halbiertes As

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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tilos
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halbiertes As

Beitrag von tilos » Di 15.04.08 18:17

Und nun zuletzt noch dieses:

Ein exakt mittig halbiertes As der römischen Republik:

AE 30(15)mm / 13,20g

antike Halbierung

Wie erklärt man dieses? Ich habe auch schon vergleichbare kaiserzeitliche Halbierungen gesehen, zuletzt glaube ich im Bodemuseum (leider vegessen, wie das dort erklärt wurde).

Mit Bitte um Schließung meiner Wissens-/Erinnerungslücke und mit besten Grüßen
Tilos
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Re: halbiertes As

Beitrag von Pscipio » Di 15.04.08 18:32

tilos hat geschrieben:antike Halbierung

Wie erklärt man dieses?
Mit der Schaffung von Kleingeld! Übrigens hat uns chinamul eingetrichtert, dass es der As heisst, nicht das As :)

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justus
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Beitrag von justus » Di 15.04.08 19:05

Im 1. Jahrhundert n. Chr. (ca. Augustus bis Nero) wurde nur in geringem Umfang römisches Kleingeld geprägt. Um diesem Mangel abzuhelfen, ging man dazu über Münzen zu halbieren, was dann dem halben Wert entsprach. Dies trifft insbesondere auf der „As“ zu.

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1 As (10-11 g) = 2 Semis (je ca. 5 g) = 4 Quadrans (je ca. 3 g)
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Beitrag von cepasaccus » Di 15.04.08 19:32

...auf den As... *1 EUR fuer die Klugscheisserkasse*

Aber was ich wirklich sagen wollte:

Weiss man, warum so wenig Kleingeld gepraegt wurde? Hat sich das nicht gelohnt oder waren einem die Geldnoete des armen Mannes egal?

valete
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Beitrag von tilos » Di 15.04.08 22:26

justusmagnus hat geschrieben:Im 1. Jahrhundert n. Chr. (ca. Augustus bis Nero) wurde nur in geringem Umfang römisches Kleingeld geprägt. Um diesem Mangel abzuhelfen, ging man dazu über Münzen zu halbieren, was dann dem halben Wert entsprach. Dies trifft insbesondere auf der „As“ zu.

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Wenn ich das richtig verstehe, waren zu der Zeit also die republikanischen Münzen noch kursgültig, somit auch die Halbierungen der Asses?
Ich habe im Prinzip vorliegen: 1 Semis, 1. Jh. n. Chr.

Danke+Grüße
Tilos

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Beitrag von El Che » Mi 16.04.08 16:06

Weiss man, warum so wenig Kleingeld gepraegt wurde? Hat sich das nicht gelohnt oder waren einem die Geldnoete des armen Mannes egal?
In seinem Artikel Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen vertritt Dr. Kellner im Money Trend 7-8/2007 genau diese Ansicht.
Die - trotz mangelnden Angebots an Münzen - besondere Beliebtheit eines halben Asses begründet er damit, dass dies wohl im 1. Jahrhundert nach Christus den Lebenshaltungskosten (i.e. Kosten für Nahrung) für einen Tag entsprach; interessanterweise eine Stelle aus dem Neuen Testament als Quelle an, in der eine arme Frau gelobt wird, die zwei Quandrans in den Opferstock gab und damit ihren ganzen Lebensunterhalt.

Liebe Grüße,
Uli
Zuletzt geändert von El Che am Do 17.04.08 16:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von tilos » Mi 16.04.08 16:26

tilos hat geschrieben:
justusmagnus hat geschrieben:Im 1. Jahrhundert n. Chr. (ca. Augustus bis Nero) wurde nur in geringem Umfang römisches Kleingeld geprägt. Um diesem Mangel abzuhelfen, ging man dazu über Münzen zu halbieren, was dann dem halben Wert entsprach. Dies trifft insbesondere auf der „As“ zu.

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Wenn ich das richtig verstehe, waren zu der Zeit also die republikanischen Münzen noch kursgültig, somit auch die Halbierungen der Asses?
Ich habe im Prinzip vorliegen: 1 Semis, 1. Jh. n. Chr.
Danke+Grüße
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Da ich jetzt nicht mehr ganz sicher bin nochmal die Nachfrage:
Nicht das Gewicht der (halben) Münze bestimmt nach der Teilung das Nominal, sondern die Halbierung selbst? Ich frage nur deshalb nochmal nach, weil ja meine Halbierung immerhin noch 13,2g auf die Waage bringt.
Ginge man nach den oben angegebenen Gewichten, wäre es ja eher ein 3-Quadrans-Stück?
Ich bitte höflichst um entsprechende Belehrung!
Danke+Grüße
Tilos

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Beitrag von chinamul » Mi 16.04.08 19:53

Es ist vermutlich nicht mehr festzustellen, als was genau Dein Stück umgelaufen ist. Da die weitaus überwiegende Zahl der Teilungen Asses betraf, ist es m. E. wahrscheinlich, daß auch Dein Exemplar unabhängig von seiner Masse nur als ein Semis galt. Wer wollte auch im täglichen Warenverkehr durch Wägung einen anderen Wert ermitteln?

