Limesfalsa

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

curtislclay
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Re: Limesfalsa

Beitrag von curtislclay » Di 07.06.11 01:10

Ich stimme Stefan zu: ganz sicher imitativ, deshalb wohl geprägt, da von Imitationen abgegossene Limesfalsa zumindest ungewöhnlich sind.

Die "weiteren Gesichter" sehe ich eigentlich nicht, das sind wohl nur zufällige Ablagerungen, die diesen Eindruck erwecken. Sonst müsste doch an den Haaren, an der Krone und sonstwo auch ein Doppelschlag erkenntlich sein.
Zuletzt geändert von curtislclay am Di 07.06.11 03:48, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Limesfalsa

Beitrag von klausklage » Di 07.06.11 01:33

Da scheine ich ja doch ein ganz interessantes Stück ergattert zu haben. Also eine geprägte antike Fälschung mit Doppelschlag (oder gar Tripel-Schlag?). In Gewicht und Dicke entspricht sie allerdings einem Limes-Falsum, welche üblicherweise gegossen wurden. Ich hoffe, ich habe es so richtig verstanden.

Danke an alle für die Aufklärung!
Olaf
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Re: Limesfalsa

Beitrag von imperator44 » Di 07.06.11 22:27

Also ich finde, daß das Stück auf keinen Fall eine geprägte Imitation ist. Es hat einfach zu viele Merkmale eines Falsums, wie die verschwommene Schrift, die Metallablagerungen beim Portrait und bei 18 Uhr und bei 19 bis 21Uhr sind typische Fehlstellen, die beim Guß nicht ausgefüllt wurden. Zugegeben, das Portrait ist für einen Guß sehr gut (allerdings, wieso soll dieser Kopf eine Imitation sein ??), aber auch bei Güssen gibt es gut ausgebildete Portraits. Ich hab`einfach zu viele von den Dingern, so daß ich trotz Curtis Clay behaupte, daß diese Münze ein Limesfalsum ist.
Schöne Grüße vom imperator44

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Re: Limesfalsa

Beitrag von curtislclay » Di 07.06.11 23:14

Imperator44,

Verstehe ich richtig, dass du den ungeschickten Stil dieser Münze als offiziell einstufst?

In meinen Augen ist der Stil ohne den geringsten Zweifel imitativ. Man vergleiche das Porträt, die Figur auf der Rs. und die Legenden mit dem offiziellen Exemplar unten!
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Re: Limesfalsa

Beitrag von imperator44 » Mi 08.06.11 22:31

Hallo Curtis,
mit dem guten Portrait meinte ich, daß das Portrait für einen Guß recht gut ausgeprägt ist. Daß der Kopf künstlerisch nicht gerade eine Meisterleistung ist, was für die Rückseite sogar noch mehr zutrifft, möchte ich gar nicht bestreiten. Wenn man sich allerdings die Traianportraits der ersten beiden Regierungsjahre ansieht, so wimmelt es in dieser Zeit geradezu von unbeholfenen und imitativ anmutenden Köpfen.
Es ist sehr schade, daß im Moment keine Möglichkeit besteht, das Stück in natura anzusehen, was unseren "Streit" sicherlich schnell beenden würde, zu wessen Gunsten auch immer. Aber gut, ich räume durchaus ein, daß es sich um ein imitatives Stück handeln könnte, allerdings behaupte ich nach wie vor, daß es sich trotzdem um ein Gußfalsum handelt. Denn beim Gießen waren die Römer nicht gerade wählerisch, und haben so ziemlich alles nachgegossen, was ihnen in die Hände kam. Warum also auch nicht mal eine Imitation (so es eine ist).
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Re: Limesfalsa

Beitrag von curtislclay » Mi 08.06.11 23:04

Ja, ich habe schon früher eingeräumt, dass es sich um einen Guss von einer Imitation handeln könnte. Das Original muss aber auf jeden Fall eine Imitation gewesen sein, keine offizielle Prägung.

Und ja, es gab viele sonderbare frühe Porträts, aber erstens nicht in diesem schlechten Stil, zweitens ist das Stück nicht früh, sondern erst ab dem Jahr 103 geprägt, da mit Rs.Legende SPQR OPTIMO PRINCIPI.

