Geprägte Prägestempel?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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drakenumi1
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Geprägte Prägestempel?

Beitrag von drakenumi1 » Do 08.11.07 23:15

Wir hatten dieses Thema schon einmal: Die Frage, inwieweit z.B. ganze Schriftblöcke in die Prägeformen nicht hineingeschnitten, sondern hineingeprägt wurden. Eine genaue Untersuchung dieser Calpurnia hier erhebt m.E. deren Rückseite zu einem Beweisstück für ein solches Verfahren:
Betrachtet die nahe Umgebung der Schrift, besonders im Bereich "L PISO", aber auch aller anderen Buchstaben. Man sieht die bogenförmig zusammenhängenden Konturen des Schriftstempels. Nicht genug damit, man erkennt auch schwach, aber deutlich eine diagonal verlaufende Schleifstruktur im Umfeld der Buchstaben "L PISO", besonders li. vom "L", als Abdruck der Oberfläche des Schriftstempels.
Das provoziert meine Frage an Euch, ob beim Suchen nach stempelgleichen Münzen evtl. auch schon partielle Gleichheiten beobachtet worden sind. Und wie beurteilt Ihr dieses Stück in Bezug auf seine Beweiskraft für solche "Rationalisierungsverfahren"?

Grüße an alle von

drakenumi1
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Beitrag von Gast » Fr 09.11.07 10:20

Hallo Drakenumi!
Ich würde sagen, Du bist auf der richtigen Spur.Für Münzen aus der Republik sind mir zwar noch keine Patrizen bekannt, es existieren sehr wohl aber Nachweise von Patrizen für die Prägung griechischer und keltischer Münzen. Bei der Prägung keltischer Münzen wurde auch intensiv die Kugelpunze eingesetzt. Die mir bekannten Patrizen bestehen zum größten Teil aus der sehr harten Zinnbronze und waren dazu bestimmt, einzelne Bildelemente, aber auch die komplette Abbildung in die Prägestempel einzuschlagen.Die Spuren auf Deiner Münze weisen wohl auf eine gleiche Vorgangsweise hin.
Viele Grüße Harald Jandrasits

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Beitrag von kollboy » Fr 09.11.07 12:31

wurden dazu die zukünftigen stempel tatsaechlich heiss gemacht, sodass die patrizen weniger abnuetzung unterworfen waren? ich kann mich an eine publikation ich glaub des KHM in wien erinnern, in der ein versuch beschrieben wurde, wie von einem sesterzen mittels beherzten schlages auf einen daraufgesetzten, rotgluehenden stempelrohling ein abdruck der muenze gemacht wurde fuer weitere praegungen. (wenn ich nur eine genaue quellenangabe haett: man sollte sich wirklich immer aufschreiben, was man liest)

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Beitrag von Gast » Fr 09.11.07 12:49

Der Bericht wurde in den Technologischen Studien des KHM Wien in Band 2 auf den Seiten 72-75 publiziert.
Erscheinungstermin: Wien 2005

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Beitrag von curtislclay » Fr 09.11.07 16:07

Diese Vertiefungen um die Buchstaben herum sind auf vielen Münzen zu beobachten, wir haben sie auch in einem anderen Thread besprochen. Ich bin nicht davon überzeugt, dass sie die Anwendung von Buchstabenpunzen oder Patrizen beweisen.

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 10.11.07 14:37

Ich stelle mal die Vorderseite einer weiteren Calpurnia hier ein, die, wie ich meine , ganz hervorragend am Perlkreis, also im kritischen Randbereich zeigt, daß mit Perlkreispunzen gearbeitet werden mußte. Sonst wäre es mit vertretbarem Aufwand nicht möglich gewesen, die in die Tiefe des Münzmaterials gehenden kleinen Eindrücke um die Perlen zu erzeugen: Man hätte auf den Prägestempel etwas "draufschnitzen" müssen (was ja wohl schlechterdings nicht klappt), statt wie üblich herauszuschneiden. Nicht umsonst findet man auch kaum je eine Münze, in die eine Vertiefung unter das Niveau der Felder hineingeprägt wurde.
Das geht wohl nur, wenn in diesen Partien eine "Negativpunze" eingeschaltet wird, deren Prägebild im Schrötling eine Vertiefung erzeugt.

