Übrigens das erste Mal in Deutschland, dass ein nennenswerter Dialekt nicht eine geographische Herkunft anzeigt, sondern die Herkunft aus einer (niedrigen) sozialen Schicht. Eine bedenkliche Entwicklung.
Man spricht in einem solchen Fall von einem Soziolekt, in Abgrenzung eben zum regional verankerten Dialekt. Ob da irgendetwas bedenklich ist, weiss ich nicht...
Ich halte es mit Coserius Sprachphilosphie: Sprache ist nicht vordeterminiert, unterliegt also nicht (wie biologische Organismen) dem deterministischen Einfluss von Naturgesetzen - eine Position die in der Sprachwissenschaft im 19. Jhdt. stark vertreten wurde - sondern der Freiheit der Sprecher, Neuerungen zu übernehmen oder auch nicht. Philosophisch betrachtet: Sprache ist nicht ergon, sondern energeia.
Sprachwandel ist somit ein urdemokratisches Phänomen und deshalb scheitern auch Normierungsversuche langfristig, auch und gerade die der Académie. Gint es heute nicht schon fast 2 französische Sprachen, von denen die eine bald eine nur noch halblebendig sein könnte, so wie das Latein nach der Entstehung der romanischen Sprachen?
Aber ich schweife mal wieder ab, ... kurz und gut: Ich sehe das Problem weniger in der neuen Rechtschreibung (egal welcher), sondern vor allem in der Tatsache, dass es aus Konsensgründen in vielen Bereichen gerade eben keine RECHTschreibung mehr gibt, sondern nur noch Varianten... = Beliebigkeit.
Liebe Grüße,
Uli