Bronzepest?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mo 17.12.07 09:55

diwidat hat geschrieben:Meine Brutal Technik ist eine andere.
Die Münze wird auf den Bunsenbrenner geglüht, bis ca. 400 - 450 °C hat und dann wird sie in kalt Wasser abgeschreckt.
Dabei fliegt schon mal der Dreck davon.
Anschließend mit einer weichen Messingbürste unter Wasser gebürstet bis das Grundmetall erscheint (auf den Spiegelglanz brauche ich hier keine Rücksicht zu nehmen, da er später wieder ergänzt wird).
Nach dieser Prozedur sieht die Münze aus wie oben gezeigt.
Da kennt aber jemand meine ;) "Brutalmethode" gut! 8O

Allerdings: Die hilft zwar perfekt gegen manche(!) lockeren Auflagerungen (sog. "junge" Patina), aber nach meinen Erfahrungen kaum dauerhaft gegen echte Bronzepest.

Ein Sammlerkumpel aus Leipzig hat mir mal die beste Methode verraten, die in der Tat fast immer zu funktionieren scheint: mit Salmiakgeist - ca. 3%ige Lösung und solange die Münze drin liegen lassen, bis es sich auch bei neuer Lösung kaum noch blau färbt (kann ggf. viele Stunden dauern und mehrfaches Wechseln des Bades erfordern), dann leicht mit weicher Messing- oder Silberbürste polieren, bei 120°C trocknen und mit Vaseline oder Antikwachs konservieren: BINGO!

Die Gefahr dabei: manche Münzen nehmen diese "chemische Keule" absolut übel und werden recht heftig zerstört. :cry: ABER: Dann war die Bronzepest auch schon so tief drin, daß die Münze eh nicht mehr final zu retten gewesen wäre.

Der Hintergrund ist, daß die Bronzepest wohl irgendwie durch ins Metallgitter eingelagerte Chlorid-Ionen ausgelöst wird, und zwar vor allem dann, wenn die Münze sauer gereinigt wurde. Dagegen hilft letztlich nur noch die "basische Methode" (die löst nicht nur das Chlorid - was den Salmiakgeist "blau macht" - sondern neutralisiert auch gleich noch sonstige Säurereste).

Beim "simplen" Ausglühen KANN die Bronzepest wiederkommen... :evil:
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

diwidat
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Beitrag von diwidat » Mo 17.12.07 20:55

Einige Bio Numismatiker sagen, dass die Bronzepest ein biologischer Vorgang ist und von irgendwelchen Bakterien verursacht wird und ANSTECKEND ist :(

Da Du sagst, dass einfaches Glühen der Münzen nicht ausreicht, habe ich jetzt meine BeBa Kästen mit Pestiziden geflutet um dieser Plage Herr zu werden.

Man könnte es auch mit radioaktiver Strahlung versuchen, die vernichtet bekanntlich alles was an Metallen nagt. :twisted:

mit festem Blick auf die grüne Gefahr grüßt diwidat

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Beitrag von 4037lech » Mo 17.12.07 21:44

ausglühen, abschrecken, repatinieren, in Salmiak legen, Pestizide und dann noch ein bisschen radioaktive Strahlung.

Mein Gott, was haben euch die Münzen getan
:mrgreen:

Viele Grüsse
Richard

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » Mo 17.12.07 21:52

Na, man kann es doch nicht zulassen, wenn eine Münze quasi grünen Suizid begeht... ;-)
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Di 18.12.07 08:24

4037lech hat geschrieben:ausglühen, abschrecken, repatinieren, in Salmiak legen, Pestizide und dann noch ein bisschen radioaktive Strahlung.

Mein Gott, was haben euch die Münzen getan
:mrgreen:

Viele Grüsse
Richard
<Hilfeee, ich fall vor Lachen vom Stuhl> :rofl: :flasingsmile: :onfire: :rofl:

Voll im Ernst jetzt: Ich mag's nicht, wenn sich Münzen auflösen.

Im übrigen: Mich hat's ja geschaudert, was man in staatlichen Münzsammlungen so diesbezüglich sieht - z.B. in Dresden... :cry:

Genau genommen sieht man erst dann, daß es ganz gut ist, wenn sich auch Privatleute um die Erhaltung dieser Kulturschätze bemühen und dies wegen "rein finanzieller Eigeninteressen" mit viel Liebe und Aufwand tun.

Egal wie man die Bronzepest aus den Münzen bekommt: Hauptsache, der Prozeß ist gestoppt oder wenigstens verlangsamt...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von Huehnerbla » Di 18.12.07 19:17

diwidat hat geschrieben:Einige Bio Numismatiker sagen, dass die Bronzepest ein biologischer Vorgang ist und von irgendwelchen Bakterien verursacht wird und ANSTECKEND ist :(
Mit Biologie hat Bronzepest recht wenig zu tun. Bronzepest entsteht durch die Reaktion von Chlor (als Verunreinigung im Münzmaterial) und der Luftfeuchtigkeit. Leider gibt es da ein Problem: Beim Entstehen von Bronzepest entsteht der sichtbar grüne Belag und außerdem Chlorwasserstoff (HCl). Und dieser ist durchaus in der Lage, in der Nähe befindliche Münzen anzugreifen. In diesem Zusammenhang kann man dann von ansteckend sprechen.
Gruß
Jürgen

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Beitrag von diwidat » Di 18.12.07 20:36

Danke Chandra,
Humor scheint doch nicht so ansteckend zu sein wie Bronzepest.
Wer trotzdem lacht, ist herzlich willkommen im radioaktiven HCl Bad um die Grünheit von sich abzustreifen.

Die Münze werde ich jetzt beobachten und euch in 30 Jahren über ihren Zustand berichten - - dann bin ich so alt wie Jopy Hesters heute.

Ein Reinigungsverfahren mit Salzsäure und Kochsalz habe ich mal gelesen,
@ Jürgen - ist Dir dazu etwas geläufig?
oder ist das nur um feste Verkrustungen zu lösen?
Um meine Münzen auf Spiegelglanz zu trimmen, ist mir jedes Mittel recht.

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Beitrag von Huehnerbla » Di 18.12.07 21:06

Eine Reinigungsmethode mit Salzsäure und Kochsalz ist mit gänzlich unbekannt.
Da Salzsäure Metalloxide angreift, wäre das jedenfalls keine Methode um die Patina zu erhalten.
Was das Kochsalz bei der Mischung bewirken soll, ist mir vollkommen schleierhaft.
Gruß
Jürgen

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Beitrag von beachcomber » Di 18.12.07 21:18

nachdem ich hier mit schaudern so einige rosskuren bewundern durfte, möchte ich doch noch mal auf die existenz von BENZOTRIASOL hinweisen!
dieses mittel wirkt definitiv gegen bronzepest, versiegelt die oberfläche und greift patina nicht an!
grüsse
frank

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Beitrag von Huehnerbla » Di 18.12.07 23:05

Du meinst sicher 1H-Benzotriazol.
Gruß
Jürgen

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Beitrag von beachcomber » Di 18.12.07 23:48

ob da noch ein 1H dazugehört, weiss ich nicht so genau, ist aber gut möglich:)
was ich aber weiss ist, dass es funktioniert :)
grüsse
frank

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Beitrag von richard55-47 » Mi 19.12.07 07:56

Ich erlaube mir den Hinweis auf beachcombers Beitrag vom 25.03.2006, wonach Benzotriasol (mit oder ohne 1H, ist mir egal) (Zitat:) stark karzinogen ist.
do ut des.

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