Interessanter Zuwachs im Gallienus-Zoo!

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Faramir
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Beitrag von Faramir » Mi 09.04.08 22:25

@Helcaraxe eine Hirschkuh hat sicherlich kein Geweih. In Cunetio wird es als Gazelle beschrieben.

Gruß
Sebastian

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » Mi 09.04.08 22:26

Es gibt wohl ein Buch von A. Alföldi, Die Weltkrise des Dritten Jahrhunderts, in der die Geschichte und auch die Motive und Gedankenwelt der Menschen damals beschrieben werden. Ich habe es leider (noch) nicht gelesen, aber vielleicht kennt es ja jemand und kann mehr erzählen... Curtis...? ;-)
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

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Beitrag von helcaraxe » Mi 09.04.08 22:29

@faramir:

Nach allem, was ich weiß, kann eine Hirschkuh wohl doch ein Geweih haben:

http://picasaweb.google.com/lh/photo/g2 ... iped6wXiCA

Ich bin allerdings auch keine Jäger! ;-)
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Faramir » Mi 09.04.08 22:46


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Beitrag von helcaraxe » Mi 09.04.08 22:50

Hmm, Du hast natürlich recht, diese sind ohne Geweih, aber mittlerweile frage ich mich, ob wir bei allen Stempelschneidern diese genaue Kenntnis der anatomischen Besonderheites des Rotwilds wirklich voraussetzen können. Manchmal wird wohl eine Unsicherheit bleiben müssen, welche Tierart gemeint ist.
Gerade bei Exemplaren wie dem von hjk, wo der Körperbau an sich ja schon relativ schematisch wirkt.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Faramir » Do 10.04.08 09:28

Ich finde die Darstellung der Tiere auf den CONS AVG Serien im allgemeinen relativ realistisch (mal abgesehen von Greif, Hippocampus, Criocampus, Pegasus und Capreolus und Centaur). Ziege, Bulle, Wildschwein, Löwe und Tiger (Panther) sind recht eindeutig zu erkennen. Bei den Antilopen könnten Kudu, Springbock, Hartebeast und Addax als Vorbilder gedient haben. Die Hirsche lassen sich an dem großen, vielfach verästeltem Geweih erkennen, und die entsprechenden Hirschkühe am Fehlen desselben. Interessant ist, das nur die Hirschkühe den Kopf zurrück gewandt haben, alle anderen Tiere schauen geradeaus. Dadurch wirken sie meines Erachtens am natürlichsten und dynamischsten.

Bei den lokalen Imitationen (aus der Zeit der Tetrici) mit Rückseiten der Gallienus CONS AVG Serie finden sich nach meinen Beobachtungen am häufigsten Abbildungen von Hirschen, während bei den offiziellen Prägungen die nichtheimischen Tiere/Wesen die Mehrheit haben.

Gruß
Sebastian

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Beitrag von Faramir » Do 10.04.08 10:07

Hier mal zwei Lokalprägungen aus meiner Sammlung, die belegen, das ihre Erschaffer tatsächlich persönliche Beobachtungen in ihre Arbeit einfließen ließen, und eigene Darstellungen erschufen. Die offizielle CONS AVG Serie zeigt keine eilenden Tiere, und auch ein röhrender Hirsch ist nicht zu finden.

Tetricus I Lokalprägung, 2,18g, 15mm.
Avers: […], gepanzerte Büste mit Strahlenkrone nach rechts.
Revers: […], röhrender Hirsch nach links stehend.

Tetricus I Lokalprägung, 1,04g, 14mm.
Avers: […], gepanzerte Büste mit Strahlenkrone nach rechts.
Revers: […], Hirsch mit nach links eilend.

Beide Hirsch sind gut getroffen, und stilistisch deutlich anders, als die Gallienus Exemplare.

Gruß
Sebastian
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tetricus1imitation23.jpg
tetricus1imitation24.jpg

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Beitrag von chinamul » Do 10.04.08 10:21

Die Vorderbeine des zweiten Hirsches sehen mir aber ziemlich menschlich aus. Sowas bekommt man sonst nur im Zirkus zu sehen, wenn zwei Clowns sich als Pferd verkleiden.
Natürlich war es für die Stempelschneider der Antike außerordentlich schwierig, die flüchtige Bewegung eines scheuen Tieres darzustellen, das sie vermutlich in dieser Situation selbst noch nie erlebt hatten. Da haben es unsere heutigen Künstler angesichts einer Unzahl entsprechender Fotos doch sehr viel einfacher.
Respekt also für die Schöpfer dieser Münzen!

