Serrati und ihre Funktion

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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El Che
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Serrati und ihre Funktion

Beitrag von El Che » Fr 23.05.08 13:52

Liebe Gemeinde,

auf der Pirsch bei VCoins bin ich auf folgendes Exemplar gestoßen:

http://www.vcoins.com/ancient/tomvossen ... oduct=4275

Ich sage gleich dazu, dass ich mich in der Republik numismatisch kaum auskenne, insofern ist meine Frage für die Spezialisten vielleicht banal...
Ich bin immer davon ausgegangen, dass der gezackte Rand der Serrati vor allem dazu diente, um Fälschungen zu erschweren und einen Blick ins Innere der Münze zu gewähren.
Ich frage mich, wozu man dann Aes-Serrati produzierte?

Wirkt hier das Vorbild Roms auf das langsam kulturell assimilierte Seleukidenreich (viele Prätendenten wurden in Rom ausgebildet)?
Oder haben die Einkerbungen doch eine andere Funktion? Waren sie vielleicht so einfacher zu Münzrollen durch Bindfäden zu bündeln? Oder wurden dazu nur die aus Schatzfunden bekannten Lederrollen benutzt? Wer weiss was?

Liebe Grüße,
Uli

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areich
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Beitrag von areich » Fr 23.05.08 14:10

Hier ist etwas darüber aber viel ist es auch nicht:

http://www.forumancientcoins.com/numisw ... y=Serrated

Kurzfassung: bei den Seleuciden hatte es wohl nur Dekofunktion im Gegensatz zu
den Republikdenaren, wo es schon zur Fälschungsprävention diente.

Andreas

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Fr 23.05.08 14:50

Meines Wissens weiss man den Grund nicht. Bereits diskutierte Erklärungen die mir spontan einfallen sind:

- Schutz vor gefütterten Münzen - der Rand besteht ja quasi aus einer Vielzahl von (tatsächlich ungeeigneten) Prüfhieben im Rand
- kurzzeitige Modeerscheinung
- Maßnahme gegen das Verschlucken der Münzen durch Mitarbeiter der Münzstätte, die versuchen die Stücke so außer Haus zu bringen.

Nach etwas Nachlesen:

Dass die Kerben in den Serrati ungeeignet waren um einen Kupferkern zum Vorschein zu bringen zeigt Gunther Kraft in seiner Dissertation: http://elib.tu-darmstadt.de/diss/000609/
Beim Einkerben wird die Silberschicht zwar ausgedünnt, sie bleibt aber intakt. Die oft geäußerte Ansicht der Fälschungsprävention hält er für plausibel, ist als Mittel wie er zeigt aber tatsächlich ungeeignet. Dies erklärt für ihn die Tatsache, dass Serrati verhältnismäßig rasch wieder verschwanden (im Vergleich zum Produktionszeitraum des Denars), und sie danach nie wieder ausgegeben wurden.

Kraft zufolge vertreten Bahrfeld (Antike Münztechnik, Berliner Münzblätter, Neue Folgen XXV, S. 443-448, 1908) und Crawford (Roman Republican Coinage II, 1974) die Ansicht, dass es sich um eine Modeerscheinung handelte.

Die Idee der Diebstahlsicherung stammt von Harlan (Roman Republican Moneyers and their coins, Seaby, London, 1995).

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 23.05.08 16:20

Das Verschlucken der Münzen durch Mitarbeiter der Münzstätte, um diese nach draußen zu schmuggeln, ist eine interessante Idee, auf die ich noch nicht gekommen war. Um das zu verhindern, taugte wohl nur die Münzform aus seleukidischen Zeiten ("Kronkorken-Serrati"), die Form der römischen Denare nicht. Wer einen Denar schluckt, schluckt auch einen Serratus. Und warum gibt es dann keine Aurei serrati?

Ich schätze, daß der Zweck der Randkerben wohl war, Fälschungen zu erschweren. Da das Münzfälschen eine Art Wettrüsten ist, ist es klar, daß diese Maßnahme allein Fälschungen auf die Dauer nicht verhindern kann. Vielleicht hat diese Maßnahme aber der Münzstätte im Kampf gegen die Fälscher einen Vorsprung oder eine Atempause verschafft.

Homer
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El Che
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Beitrag von El Che » Fr 23.05.08 19:15

Vielen Dank für Eure Antworten. Wenn ich also mal resümiere, bleibt für die Aes-Serrati der Seleukiden nur Modeerscheinung...
Hm einserseits für den praktisch denkenden Menschen keine sehr befriedigende Antwort, andererseits wird ein Forscher, der in 2100 Jahren die eine oder andere Erscheinung unserer Zeit untersucht auch seine Problem e haben, wenn er nur an den praktischen Nutzen denkt ;-).

Liebe Grüße,
Uli

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