ohne worte

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 04.07.08 11:50

Ist es bekannt, daß auf Stalins Mordlisten neben Kaninchenzüchtern auch Briefmarkensammler standen?

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Fr 04.07.08 12:15

Chandragupta hat geschrieben:Zu letzterem zuerst: Auf jeden Fall(!) "das Richtige[tm]". Wie könntest Du zweifeln?
Unfehlbar ist nur der Papst[TM].
Interessant ist Deine Anmerkung mit dem Foto - das ging mir nämlich in diesem Zusammenhang auch schon durch den Kopf,
Bei den Artikeln zu Themen, bei denen ich mich auskenne, fallen mir haeufiger grobe Fehler auf. Deswegen ist mein Vertrauen in Artikel zu Themen bei denen ich mich nicht auskenne nicht all zu gross.

vale
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Fr 04.07.08 12:37

cepasaccus hat geschrieben:Bei den Artikeln zu Themen, bei denen ich mich auskenne, fallen mir haeufiger grobe Fehler auf. Deswegen ist mein Vertrauen in Artikel zu Themen bei denen ich mich nicht auskenne nicht all zu gross.
Eben, genau so ist das. Regelmäßig. Auch bei Fachthemen, die ich beruflich beackere und deshalb gut kenne. :(

Journalisten plappern halt nach, was sie "so hören".

Guck noch mal auf S. 3, was ich da schon am 30.06. schrieb:

'Und das verwechselt hier nicht etwa ein "fachlich überforderter" Journalist, sondern das wird regelmäßig auch von den "Ermittlungsorganen" verwechselt.'

Ich sehe die Schuld für den Unsinn hier sicher auch bei dem Journalisten, aber deutlich mehr bei anderen Leuten, die "eben 'Ahnung' haben" (sprich: sie wissen nix, sie "ahnen" allenfalls was...), aber auch dummerweise mehr echte Macht als ein bloßer Journalist. Dessen Geschreibsel mag falsch sein und deshalb für Experten nervig (mir wird z.T. wirklich körperlich übel, wenn ich diversen Schund im "Blätterwald" - dazu zählt auch das Internet - lese oder im TV sehe) ... aber weh tun tut's nicht! Jedenfalls nicht wirklich.

That's the point.

Es gibt in der BRD noch keine Durchführungsbestimmungen zu dem Gesetz.

Und sogar ich sage: Selbst das Laientheater, das momentan die aktuelle BRD-Regierung darstellt, dürfte es möglicherweise schon fertig bringen, da eine höchst sinnvolle "Bagatellklausel" für "mechanisch in Massen reproduzierte Gebrauchsgegenstände ohne einzigartigen künstlerischen Wert" (wie Münzen, aber z.B. auch antike Tonlampen etc.) einzufügen ... aber das nützt Leuten, die schon heute in die entsprechenden "Mühlen" geraten sind, genau nix mehr.

Die schönen Rechtsgrundsätze "nulla poene sine lege" oder "in dubio pro reo" sind sicher nett zu wissen (wir sind ja historisch gebildete Leute hier im Forum!), aber sie sind eben de facto schon Geschichte! Beweislastumkehr, rückwirkende Gesetzesanwendung, ...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Fr 04.07.08 13:18

Ein wesentlicher Teil des Problems scheint mir in der Tatsache zu liegen, daß Seltenheit, Wert und Bedeutung antiker Münzen meist grotesk überschätzt werden.
Die antike Münze, die aus dem Fundkontext entfernt worden ist, ist für die Archäologie wissenschaftlich kaum noch interessant. Sie kann dann weder als "Leitfossil" Auskunft über die Zeitstellung eines Bodenhorizonts geben noch helfen, unser Bild über Wirtschaftsbeziehungen, Wanderungswege und Siedlungsorte zu vervollständigen.
Ein Anbieter bei eBay hat vor einigen Jahren seine Repliken mit dem Hinweis angepriesen, daß Originale grundsätzlich ins Museum gehören, und vielleicht hat er das ja auch selbst geglaubt.
Ich habe wiederholt durchaus gebildeten Menschen römische Münzen gezeigt und sie schätzen lassen, was die wohl wert seien. Nach ihren jeweilig genannten Summen wäre ich vielfacher Millionär, und sie machten regelmäßig große Augen, wenn ich ihnen dann die marktüblichen Preise verriet. So gesehen kann ich mir durchaus vorstellen, daß ein von keinerlei Sachkenntnis beleckter Vertreter der Exekutive bei der Schätzung des Wertes einer Sammlung reinen Herzens aus seiner fachlichen Froschperspektive heraus urteilt.
Den Regierenden aber können solche absurd hohen Schätzungen nur allzu recht sein: Dem breiten Publikum wird dadurch suggeriert, daß Römersammler allesamt reich sind und den weniger vermögenden Bürgern die Teilhabe an der Freude über Antikes nicht gönnen. Wer also seine politischen Aktivitäten in erster Linie an den Umfragewerten und der allgemeinen politischen Stimmung im Lande ausrichtet - und Beispiele dafür gibt es ja gerade in letzter Zeit in Hülle und Fülle -, der wird auch eine solche Gelegenheit nicht verstreichen lassen wollen, sich als Kulturretter und Förderer einer gerechteren Vermögensverteilung zu gerieren.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Fr 04.07.08 13:21

@chinamul:

[x] Du hast verstanden.

[x] Szenenapplaus!

[ ] Du bist Politiker.

