Bestimmung Römischer Quinar

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Beitrag von Gast » Mi 05.09.07 07:26

Obwohl ich mich der Meinung von beachcomber, collboy und fides anschließe, möchte ich noch einen zusätzlichen Aspekt aufzeigen.
Jeder forschende Numismatiker ist auf die Zusammenarbeit mit privaten Suchern angewiesen.
Als in Österreich das Suchen noch erlaubt war, wurden alleine in einem Jahr von Privatpersonen an die 20000 Münzen durch das Bundesdenkmalamt publiziert, die Menge aus offiziellen Grabungen (100-200 Stück) ist dagegen eher winzig.
Fast alle der Wissenschaft bekannten Fundplätze keltischer Münzen sind ausschließlich der Zusammenarbeit mit privaten Suchern zu verdanken.
Roseldorf, Schwarzenbach und andere keltische Siedlungen würden ohne die Fundmeldungen von umfangreichen Münzbeständenl durch Privatleute noch immer im Dornröschenschlaf dahinschlummern.
Durchwegs alle, der in Österreich, Deutschland und anderen Ländern neu publizierten Münztypen stammen ausschließlich von Sondengehern, wurden von ihnen freiwillig einer Bearbeitung übergeben und in England ist es bei der seltenen Münze des Domitian von Gallien auch nicht anders.
Aus diesen Gründen kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, wie wichtig eine Zusammenarbeit zwischen Numismatiker und vertrauenswürdigen Suchern für die Wissenschaft ist.
Leider wurde diese Zusammenarbeit in Österreich durch eine neue Gesetzeslage erschwert, welche das Sondengehen so gut wie verbietet. Diesem Gesetz ist es zu verdanken, daß sich die Anzahl der gemeldeten Münzen seither auf einen Bruchteil verringert hat.

kollboy
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Beitrag von kollboy » Mi 05.09.07 07:54

danke, herr jandrasits, meine worte!

ich habe auch den eindruck, dass da die kluft quer durch die archaeologenschaft geht: viele, vor allem juengere, sind VERNUENFTIGEN sondengehern gegenueber sehr aufgeschlossen, nur trauen sich die nicht zentsprechend zusammenarbeiten, weil sie beruflich abhaengig sind von ihren vorgesetzten, allesamt aus der alten garde, fuer die ein detektorgeher fast auf einer stufe steht mit kinderschaendern

(vor jahren hatte ich mal ein interessantes gespraech mit herrn ubl (damals noch grabungsleiter dort) anlaesslich einer grabung in enns: ich hab ihn gefragt, warum er keine metalldetektoren im rahmen der grabung einsetzt. seine ansicht: der detektor dient nur der vorzeitigen befriedigung der neugier - alles, was der detektor findet, findet er bei seiner grabung auch ohne. hab ihm dann das die erlaubnis abgerungen, ueber seine abraumhaufen zu gehen, er bekommt alles, was ich finde. nach 10 min und der 3. roemermuenze hat er mich verjagt...)

insbesondere bei notgrabungen unter zeitdruck wird der detektor im rahmen der rachaeologie viel zu wenig, und wenn, dann dilletantisch, eingesetzt! hiermit erneuere ich mein angebot, archaeologen/studenten oder grabungshelfern den richtigen, effizienten umgang mit detektoren zu zeigen)

und, noch eine frage: weiss man schon, wann herrn dembskis publikation der roseldorfer erscheinen wird?

Fides
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Beitrag von Fides » Mi 05.09.07 08:52

Kurz zu England: Die sind dort sehr liberal. Dementsprechend werden viele Schatzfunde auch angezeigt. (siehe kürzlich Wikingerschatz auf einem Acker durch Sondengänger) Die Rechtslage ist dort einheitlich und völlig unproblematisch: 50% Eigentümer/Grundstück, 50% Finder. Der Finder ist sofort mit dem Schatz zum zuständigen Museum, ohne diesen ausanderzunehmen - konnte also wissenschaftlich entsprechend behandelt werden. In Deutschland unmöglich. Im Saarland darf man überhaupt nicht suchen. (ebenfalls B.Würtenberg) Da wird einfach illegal gesucht, das sich die Balken biegen. Fundmeldungen natürlich gegen Null...
Kurze Anmerkung zu den Sondensuchern. Ich habe mich immer wieder gewundert, wie leichtfertig das Museum die Genehmigungen erteilt! Da kann der Blödste dort hingehen, der wird belehrt und eine Unterschrift mit entsprechenden Text und das war's. (Kein Führungszeugnis, keine Anstalten, ob die Person überhaupt charakterlich geeignet ist - absolut nichts....) Das ist die Kehrseite der Medaille und da braucht man sich nicht zu wundern, wenn da einiges gewaltig aus dem Ruder gerät!

