Neuerscheinung: Das Münzwesen des Römischen Reiches

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KarlAntonMartini
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Neuerscheinung: Das Münzwesen des Römischen Reiches

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 01.03.03 21:16

Ich hab mir als Römer-Anfänger gekauft: Manfred Beier: Das Münzwesen des Römischen Reichs, Regenstauf 2002. Der Autor ist Sammler und Autodidakt. Das Buch gibt auf 500 Seiten einen mir sehr brauchbar (weil auf Sammlerinteressen bezogener) erscheinenden Überblick über die Prägungen der Römischen Republik und der (Weströmischen) Kaiserzeit. Jeder Prägeherr (oder -frau) wird nach seiner Person und den wesentlichen Ereignissen und Umständen seiner Periode beschrieben. Auch die Rückseitendarstellungen sind gewürdigt. Der Autor gibt dann einen Ausblick auf die byzantinischen Prägungen, sowie die der Vandalen und Ostgoten. Kurze Kapitel stellen die Themen Provinzialmünzen, Fälschungen, Münzstätten und Prägemethoden, Erhaltungsstufen, Schatzfunde, Geldwert und Kaufkraft dar. Sehr praktisch sind die umfangreichen Tabellenanhänge (ca. 50 Seiten) die die republikanischen Münzmeister, die Kaiser, die Prägungen für Nichtregenten, Iterationsziffern, Prägestätten mit Abkürzungen, Nominale, Gewichte, Münzfüße, griechische Zahlen darstellen. Auch an ein Wörterbuch der häufigsten lateinischen Münzbegriffe sowie der in den Legenden vorkommenden Wörter ist gedacht worden. - Das Buch ist in gut lesbarem Stil verfaßt, der Autor läßt gelegentlich seine persönlichen Bewertungen der historischen Ereignisse anklingen, das schadet aber dem Zweck des Werkes nicht. Für eine zweite Auflage wäre wünschenswert, mehr Bilder einzufügen. 300 Münzabbildungen von leider nicht berauschender Qualität sind zu wenig (aber da hat vermutlich der Verlag gespart), um die ganze Breite von 800 Jahren römischer Münzgeschichte zu illustrieren. Es freut den Kritiker natürlich, wenn sich (seltene) Fehler finden, so beschreibt Beier die Rückseite eines Caracalla-Sesterz für Septimius Severus als fünfstufiger Scheiterhaufen, dargestellt ist aber das Hadriansgrab in der Engelsburg. (S. 153) Constantinus I. Regierung als "eine von der christlichen Kirche abgesegnete Monarchie" (S. 330) zu bezeichnen, zeigt, daß Kirchengeschichte nicht die starke Seite Beiers ist. Aber diese kleinen Mäkel sind nur das Salz in der Suppe. Insgesamt ein bewundenswertes Werk eines Sammlers für Sammler, das 29 Euro allemal wert ist!

berenike
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Beitrag von berenike » So 02.03.03 14:15

Würde ich anders bewerten. Ich finde dieses Buch eine unglaubliche Verarschung der Kunden. Der Autor hat keinen blassen Schimmer von der aktuellen wissenschaftlichen Literatur und gibt einen völlig veralteten Forschungsstand wieder.
Besonders lächerlich finde ich Dinge, wie eine Umrechnung der Kaufkraft römischer Münzen in die Währung von 1914. Um es genau zu machen, wird dort ein Dupondius mit 11.35 Pfennig angegeben(!!!)
Das Literaturverzeichnis ist an Peinlichkeit kaum noch zu übertreffen. Grant und Mommsen als Grundlage zu nehmen für eine Kaisergeschichte - man kann es nicht glauben. Die wirklich wichtigen Monographien zu den einzelnen Kaisern sind weder genannt noch in den Beiträgen berücksichtigt. Man hegt den leisen Verdacht, daß der Autor weder willens noch in der Lage war, eine andere Sprache als Deutsch zu lesen. Enthüllend auch, daß die französischen Publikationen der BN, die nun wirklich den aktuellen Forschungsstand wiedergeben, nicht erwähnt sind (dafür aber der Seaby!, nicht der RIC). Der Mann mag ein brauchbarer Psychotherapeut sein, von der Numismatik hätte er besser seine Finger gelassen.
:evil:
Berenike

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Nikolausi
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??