Folgende Abb. nur zur Unterstützung eigener Gedanken in dieser Sache:

Grüße von

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Beitrag von richard55-47 » Sa 10.11.07 16:17

Harald Jandrasits hat geschrieben:Der Bericht wurde in den Technologischen Studien des KHM Wien in Band 2 auf den Seiten 72-75 publiziert.
Erscheinungstermin: Wien 2005
Ich habe als offensichtlich einziger die technoligischen Studien des Kunsthistorischen Museums Wien nicht zur Verfügung. Kann einer den o. g. Text scannen und per pn schicken oder hier einstellen?
do ut des.

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 10.11.07 17:13

Harald Jandrasits hat geschrieben:Der Bericht wurde in den Technologischen Studien des KHM Wien in Band 2 auf den Seiten 72-75 publiziert.
Erscheinungstermin: Wien 2005
Ich habe als offensichtlich einziger die technologischen Studien des Kunsthistorischen Museums Wien nicht zur Verfügung. [/quote]

So ist es nicht: Auch ich habe leider keinen Zugang dazu, aber ein großes Interesse. (Vorsicht vor der Verletzung fremder Rechte bei Vervielfältigung!)

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 10.11.07 17:24

richard55-47 hat geschrieben:

Ich habe als offensichtlich einziger die technoligischen Studien des Kunsthistorischen Museums Wien nicht zur Verfügung.


So ist es nicht: Ich habe leider auch keine Kenntnis und keinen Zugang, aber großes interesse. (Aber Vorsicht vor der Verletzung fremder Rechte der Vervielfältigung!)

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Beitrag von Gast » Sa 10.11.07 18:07

Das Buch ist im Shop des KHM nach wie vor erhältlich, jedoch handelt es sich um verschiedene Projekte, von denen leider nur dieses eine die Numismatik behandelt.Vielleicht schaffe ich es meinen alten scanner zu aktivieren und es an eure pn zu senden. Über die Thematik der Herstellung von antiken Prägestempeln und der Anwendung von Punzen und Patrizen kann ich euch aber vorbehaltslos das Buch von Moesta und Franke mit dem Titel Antike Metallurgie und Münzprägung empfehlen. Erschienen 1995 bei Birkhäuser, ISBN 3 7643 5166-7

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Beitrag von quisquam » Sa 10.11.07 22:01

Bei den Vertiefungen um die Buchstaben handelt es sich möglicherweise um ein "Fließphänomen", ähnlich den Verdrängungslinien. Eine schöne Seite dazu ist diese:
http://www.forumancientcoins.com/moonmo ... coins.html

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von drakenumi1 » So 11.11.07 12:45

Resümee:
Zunächst Dank an alle, die am Versuch einer Klärung beteiligt waren.

@ Harald: Das empfohlene Buch gibt es sogar noch antiquarisch, mit Porto allerdings ca. 55 Euro. Da werde ich erstmal in der Staatsbibliothek in Berlin nachfragen...

@ Stefan: Sehr interessant dieser online-Artikel, soweit ich es verstehen konnte (habe historisch bedingt so meine Probleme mit dem Englischen, wenn Ihr wißt, was ich meine). Aber die groben Züge habe ich gelöffelt, auch mit Hilfe des Maschinenübersetzers babelfish, der jedoch überwiegend Kauderwelsch liefert. Aber das ist mir klar geworden: Eine eindeutige Beweisführung für einen der behandelten Lösungsvorschläge wird es nicht geben. Also ordne ich meinen eigenen Erklärungsversuch an entsprechender Stelle in die Reihe der übrigen ein und harre in Hoffnung: Kommt Zeit, kommt Rat.
Danke sagt

drakenumi1
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