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Erhitzung von Ungereinigten
Verfasst: Sa 01.09.07 13:04
von AlexanderK
Moinsen Allerseits!
Im Zuge meiner Reinigungsaktionen habe ich eine neue Dummheit ausprobiert: Habe die Münzen in den Backofen gepackt und bei ca 230° ca 15 Minuten dort schmoren lassen. Hintergrund der Tat war, die Münzen richtig trocken kriegen und somit eine hier und da sichtbare Bronzepest ausrotten zu wollen. Das Ergebnis war, dass es in der ganzen Küche unerträglich gestunken hat (was ja noch zu ertragen wäre) und dass sich auf einigen der Münzen seltsame Metallkügelchen gebildet hatten. Eine davon habe ich soeben abgelichtet. Es sieht aus wie Quecksilber, lässt sich jedoch nicht miteinander zu größeren Kügelchen verschmelzen, so dass ich mal annehme, dass es sich um Zinn handeln müsste? Meine primären Fragen an die Experten:
- Ist eine solche Vorgehensweise gesundheitsschädlich (Zinndämpfe und alles andere, was aus den Münzen ausgasen kann)
- Schadet die Prozedur den Münzen oder hilft sie nur, die Spreu vom Weizen zu trenne. Einige wenige sahen nämlich aus wie vorher, einfach nur dreckig
- Inwieweit besteht bei dem Spielen mit Ungereinigten generell Gefahr, seine Gesundheit zu ruinieren (alte Bakterien und Seuchen, Münzen aus der Nähe von Toten, ...) Bedarf es bei der Reinigung eines Einsatzes von Schutzhandschuhen bzw. einer Vorbehandlung der Münzen (wie beispielsweise Erhitzen

)
Vielen Dank
Sascha
Verfasst: Sa 01.09.07 14:48
von beachcomber
hallo sascha,
es ist zwar immer gut neugierig zu sein, und auch mal was zu wagen,
aber solche versuche solltest du lieber lassen, denn natürlich sind blei und zinndämpfe giftig.
selbst patinastaub ist nicht gerade gesunheitsfördernd, und eigentllich sollte man beim reinigen eine staubmaske tragen. (was ich zugegebenermassen leider auch nicht tue).
die kleinen kügelchen sind sicher geschmolzenes metall, und da die temperatur nicht sehr hoch war, kann es sich nur um zinn oder blei handeln.
zeigt aber, dass die münze noch reste von silbersud hatte, der damit natürlich
zerstört wurde.
scheint bei diesem stück kein grosser verlust zu sein, zeigt aber was bei einem besseren hätte passieren können.
also: LASS ES SEIN, REINIGE MÜNZEN MECHANISCH!!
leider verstehe ich nur zu gut,dass man schneller resultate sehen möchte und überhaupt statt des mühsamen, lieber einen bequemeren weg gehen möchte, und das aus mehrfacher eigener erfahrung.
so habe ich gerade erst vor ein paar tagen einen seltenen antoninian des probus zerstört, weil es mir sicher schien, ihn ein paar minuten in zitronensaft vorzureinigen! das resultat war grauenerregend!
in diesem sinne, nochmal: KEINE EXPERIMENTE

grüsse
frank
Verfasst: Sa 01.09.07 20:35
von soggi
Hallo!
Blei sollte das nicht sein, das schmilzt erst bei über 300°C...Zinn könnte sein, hat eine Schmelztemp von ca. 232°C...ansonsten käme ja nur noch Quecksilber in Frage. Wiesen nicht viele antike Münzmetalle/-legierungen einen gewissen Quecksilbergehalt auf?
Auf jeden fall war es keine gute Idee, das in der Küche zu machen...irgendwelche Experimente solcher Art sollten nie in Wohnbereichen und schon gar nicht in Bereichen wo Lebensmittel gelagert, zubereitet oder verzehrt werden! Möglicherweise hast Du noch Rückstände im Backofen oder der ganzen Küche...keine AHnugn wie man die wegkriegt.
Ansonsten @Schmutz: hier gilt sicher für alle Münzend as gleiche...egal ob es antike sind oder aus dem aktuellen Umlauf...sie sidn immer mit irgendwelchen Keimen belastet...also gründlich Hände waschen, dann sollte das größte Risiko behoben sein