Beitrag von Nikolausi » Mo 03.03.03 01:31

Was hast Du gegen den den Papst meiner Numisnatischen
Literatur?
(ich gebe offen zu, ich habe den Mommsen gelesen,
mindestens die ersten 864 Seiten)
Dieses Werk ist meiner Meinung nach bis Heute
noch nicht übertroffen worden !!!!!!!!

oder stört es Dich das 1860 noch keine
bunten Bilder möglich waren?

Sammlergrüße Nikolausi

PF.: PF ist schön
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Römische Republik, Pfaleristik

berenike
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Beitrag von berenike » Mo 03.03.03 08:10

Nein, ich habe nichts gegen alte Autoritäten. Sie stehen in meiner Bibliothek und ich lese sie durchaus gerne und mit Gewinn. Nur ist die Zeit seit dem 19. Jahrhundert nicht stehen geblieben. Gerade im Bereich der Numismatik gibt es wichtige und entscheidende Arbeiten aus den letzten paar Jahrzehnten. Ich finde, diese Literatur müßte man berücksichtigen, wenn man ein Werk über Münzen schreibt. Ich finde, in dem Moment, in dem man für Laien schreibt, hat man eine besondere Verantwortung. Ein Laie hat im Normalfall nicht alle Literatur zur Verfügung. Es ist nun am Autor, diese Literatur zu sichten, zu werten und das rauszuholen, was er selbst für wichtig erachtet. Wenn ich nun merke, daß die wichtigste Spezialliteratur noch nicht mal bekannt ist, dann leidet für mich die Glaubwürdigkeit eines Buches enorm. Und am meisten ärgert es mich dann, wenn ich sehe, daß alles für bare Münze genommen wird, sobald es nur schwarz auf weiß in einem Buch steht.
Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll, aber ich habe etwas gegen Tintendiarrhoe.
:D
Berenike

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 03.03.03 12:34

@berenike: vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist deine Kritik in der Sache berechtigt. Ich habe ausdrücklich daraufhingewiesen, daß es das Buch eines Sammlers für Sammler ist und bin der Ansicht, daß dann andere Maßstäbe gelten. Es gibt viele Sammler, die nicht akademisch oder gar altertumswissenschaftlich vorgebildet sind und denen die Beschäftigung mit Münzen trotzdem Spaß macht. Für diese ist die wissenschaftliche Literatur mangels Sprachkenntnissen oder Vorkenntnissen schlicht unbrauchbar. Z.B. habe ich gerade mit der Post bekommen das Buch von Mayhew über Sterling Imitations of Edwardian Type, sicher hochwissenschaftlich, aber für den Normalsammler kaum verdaulich. Oder um ein anderes Beispiel zu bringen: wenn ich mit meinen Kindern Schmetterlinge bestimmen gehe, nehme ich dazu ein Bestimmungsbuch mit bunten Bildern drin, da lacht auch jeder Biologe. - Gibt es deiner Meinung nach ein besseres Buch, als das von Beier, das also einerseits dem Normalsammler die nötigen Informationen in verständlicher Sprache und zu vertretbarem Preis liefert, andererseits die gerügten Fehler nicht aufweist?

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Beitrag von corrado26 » Mo 03.03.03 12:36

berenike hat geschrieben:Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll, aber ich habe etwas gegen Tintendiarrhoe.
:D
Berenike
@berenike:
ich denke, Du bist einklein wenig zu anspruchsvoll in Bezug auf das, was der durchschnittlich gebildete Sanmmler von einem Buch erwartet, wenn er überhaupt Bücher kauft und die Fähigkeit hat, deren Inhalt zu lesen und darüber hinaus auch noch zu verstehen.
Deine Forderung nach Brücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Numismatik ist sicherlich richtig, wenn man das Buch unter dem wissenschaftlichen Aspekt betrachtet, wie aber bereits festgestellt, ist dies ein Werk vom Sammler für den Sammler und der durchschnittliche Sammler ist nun sicherlich nicht Wissenschaftler, sondern eher einfacher Konsument, der dankbar ist, wenn er grundlegende Informationen zu seinem Hobby erhält, die er ohne wissenschaftliche Vorbildung auch problemlos und ohne daß er weitere Quellen erschließen muß, verarbeiten kann.
Leider kenne ich das Buch noch nicht, ich denke aber, daß nach dem, was der erste Rezensor geschrieben hat, es genau dahin zielt.
Gruß
corrado26 :)
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Beitrag von berenike » Mo 03.03.03 13:49

