Ein römisches Fass? ( Preisurnen / Scannen / Schrötlinge )

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Ein römisches Fass? ( Preisurnen / Scannen / Schrötlinge )

Beitrag von helcaraxe » Mi 20.06.07 00:09

Liebe Freunde der römischen Numismatik!

Mal wieder hat Euer helcaraxe ein Ruinchen, das ihm keine Ruhe lässt... 8)

Woher kommt dieses kleine Münzlein, das seine besten Tage schon hinter sich hat?

Dass es eine römische Provinzprägung sein könnte, vermute ich nur auf Grund des "römischen" Portraits mit der Strahlenkrone. Was dieses Fass auf dem Rv. darstellen soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.

Wer kann mir noch Hinweise geben, wo das Stück einzuordnen ist?

dm = 19 mm, 4,1 g.

NB.:
Ich habe versucht, die Münze mit meinem neuen HP-Scanner einzuscannen, weil der mehr Tiefenschärfe hat - dem ist auch so, aber irgendwie werden die Bilder bei ihm so pixelig, als ob sie schon jemand schlecht nachbearbeitet hat. Die Münze sieht dadurch viel krateriger aus als sie ist. :-( Hat jemand, der vielleicht auch einen HP-Scanner hat, eine Idee, woher das kommt?
Zuletzt geändert von helcaraxe am Mi 20.06.07 22:51, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1927 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mi 20.06.07 01:04

Natürlich eine römische Provinzialmünze! Das 'Faß' ist eine sog. Preisurne. In vielen Städten, besonders Kleinasiens, fanden Wettspiele statt, die das Ansehen dieser Städte mehrten (und Geld in die Städte spülten). Hier einige Beispiele aus meiner Sammlung. Die erste aus Odessos zu Ehren der Darzaleia, die zweite mit gleich 3 Preisurnen zu Ehren des Cartamen iselastica in Heliopolis in Coele-Syria.

Daß es sich um eine Strahlenkrone handelt, davon bin ich noch nicht überzeugt. Bei der Vs. tippe ich mal auf Elagabal (hat nämlich viel Ähnlichkeit mit meinen Münzen von Elagabal aus Kleinasien), aber es kann auch einer der späteren Kaiser sein, z.B. Valerian.

Übrigens: In der Antike gab es keine Fässer oder Tonnen! Siehe die Frage zu Diogenes im letzten Quiz!

Dann gibt es zu dieser Darstellung noch ein Problem, daß ich noch nicht gelöst habe. Es gibt nämlich auch noch Preiskronen, die fast genauso aussehen wie Preisurnen!

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
odessos_gordianIII&theosmegas_AMNG2371.jpg
heliopolis_valerianI_BMC28.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Dapsul
Beiträge: 754
Registriert: Do 28.04.05 17:50
Wohnort: Vicus Scuttarensis
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Dapsul » Mi 20.06.07 08:35

Ein sehr schöner Artikel zu diesen Dingern steht hier: http://homepage.univie.ac.at/elisabeth. ... specht.htm

Das Daubenprinzip, das beim Faßbau zugrundeliegt, war den Römern jedenfalls bekannt. Es gibt sog. Daubenbecher, die wie ein Faß gebaut, nur viel viel kleiner sind.

Gruß - Frank

Benutzeravatar
drakenumi1
Beiträge: 2943
Registriert: So 26.11.06 15:37
Wohnort: Land Brandenburg
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 33 Mal

Narbige Scanner - Bilder

Beitrag von drakenumi1 » Mi 20.06.07 09:50

Bilder vom Scanner von Kupfermünzen scheint generell ein schwieriges Kapitel zu sein. Ich habe zwar einen Epson, aber das gleiche Problem. Wohl deshalb, weil für dunkle Vorlagen die Belichtungszeit nicht ausreicht, um eine halbwegs helle Abbildung zu bewirken. Ganz und gar versagt der Scanner bei fast schwarzen Münzen. Man versucht sich dann zu helfen durch Hochziehen des Kontrastes, dann kommen die Konturen zwar etwas besser heraus, hat das aber durch wesentliche Betonung der manchmal nur geringen Korrosionsnarben erkauft. Mir scheint, daß Kupfermünzen und Scanner sich verbieten. Hier ist das klassische Foto, auch das digitale, haushoch überlegen.
Ein weiterer Grund für die starke Narbigkeit könnte in der Lichtführung im Scanner begründet sein. Ein hoher Anteil an spitzwinklig auf die Münzoberfläche einfallendem Licht läßt jedes noch so kleine Löchlein wie ein Krater erscheinen, mit dunklem Inneren und hellem Rand. Aber das ist vom Nutzer nicht veränderbar, es wohnt als Eigenschaft der Scannerkonstruktioin inne (und hat andererseits bei Münzen mit glatten Oberflächen die vorteilhafte und verschönende Eigenschaft, die Prägekonturen besonders scharf abzubilden und abgenutzte Konturen zu unterdrücken).
Für alle Hinweise, wie hier Besserung der Ergebnisse zu bewirken sind, bin ich auch sehr dankbar.