Gruß

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Beitrag von cepasaccus » Mi 16.04.08 20:09

@El Che:
Wahrscheinlich war ein halber As sogar das Existenzminimum an dem viele Leute gelebt haben. Meine eigentliche Frage war aber, warum so wenig gepraegt wurde?

@tilos:
Soweit ich das gesehen habe schwankt das Gewicht beim Semis und Quadrans viel mehr als bei As und hoeher. Dann sind die kupferbasierten Muenzen wahrscheinlich nicht als Metallwert wahrgenommen worden. Und wenn ich einen halben As brauche, was liegt naeher als ihn einfach zu halbieren?

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Do 17.04.08 10:55

Noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Thema "Kleingeld in der Antike" - das ist einer der Problemkreise, mit denen ich mich besonders intensiv befaßt habe, und zwar prägeepochenübergreifend (also nicht nur bei den Römern - dort sogar eher am wenigsten - aber das folgende gilt auch dort bis in die Hochinflationszeit Mitte des 3. Jh. vollumfänglich):

Es gab ja in der Antike kein "Buchgeld", sondern da galt: "Nur Bares ist Wahres". ;)

Edelmetalle hatten auch eine ungleich höhere Kaufkraft als heute (vor allem das Silber); und obwohl es an sich ein völlig sinnloses weil nicht zielführendes Unterfangen ist, antike in heutige Währungen 1:1 nach irgendeinem "Festkurs" umzurechnen, kann man doch ganz grobe Abschätzungen machen, und zwar allein anhand der Angaben zum ungefähren Lohnniveau, das ausreichte, mehr oder weniger gut zu überleben.

(Bei Warenpreisen scheitert sowas absolut, weil die Preisverhältnisse in der Antike mit den heutigen völlig unvergleichbar waren - z.B. kosteten Bücher ein Vermögen, Grundnahrungsmittel und Mieten waren demgegenüber aber recht billig ... und wieviel kostet heute ein Sklave? ;) )

Und da kann man ganz grob sagen, daß eine Tetradrachme ungefähr das war, was heute ein 500-Euro-Schein ist. So etwa eben... ein "Normalsterblicher" bekam so eine Münze in der klassischen griechischen Antike jedenfalls nicht jeden Tag zu sehen. Soweit ich weiß, wurden in Athen die Drachmen bis auf den Viertelobol hinab als (winzigste...) Teilstücke in Silber(!), also als Kurantgeld, ausgeprägt - aber das war immer noch "ganz grob" ca. 1/100 Tetradrachme, also entsprach größenordnungsmäßig etwa dem heutigen 5-Euro-Schein. Wie gesagt, cum grano salis, nur gröbst überschlagsmäßig...

Dieses "Kleingeld" ist nicht nur heute schweineselten (weil's beim Ausgraben auch regelmäßig mit durchs Sieb rutscht...), sondern wurde auch damals nur in kleinsten Mengen geprägt, denn es hatte auch "dunnemals" de facto nur für Reisende eine Bedeutung, die z.B. in einem Gasthaus "auf Durchreise" sofort ein Essen bezahlen wollten - und mit den dort auch noch heute üblichen Aufschlägen waren "grob umgerechnet" größenordnungsmäßig 10,- ... 50,- € eine "normale Zeche" (wie heute auch!), und die konnten gemäß des eben gesagten mit 'nem Halbobol bis 'ner Hemidrachme sofort in Silbergeld bezahlt werden. So etwa eben...

Für "Alltagsgeschäfte" der nichtmobilen einfachen Leute brauchte man in der Antike jedoch kein Kleingeld - denn da ließ man gemeinhin "anschreiben" (z.B. beim Bäcker, beim Schlachter, etc.), und bezahlte dann für mehrere Tage die Summen-Rechnung in Silber.

Erst als die Gesellschaft "mobiler" wurde, wurden in der Zeit des Hellenismus die AE-Scheidemünzen (nur lokal gültig, da nicht edelmetallgedeckt) erfunden - spielten aber auch da nur für "Kleingeschäfte" eine Rolle.

