Fälschungen in Museen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Iotapianus
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Fälschungen in Museen

Beitrag von Iotapianus » Do 10.05.07 15:54

Hier ein dpa-Bericht von heute.

Iotapianus

nsb0108 4 ku 304 lni 4549

Museen/Münzen/
(Zusammenfassung 1545)
Auch gefälschte römische Münzen erfreuen Museumsdirektor
(Bild geplant) =

Braunschweig (dpa/lni) - Original oder Fälschung - für die
Münzsammlung des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig spielt
das eine untergeordnete Rolle. Bei einer Metallanalyse römischer
Münzen stellten sich zehn Prozent der antiken Zahlungsmittel zwar als
Fälschung heraus, doch Museumsdirektor Jochen Luckhardt stört das
wenig: «Manche Imitate aus der Renaissance und dem Barock sind weit
mehr wert als manche Originale», sagte er am Donnerstag. Das Museum
hat insgesamt etwa 30 000 Münzen, davon 2340 römische. Um einen
aktuellen Bestandkatalog der römischen Münzen erstellen zu können,
hatte das Museum 110 Münzen nach dem «Atomabsorptionsverfahren» in
Berlin analysieren lassen.

Eine besonders wertvolle Fälschung, von der es weltweit nur drei
gibt, ist eine Bronze-Münze, die den Vesta-Tempel in Rom zeigt. «Ihr
Wert liegt zwischen 50 000 und 60 000 Euro», vermutet Wolfgang
Leschhorn, der für die herzogliche Münzsammlung zuständig ist. Das
Original stammte aus der Zeit von Kaiser Tiberius (14-37 nach
Christus).

«Bis zum 19. Jahrhundert war es vollkommen unwichtig, ob die
Münzen Originale waren», erläuterte er. Sie dienten weniger als
Wertanlage. Sie sollten die Kunst dokumentieren und wurden als
Unterrichtsmaterial eingesetzt. «Vermutlich mussten die Söhne der
Herzöge erkennen, welche Kaiser abgebildet waren», sagte Leschhorn.

Beim «Atomabsorptionsverfahren» werden etwa 0,05 Gramm des Metalls
am Rand entfernt und in Salzsäure ausgelöst. «Anschließend wird die
Flüssigkeit bei sehr hohen Temperaturen verbrannt», berichtete der
Historiker. Die entstehenden Gase werden mit Licht bestrahlt, dass je
nach Legierung reflektiert wird. «Im Vergleich mit anderen kann dann
gesagt werden, aus welcher Zeit die Münzen stammen», erläuterte
Leschhorn.

Während alte Fälschungen den Münzsammlern willkommen sind, legen
sie auf aktuelle keinen Wert. Insbesondere in Bulgarien und Rumänien
seien Banden aktiv, die nach alten Verfahren fälschen und den Markt
überschwemmen. «Bereits 100 Händler haben unseren Katalog bestellt»,
berichtete Luckhardt. Mit Hilfe der Beschreibungen können sie
Fälschungen leichter entlarven. Die Münzen sind derzeit im Museum
nicht zu sehen.

(Internet: www.museum-braunschweig.de)
dpa pö yyni z2 bz

101548 Mai 07

usen
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Re: Fälschungen in Museen

Beitrag von usen » Do 10.05.07 16:12

Hallo Iotapianus,
sehr interessant zu lesen! Danke erstmal dafür. Mir ist nur eine Zeile etwas komisch vorgekommen, es kann aber sein das mir dort einfach die Erfahrung und das Wissen fehlt.
Was haltet Ihr von dieser Aussage??
Iotapianus hat geschrieben:doch Museumsdirektor Jochen Luckhardt stört das
wenig: «Manche Imitate aus der Renaissance und dem Barock sind weit
mehr wert als manche Originale»,
Ich denke das Originale eigentlich immer wertvoller waren als die Fälschungen. Natürlich nicht für einen Fälschungssammler. Aber korrigiert mich wenn ich mich irre..


MfG
Frederik

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Beitrag von helcaraxe » Do 10.05.07 16:16

Es geht um die sogenannten Paduaner, wenn ich mich nicht irre - aber mein Wissen ist da marginal. Das waren ja wohl nicht immer Fälschungen im Sinne des Wortes sondern freie Nachgestaltungen und wenn diese schön gemacht sind und selten sind - warum sollte dafür kein hoher Preis erzielt werden?
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Fridericus » Do 10.05.07 16:30

Es gibt in der Tat Nachahmungen antiker Münzen, die einen hohen Sammlerwert haben - als Nachahmungen. Dazu gehören z.B. die sog. Paduaner (Nachahmungen oder freie Erfindungen römischer Großbronzen aus der Renaissance für den damaligen Kunstmarkt) oder die sog. Beckerschen Fälschungen (Hofrat Becker, ich glaube 18. Jahrhundert?). Diese Imitationen sind so begehrt, dass sie selber wieder gefälscht werden! Aber: meines Wissens ist z.B. der Nero-Sesterz mit dem Hafen von Ostia im Original immer noch deutlich mehr wert als jeder Paduaner mit dem gleichen Motiv!

