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Schnitzarbeit oder nicht?
Verfasst: Fr 14.09.07 11:34
von Fridericus
Liebe Mitstreiter,
ich stehe derzeit in Versuchung, auf diese Münze zu bieten:
http://cgi.ebay.de/NC-69-ROMA-IVLIA-MAE ... dZViewItem
Bez. der Echtheit habe ich kein Problem, bin mir aber nicht sicher, ob nicht zumindestens die Rückseite bearbeitet bzw. nachgeschnitzt ist. Da ich so etwas hasse, würde ich ungern darauf hereinfallen. Was meint Ihr zu diesem Stück?
Verfasst: Fr 14.09.07 11:44
von Peter43
Das sieht mir auch nach 'Überarbeitung' aus. Die tieferen Legenden sind flach und abgenutzt, das höhere Bild aber noch kräftig. Wie soll das anders erklärt werden?
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Fr 14.09.07 11:56
von kollboy
die hat nachhilfe gekriegt, die war beim schönheitschirurgen
Verfasst: Fr 14.09.07 12:02
von chinamul
Zumindest die Rückseite scheint "überarbeitet" zu sein. Die Frage ist nur, wie weit diese Manupulation gegangen ist und ob man deren Ausmaß noch akzeptieren kann.
Es gibt sicher noch sehr viel üblere und entstellendere Bearbeitungen. Für den augenblicklich gebotenen Preis kann man das Stück daher meiner Meinung nach wohl nehmen.
Gruß
chinamul
Verfasst: Fr 14.09.07 12:27
von drakenumi1
Mir scheint, daß das Stück ursprünglich eine recht kräftige Patina / Kruste gehabt hat und die sicherlich beidseitig erfolgte "Korrektur" innerhalb dieser Schicht stattfand, quasi ein Freilegen verdeckter Konturen war. Ich glaube nicht so sehr an ein Schnitzen in die Tiefe des Metalls hinein, um durch Abnutzung verlorene Konturen wieder neu zu formen.
Insofern halte ich dieses Vorgehen in dem hier erkennbaren Rahmen auch für jederzeit legitim und die Attraktivität keinesfalls wesentlich mindernd, was sich im Endpreis sicher auch widerspiegeln wird.
Gruß von
drakenumi1
Verfasst: Fr 14.09.07 12:46
von Xanthos
@drakenumi1
Ob hier Einfluss auf die Patina oder das Münzmetall direkt genommen wurde, ist meiner Ansicht nach unerheblich, da der Übergang fliessend ist. Die Münze wurde zumindest auf der Rückseite bearbeitet, was ich überhaupt nicht legitim finde.
Verfasst: Fr 14.09.07 12:55
von Fridericus
Hallo Freunde,
ich habe zwischenzeitlich beim Anbieter nachgefragt, ob das Stück bearbeitet sei, hier die Antwort:
"nein ich glaube nicht von beide seite ist das stück retusciert"
Ich liebe solche Spitzfindigkeiten!
Meine Entscheidung: kein Gebot, Finger weg.
Verfasst: Fr 14.09.07 12:57
von klausklage
Ich würde ihn wohl nicht nehmen, wenn man auf eine gewisse Unberührtheit der Münze wert legt. Hab mal einen schönen und seltenen Trajan-Sesterz für einen Spottpreis ziehen lassen, weil der einen hässlichen tiefen Kratzer (gibt es Prüfhiebe auf Bronzemünzen?) hatte. Ich hätte mich nur jedesmal darüber geärgert, wenn ich ihn in die Hand genommen hätte, wie jemand einer solchen Münze sowas antun kann.
Verfasst: Fr 14.09.07 13:01
von Fridericus
Ich habe eine tiefe Abneigung gegen jede Art von Manipulation, wie nachpatinieren oder schnitzen, und gegen Verkäufer, die solche kleinen Details gerade bei selteneren Münzen schamhaft verschweigen. Ich hätte einen solchen beschädigten Sesterz auch nicht gekauft, weil er meinen ästhetischen Ansprüchen nicht genügt hätte.
Verfasst: Fr 14.09.07 13:04
von Xanthos
Zum Thema Bearbeitet gleich noch ein paar Auktionen, die mir heute aufgefallen sind:
http://cgi.ebay.de/ANTONINO-PIO-SESTERZ ... dZViewItem
Wohl zumindest repatiniert.
http://cgi.ebay.de/Magnifique-sesterce- ... dZViewItem
Hier sind wohl keine weiteren Worte mehr notwenig.
http://cgi.ebay.de/LANZ-Rom-Trajan-Sest ... dZViewItem
Die Rückseite ist etwas bearbeitet.
Verfasst: Fr 14.09.07 13:11
von beachcomber
hallo fridericus,
lass' es sein!
die münze ist ganz sicher bearbeitet, und auf dem rv so entstellend, dass dort schon ein modernes bild entstanden ist.
und @drakenumi, wie xanthos schon bemerkte, die übergänge von patina zu blankem metall sind fliessend, das geht soweit, dass manchmal (fast) die gesamte information in der patina steckt, und bei einer entfernung derselben, dann solche stücke übrigbleiben, wie sie unser freund der 'münzenbrunzer' gerne anbietet.
grüsse
frank
Verfasst: Fr 14.09.07 13:23
von beachcomber
hallo xanthos,
bei dem ersten pius und dem lanz-traian hätte ich keine bedenken!
der italiener schreibt 'leicht geglättet' (wenn mich mein italienisch nicht täuscht), was mir akzeptabel scheint, und an dem traian sehe ich gar nichts manipuliertes.
grüsse
frank
Verfasst: Fr 14.09.07 13:42
von kollboy
sieh dir beim oberen antoninus pius die die nase an! in dieser form kenn ich die von garantiert unbearbeiteten (weil selbstgefundenen) nicht: hochgewölbte nasenfluegel und imo viel zu "fleischig".
und @drakenumi:
fuer mich macht es keinen unterschied, ob jemand innerhalb der patina statt freizulegen schnitzt, oder ob er dabei bis ins metall geht - schnitzerei ist schnitzerei.
ich finde eine in ehren gealterte muenze mit flauen konturen schoener als eine mit scharfer zeichnung, die aber urspruenglich gar nie vorhanden war (vom indiskutablen stil vieler schnitzprodukte gar nicht zu reden!)
Verfasst: Fr 14.09.07 13:57
von beachcomber
hallo kollboy,
gerade von antoninus pius gibt es so viele verschiedene stempel und stile, dass ich mit der nase wirklich kein problem habe.
im übrigen sollte man auch nicht vergessen, dass die beleuchtung eine entscheidende rolle beim fotografieren spielt, und manche zweifel entstehen nur daraus!
grüsse
frank
Verfasst: Fr 14.09.07 15:58
von El Che
Hallo Xanthos,
beim Trajan war ich wegen der Rückseite auch mal sehr skeptisch (schemenhafte Gestalten, Körperhaltung etc.); aber nach einem Vergleich mit anderen Münzen
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... an+RIC+656#
würde ich denken, es handelt sich um Abnutzungseffekte.
Liebe Grüße,
Uli