Konzessionen an die Erhaltung?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Di 01.05.07 11:21

Hallo, Papinian,
deine Frage nach den "persönlichen Erlebnissen" in Bezug auf Deinen Elefanten und seine Löcher will ich mal so erklären:
Die Löcher wurden nicht im kalten Zustand in die Münze eingebracht, sondern im heißen, glühenden. Im einfachsten Fall auf ein Stück nicht zu harten Holzes gelegt und dann mit einem Dorn die zu entfernende Ronde in das Holz hineingeschlagen. Die Ränder der Löcher werden dann leidlich rund und glatt.
Im kalten Zustand wären die Lochränder stark ausgefranst.
Damit beantwortet sich die Frage nach dem Ursprung der schwarzen, brandartigen Beläge: Die Reste einer alten und ausgeglühten Verkrustung bzw. Patina.

Freundliche Grüße von

drakenumi1
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Di 01.05.07 11:25

hallo quisquam,
ich glaube nicht, dass diese münze irgendwo aufgenagelt war. ich denke diese löcher wurden mit einem nagel durchbohrt, mal vom av mal vom rv aus, um dann entweder irgendwo aufgenäht zu werden, oder als eine art riemenverteiler genutzt zu werden.
grüsse
frank

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Beitrag von beachcomber » Di 01.05.07 11:44

hallo drakenumi,
ïch glaube du irrst. um diese löcher zu produzieren, musst du die münze nicht erhitzen. mit einem nagel durchschlägt man locker eine kupfermünze!
es sieht so aus, als sei das verdrängte material, welches sich auf der gegenseite des schlages dann aufwölbt, wieder ein bisschen flachgehämmert und geglättet worden zu sein.
grüsse
frank

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Beitrag von diwidat » Di 01.05.07 12:37

Die Verwendung von alten Münzen für kommerzielle Zwecke ist in nicht technisierten Ländern gar nicht so unüblich.
Die Kettenknüpfer bei den Nagas in Südost Indien verwenden alte Münzen der East Indie Company als Verschlüsse, hier aber mit zwei Löchern.
Wenn der Knopf mehr halten muss (Pferdegeschirr, Kampfkleidung) sind auch mal drei Löcher angesagt.
Dateianhänge
Naga-Ketten.jpg

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Di 01.05.07 17:10

Gut möglich, dass die Münze durch die Lochung einem praktischen Zweck zugeführt wurde. Ich denke aber, dass man dann die Löcher auch nach praktischen Gesichtspunkten platziert hätte. Mir sieht es aber so aus, als habe man Portrait und Elefant absichtlich verschont. Ein sicheres Argument für ein Amulett ist dies natürlich nicht. Das ungewöhnliche und sicher auch schon in der Antike ansprechende Münzmotiv spricht mir aber auch dafür.

Ob die Münze einem Feuer ausgesetzt war ist schwer zu sagen. Schmauchspuren überleben jedenfalls äußerst selten die Jahrhunderte. So ist es bei Öllampen, und bei Münzen wird dies vermutlich nicht wesentlich anders sein. Aber spekulieren ist natürlich erlaubt und macht solche Stücke ja auch so interessant.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von drakenumi1 » Di 01.05.07 19:12

Hallo, Papinian,
betreffend die schwarze Oberflächenfärbung vermute ich folgendes:
Die Münze wurde zur Lochung stark erhitzt. Sie wird in dieser Temp. auf ein nicht zu weiches Stück Holz gelegt und dann mittels Schlag auf einen Dorn die Ronde in das Holz hineingetrieben. Es entstehen auf diese Weise leidlich runde Löcher und nicht zu starke Trichter um die Löcher herum, im Gegensatz zum Lochen im kalten Zustand, wobei der Kraftaufwand wesentlich größer und die Lochränder stark ausgefranst sind.
Damit ist auch die Erklärung für die schwarze Oberfläche gegeben: durch die Erhitzung verbrannte Verkrustung / Patina und oxydiertes Kupfer, meint
mit freundlichen Grüßen

drakenumi1

(Zum Verwendungszweck diese Objektes: Wie wäre es mit einem Knopf??)
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Beitrag von chinamul » Di 01.05.07 19:44

Ein Knopf scheidet als Erklärung wohl definitiv aus. Dazu liegen die Löcher bei weitem nicht zentral genug. Der Witz beim Knopf ist doch der, daß nach dem Zuknöpfen der Knopf nicht sofort wieder aus dem Knopfloch schlüpft, und dazu muß sein Rand genügend weit über das Knopfloch hinausragen.

Gruß

chinamul
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 01.05.07 22:20

Hier zum Vergleich mein - auch mäßiges, aber nicht so mißhandeltes - Exemplar des Munificentia-Asses.

@Papinian: Du hast recht, dieser Knochen ist ein Otho. Die Kopfform ist charakteristisch, und auf der Vs. kann man auch viele Buchstaben lesen, wenn man die Münze in der Hand hat. Leider ist auf der Rs. kaum was zu erkennen, außer daß es sich um eine stehende Figur handelt. Da bei ca. 7 Uhr der Buchstabe S schwach zu lesen ist, halte ich den Rs.-Typ für Securitas.
Auch hier stellt sich die Frage: Was ist mit der Münze passiert? War die Münze (sie ist sehr dünn und wiegt nur 1,86 g) in einem stark korrodierenden Untergrund und wurde dann irgendwie poliert (was nach den Oberflächen aber auch schon einige Zeit her sein müßte)? Eine richtig gute Erklärung habe ich noch nicht.
Ich muß gestehen, daß ich mir die Münze gekauft habe, obwohl ich einen guten Otho besitze. Aber für sechs Euro fünfzig incl. Porto konnte ich doch nicht widerstehen...
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Beitrag von Chippi » Do 03.05.07 21:42

Homer, deinen Ant. Pius finde ich klasse! Gefällt mir.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 05.05.07 23:55

Weißt Du, das ist die Kategorie: "Nicht toll, aber brauchbar und grundehrlich". Es soll ja Leute geben, die die Erhaltung schon nicht mehr sammeln, aber die brauchen dann sehr viel Geld, oder sie kaufen sich drei Münzen im Jahr. (Oder sie sammeln Euros, aber das zählt ja an dieser Stelle nicht.)

Viele Grüße,

Homer
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Beitrag von Papinian » Mi 09.05.07 21:19

Bedanke mich für die interessanten Anregungen. Habe eure Beiträge mit großer Freude gelesen!
Homer, die Sammelwürdigkeit deines Exemplar in Zweifel zu stellen halte ich für ein fragwürdiges Unterfangen. Bei meinem Stück könnte ich es noch verstehen :) .....
Herzlichst,
Papinian

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