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Beitrag von curtislclay » Do 10.05.07 16:51

Dass ein Paduaner von Tiberius mit Rs. Vesta-Tempel 50.000-60.000 Euro wert sei, wie Leschhorn angibt, ist bestimmt Unsinn. Ich würde vermuten: 1.000-2.000 Euro.

usen
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Beitrag von usen » Do 10.05.07 17:24

Wirklich sehr interessant, hätte ich nicht gedacht das es dort solche Stücke gibt. Wie selten sind denn die Paduaner? Gibt es aufällige Merkmale die man als Laie vielleicht sehen und erkennen kann?
Für die vielen Fragen entschuldige ich mich schonmal, aber ist eben Neuland für mich.
Vielen Dank und freundlichste Grüße
Frederik

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Beitrag von Peter43 » Do 10.05.07 20:04

Hallo Frederik!

Hier kannst Du einige Paduaner bewundern. http://www.coinarchives.com/a/results.p ... rch=paduan
Wie Du siehst, ist es der Stil. Aber es gibt auch Paduaner, die keine antike Vorlage haben.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Zwerg » Do 10.05.07 20:37

Mittlerweile hat der Ausdruck "Paduaner" in Antiken-Auktionen einen schlechten Ruf. Paduaner stammen aus dem 16. Jhd., die angebotenen "Paduaner" sind meist ganz schlechte Repliken von Repliken von ....

Sucht man im "modernen" coinarchives etwas, sieht man ganz andere Medaillen (neben dem "Schrott").
Nur als Beispiel eine Medaille des Giovanni da Cavino, original aus dem 16. Jhd., der man ansieht, wie diese Künstler aus Padua versucht haben, so gut wie die antiken Vorbilder zu arbeiten.
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 18&Lot=192

Grüße
Zwerg

Nachtrag zum ersten Beitrag
Unsere Wissenschaftler mögen ihr wissenschaftliches Handwerk verstehen - aber vom Handel und von Münzpreisen haben sie meist keine Ahnung. Also sollte man solche Äußerungen mit dem Mantel des Schweigens bedecken (aus eigener Erfahrung)
Dateianhänge
padua.jpg
Zuletzt geändert von Zwerg am Fr 11.05.07 08:36, insgesamt 1-mal geändert.
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

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Beitrag von usen » Fr 11.05.07 07:29

Danke für die hilfreiche Erklärung und die Links, also kann man die Stücke nur durch Erfahrung ausfindig machen. Ich meine, wenn es keine antike Vorlage gab, muss man ja erstmal wissen das dieses Stück, so in der Antike, nicht vorkam.
Dieses Thema scheint mir aber sehr Interessant zusein. Gibt es vielleicht eine gute Lektüre über Paduaner? Die würde dann ganz oben auf meiner Geburtstagsliste stehen :). Direkt neben dem schönen 4 Liard Stück :lol: .
@Zwerg: ein wirklich schönes Stück welches Du dort zeigst, hätte ich gerne.

Wenn ich mir das Forum hier so anschaue, habe ich wohl ein eher langweiliges Sammelgebiet, daher denke ich oft darüber nach mir auch (aus Gründen der Langeweile) ein zweites Sammelgebiet zusuchen, wo ich viel mehr Zeit zum bestimmen, erfassen und katalogisieren brauche. Da ist mir das Forum schon eine große Hilfe um mal einen Einblick in andere Gebiete zu bekommen.

MfG
Frederik

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Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 11.05.07 16:28

Die Medaille ist klasse in ihrem Stil (der wiederum völlig anders ist als der altrömische Stil, auch wenn die Rs. auf einen Domitian-Sesterz zurückgeht) und im Detailreichtum (man beachte auf der Rs. den Dackel unter dem curulischen Stuhl des Capitano)!

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Beitrag von Nikolausi » Mo 14.05.07 00:14

hallo,
weiss jemand wann denn nun die antiken Muenzen der Sammlung
Anton Ulrich-Museum veroeffentlicht werden?
Ein Norddeutscher Muenzhaendler hatte letztes Jahr schon geworben.
gruesse
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