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postume Prägung Claudius II.

Verfasst: Fr 11.04.08 12:42
von tilos
Bei diesem, noch unrestaurierten, Stück müsste es sich m.E. um eine postume Prägung handeln:

Antoninian, AE 17mm / 2,60g
Av.: bekrönte Büste des Claudius II. Gothicus n.r.
(?) DIVO CLAVDIO
Rv.: Adler steht n.r. u. blickt n.l.
CONSERCRATIO
(?) RIC 266

Was mich zusätzlich interessiert, ist:
- unter wem, wann und wo wurde(n) diese Münze(n) geprägt
- gibt es auch inoffizielle Prägungen dieser "Gedenk-Münzen"?

Beste Grüße
Tilos

Verfasst: Fr 11.04.08 12:46
von helcaraxe
Hallo Tilos,

diese Münzen wurden unter seinen unmittelbaren Nachfolgern geprägt, bis zur Münzreform des Aurelian aber als spätestes Datum, denke ich mir. Die meisten, die ich bis jetzt davon gesehen habe (sind ja nicht wirklich selten), scheinen mir aber inoffizielle zu sein, die wahrscheinlich in den Randgebieten des Imperiums geprägt und verwendet wurden.

Verfasst: Fr 11.04.08 13:33
von beachcomber
eine der häufigsten münzen des imperiums, und meistens 'barbarisiert'!
auch deine scheint mir nicht aus offiziellen stempeln zu stammen.
grüsse
frank

Verfasst: Fr 11.04.08 14:37
von tilos
Danke Euch beiden!

Vermutlich lässt sich also weder der Prägezeitraum einschränken, noch ist die Prägung einem der Nachfolger konkret zuordnen.

Beste Grüße
Tilos

Verfasst: Fr 11.04.08 19:43
von El Che
Grundsätzlich kann man noch zu den Consecrationsmünzen des Claudius Gothicus sagen, dass sie in eine Zeit fallen, in der selbst die Münze in Rom anscheinend machte, wass sie wollte und wohl viel für den Eigenbedarf produzierte, was Aurelian erst in dem sogenannten Münreaufstand beendete. Insofern stammen diese häufigen Münzen wohl aus dem Moment der größten Zerrüttung des römischen Münzwesens, so dass offizielle und barbarisierte Prägungen oft schwer zu unterscheiden sind.

Liebe Grüße,
Uli

Verfasst: Mo 14.04.08 09:35
von Chandragupta
In Ergänzung zu den völlig korrekten Ausführungen von El Che:

Die meisten der sog.(!) "barbarisierten" "DIVO CLAVDIO"-Prägungen sind aus der Zeit des Aurelian und stammen aus "Heckenmünzstätten" in Italien(!).

Der Zusammenhang dieser in riesigen Mengen emittierten Hochinflationsmünzen mit dem "Münzerkrieg" ist stringent.

Es gibt die These, daß diese Prägungen in der Mehrzahl (und zwar je "verwilderter" mit umso höherer Wahrscheinlichkeit...) erst nach der Münzreform Aurelians geprägt worden seien.

In einem Vortrag im Freundeskreis Antike Münzen in Berlin hat mal einer die steile These aufgestellt, daß es möglicherweise eine "Gesetzeslücke" in dem für die Aurelianische Münzreform (Anno 271) zu unterstellenden kaiserlichen Edikt gab. Es sei denkbar, daß Aurelian dort nur von "Münzen mit meinem Bild" gesprochen hat, die mit 5% Silberfeingehalt und in dem und dem Gewicht zu prägen seien. Auf den Divus-Claudius-Prägungen war aber gar nicht das Gesicht des Aurelian. ;) Also hätten die Münzarbeiter in Italien auf eigene Faust diese Münzen zunächst in Rom und später dann in diversen "Heckenmünzstätten" und mit immer geringer werdender Qualität/Gewicht sowie in riesigen Mengen geprägt, aber keine des Aurelian mehr (die erkennbare "Prägepause" der Münzstätte Rom vor 272 und der eigentliche Auslöser des "Münzerkrieges", bei dem allein ca. 7000 reguläre Soldaten(!) getötet worden sein sollen, sofern wir der HA hier mal trauen dürfen, zumindest eine Teilwahrheit korrekt wiedergegeben zu haben...).

Insgesamt sei das damals geld-/münzgeschichtlich eine Situation gewesen so ähnlich wie in Deutschland zur Zeit der "Kipper und Wipper".

Ich finde, diese These hat was ... auch wenn sie nur spekulativ ist, denn natürlich ist der "wirkliche" Text des Ediktes nicht überliefert, wir haben halt nur diese Münzen (die im Originalposting dieses Threads halte ich auch NICHT für "barbarisiert", sondern bloß aus einer italienischen "Heckenmünzstätte" stammend) und die unklaren Andeutungen in der Historia Augusta vom "bellum monetarium"; und so ähnlich läßt sich das auch aus Göbls MIR-Band zu Aurelian herauslesen.

PS: Quintillus hatte auch nicht allzuviel Grund, Divus-Prägungen für Claudius II herauszugeben, denn als dessen Halbbruder wurde ja seine Legitimität im Westen des Reiches absolut nicht infrage gestellt; Aurelian aber, mit seiner steilen Behauptung, er sei von Claudius II noch auf dem Sterbebette zu dessen Nachfolger ernannt worden, läßt diese massive propagandistische Bezugnahme auf seinen Vorgänger völlig logisch erscheinen - gerade auch im Sinne (s)einer bürgerkriegsmäßigen Auseinandersetzung mit dem "Usurpator" (aus Sicht Aurelians) Quintillus.