@Curtisclay:
Natürlich hast Du sicher in Deinem Leben schon
sehr viel mehr solcher Objekte gesehen als ich, und ich gestehe Dir gern zu, daß die mehrheitlich nicht abgenutzt waren.
Ich bezog mich bei meiner Aussage mehr auf diejenigen "Protokontorniaten", die ich bewußt(!) als solche wahrgenommen habe.
Wenn ich über dieses Thema genau nachdenke, muß ich Dir recht geben: Zu DDR-Zeiten habe ich hin und wieder in "Grabbelkisten" solche "aufgehämmerten Münzen" gesehen. Die galten als "Schrott", nicht wirklich sammelwürdig. Folglich nahm man die auch nicht als "spezifische Klasse numismatischer Objekte" wahr und mußte sie ergo auch nicht besonders benennen. Das waren eben "offenbar bereits in der Antike mechanisch verunstaltete Münzen".
Man muß hier wirklich unterscheiden:
Man hat diverse, schon immer recht "medaillonartige" Münzen - und zwar zumeist EXTREM sorgfältig! - mit so einem aufgehämmerten Rand versehen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Stück von Traian, das ich hier vorgestellt habe.
Dann gab's aber auch "Massenware", die deutlich gröber per Randaufhämmerung "verunstaltet" war; ich erwähnte hier das As des Maximinus Thrax aus meiner Sammlung (Foto zeigen bringt leider nix, weil man auf dem Scanner ja den Rand nicht gut sieht).
Beides halte ich für
verschiedene Objektklassen, die aber beide unter dem Sammelbegriff "Protokontorniaten" laufen.
Nun streite ich mit Dir und auch "alexander20" bis aufs Blut,
daß gilt: Je medaillonartiger (also der von mir zuerst genannten Klasse zugehörig), desto öfter ausgesprochen abgenutzt.
Wir haben dazu eben ganz unterschiedliche Auffassungen.
@alexander20:
Du läßt ja schön diplomatisch die Frage "Geschenke oder Spielsteine?" bei den "Protokontorniaten" unentschieden.
Nehmen wir mal an, es
seien die Vorläufer der "echten" Kontorniaten gewesen, was man auch durchaus so sehen kann. Dann müßten aber auch die
echten Kontorniaten recht häufig die Funktion eines Spielsteins gehabt haben, denn anders sind die oftmals nur auf einer(!) Seite abgenutzten (medaillonartigen) Protokontorniaten gar nicht zu erklären. Nun kenne ich aber derartig abgewetzte Kontorniaten kaum. Und für Spielsteine waren die einfach
zu schön und "aussagestark" gestaltet. Auch auf den Bildtafeln im Mittag sind die Reverse zwar oft flau und - im Stil der Zeit: wir haben es immerhin mit dem 4. Jh. zu tun! - von niedrigem Relief, aber nicht wirklich durch langen Gebrauch als Spielstein abgeschliffen.
Dafür kenne ich aus der Sammlung eines Sammlerfreundes gleich zwei
Provinzmedaillone aus dem 2. Jh., die auch
definitiv als Spielsteine gedient haben.
Der Rand des einen ist völlig unverändert (nur eben die Rs bis zur Unkenntlichkeit weggeschliffen, während die Vs ein gutes ss ist). Beim zweiten ist der Rand antik "gezahnt" worden, aber nicht aufgehämmert, und auch da ist die Rs sehr viel mehr als die Vs abgewetzt. Das mit der Randbeschaffenheit sind dann wohl regionale Unterschiede (das Aufhämmern scheint auf Italien beschränkt gewesen zu sein); diese Dinger gehörten aber dann m.E. genaugenommen auch in die sog. "Protokontorniaten" mit hinein. So meinte ich das mit dem unglücklich gewählten Gattungsbegriff, denn diese Stücke nennt keiner "Protokontorniaten". Und zwar zurecht!
Aber wir sollten uns hier nicht streiten. Ich habe einfach nur meine Meinung dazu dargestellt.
PS, zu Deinem
Anhänger: Da lag ich doch schon ziemlich richtig. 3,22 g Brutto - da ein Denar des Commodus zwischen 2,8 und 3,1 g wiegt, und wir gehen hier mal eher von einem Wert in der Nähe der unteren Grenze aus, bedeutet das, daß da max. 0,3 g Gold dran sind. Okay, ein bißchen ist weggebrochen, also sagen wir mal, max. 0,4 g Gold (BTW: Du erwähntest "nicht restauriert" - bitte laß da um Gottes Willen nix dran machen, das Stück "lebt" gerade durch den
aktuellen Zustand erst richtig!!).
Nun rechnen wir mal, grob: Wertverhältnis in der Antike Gold:Silber wie 12:1 (ein Aureus, ca. 6 g Gold = 25 Denare, je knapp 3g Silber), dann bedeutet das, rund gerechnet: 1 Denar war ca. 6/25 g, also ca. 1/4 g Gold wert. D.h. in Deinem "Arme-Leute-Schmuck" war 1 Denar in Silber und noch nicht mal zwei weitere (grob gerechnet: ca. 1,5 Denare) für die Fassung an Material drin. Laß den Kunden dem Juwelier im 3. Jh. ein paar Billon-Antoniniane der GordianIII...Decius-Klasse für die Fassung bezahlt haben...
Zum heutigen Preis: Okay, heute knapp 100,- € - ein Schnäppchen! Aber 190,- DM "dunnemals" sind bei der heutigen Preisentwicklung im Münzmarkt Faktor 1,5....2 in €, und 300...400,- € wäre ein bißchen heftig. Auch als ausgemachter Freak für sowas tät ich da nicht über 150,- € ausgeben...