Grüße von

drakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Mi 20.06.07 10:07

Generell sind neue Scanner dafür schlechter als alte (die dickeren).
Wenn der Scanner von einer Münze ein schlechtes Bild macht, kann man da auch
wenig beeinflussen. Aber kaufe Dir ein älteres Modell oder borge es vielleicht aus.
Ich habe einen von unserem Admin als 'Dauerleihgabe' und die meisten Bilder werden damit ganz okay, mehr aber auch nicht.
Ich scanne mit offenem Deckel, das gibt generell schönere Bilder aber das
Wichtigste ist die Wahl des Scanners, ich benutze einen HP3300c.
Alle Münzen hier:
http://www.forumancientcoins.com/galler ... 388&page=1
mit schwarzem Hintergrund sind damit gemacht, dann etwas mit Polyview nachbearbeitet.

Andreas

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Mi 20.06.07 10:59

Hallo Andreas!

Besten Dank für den Tip mit dem offenen Deckel, das werde ich mal ausprobieren. Außerdem werde ich mal neue Druckertreiber installieren, mal sehen, ob das etwas bringt. Über die Ergebnisse werde ich Euch auf dem Laufenden halten.
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Mi 20.06.07 13:31

@Peter
@Dapsul

Herzlichen Dank für die Information, ich werde in dieser Richtung mal weiter auf die Suche begeben, vielleicht finde ich ja noch was... ;-)

Wie heißt Preisurne eigentlich auf Englisch?
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1927 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mi 20.06.07 13:37

Preisurne = price urn, agonistic urn

Übrigens vielen Dank, Dapsul, für den interessanten Link über die Preisurnen!

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 20.06.07 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Mi 20.06.07 13:38

Ich habe 'prize urn' und 'prize crown' gesehen.
'Agonistic urn' auch.

Benutzeravatar
schnecki
Beiträge: 1012
Registriert: Di 25.07.06 18:37
Wohnort: Saxoniae / Bezirk AREGELIA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von schnecki » Mi 20.06.07 14:06

wenn heir schon alle ihre PREISURNEN zur schau stellen , dann möchte ich das doch auch gleich mal machen ! :D

münze des GORDIANVS aus ODESSOS mit PREISURNE auf RV !

aber warum werden die münzen immer auf AV und RV gepunzt , ist das eine entwertung oder wie soll ich das verstehen ?
Dateianhänge
PREISURNE2.jpg
PREISURNE1.jpg
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Mi 20.06.07 14:31

Das ist nicht gepunzt.
Es wird vermutet, daß diese Dinger vom Prozess des Schrötlingglättens
übrig sind. Die gibt es (fast) ausschließlich auf Provinzlern.
Im Amerikanischen werden sie oft 'centration dimples' genannt, dabei sind sie ja nicht unbedingt immer in der Mitte.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1927 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mi 20.06.07 15:19

Hallo Schnecki!

Deine Preisurne aus Odessos ist dieselbe Münze wie meine. Auch Deine hat die Aufschrift DARZALEIA, nur schlecht zu lesen. Dazu gibt es einen Beitrag. Schau mal rein bei http://www.numismatikforum.de/ftopic11926-105.html unter 'Darzalas - der Große Gott von Odessos'.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
schnecki
Beiträge: 1012
Registriert: Di 25.07.06 18:37
Wohnort: Saxoniae / Bezirk AREGELIA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von schnecki » Mi 20.06.07 16:46

@peter+areich.....DANKE

aber trotzdem noch eine frage die mich interessiert ! hat man die schrötlinge in der antike geglättet , oder sind sie neuzeitlich passiert , um eine münze aufzuwerden oder besser aussehen zu lassen ? :?:
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von Gast » Mi 20.06.07 17:15

Die Theorie ist, daß sie vor dem Prägen geglättet wurden und davon diese Grübchen übriggeblieben sind.
Ich glaube Peter hat mindestens eine Münze, wo noch Spuren auf dem Schrötling von diesem (eventuellen) Glätten
zu sehen sind, die sind aber, wenn es denn stimmt, beim Prägen
normalerweise verschwunden.

Es ist damit jedenfalls nicht das Glätten beim Reinigen gemeint.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13039
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 207 Mal
Danksagung erhalten: 1927 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Peter43 » Mi 20.06.07 20:28

Hier ist die Münze, von der Areich spricht. Man sieht deutlich die Reste der konzentrischen Kreise, die bei der Behandlung der Münze übriggeblieben sind. Insbesondere auf der Rs.

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
tomis_philippII&serapis_AMNG3591.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Herstellung Schrötlinge Solidus
    von Wacke » » in Römer
    7 Antworten
    593 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Wacke
  • Römisches Medaillon
    von Gorme » » in Römer
    6 Antworten
    523 Zugriffe
    Letzter Beitrag von didius
  • römisches As ??? sucht Bestimmung
    von Münze_123 » » in Römer
    3 Antworten
    383 Zugriffe
    Letzter Beitrag von kc

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 21 Gäste