.
Gruß
soggi
Schmelztemperatur
Verfasst: Sa 01.09.07 21:53
von drakenumi1
Die ausgetretenen Metallkügelchen sind ganz sicher nicht reine Elemente (z.B. Blei, Zinn, Zink oder ä.) sondern eine Metalllegierung. Da anzunehmen ist, daß das Münzmetall auch eine Legierung ist, gilt die Gesetzmäßigkeit, daß der Schmelzpunkt der Legierung unter dem ihrer Einzelbestandteile liegt. Und der wird bei 230 Grad wohl erreicht worden sein.
(Als besonderes Phänomen gilt das sog Woodsche Metall, was schon bei 75 Grad schmilzt und zwar nicht für Münzen verwendet wird oder wurde, sondern für Sprinkleranlagen).
Verfasst: So 02.09.07 00:32
von soggi
Du hast natürlich Recht, drakenumi1...bei Legierungen werden die Eigenschaften teilweise stark verändert und sie sind auch nicht so einfach zu trennen! Aber im Endeffekt ist das ja nicht so wichtig...das schlimme ist, daß überhaupt Quecksilber-, Zinn- oder vll auch Blei-haltige Dämpfe entstanden sind.
Ist das Woodsche Metall nicht eine der Ausnahmen? Ich dachte bei den meisten Legierungen liegt die Schmelztemperatur zwischen den der beteiligten!?
Gruß
soggi
Schmelzpunkt
Verfasst: So 02.09.07 10:40
von drakenumi1
Sicher spielt dabei der Prozentsatz der beteiligten Elemente auch eine erhebliche Rolle. Genauere Kenntnisse sind mir allerdings im Verlaufe der Zeit aus dem Gedächnis entfallen. Aber an der Sache muß schon was dran sein, denn beim Lötzinn (180 Grad) aus Zinn (232 Grad) und Blei (327 Grad) verhält es sich auch so (das habe ich mal schnell nachgeschlagen).
Einen schönen Sonntag wünscht
drakenumi1
Verfasst: So 02.09.07 12:01
von diwidat
Früher gab es (vor 100 Jahren) zur Temperaturkontrolle von Härteöfen (in denen Stahl zum Härten geglüht wurde) sogen. Seegekegel. Das waren kleine Metallpyramiden aus einer Legierung, die bei einer ganz bestimmten Temperatur anfingen zu schmelzen. Wo bei denen die unterste Temperatur lag weiß ich aber nicht mehr.
Für die Freilegung sehr stark verkrusteter antiker Münzen gehe ich aber den selben Weg. Die Münze wird mit einem Gasbrenner bis zu dunklen Rotglut erhitzt und dann in Wasser abgeschreckt. Dabei fliegen die Krusten unter starker Geräuschentwicklung weg. Was zum Vorschein kommt ist meistens totaler Schrott oder man kann noch etwas erkennen, das aber zu einer Bestimmung meist nicht ausreicht (also im Grunde auch Schrott ist).
Sammler mit Tränen in den Augen können bei mir ein paar unbestimmbare abrufen.
Seegerkegel
Verfasst: So 02.09.07 13:10
von drakenumi1
Seegerkegel bestehen aus keramischen Massen, die in 59 Schmelztemperaturstufen eingeteilt wurden und einen Temperaturbereich zwischen 600 bis 2000 Grad C abdecken. Ihr überwiegender Einsatzbereich lag in der Keramikindustrie.
Im Übrigen scheinen mir die hier ausgeführten Details einer Erhitzung bis zur Rotglut in Anwendung auf sammelfähige Münzen oder solche, von denen man hoffen könnte, sie könnten solche werden, zur Nachahmung höchst ungeeignet. Das sind "Westentaschenversuche" und die festgestellten negativen Ergebnisse belegen das ja auch genügend.
drakenumi1
Verfasst: So 02.09.07 13:10
von AlexanderK
Stimmt schon, schlau war das ganz sicher nicht. Bei der Vorüberlegung dachte ich eher an Kupfer und dessen Legierungen wie Messing und Bronze, die zwar einen gewissen Gehalt an Zinn bzw. Blei aufweisen, deren Schmelztemperaturen jedoch knapp unter 1000° C liegt. Da dachte ich, es könnte nix passieren und ich könne auch nix kaputtmachen ;-(
Allzu große Schäden sollten aber auch nicht entstanden sein. Es war ja nur eine Viertelstunde und zum Verdampfen war die Temperatur wirklich nicht hoch genug, Quecksilber vielleicht einmal ausgenommen, das wäre wirklich sehr sehr sehr unangenehm
Vielen Dank für Eure Meinungen,
Sascha
Verfasst: So 02.09.07 13:11
von AlexanderK
PS: Das "ganz schlau war es ganz sicher nicht" bezog sich auf meine eigenen Verbrechen und Tätigkeiten

