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Marc Aurel Dupondius DE GERM
Verfasst: Sa 15.09.07 15:39
von taurisker
Hoi Gemeinde,
habe vor einigen Tagen einen Dupondius des Marc Aurel hereinbekommen, der sich für mich als harte Nuss bei der Bestimmung entpuppt hat. Erstmal die Daten:
Av. Kaiserbüste mit Strahlendiadem rechts M ANTONINUS AVG GERM [SARMATICVS]
Rv. Trophaeum SC, darunter zwei germanische Gefangene ?IMP VIII [....]?, im Abschnitt DE GERM
24,3mm 10,49g
Mit meinen Unterlagen und mittels der Verzeichnisse im Web bin ich bisher nicht weitergekommen, Dupondii mit DE SARM im Ex habe ich sehr wohl entdeckt. Ich bitte Euch um entsprechende Zitate, das Prägejahr bzw. den Zeitraum und um die Info wie selten das Stück ist.
Vielen Dank im Voraus und LG
Herfried
Verfasst: Sa 15.09.07 15:59
von Homer J. Simpson
Ich denke, das dürfte RIC 1187, Cohen 169, sein.
Vs. M ANTONINUS AUG GERM SARM TRP XXXI, Büste mit Strahlenkrone re., drapiert oder drapiert und gepanzert.
Rs. DE SARM im Abschnitt, IMP VIII COS III PP, S-C
Trophäe, darunter li. Sarmatin, den Kopf in der Hand gestützt (Trauergeste), re. Sarmate mit hinter dem Rücken gefesselten Händen.
RIC schätzt diese Münze als "Scarce" ein.
Viele Grüße,
Homer
Verfasst: So 16.09.07 11:27
von quisquam
Mit DE GERM im Abschnitt wäre es RIC 1180, Cohen 158, gleiche Legenden, Büste drapiert, nicht gepanzert, ebenfalls als "Scarce" engeschätzt. Datierung sowohl von RIC 1180 als auch von 1187 ist Dezember 176 - Herbst 177.
Grüße, Stefan
Verfasst: So 16.09.07 12:14
von taurisker
homer, quisquam,
vielen Dank erstmal für Eure Hilfe ... hmmm, DE GERM oder DE SARM, ich tendiere zu erster Möglichkeit, muss mir das aber unter dem Mikroskop nochmal ganz genau ansehen, der Aufschwung des ersten Buchsteben nach dem DE lässt aber eher ein S vermuten ... leider sind die Legenden ein wenig flau, insgesamt jedoch ists eine sehr hübsche Münze mit einer traumhaften dunkelgrünen glänzend glatten Patina, das kommt auf den Fotos gar nicht so hübsch rüber.
Gruß und schönen Sonntag wünscht
Herfried
Verfasst: So 16.09.07 16:46
von chinamul
Homers Annahme, daß es eher SARM heißt, wird gestützt durch das Rv.-Bild. Anders als auf dem Rv. des Dupondius aus meiner Sammlung ist am Tropaion nicht der typische achteckige, lange Schild der Germanen zu erkennen. Darauf aber scheinen die Römer, wie andere Münzbeispiele zeigen, immer besonderen Wert gelegt zu haben, weil sie, durch die Niederlage in der Varusschlacht traumatisiert, jeden Sieg über die Germanen als etwas Besonderes ansahen, das auch auf den Münzen deutlich herausgehoben werden mußte.
Gruß
chinamul
Verfasst: So 16.09.07 16:51
von Homer J. Simpson
Äh, das war gar keine Annahme von mir, ich habe das nur durcheinandergeschusselt mit GERM und SARM...
Viele Grüße,
Homee
Verfasst: So 16.09.07 17:23
von Pscipio
chinamul hat geschrieben:Darauf aber scheinen die Römer, wie andere Münzbeispiele zeigen, immer besonderen Wert gelegt zu haben, weil sie, durch die Niederlage in der Varusschlacht traumatisiert, jeden Sieg über die Germanen als etwas Besonderes ansahen
Bei römischen Siegen über die Germanen fällt mir immer der leicht spöttische Kommentar bei Tacitus ein: tam diu germania vincitur (Tac. Germ. 37,2). Eines meiner Lieblingszitate.
Ich hoffe, ihr habt an diesem Sonntag auch so tolles Wetter wie wir in der südlichen Germania Superior!
Pscipio
Verfasst: So 16.09.07 17:37
von taurisker
Danke chinamul, für Deine Ausführungen!
Habe das nochmal genau kontrolliert und es lautet tatsächlich DE GERM ... der Erklärung mit dem Langschild folgend, gibt es auch dann nur diese Möglichkeit.
Übrigens, war das Stück ein echtes Schnäppchen für 16,50 EUR

nochdazu wurde vom Verkäufer als Fundort Carnuntum angegeben. Herz was willst du mehr?
@Pscipio: jau, tolles Wetter auch hier in Zentralnoricum, nach dem verregneten und kalten Augustende hoffe ich dass das so anhält bis weit in den "indian summer" hinein!
LG
taurisker
Verfasst: So 16.09.07 22:23
von richard55-47
Nun, die Römer waren nicht traumatisiert. Pscipios Zitat des Tacitus sehe ich eher als optimistischen Ausdruck. Ich glaube nicht, dass Tacitus - er lebte in der Blüte Roms im ersten Jahrhundert - in den Germanen den Auslöser für den Untergang Roms sah. Eher sah er ein latentes, aber nicht zu überbewertendes und letztendlich überwindbares Risiko.
Die Geschichte hat ihn widerlegt, aber "die Germanen", die zur Zeit des Tacitus eine Rolle spielten, hatten mit dem Untergang Roms nichts zu tun.
Verfasst: Mo 17.09.07 01:50
von Peter43
Na ja, optimistisch? Eher ironisch!
Verfasst: Mo 17.09.07 09:37
von chinamul
Peter43 hat geschrieben:Na ja, optimistisch? Eher ironisch!
Das sehe ich auch so. Die Schlappe aus dem Jahre 9 war nach wie vor ein Stachel im Fleische Roms. Das blieb auch so nach dem Feldzug des Germanicus mit der Wiedergewinnung von zwei der drei verlorengegangenen Legionsstandarten. Natürlich hatte die Niederlage keine entscheidenden Folgen für das Wohlergehen oder gar den Bestand des Imperiums, aber ein bis dahin sieggewohnter Staat trägt trotzdem schwer an einem solchen Ereignis, unabhängig von dessen konkreten politischen Auswirkungen, wie man in jüngster Zeit an mehreren Beispielen ablesen kann.
Gruß
chinamul