[ ] Du bist Jurist.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von chinamul » Mi 09.07.08 11:48

Ausgerechnet Italien ...

Welche Wertschätzung die Italiener ihrem Weltkulturerbe entgegenbringen, wird an der Art und Weise deutlich, mit der sie beispielsweise das teilweise ausgegrabene Pompeji verkommen lassen und Raubgräber nicht wirksam am Wühlen im bisher noch nicht freigelegten, meterhoch zugemüllten Teil der antiken Stadt hindern.
Da ist es doch geradezu absurd, wenn von italienischer Seite verlangt wird und bestimmte Kreise in unserem Lande dies auch unterstützen, antike römische Münzen seien grundsätzlich als genuin italienisches Kulturerbe zu betrachten und demzufolge an Italien abzuliefern.
"Schützenswertes Erbe der Menschheit"! Daß ich nicht laut lache!!! Oder sollte man vielleicht doch lieber weinen?

Kulturhttp://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/302/184722/
http://fr-aktuell.de/in_und_ausland/mag ... nt=1363476

Gruß

chinamul
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 09.07.08 19:24

Letztes Jahr waren wir erstmals im Urlaub in der Türkei. Im Archäologischen Museum von Side habe ich diese Münzen in einer Vitrine fotografiert. Wem fällt was auf?

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Beitrag von n.......s » Mi 09.07.08 19:27

Homer J. Simpson hat geschrieben:Letztes Jahr waren wir erstmals im Urlaub in der Türkei. Im Archäologischen Museum von Side habe ich diese Münzen in einer Vitrine fotografiert. Wem fällt was auf?

Homer

...die echten Münzen, die mich interessiert haben, habe ich vor 3 Jahren gegen Bargeld gegen Repliken eingetauscht :lol:

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Beitrag von beachcomber » Mi 09.07.08 19:47

tja, die türkei muss wohl arm an echten münzen sein...
grüsse
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 09.07.08 19:49

Ach, Du warst das?!? :evil: :2gunfire: :drinking: :wink:

Nee, im Ernst: Genau so schaut's aus. Zumindest die zweite und vierte Münze von links sind bekannte Fälschungen: Die linke ein Pertinax-Denar, die rechte ein Carausius-Denar (!! - wie soll die nach Side kommen?). Da hat jemand etwas Bakschisch rüberwachsen lassen und ein paar Repliken zum Austauschen; und die echten Münzen - die eine tolle Provenienz haben, aber das wird er nicht dazusagen - hat er mit heimgenommen. Und wenn's in den Vitrinen so aussieht, wie sieht's dann wohl in den Depots aus???
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Beitrag von Zwerg » Mi 09.07.08 20:30

Und wenn's in den Vitrinen so aussieht, wie sieht's dann wohl in den Depots aus???
Ich kann hier nur wiedergeben, was mir erzählt wird. Die Provinzmuseen sind leer.

Grüße
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Beitrag von helcaraxe » Mi 09.07.08 20:31

Zumindest im archäologischen Museum in Istabul sind die Münzen, soweit ich beurteilen kann, noch echt.

Aber wieviele werden es sein? Vielleicht 30 - mehr nicht...
Viele Grüße
helcaraxe
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 09.07.08 20:41

Curtis Clay schrieb schon vor Jahren im US-Forum, daß in Sofia ein großer Teil der selteneren Münzen aus dem hochwichtigen Reka-Devnia-Fund nicht mehr auffindbar war.

Also: In den Ursprungsländern, wo ich einen Museumsfuzzi (für den die Verlockung zu groß ist, da sein Gehalt wahrscheinlich ca. 100 Euro im Monat beträgt) bestechen muß, um die Münzen aus dem Museum mitzunehmen, da sollen diese Kulturschätze sicherer sein als bei uns Sammlern? Gestattet bitte, daß ich kurz und bitter auflache! Und wenn das Sammeln antiker Münzen kriminalisiert wird, dann haben nur noch die Kriminellen (eben die, die so etwas tun) Sammlungen echter Münzen, und die Wissenschaftler schauen noch viel mehr in die Röhre als jetzt, wo wir schöne und interessante Münzen in Foren wie diesem posten und diskutieren können!

Homer
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Beitrag von beachcomber » Mi 09.07.08 20:53

In den Ursprungsländern, wo ich einen Museumsfuzzi (für den die Verlockung zu groß ist, da sein Gehalt wahrscheinlich ca. 100 Euro im Monat beträgt) bestechen muß, um die Münzen aus dem Museum mitzunehmen, da sollen diese Kulturschätze sicherer sein als bei uns Sammlern?
das ist einer der gründe warum sammlungen in privater hand unterbunden werden sollen.
denn wenn es keine nachfrage mehr gibt, werden 'museumsfuzzis' auch nicht mehr korrumpiert, so die vorstellungen der 'kulturschützer'.
allerdings stellt sich da die frage, in welcher welt die leben, denn wenn das sammeln kriminalisiert wird, werden nur die preise steigen, nicht das sammeln beendet!
grüsse
frank

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Beitrag von areich » Mi 09.07.08 20:55

Ich habe mal im kulturhistorischen Museum in Stralsund eine alte Sammlung von Graf So-und-So gesehen, da waren einige Fälschungen dabei. Einige vom Personal als solche erkannt, andere nicht. Das war schon spannend zu erfahren, daß es auch vor eBay mehr oder weniger so war wie heute: Menschen mit mehr Geld als Verstand geben ein Schweinegeld aus für Fälschungen.

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