Was Ihr beide schreibt, ist das, was ich von Autoren immer wieder höre. Sei doch nicht so streng. Ist doch nur für Sammler. Finde ich einfach eine Unverschämtheit. Ist der Sammler ein Idiot, dem man veraltete und falsche Aussagen zumuten darf, nur weil er ein Sammler und kein Wissenschaftler ist. Einem Sammler darf man gerne veraltete Datierungen zumuten, unrichtige Charakterbeschreibungen von Kaisern, die sich auf einem Niveau bewegen, das vor ungefähr 200 Jahren das gängige Bild der Wissenschaft war, weil nämlich Sammler ja doch zu dumm sind, richtige Aussagen zu verstehen.
Das ist doch Unfug! Warum so selbstgenügsam. Jeder Sammler hat Anspruch auf ein Buch, das ehrliche, gut recherchierte Information liefert. In der Zeitung ärgert ihr Euch doch sicher auch über schlecht recherchierte Artikel mit vielen Fehlern, nur weil kein Kaiser mehr auf Verleumdung klagen kann, ist die Geschichte und die Numismatik doch kein Feld, auf dem man überholte Literatur immer wiederkauen darf, ohne was Neues zu bringen!
Grüße
:D
Berenike

PS. Im Übrigen gebe ich Euch insofern recht, daß es ein Skandal ist, daß renommierte Numismatiker das Feld der Populärwissenschaftlichen Literatur solchen Dilettanten im schlechten Sinn überlassen.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 03.03.03 14:36

@berenike: ok, wann kommt das Buch. Bitte zuerst eines über die Provinzialprägungen! Übers Forum kommen bestimmt 100-200 Subskriptionen zusammen, da freut sich jeder Verleger.

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Beitrag von berenike » Mo 03.03.03 15:26

In Arbeit.

:D
Berenike

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 03.03.03 16:53

freu. ich reservier schon mal 4-5 Zentimeter im Bücherschrank! Gutes Gelingen!

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Beitrag von Petrus » Mo 10.03.03 15:50

So ein Buch über die Provinzielprägungen will ich auch haben!!!
8O Ich bin nämlich ein "Viel-Will"... :wink:
Tu es kund, wenn du es (zum Subskriptionspreis) unter dein Volk wirfst, damit ich auch eins ergattere :D :) :D :) :D :) :D :) :D :)
Herzlichst, Petrus (Neuling :oops: )

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Beitrag von berenike » Mo 10.03.03 18:33

Hej, eins nach dem anderen. Der Tag hat 24 Stunden, zur Not nimmt man noch die Nacht dazu, aber mehr geht beim besten Willen nicht.
:D
Berenike

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Beitrag von Wuppi » Mo 10.03.03 19:54

Hi

ne off-topic frage ;)
"Subskriptionen " <- ??? was ist das? ;)

Bis denne
Wuppi

@berenik: ich mach gerade deinen Griechenbeitrag startklar ;)
Bitte KEINE Anfragen zu Münzen etc. per privater Nachricht - Danke!
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Beitrag von berenike » Mo 10.03.03 21:32

Subskriptionen kommen aus der Zeit als es noch wahnsinnig teuer war, gut illustrierte Bücher herauszugeben, also ein paar Jahrhunderte zurück. Damals hat man, bevor man ein Buch druckte, sich erst mal versichert, daß man Abnehmer findet, hat von denen voraus kassiert und dann in Folgen publiziert und den Abonnenten die Exemplare zugeschickt.
Heute locken manche Verleger mit billigen Subskriptionsangeboten. Sprich, wenn Du bei einem teuren Buch vorher sagst, daß Du es haben willst, dann kriegst Du es billiger, weil damit das Risiko des Verlegers kleiner wird, der Bücher druckt, von denen er noch nicht weiß, ob sie abgenommen werden.
Beste Grüße
:D
Berenike

PS. Danke für die technische Hilfe.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 23.02.04 10:09

jetzt ist der Schleier ja gelüftet: herzlichen Glückwunsch! (jetzt verstehe ich auch den damaligen Ärger, ja diese Verleger...)
Grüße, KAM

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