Verfasst: So 02.09.07 18:27
von soggi
@drakenumi1:
Du hast auch mit dem Lötzinn Recht

! Es gibt glaub bestimmte Metalle, die das verursachen..Zinn, Blei, Bismut, Cadmium!?
Gruß
soggi
Verfasst: So 02.09.07 19:10
von beachcomber
Für die Freilegung sehr stark verkrusteter antiker Münzen gehe ich aber den selben Weg. Die Münze wird mit einem Gasbrenner bis zu dunklen Rotglut erhitzt und dann in Wasser abgeschreckt. Dabei fliegen die Krusten unter starker Geräuschentwicklung weg. Was zum Vorschein kommt ist meistens totaler Schrott oder man kann noch etwas erkennen, das aber zu einer Bestimmung meist nicht ausreicht (also im Grunde auch Schrott ist).
na, kein wunder, dass da nur schrott bei rauskommt!
diese späten folles hatten ursprünglich alle eine silber(oder silbern erscheinende)auflage. diese schicht verhält sich bei erhitzung mit sicherheit immer anders, als der darunterliegende kupfer(oder bronze) kern.
und wenn du das ganze auch noch abschreckst - na, das ist ja wohl logisch, dass diese schichten per knalleffekt getrennt werden!
grüsse
frank
Verfasst: So 02.09.07 19:30
von muenzenputzer06
Hallo AlexanderK,
möchte an dieser Stelle mal ein paar Fotos von vorher und nachher
einstellen.
Es passt zwar nicht zum Thema "Erhitzen", allerdings beschäftige ich
mich nun auch schon seit über einem Jahr mit der Reinigung von
römischen Münzen.
Diesen Maximinus hat mir ein befreundeter Händler aus Frankfurt
geschenkt.
Für mich gibt es eigentlich nur noch ein paar Wege, Ungereinigte
zu säubern.
Entweder vorrreinigen und in Olivenoel oder direkt unter dem Stereo-
mikroskop mit Skalpellen reinigen.
Außnahmen stellen Denare dar, hier geht auch Zitronensäure.
Sicherlich bin ich noch nicht am Ende der Erfahrungssammlung, oben beschriebenes ist allerdings mein letzter Kenntnisstand.
Gruß
müpu06
Verfasst: So 02.09.07 20:33
von taurisker
Entweder vorrreinigen und in Olivenoel oder direkt unter dem Stereo-
mikroskop mit Skalpellen reinigen.
Olivenöl ... arrrghhh ... das gehört doch auf den Salat und nicht auf Münzen!!!
Übrigens: ein aktueller Test einen Konsumentenschutzmagazins belegt wieder mal, dass im Olivenöl Weichmacher (u.a. chem. Verunreinigungen) aus dem Produktionsprozess enthalten sein können. Abgesehen davon, dass das ned gesundheitsförderlich ist, was macht es mit der Patina auf längere Frist gesehen?
Gruß
taurisker
Nachtrag/edit: netter Maximinus, gratuliere!
Verfasst: So 02.09.07 21:57
von ranchopiroy
hallo ,
ich habe auch einige wenige ungereinigte. (nix wertvolles!)
mit der reinigung habe ich als anfänger auch noch keine erfahrung.
wenn die münze mit wasser und zahnbürste vorgereinigt ist und ich sie dann in bio-olivenöl einlege , wie lange bleiben sie dann am besten dort im ölbad ? gibt es diesbezüglich erfahrungswerte ?
gruß
matthias