ab wann gilt ein Porträt als Beleidigung ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Sa 01.03.08 22:03

Kienast schreibt: Geb.: 172 oder 173 (vgl. Zonar. 12, 16. Nach A. Lippold zw. 175 und 180). Folgen wir also Zonaras, war Thrax bei seinem Tode sogar schon Mitte sechzig!

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mo 03.03.08 09:25

@Homer & Helcaraxe:

Man sieht: es sind medizinische Experten an Bord! ;)

Da brauche ich ja gar nix mehr zu sagen; nur eine kleine Ergänzung, weil genau das bei der mediz. Fachsimpelei so nicht ganz klar mit rüberkam: Die (allerdings in der Tat spärlichen und tendenziösen) Angaben in den antiken Quellen zu Maximinus' Körperbau lassen vor allem erkennen, daß Maximinus sich wegen seines Riesenwuchses im Heer hochgedient hat. Also sah er so wie auf den späten Porträts ganz sicher auch schon Anno 235 u.Z. aus! Denn in der Tat: Akromegalie und hypophysärer Riesenwuchs (beides bringen sogar Fachmediziner auch heute noch gern mal durcheinander - sind eben extrem seltene Erkrankungen!) verlaufen sehr langsam, über viele Jahre hinweg.

Die Porträtentwicklung auf den Münzen ist also nur so zu erklären, daß man Anno 235 entweder gar keine Vorstellung davon hatte, wie er aussieht, oder man nur auf ein altes "Privatporträt" zurückgreifen konnte, das ggf. schon über 10 Jahre alt war und Maximinus noch als jungen Mann zeigte. Wobei mir in diesem Zusammenhang aber schleierhaft ist, wieso man ausgerechnet von einem "einfachen Fußsoldaten" eine Porträtbüste gemacht haben soll. Er war ja kein Aristokrat. Daß Bilder z.B. der Gordiani etc. bei deren Erhebung zum Kaiser bekannt waren, ist eher logisch, da die vorher als Aristokraten schon eine gewichtige Rolle in der Gesellschaft spielten.

Möglicherweise wollte sich auch Maximinus so als "klobiger Bärbeiß" darstellen lassen und hat deshalb später sein Kinn bewußt "karikaturistisch-hypernaturalistisch" betonen lassen...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 03.03.08 11:07

Das ausdrucksstarke Portrait des Maximinus hat immer schon das Interesse von Sammlern auf sich gezogen. Michael Alram, in 'Die Münzprägung des Maximinus Thrax, Moneta Imperii Romani Band 27, 1988' hat folgende Einteilung vorgeschlagen:
1. Das Consularportrat:
Scharf gebogene Nase, schwacher Bartansatz, Kinn nicht sehr
vorgewölbt, ; zu Beginn seiner Herrschaft, noch von Severus Alexander
beeinflußt.
2. Das Feldportrait:
Gerade Nase, ausgeprägte Stirnfalten, stark ausgeprägtes Kinn
3. Das Triumphalportrait:
Geradezu karikaturistische Züge, vorspringendes Kinn, scharf-gekrümmte
Nase
Er hält das Feldportrait am authentischsten!

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 03.03.08 14:13, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 03.03.08 13:23

Ich halte auch die Erklärung mit dem Jahre alten Privatporträt für die einleuchtendste. Maximinus war ja wohl schon lange Legionskommandant, da konnte sich die stolze Familie schon mal von dem großen Sohn, der nie zuhause war, eine Porträtbüste anfertigen lassen. Immerhin soll ihn ja schon Septimius Severus gekannt und geschätzt haben!

Homer
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Beitrag von Chandragupta » Mo 03.03.08 13:42

Oha, da muß ich doch glatt mal nachlesen: "schon lange Legionskammandant" .... he, stimmt, hast recht, Homer! Ich war aus der Erinnerung immer von "ganz fix vom Centurio zum Kaiser" ;) ausgegangen.

Genau da steckt auch das einzige Problem beim von Peter43 oben richtig zitierten Alram: Das "Consularporträt" ist nur recht selten (nämlich in den aller-allerersten Stempeln) an Severus Alexander angelehnt (und das gilt mutatis mutandis eh für fast alle Erstemissionen der Soldatenkaiser), sonst hat Maximinus schon gleich von Anfang an ein sehr persönliches Porträt - nur eben ohne die spätere karikaturhafte Überhöhung seines "Monsterkinns".
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von alexander20 » Mo 03.03.08 19:20

Hallo Peter43,

ich denke Beispiele sowohl für das Consularporträt wie das Triumphalporträt habe ich gerbracht. Mich würde nun noch ein Beispiel für ein Feldporträt interessieren.

alexander20

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 03.03.08 20:50

Das dürfte, wenn ich das richtig verstanden habe, das "gemäßigte" Porträt sein, wie etwa bei dieser Münze.

Viele Grüße,

Homer
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n.......s
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Beitrag von n.......s » Do 06.03.08 09:35

...der passt auch in diese Kategorie :

CILICIA, Philadelphia. Trajan. AD 98-117. Æ 22mm (7.07 g). Laureate bust right, slight drapery on left shoulder / Eagle standing right within distyle temple; eagle with open wings on pediment
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Beitrag von beachcomber » Do 06.03.08 10:24

definitiv! :)
allerdings gibt es gerade bei traian auch bei den reichsrömischen portäts oft grauenhafte darstellungen, dass man sich fragen muss, ob der mann wirklich so hässlich war, oder nur so schwer darzustellen.
grüsse
frank

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Beitrag von Gast » Do 06.03.08 10:26

Sieht fast so aus, als hätte ein Vorgänger von Uderzo den Stempel geschnitten.

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Beitrag von Numis-Student » Fr 14.03.08 19:32

Hallo,
ich habe bei diesem Stück leider versäumt zu bieten... das Portrait finde ich herrlich :)
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... :IT&ih=024
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Beitrag von Lemur » Fr 14.03.08 19:36

Womit geklärt wäre daß Gothicus ein Urahn des Pinoccio war. :)
...das ganze Mee`volle`´öme`.

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Beitrag von n.......s » Fr 14.03.08 19:46

...der Leibhaftige ! :?

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Beitrag von klausklage » Mo 24.03.08 09:24

Mist, bin leider überboten worden. Ich hätte doch den Wecker stellen sollen.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... PIC&ih=006
Gruß,
Olaf
squid pro quo

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 24.03.08 10:12

Oh ja, sehr ärgerlich. Wir können dieses Stück wohl dem nördlichen Hispanien zuschreiben, da der Stempelschneider anscheinend ein direkter Vorfahre von Picasso war.

Homer
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