In der Römerzeit ist das ebenso. Deshalb sind Semisse und Quadranten so selten, obwohl man dafür durchaus einen Becher Wein in einer Taverne kredenzt bekam (zumindest in der frühen Kaiserzeit). Aber brauchen tat die wirklich nur jemand auf Reisen (dazu lese man z.B. antike "Romane", wie das "Satyricon" des Petronius oder die "Metamorphosen" - deutscher Titel meist: "Der goldene Esel" - des Apuleius).

Und um einem momentanen Kleingeldmangel abzuhelfen, kam es eben ab und zu mal vor, daß man ein As halbierte - da das eh eine Scheidemünze war, wurde das halt akzeptiert, und was als Zahlungsmittel ALLGEMEIN ANERKANNT ist, hat auch Geldfunktion.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von cepasaccus » Do 17.04.08 12:07

Ich habe bei ... Moesta/Franke ? gelesen, dass AE-Geld viel weniger gewandert ist als Silbergeld. Das schliesst zwar nicht die vorwiegende Reisenutzung aus, weil z.B. Silber einfach in groesseren Mengen fuer den Handel transportiert wurde oder man sich Silber bei Bedarf lokal in AE umgetauscht hat, aber es unterstuetzt die Reisenutzung nicht.

vale
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Beitrag von Pscipio » Do 17.04.08 12:17

Wenig wandern ist in einem Weltreich natürlich relativ, man hat z.B. in England auch schon alexandrinische Potin-Tetradrachmen gefunden, die nur in Ägypten kursgültig waren. Dabei sind Imperiale AE-Münzen sicher noch viel mehr gewandert als Provinzialmünzen, da sie überall kursgültig waren.
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Beitrag von kollboy » Do 17.04.08 12:37

@pscipio

ich könnte mir vorstellen, dass solche weitgewanderten exoten völlige fremdkörper im zahlungsmittelgefüge einer region darstellten - ob die nicht eher KEINE geldfunktion hatten, sondern zb als souvenirs von zb soldaten mitgebracht worden waren, die mal in einer andren provinz dienst taten (vgl zb thailändische münzen, die in vielen deutschen haushalten als urlaubsüberbleibsel herumliegen, ohne in deutschland geldfunktion zu haben (münzen kann man nicht mal umtauschen, geschweige denn irgend etwas damit bezahlen!)

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Beitrag von Pscipio » Do 17.04.08 12:44

Da stimme ich dir zu, bei den Provinzmünzen wird das sicher zutreffen.

Pscipio

PS: obigen Kommentar hatte ich im Glauben abgefasst, wir befänden uns im Thread zu goldschatzs Gegenstempel-As :)
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Beitrag von Chandragupta » Do 17.04.08 13:12

cepasaccus hat geschrieben:Ich habe bei ... Moesta/Franke ? gelesen, dass AE-Geld viel weniger gewandert ist als Silbergeld.
Ich meinte doch mit meinen länglichen Ausführungen oben auch die Nutzung von Kleingeld nur bzgl. Reisen in der jeweiligen Region.

Fernhandel ist eine ganz andere Baustelle; und im Römerreich lief der auch ausschließlich auf Goldbasis.

Im übrigen glaube ich nicht, daß Reichsbronzen überall(!) als vollgültiges lokales Zahlungsmittel im Alltag akzeptiert waren. Sie waren aber auf jeden Fall Devisen, da sie zwar "an sich" Scheidemünzen darstellten - aber ihr Umtausch in "echtes Geld" (also Silber und über dieses dann letztlich auch in Gold...) war reichsweit garantiert; sozusagen waren sie also eine Art "Reservewährung" (wie ja in der DDR "Westgeld" auch in Münzform genauso begehrt war wie wenn's knisterte... ;) ).

Die "Souvenir"-These bzgl. Lokalgeld ist m.E. die absolut schlüssige. Ich glaube, ich habe dazu auch was bei Göbl gelesen. Jedenfalls lassen sich genau so die Alexandriner in Britannien etc. erklären - so ähnlich, wie es sich auch erklären läßt, warum man in einer Sozialwohnung in der BRD plötzlich thailändische Baht-Münzen findet - vom letzten "Knatter-Urlaub" mit dem Sexbomber der "Lusthansa" als Andenken mitgebracht... Und natürlich waren für einen Menschen im antiken Britannien diese Alexandriner top exotisch - die konnte man überall als "Beweis" für eine Stationierung als Legionär (oder gar "nur" eine Privatreise...) "in der Sonne Ägyptens" rumzeigen und damit angeben... so wie heute mit Baht-Münzen in den "einschlägigen Kreisen" ("Guckt mal, wo ich überall war...").

Und bis zum echten Sammeln (zeitgenössischer!) Münzen ist es dann nur noch ein kurzer Schritt...
Zuletzt geändert von Chandragupta am Do 17.04.08 13:21, insgesamt 2-mal geändert.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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