einer Gußform aus Blei. Die darin gegossenen Denare (Kaiser Alexander Severus) dienten lediglich als Modell zur Herstellung hitzebeständigerer Lehmgußformen


Was ich so verstehe, das die Bleiform zur Herstellung der Lehmformen diente. Das erscheint mir auch logisch, den die Lehmformen waren ja nur einmal zu gebrauchen. Auf diese Weise ließen sich aber gleich etliche herstellen



Hallo,

ich kann vielleicht etwas zu dieser Frage beitragen. In einem Museum habe ich einmal als kleiner Junge gesehen, wie seit der Bronzezeit Gussformen im Allgemeinen hergestellt wurden.

Und zwar geschah dies wohl in der Regel über ein Artefakt aus Wachs, das genauso modelliert wurde, wie der gewünschte Metallgegenstand. Es hat als Arbeitsmaterial für Künstler den Vorteil, dass es durch geringe Temperaturerhöhung gut formbar wird etc.
Dieses "Positiv" des gewünschten Gegenstandes wurde dann in eine Tonform eingeknetet - ein einfacher Abdruck des Originals reicht wohl in der Regel nicht, weil der Ton sich sonst beim Einbringen in den Ofen und beim Brennen zu Beginn verformen kann. Das Wachs schmilzt ab einer gewissen Temperatur und läuft aus den eingearbeiteten Löchern aus der Form aus - et voilà: fertig ist eine Gussform. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass die Bleiform zur Produktion von Wachsmünzen genutzt wurde.

Liebe Grüße,
Uli

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: ms

Beitrag von diwidat » So 29.04.07 14:37

angelo2de hat geschrieben:hallo diwidat,
ein original falsch-Münzstempel aus Augusta -Raurica zeigt auch nur ein Eingussloch.Eine ausname ?
Die Frage hat sich wohl in der Zwischenzeit beantwortet.
Dem Giesser (und das besonders bei diesen kleinen Metall Mengen) wird es wohl nur schwer gelungen sein flüssiges Metall gegen den Luft (Dampf-) strom der aus dem Loch kommt, in die Form hinein zu bekommen. Daher findet man oft zwei Löcher. Das ist dann aber auch das Qualitätsgeheimnis.
Die zwei Nasen an den gegossenen antiken Münzen kommen aber von einen sogen. Strangguss, bei dem mehrer Münzen hintereinander gegossen wurden.

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Beitrag von beachcomber » So 29.04.07 14:44

das wachsausschmelzverfahren zur herstellung von falschmünzen ist viel zu aufwendig: deswegen wurden ja tonformen produziert die aus zwei hälften bestanden. so konnte man die formen immer wieder benützen. und um solche formen herzustellen, muss ich eben wirklich nur echte münzen in den feuchten ton drücken, und diesen dann brennen.
insofern verstehe ich die funktion dieser bleiformen überhaupt nicht.
grüsse
frank

Benutzeravatar
quisquam
Beiträge: 4555
Registriert: Mo 12.09.05 17:22
Wohnort: Rheinland
Hat sich bedankt: 8 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal

Beitrag von quisquam » So 29.04.07 17:13

Frank, das Giessen in verlorener Form ist nicht viel aufwendiger und umgeht Probleme, die man mit mehrteiligen Formen hat. Es gab sicher nicht nur ein Verfahren!
diwidat hat geschrieben:Dem Giesser (und das besonders bei diesen kleinen Metall Mengen) wird es wohl nur schwer gelungen sein flüssiges Metall gegen den Luft (Dampf-) strom der aus dem Loch kommt, in die Form hinein zu bekommen.
Laut Moesta/Franke, Antike Metallurgie und Münzprägung Seite 104f wurden die meisten Münzen "en chapelet" gegossen, d.h. mehrere Münzen hintereinander. Seit Anfang des 3. Jhdts. aber wurde dieses "Formverfahren durch ein etwas komplizierteres weitgehend ersetzt". Die schematische Zeichnung dazu hatte ich bereits in diesem Thread eingestellt:
http://www.numismatikforum.de/ftopic16155.html
Und die Fotos der dazu abgebildeten Formen weisen auch nur ein Loch für den Zufluss und keines zur Entlüftung oder als Abfluss auf.

Meines Wissens waren solche Formen aus gasdurchlässigem, und daher auch sehr leichtem Formmaterial. Diejenigen, die ich kenne sind jedenfalls deutlich leichter als man es von gewöhnlichem "Töpferton" erwarten würde.

Ich kenne gegossene Denare, aber kennt jemand Tetrarchen-Folles oder noch spätere Kupfermünzen, die offensichtlich aus solchen Formen stammen? Ich würde gerne mal welche sehen! Es muss sie geben, sie scheinen aber seltener zu sein als die Formen :? , oder sie sind kaum als Güsse auszumachen, was für ein gutes Gussverfahren spräche.

Grüße, Stefan

PS: Schöne Fälscherformen sind auch hier zu sehen:
http://www.numispedia.de/F%E4lscherform
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von diwidat » Mo 30.04.07 14:40

Bei den Formen aus numispedia sind die Entlüftungslöcher aber deutlich zu sehen. Sie dürfen ja nicht so groß sein, dass flüssiges Metall dort austreten kann, das fehlt ja dann am Gußstück. Es soll ja nur die Luft und der Dampf entweichen (Formen sind nie ganz tocken)
Moderne Güsse dieser Art werden im Wachs Ausschmelzverfahren und dann als Schleuderguss ausgeführt (Goldschmiede).
Dateianhänge
Gussformen-Römer.jpg

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: KarlAntonMartini und 16 Gäste