kollboy
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Beitrag von kollboy » Mi 05.09.07 09:24

falsche denkweise!
du brauchst ja auch fuers muenzensammeln mittels kauf kein fuehrungszeugnis oder erlaubnis eines museums, oder?
wozu ein fuehrungszeugnis oder "genehmigungen" und dergleichen? es ist imo jedermanns RECHT, sich mit der geschichte auseinanderzusetzen! spazierengehen oder schwammerlsuchen oder radfahren (und muenzensammeln ;) )darf man auch ohne fuehrungszeugnis! wenn man das irgendwie limitiert, hat man wieder einen schwarzen bereich - oder glaubst du im ernst, dass sich das sondeln wer verbieten laesst, der das will - insbesondere, wenn er eh schon laut fuehrungszeugnis ein "lump" ist?

Fides
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Beitrag von Fides » Mi 05.09.07 10:39

Sie können sich doch zu jeder Zeit mit der Geschichte auseinandersetzen und sammeln können sie auch. Ihr Rechtsempfinden ist aber sehr seltsam. Dann klagen Sie mal in Würtenberg oder Saarland!! Ihre Klage: Ich habe das Recht, dort auch mit der Sonde suchen zu gehen! Der Staat, hier die Länder, legen unterschiedliche Normen fest und daran haben sie sich zu halten.
Ich könnte nach ihrer Version ja auch den Anspruch erheben, dass ich mit der Schaufel graben kann. Die Begründung: Ich interessiere mich für Geschichte!

Ich glaube eher, Sie haben eine etwas falsche Denkweise!

kollboy
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Beitrag von kollboy » Mi 05.09.07 10:56

klar hat man sich an das recht zu halten, egal wie absurd es ist! wohin das fuehrt, sieht man in bezug auf sondengehen ganz genau: das einzige, was eine restriktive gesetzgebung in diesem falle bewirkt, ist, dass weniger gemeldet wird - SICHER NICHT, dass weniger gesucht wird: dies laesst sich per gesetz einfach nicht durchsetzen! also sollte man das gesetz - zum nutzen aller, der archaeologie und der sucher - der realitaet anpassen.

und warum soll das sammeln erlaubt sein: nach ihrer ansicht ist es ja wohl so, dass es keine sucher gäbe, wenn man das sammeln verböte - und ich trau mich wie gesagt zu wetten, dass nur ein winziger anteil der muenzen auf dem markt aus legaler quelle stammen, deren erwerb ist also streng nach gesetz hehlerei.

Fides
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Beitrag von Fides » Mi 05.09.07 13:37

Jandrasits hat ja vollkommen Recht und auch bei Ihnen, Kollboy, weiß ich, worauf es Ihnen ankommt, bin ja selbst Sucher. In Österreich wird mit Sicherheit jetzt nicht weniger gesucht, es wird jetzt nur illegal weiter gesucht mit den entsprechenden Folgen. Für mich ist das ein klassisches Eigentor.
Und Kollboy, vergessen Sie eins, das ein hamonisches Verhältnis je zwischen Suchern und Archäologen aufgebaut werden kann.
Wie sagt man intern unter unseren Sucherkreisen? "Wir sind geduldet, nicht geliebt! "

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Beitrag von kollboy » Mi 05.09.07 14:22

ich haetts halt gern anders! mit einer vernuenftigen gesetzlichen regelung nimmt sicher kaum einer dem andren was weg - die sucher finden sachen, die die archaeologen sonst nie faenden, und die wissenschaft kann diese auswerten, und unterm strich waer dann beiden gedient. die derzeitige gesetzeslage verhindert dies leider - und man muss dazusagen, dass die derzeitige gesetzeslage aufgrund weltfremder archaeologen (die oben schon genannte alte garde) so ist wie sie ist.

