ab wann gilt ein Porträt als Beleidigung ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Fr 15.02.08 09:46

Homer J. Simpson hat geschrieben:Da stimmen wir überein; bei den "Barbaren", gefütterten Münzen und ähnlichem gibt es tolle, teils wirklich eigenständige Kreationen. Mein absolutes Lieblingsstück ist dieses hier; im US-Forum habe ich es schon vorgestellt, ich weiß nicht, ob hier auch schon. Der Stempelschneiderhatte mit dem Porträt so seine Probleme, hat aber die Umschrift hübsch gestaltet und kaum Fehler gemacht. Und dann hat er auf der Rückseite gezeigt, wie das Volk die Venus-Rückseiten der Denare von Julia Domna interpretierte: "Iulia Venus" = Julia als Venus!

Viele Grüße,

Homer
Hochinteressantes Stück!

Wirklich faszinierend. 8O

Damit verglichen staunt man doch, wie gut im 1. (und ggf. noch 2.) Jh. ausgerechnet die Inder schon römische Münzen als lokales Geld kopiert hatten; allerdings eher umgedreht wie in Deinem Beispiel: Der Stil sowohl des Porträts als auch der Rv-Darstellung sind dort top - nur mit den Legenden haperte es zumeist etwas (vor allem auf dem Av; bei dieser Münze hier ist aber die Averslegende sogar mal recht ordentlich gelungen, aber auf dem Rv ist - untypischerweise - ein Fehler: "PONTF MAXIM" statt "PONTIF MAXIM"):
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=117558
Zuletzt geändert von Chandragupta am Fr 15.02.08 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 15.02.08 11:11

hallo Homer!

Hochinteressante Avers- und Reversdarstellung.
Eine Venus mit langem Bart und origineller Kopfbedeckung.
Besoners an der Darstellung des Auges am Avers vermeine ich keltische Handschrift zu erkennen.

Shcönes Stück!
Glückwunsch

Harald

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 16.02.08 12:06

Bei diesem Denar von Severus Alexander hatte der antike Fälscher offensichtlich etwas mehr Talent.
Ist ihm ja fast gelungen!

Grüße
Harald
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Denar, Sev. Alex. irräguläre Prägung.JPG

taurisker
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Beitrag von taurisker » Sa 16.02.08 12:13

... naja, der Arme hat aber schon etwas übertriebene Schlauchbootlippen, lach

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Sa 16.02.08 12:16

Vielleicht die erste dokumentierte Botox-Behandlung der Geschichte? :lol:

Gast
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Beitrag von Gast » Sa 16.02.08 13:13

Pixxer, bei näherer Betrachtung muß ich Dir recht geben.
Auch römische Kaiser waren offenbar eitel.

Grüße
Harald

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 17.02.08 00:12

Botox ist das zum Falten wegmachen (und in der ernsthaften Medizin wird's auch benutzt, u.a. zum Lahmlegen spastisch verkrampfter Muskeln und überaktiver Schweißdrüsen). Solche Lippen wie Severus Alexander auf der Münze kriegt man nicht von Botox, sondern von Unterspritzungen, meist mit Kollagen. DBDDHKP, falls wir das noch nicht gesagt hatten. Falls die alten Römer diese Möglichkeiten schon gehabt hätten, wäre das sicher auch in der feinen Gesellschaft Roms der Hit gewesen.

Viele Grüße,

Homer
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n.......s
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Beitrag von n.......s » So 17.02.08 12:13

...die Ausführungen von Homer wären durchaus noch zu ergänzen - allerdings möchte ich mich auf die folgende Aussage beschränken :
für die Leser , die sich jetzt vor dem Spiegel betrachten : beide Varianten sind keine Kassenleistung ! :lol:

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Beitrag von pixxer » So 17.02.08 13:13

@HJS:

Ach ja, stimmt. Botox ist das Gift zum Glattbügeln und Nervenabtöten. :mrgreen:

Da ist Mann im Vorteil, sollts im Alter mal nicht mehr so straff sitzen kann man sich zur Not ja einen Bart stehen lassen. Vielleicht war das der Grund für die vielen Gesichtsbehaarungen bei den diversen Kaisern und so Geschichten wie "Trauerbart" etc. nur fadenscheinige Ausreden... :silly:

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Beitrag von alexander20 » So 17.02.08 13:54

Sehr geehrte Sammlerkollegen,

hier ein Denar des Maximinus Thrax. Realistisches Aussehen oder Beleidigung???


alexander20
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Maximinus Thrax.jpg

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Beitrag von schnecki » So 17.02.08 23:03

@alex ,,, der sah so aus , da er durch eine krankheit gezeichnet war , die sich HYPERGIGANTOMIE oder GIGANTISNUS ( knochenwucherungen , und dauerwuchs ) nannte ! die leute die so was haben , werden nicht alt !


m.f.g schnecki
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Beitrag von areich » So 17.02.08 23:32

Ist das nicht eher Akromegalie?

HYPERGIGANTOMIE kennt ja noch nicht mal Google und das will schon was heißen.

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Beitrag von Peter43 » So 17.02.08 23:46

Die Krankheit war wahrscheinlich eine Überfunktion der Hypophyse, bei der vermehrt STH (das Wachstumshormon) ausgeschüttet wird. Sie wird als Akromegalie bezeichnet. Dazu gehört der Riesenwuchs, den man Maximinus nachsagte, und das stärkere Wachstum der Akren, der Körper-'Spitzen', wie Kinn, Nase, Finger und Hände und ähnliches. Kann heute gut behandelt werden, entweder durch eine Operatin, falls ein Tumor zugrundeliegt, oder mit Medikamenten, die das STH bremsen.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von alexander20 » Mo 18.02.08 06:19

Sehr geehrte Sammlerkollegen,

dass Maximinus Thrax unter Akromegalie litt, wußte ich nicht. Wieder etwas dazugelernt. Dann ist der von mir vorgestellte Denar doch ein schönes Beispiel für den Realismus römischer Stempelschneider.

alexander20

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Beitrag von Chandragupta » Mo 18.02.08 08:58

alexander20 hat geschrieben:Dann ist der von mir vorgestellte Denar doch ein schönes Beispiel für den Realismus römischer Stempelschneider.
Dieser war im 2. Drittel des 3. Jh. besonders ausgeprägt, wobei zugleich auch eine gewisse, aus heutiger Sicht fast schon karikaturistisch zu nennende, Überhöhung bestimmter charakteristischer Eigenheiten des jeweiligen Porträts hinzukommt, die den faszinierenden Naturalismus gerade der Münzen dieser Zeit ausmacht (wie gesagt: wir sprechen hier von Mitte der 30er bis Ende der 60er Jahre des 3. Jh.).

Und es ist genau diese Eigenschaft, die diese Gepräge stilistisch sofort erkennbar macht, auch wenn die Legende gar nicht mehr richtig lesbar ist: "Aha, ein Gordian III!" - das sieht man auch noch, wenn er schon "total abgelatscht" ist. Bei den Spätrömern mit ihren "Einheitsporträts" geht das dann nicht mehr.

Ausgemacht repräsentative Beispiele in diesem Sinne sind gerade auch alle Porträts des "6-Kaiser-Jahrs" 238; z.B. Gordian II und Balbinus - die "archetypischen" Aristokraten mit feistem Gesicht; dagegen Pupienus, der eher "bürgerliche" Langbart...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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