Nachpatinieren? - keine Ahnung -

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drakenumi1
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Beitrag von drakenumi1 » Mo 07.04.08 19:56

Chandragupta hat geschrieben: Reden wir eigentlich von demselben "Pariser Oxid" (das ist die Dimethylether (umgangssprachlich "Narkoseäther" genannt)-Lösung mit ihrem typischen Ether-Geruch nach "Krankenhaus"...)?!
Meine mehr oder weniger untauglichen Westentaschenversuche liegen bald 20 Jahre zurück; seitdem sammle ich keine Bronzen außer Antoninis mehr. Was ich damals exakt verwendet habe, will ich heute nicht mehr beschwören. Die Handelsbezeichnung war nicht explizit "P.O.", eher "Schwärzungsmittel für Silber oder Kupfer" oder s.ä. Ich bekam es zu 50 ml für 32.- DM auf meinen Wunsch hin, P.O. zu wollen. Es sei das gleiche. P.O. sei wohl ein geschützter Handelsname einer Fa. (und ich bekam wohl etwas ähnliches oder das gleiche eines anderen Herstellers). Aus der erinnerung: Sehr dünnflüssig, extrem schnell verflüchtigend, sehr stark riechend, aber nur so ähnlich, wie Äther.
Sollte P.O. tatsächlich nur Äther sein? M.E. reicht das doch nicht für eine Schwärzung aus, wie sie z.B. durch Schwefeleinfluß entsteht (Sulfidbildung).
Man hat wohl früher Selen oder gar Arsen zur P.O. - Herstellung verwendet, beides extreme Gifte, und , wie schon erwähnt, heute wohl für diesen Zweck nicht mehr zugelassen.
Der stechende ätherähnliche Geruch soll wohl auch nur als Warnsignal vor übermäßigem Einatmen dienen (?)
Übrigens bedurfte es immer nur weniger Sekunden Einwirkungszeit, bis die erste Verfärbung des Kupfers eintrat (mit feinstem Pinsel aufgetragen), dann war es schon verdunstet. Sehr schwer zeitlich zu steuern, um eine gewünschte Brauntiefe zu erzeugen! Und
sehr zarte und helle bereits vorhandene Patina (braun, ob Oxid oder Sulfid, kann ich nicht sagen), ließ sich allerdings mit P.O. noch etwas weiter verdunkeln, stellte also nur eine mäßige Sperre für P.O. dar.

Und, ich weiß nicht, ob schon erwähnt: Die Widerstandskraft gegenüber Abrieb der entstandenen Schwärzung ist nur recht mäßig gewesen!

Grüße zum Abend von

dsrakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Di 08.04.08 10:08

drakenumi1 hat geschrieben:Aus der erinnerung: Sehr dünnflüssig, extrem schnell verflüchtigend, sehr stark riechend, aber nur so ähnlich, wie Äther.
Sollte P.O. tatsächlich nur Äther sein? M.E. reicht das doch nicht für eine Schwärzung aus, wie sie z.B. durch Schwefeleinfluß entsteht (Sulfidbildung).
Man hat wohl früher Selen oder gar Arsen zur P.O. - Herstellung verwendet, beides extreme Gifte, und , wie schon erwähnt, heute wohl für diesen Zweck nicht mehr zugelassen.
Der stechende ätherähnliche Geruch soll wohl auch nur als Warnsignal vor übermäßigem Einatmen dienen (?)
Übrigens bedurfte es immer nur weniger Sekunden Einwirkungszeit, bis die erste Verfärbung des Kupfers eintrat (mit feinstem Pinsel aufgetragen), dann war es schon verdunstet. Sehr schwer zeitlich zu steuern, um eine gewünschte Brauntiefe zu erzeugen! Und
sehr zarte und helle bereits vorhandene Patina (braun, ob Oxid oder Sulfid, kann ich nicht sagen), ließ sich allerdings mit P.O. noch etwas weiter verdunkeln, stellte also nur eine mäßige Sperre für P.O. dar.

Und, ich weiß nicht, ob schon erwähnt: Die Widerstandskraft gegenüber Abrieb der entstandenen Schwärzung ist nur recht mäßig gewesen!
Das letztere spricht in der Tat für P.O. - und daß "junge" Patina von dem Zeug zusätzlich "farblich vertieft" wird, finde ich auch logisch nachvollziehbar - ich meinte nämlich immer alte "Dick-Patina" mit Ausbrüchen, wo ich mit P.O. kein Problem mit der Veränderung der Farbe der alten Patina um den Ausbruch herum hatte.

Ansonsten: Natürlich besteht P.O. nicht nur aus Äther (das wäre ja was!), und der Geruch ist auch kein Warngeruch, sondern Äther (chemisch genau: Dimethylether ;) ) ist einfach nur ein ideales Lösungsmittel für gaaaanz viele anorganische Chemikalien.

Die hohe Verdunstung ist eher ein Nachteil, denn das beeinträchtigt die Einwirkdauer.

Mein "Geizkragen-Trick" geht deshalb so, daß ich immer sowohl die Münze selber als auch das P.O. im Tiefkühlfach(!) aufbewahre und dann zur "Behandlung" die ca. -15°C kalte Münze noch auf einen Eisakku aus dem Tiefkühlfach lege und sie dann mit dem Tupfer mit P.O. betupfe. Da bleibt sie länger feucht als bei Zimmertemperatur, und man erzielt mit derselben Menge P.O. sehr viel mehr Wirkung (gerade bei Goldmünzen!).

Nochmal: Was da genau das "Schwarzmachende" ist, weiß ich nicht. Selen und seine Verbindungen ist/sind in der Tat giftig - aber das P.O. soll man ja auch nicht trinken... Und Selen ist schon ein starkes Oxidationsmittel. Wird wohl schon sowas der Art sein (Selenid-Komplexverbindung, ggf. Palladium - deshalb der Preis!). Arsen eher nicht.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Di 08.04.08 12:19

Etwas eigenartig ist dieses Sicherheitsblatt zu PO: http://www.boley.de/SDB/S_507760.pdf

Die gehen da nur auf die Loesungsmittel ein. Wenn Selenverbindungen drin waeren, dann sollte doch eigentlich dazu auch was drin stehen.

Hier sind am Ende Rezepte mit Arsen bzw. Selen mit Hinweis auf Pariser Oxid, allerdings ohne organische Loesungsmittel:
http://www.restaurierung-und-mehr.de/ht ... arben.html

vale
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