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Beitrag von brutus68 » Mi 05.09.07 17:03

deswegen haben die sondengänger auch einen verein gegründet.

http://www.vdsh-ev.de/

Gast
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Beitrag von Gast » Mi 05.09.07 19:01

Die Arbeit über das Roseldorfer Kleinsilber habe ich 2005 unter dem Titel "Überlegungen zur Genese und Verbreitung der Kleinsilbermünzen des Typs Roseldorf" in der Jahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie, Band 28, S 129-149 publiziert.
Die Münzen für diese Publikation wurden mir zum größten Teil von privaten Sammlern zur Verfügung gestellt.
Die Kenntnis über die verschiedenen Fundplätze habe ich ebenfalls zum größten Teil privaten Suchern zu verdanken.

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Beitrag von Fides » Do 06.09.07 09:09

brutus, euer Bestreben in allen Ehren. Aber es gibt auch eine Beamtenlobby.
Ergo, hier kämpft ein Don Quichotte gegen Windmühlen....

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Beitrag von kollboy » Do 06.09.07 12:39

@fides

hierd eckt sich unsere einschaetzung: wenn naemlich das ziel der massgeblichen archaeologen (alte garde in den schluesselpositionen) waere, das maximum an information zu gewinnen ueber unsere vergangenheit, dann haetten sie ein anderes gesetz als das derzeitige gefordert - und ganz an den archaeologen vorbei wurde das ja nicht gemacht, archaeollogen waren die amssgeblichen experten und begutachter der gesetzesentwuerfe, bevor diese in kraft gesetzt wurden.

fazit: wieder einmal war recht haben wichtiger als die sache an sich, um die es eigentlich gehen sollte: beiden seiten (den suchern und der archaeologie) geschadet, aber am papier schauts gut aus...

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Beitrag von Fides » Fr 07.09.07 10:19

Kollboy, nochmals vielen Dank für Tipp Wien/Dembski.

Habe das Buch erhalten. Gebundene Ausgabe mit Versand 30 Euro. Die Investition hat sich gelohnt!!

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Beitrag von kollboy » Fr 07.09.07 10:25

gern geschehen. freut mich, dass es deinen erwartungen entspricht.

schau dir mal den rolltierstater an (farbabbildung im textteil): fuer mich die schoenste keltenmuenze östlich von gallien, die ich je gesehen habe!

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Beitrag von QVINTVS » Fr 07.09.07 13:53

Vor einiger Zeit hatte ich eine ähnliche Meinung wie Taurisker. Inzwischen nicht mehr!
1. Nachweislich geht eine Sonde nicht tiefer als ein Tiefpflug - Ausnahme: ein Panzer liegt darunter.
2. Ein sehr bekanntes Kastell in Süddeutschland wurde von Archäologen schon als "schweizer Käse" bezeichnet. .... da ist nichts mehr zu holen ... alle Befunde wurden durch Raubgräber zerstört .... usw.
Tatsache ist, dass unter dem Pflughorizont keine Schäden zu verzeichnen sind und waren und dass selbst bei der regulären Ausgrabung noch Aurei gefunden wurden.
3. Archäologen und Studenten sind nachts über oben genanntes Kastellgelände mit Sonden gegangen!!!!!!
4. Die Archäologie wird kaputtgespart! Entweder es geht alles den Bach runter oder es dürfen wenigstens noch ein paar Sondler einen Fund machen. Das ist zwar eine sehr pessemistische Sichtweise, trifft aber auf viele Regionen zu, weil ja an Ausgrabungen nichts verdient ist und sie dem Staat/Land/Gemeine/Stadt nur Geld kosten. Häufig wird lieber weggeschaut als ausgegraben.
5. Aushub ist sehr fundreich - kann ich nur bestätigen. Habe darin schon eine Menge Scherben gefunden!

Zur Richtigstellung: Ich spreche hier für seriöse Sondengänger und nicht für Raubgräber der süditalienischen Mafi. Felder "ja", auf Ausgrabungen absolutes "nein", damit meine ich Räuber, die Nachts drüberlatschen und nicht die Archäologen (Hand abhacken).
Viele Grüße

QVINTVS

Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen,
und wer sie aufzuheben versteht,
hat ein Vermögen.

Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)

Ebay-Alternative nutzen: https://www.muenzauktion.info

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