Gruß

chinamul
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Beitrag von helcaraxe » Do 10.04.08 10:27

Die beiden Münzen gefallen mir! :-)

Aber dennoch finde ich, dass man von einer naturalistischen Darstellung nicht reden kann. Eine gewisse Schematisierung ist nicht zu verkennen, vor allem, wie chinamul schon richtig sagt, am Gangbild der zweiten Münze, abr auch am "Röhren" des ersten Hirsches. Das sieht mir doch eher wie ein Kinderbild eines solchen Vorganges aus... ;-)

Wie gesagt, die Leistung der Münzer, die in diesem Falle wahrscheinlich diese Münzen unter schwierigen technischen Bedingungen hergestellt haben, will ich damit nicht herabsetzen, ich behaupte nur, dass eine naturgetreue Darstellung gar nicht mehr im Sinn der Stemeplschneider lag, die ja auch viele Münzen in kurzer Zeit herstellen mussten. Außerdem war ihr Stil- und Kunstempfinden ein anderes als das römisch-naturalistische, was man bei diesen Imitationen auch gut erkennt. Denn wenn sie GEWOLLT hätten, dann hätten sie sicher auch die Portraits realistischer hinbekommen.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Faramir » Do 10.04.08 11:08

Ich wollte damit eher sagen, das, obwohl die Darstellungen auf meinen Exemplaren deutlich entfernt von einer exakt proportionierten und naturgetreuen Darstellung eines Hirsches sind, doch die wesentlichen Merkmale der dargestellten Szenen gut getroffen sind, und ein sicheres Ansprechen der Tierart und des Vorgangs (röhren) ermöglichen. Und das, obwohl die Stempelschneider der Lokalprägungen sicherlich bei weitem nicht so gut geschult waren, wie ihre offiziellen römischen Kollegen, und sie zudem kein Vorbild eines röhrenden Hirsches auf einer Münze hatten.

Desshalb sollte man den offizielen Schneidern schon zutrauen können, eine Hirschkuh als solche ohne Geweih darszustellen :wink: gehörnte weibliche Tiere gibt es meines Wissens nur bei den Boviden (Hornträger), wozu Rinder Ziegen und Antilopen gehören. Bei den Cerviden (Hirsche, Rehe Elche etc.) tragen nur die Männchen ein Geweih aus Knochen (nicht wie bei den Boviden aus Horn).

Gruß
Sebastian

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Beitrag von helcaraxe » Do 10.04.08 11:30

@faramir:
Du scheinst da ja bewanderter sein als ich :-)

Aber was ist dann das hier? Denn dies Bild brachte mich auf die Idee mit der gehörnten (;-)) Hirschkuh:
http://picasaweb.google.com/lh/photo/g2 ... iped6wXiCA
Viele Grüße
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Beitrag von Faramir » Do 10.04.08 11:50

Ich habe gerade doch eine Ausnahme gefunden, bei den Rentieren tragen auch die Weibchen ein Geweih.
Da die Cerviden ihr Geweih jedes Jahr abwerfen, und neu bilden, könnte es sich bei deinem Bild um ein männliches Tier handeln, dessen Geweih im Wachstum befindlich ist. Es ist nur eine Vermutung, denn ich bin auch kein Biologe :)

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Beitrag von helcaraxe » Do 10.04.08 12:08

Also falsch beschriftet. Na dann werd ich meine Hirschkuh mal umdeklarieren... :-)
Viele Grüße
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Beitrag von quisquam » Do 10.04.08 16:36

Homer hat geschrieben:Es ist ja interessant, wie verschieden in dieser Serie die Götter gewichtet wurden. Während ja Hercules und Mercur selten sind, sind über 40% der Münzen Diana geweiht! Mit verschiedenen Tieren, aus fünf (!) Officinae. Hat jemand dafür eine Erklärung?
Ich denke mal Gallienus wird ganz einfach eine persönliche Vorliebe für Diana gehabt haben, ähnlich wie Domitian für Minerva oder Commodus für Herkules.

Jim Phelps spekuliert auf seiner Website, dass Diana und Apollo als Schutzgötter der Gesundheit auf eine Seuche schießen lassen könnten oder auf Verwundungen, die Gallienus sich in einer der Schlachten gegen Postumus zugezogen hat. Dies scheint mir allerdings recht weit hergeholt.

Wer diese schöne Seite noch nicht kennt:
http://www.lunalucifera.com/Zoo/index.html
Dort sind auch drei dieser "schweineseltenen" Eber zu bewundern.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Do 10.04.08 16:47

quisquam hat geschrieben:Jim Phelps spekuliert auf seiner Website, dass Diana und Apollo als Schutzgötter der Gesundheit auf eine Seuche schießen lassen könnten oder auf Verwundungen, die Gallienus sich in einer der Schlachten gegen Postumus zugezogen hat. Dies scheint mir allerdings recht weit hergeholt.

Wer diese schöne Seite noch nicht kennt:
http://www.lunalucifera.com/Zoo/index.html

Grüße, Stefan
Ich halte die Phelps'sche These nicht für soooooo weit hergeholt - vor allem nicht deren ersten Teil (Seuche im Reich, nicht "nur" persönliche Erkrankung des Kaisers).

Ansonsten: Absolut toller Link. :)

Ein Centaur ohne Globus und Ruder/Trophäe links .... WAHNSINN! Auch diverse andere Stücke sind einfach ein Traum...

Und da sieht man mal, wie selten der Eber ist (Cunetio: 3 von 2737 "Zoo"-Münzen aus dem Fund). ;)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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