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Re: Limesfalsa

Beitrag von imperator44 » Do 09.06.11 00:45

Hallo Curtis,
ok, damit kann ich leben. Ich muß gestehen, daß ich die Rückseite zu wenig beachtete, so daß es sich bei einem Prägedatum um 103 dann doch wohl eher um eine Imitation handelt. Ich müßte mal meinen Bestand an Limesfalsa durchsehen, ob eine gegossene Imitation dabei ist, wenn nicht, so wäre dieses Stück das erste. Allerdings ist es bei Limesfalsa gar nicht so leicht festzustellen, ob es eine gegossene Imitation ist, denn die Güsse sind oft wirklich miserabel, außerdem wurden auch östliche Prägungen nachgegossen, und dann wird`s schwierig.
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Re: Limesfalsa

Beitrag von klausklage » Do 09.06.11 01:08

Jetzt möchte ich aber doch nochmal nachfragen: Ist das nun ein Gesicht dort am rechten Rand oder nur eine zufällig so aussehende Anordnung von Verkrustungen? Bei einem Guss wüsste ich nicht, wie dort ein Gesicht entstanden sein sollte.
Olaf
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Re: Limesfalsa

Beitrag von curtislclay » Do 09.06.11 01:55

Meine Meinung dazu habe ich bereits oben geschrieben: nur eine zufällig so aussehende Anordnung von Verkrustungen.

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Re: Limesfalsa

Beitrag von klausklage » Mi 12.10.11 16:22

Av: IMP CAES NERVAE TRAIANO AVG GER []
Rev: S P Q R OPTIMO PRINCIPI
Felicitas standing l., holding caduceus and cornucopiae

29 mm, 2,51 g

Ich konnte für Trajan kein Felicitas-As mit dieser Revers-Legende ausmachen, also handelt es sich wahrscheinlich um eine eigene Kreation des Fälschers.

Olaf
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Ancient Counterfeits Trajan Limes Falsum Felicitas.jpg
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Re: Limesfalsa

Beitrag von emieg1 » Mi 12.10.11 19:51

Feine Sache, Olaf.

Ob die Löcher dadurch entstanden sind, dass man den As als Fälschung entlarvt hat und dadurch kenntlich machen wollte?! Das drängt sich mir gerade auf. Hochinteressant.

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Re: Limesfalsa

Beitrag von klausklage » Mi 12.10.11 20:30

Das glaube ich nicht, Rainer. Das Stück ist so untergewichtig, dass es kaum jemand mit einem echten As verwechselt haben kann. Ich tippe eher darauf, dass es mal mit der Porträtseite irgendwo als Verzierung angenagelt worden ist. Dann hat es jemand mit Gewalt abgezogen, was erklärt, warum es so verbogen ist. Aber irgendwie fand ich den niedlich, und gekostet hat er 'nen Appel und 'n Ei :-)
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Re: Limesfalsa

Beitrag von justus » Mi 12.10.11 22:06

nummis durensis hat geschrieben:Ob die Löcher dadurch entstanden sind, dass man den As als Fälschung entlarvt hat und dadurch kenntlich machen wollte?!
klausklage hat geschrieben:Das glaube ich nicht, Rainer. Das Stück ist so untergewichtig, dass es kaum jemand mit einem echten As verwechselt haben kann. Ich tippe eher darauf, dass es mal mit der Porträtseite irgendwo als Verzierung angenagelt worden ist. Dann hat es jemand mit Gewalt abgezogen, was erklärt, warum es so verbogen ist.
Weder ... noch ! Die Löcher erscheinen mir eher typisch für "Lufteinschlüsse" bei Gussmünzen zu sein, bei denen die Gussform nicht ausreichend mit Entlüftungskanälen versehen wurde.

Nachtrag: Als "Fälschung" konnten sie wohl nicht entlarvt werden, da "Limesfalsa" ja nun gerade "lokal" hergestellt (gegossen) wurden, um einen vorhandenen Kleingeldmangel in den Grenzregionen vorübergehend zu beheben. Es handelte sich also um "offiziell" sanktionierte Fälschungen.
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chevalier (Fr 17.06.22 05:53)
mit freundlichem Gruß

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Re: Limesfalsa

Beitrag von imperator44 » Do 13.10.11 00:11

Ich stimme in diesem Fall Iustusmagnus voll zu. Das ist eindeutig ein Limesfalsum, bei dem der Gießer dem Traian eine falsche Rückseite verpasst hat. Das kam ja häufig vor, und ging sogar so weit, daß eine Münze zwei Portraitsdarstellungen bekam. Ich hab`sogar ein Exemplar mit Caracalla auf dem Avers und Severus Alexander auf dem Revers. Also, da war schon alles möglich. Und die beiden Löcher entstanden sicherlich nicht durch Schlag, sondern sind wohl eher Luftlöcher, die beim Gießen entstanden.
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Re: Limesfalsa

Beitrag von quisquam » Do 13.10.11 05:49

Kommt das tatsächlich häufig vor? Ich habe bislang noch kein Limesfalsum mit falsch gekoppelten Seiten gesehen (so wahnsinnig viele habe ich allerdings auch noch nicht zu Gesicht bekommen). Den Caracalla/Severus Alexander oder andere Hybride würde ich gerne einmal sehen.

Grüße, Stefan
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