Falscher Paduaner?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Antworten
Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Falscher Paduaner?

Beitrag von tilos » Mi 10.10.07 17:10

Diesen schönen Gießling kann ich nicht richtig einordnen:

Ist das eine spätere Nachahmung eines Paduaners?

AE43 / 63,45g

Wer kann mir da auf die Sprünge helfen?

Beste Grüße

Tilos

: Habe mal ein paar Zehnmark dafür hingelegt, fand ich einfach schön das Stück.
Dateianhänge
PAD RV.jpg
PAD AV.jpg

klaupo
Beiträge: 3654
Registriert: Mi 28.05.03 23:13
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal

Beitrag von klaupo » Do 11.10.07 11:41

Ist das eine spätere Nachahmung eines Paduaners?


Die Frage kann dir vermutlich nur jemand beantworten, der über die entsprechende Literatur verfügt ... oder du versuchst dein Glück bei den Römern. Die wissen auch fast alles, wenn's um Nachahmungen geht ...

Sagen wir mal so: Es ist ein sehr sauberer Guß, und Pescennius Niger ist per Legende korrekt in seinem Wirkungsbereich (Antiochia am Orontes) untergebracht. Er gehört in Sammlungen zu den seltenen Kaisern, und das prädestiniert ihn für eine Nachbildung als Paduaner. Außerdem hat er eine Tuscheziffer im Feld, wie das im 19. Jh häufig von Sammlern praktiziert wurde. Er ist also schon älteren Datums.

Von der Größe her liegt er leicht über dem Durchschnitt, den ich aus Auktionskatalogen kenne (ca. 39 mm), aber das muß nichts heißen.

Summa summarum: Ein sehr schönes Stück, von jemandem gefertigt, der sein Handwerk verstand und auch Hintergrundkenntnisse hatte (wenn es keine Auftragsarbeit war). Der Geheime Rat Becker hat sich zwar auch dieses Kaisers angenommen, sich dabei aber auf zwei Denare beschränkt, denen er dann auf seinen Spazierfahrten das nötige alte Aussehen verschaffte.

Echt oder nicht, ich hätte keine Bedenken, mir das Stück in die Sammlung zu legen.

Gruß klaupo

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Beitrag von tilos » Do 11.10.07 13:18

Hallo klaupo,

ich fand (und finde noch) das Stück halt auch sehr schön anzuschauen und freue mich, dass Du da meine Empfindungen teilst. Interessant wäre ja nun herauszufinden, welcher Paduaner resp. welche Münze(n) hier Pate gestanden haben. Bzw., wer/wo/wann für das vorliegende Stück verantwortlich zeichnet.
Ein Glück auch, dass Herr Becker dieses Teil nicht in seinen Schrammeleimer geworfen hat - andererseits würde ich mich über eine Beckersche Produktion schon freuen.
Der Tipp mit dem Römerforum ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber wer kann diesen Beitrag dorthin verschieben? Wie wird das angestellt?

Herzlichen Dank Dir für die interessanten Auskünfte!

Tilos

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2735
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » Do 11.10.07 19:10

Habe das Thema zu den "Römer" verschoben.
Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
antoninus1
Beiträge: 5193
Registriert: Fr 25.10.02 09:10
Wohnort: bei Freising
Hat sich bedankt: 215 Mal
Danksagung erhalten: 918 Mal

Beitrag von antoninus1 » Do 11.10.07 19:22

Hallo,

ein Paduaner von Cavino ist es wohl nicht. Cavino scheint keine Provinzialprägungen nachgeahmt zu haben.
Z. Klawans führt in seinem Buch "Imitations and Inventions of Roman Coins" zumindest keine auf.
Gruß,
antoninus1

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Beitrag von tilos » Fr 12.10.07 17:48

antonius1 - ich danke für den Hinweis!

Ich hoffe, dass doch noch jemand eine Idee hat - wo könnte man denn evtl. vergleichen?

Gruß

Tilos

curtislclay
Beiträge: 3405
Registriert: So 08.05.05 23:46
Wohnort: Chicago, IL, USA
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 29 Mal

Beitrag von curtislclay » Fr 12.10.07 20:20

Die Legenden und das Bild der Rs. sind ziemlich frei erfunden, mit etlichen Fehlern und ohne genaues Vorbild.

Vs. AVT KAIEK [für KAICAR?] PECKENNIOC NIGERWC [Endung WC unmöglich] CEB

Rs. ANTIOXEWN NEOKORWN. Richtig wäre NEWKORWN. Aber nach Historia Numorum, S. 929, hat keine Antiochia je den Titel Neokopos getragen.

Bild: die halb versteckte Fackel ist sehr ungewöhnlich. Ähren in der r. Hand zu gross. Die Schlange schwebt in der Luft.

Dieses Stück unter den Fälschungen bei Bland, Burnett, Bendall, The Mints of Pescennius Niger, Num. Chron. 147, 1987, nicht verzeichnet.

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Beitrag von tilos » Sa 13.10.07 16:03

Hallo curtisclay,
ich dank Dir die Mühe, die Du Dir mit meinem "falschen Hasen" gemacht hast. Weder altsprachlich noch ikonograhischh/typologisch reichen meine Kenntnisse aus, um soetwas identifizieren und einschätzen zu können. Da ist man dann schon a.d. Spezialisten angewiesen.
Mein subjektiver Eindruck von dem Stück war halt, außer dass es hübsch anzuschauen ist (hat auch nicht viel gekostet), dass es irgendwie grob in die Goethezeit reinpasst, also ca. Mitte 18. - Mitte 19. Jh. Kann man hier eigentlich Fälschung und Phantasieprodukt im Zeitgeschack gegeneinander genau abgrenzen?
Beste Grüße
Tilos

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11599
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 233 Mal
Danksagung erhalten: 1220 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 13.10.07 22:19

Goethezeit klingt nicht schlecht, wäre auch - Pi mal Daumen - mein Eindruck; also nichts Antikes, aber ein schönes Dokument zum Münzensammeln in früheren Zeiten (und zum Auffüllen der Lücken in diesen Zeiten!). Wenn es dann noch nicht teuer war, ist es ein Stück, an dem man viel Freude haben kann, weil es Klasse hat, auch wenn es kein echter Pescennius Niger ist (der hatte wohl anderes zu tun, als Medaillons zu prägen!).

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Beitrag von tilos » Mo 15.10.07 19:41

Hallo Homer,
ich danke für den freundlichen Zuspruch!
Aber natürlich bin ich immer noch sehr neugierig, wer nun tatsächlich "hinter dem Stück steckt".
Beste Grüße
Tilos

Benutzeravatar
tilos
Beiträge: 3606
Registriert: Di 21.08.07 17:47
Hat sich bedankt: 240 Mal
Danksagung erhalten: 523 Mal

Re: Falscher Paduaner?

Beitrag von tilos » Di 23.08.16 16:14

Angeregt durch die kürzlich geführte interessante Diskussion - insbesondere durch den Beitrag von Ulrich Werz - zu einem ähnlichen Stück (http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=55272), möchte ich gleich mal mein Exemplar "nach vorne holen". Vielleicht ergeben sich nach neun Jahren Schönheitsschlaf neue Anhaltspunkte, was Urheberschaft und zeitliche Einordnung anbelangt.

Gruß in die Runde
Tilos

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: dictator perpetuus und 20 Gäste