Septimius Severus Gangra Unikat

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von areich » Mo 08.09.08 09:58

Mal 'ne ganz doofe Frage, woran erkennt man, daß das ein Sesterz ist?
Bei dem Gewicht muß ein Laie den doch für einen ganz normalen Antoninian halten.

Benutzeravatar
Chandragupta
Beiträge: 1684
Registriert: Mi 12.12.07 16:39
Wohnort: BRD
Hat sich bedankt: 58 Mal
Danksagung erhalten: 86 Mal

Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 10:26

Lies mal weiter oben (vorige Seite), dort habe ich genau das geschrieben:

"Das Stück ist also gar nicht wirklich fotografierbar! Selbst in der Hand braucht man beste Lichtverhältnisse und viel Erfahrung, um zu erkennen, was das überhaupt ist. "Auf den ersten Blick" sieht es aus wie ein total korrodierter Antoninian. Nur eben beim genauen Hingucken: ohne Strahlenkrone."

Und es fehlt jedes Beizeichen/Münzzeichen im Revers-Abschnitt.

Ob das Ding jetzt ggf. nur ein As war, lasse ich mal dahingestellt. Das können wir heute nicht mehr wirklich nachvollziehen (siehe dazu auch den völlig korrekten und auf dem aktuellen Stand der Forschung stehenden Kommentar im Bd. III des aktuellen Seaby zu diesen Stücken).

Bei meinem Exemplar spräche sogar das Material für ein As: Es ist nämlich aus Kupfer und nicht aus Messing.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Beitrag von beachcomber » Mo 08.09.08 10:35

na siehste chandra, geht doch! :wink:
und soo schlecht ist das teil doch wirklich nicht.
was mich dabei interessieren würde. warum wird diese nominal als sesterz bezeichnet? das könnte doch gut auch als denar durchgehen?
grüsse
frank

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von areich » Mo 08.09.08 10:36

Natürlich schade, daß Du der Verkäufer das auch gemerkt hat, die meisten
Leute würden da wohl nicht zweimal hingucken.

Benutzeravatar
Chandragupta
Beiträge: 1684
Registriert: Mi 12.12.07 16:39
Wohnort: BRD
Hat sich bedankt: 58 Mal
Danksagung erhalten: 86 Mal

Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 10:48

Denar scheidet völlig aus! Viel zu groß...

Wie gesagt: größter Durchmesser: 23 mm - das ist noch über den frühen(!) Antoninianen, die allenfalls mal 21 mm sind (und dann schon als "ungewöhnlich groß" empfunden werden).

Der Schrötling dieses Exemplars ist auf jeden Fall ungewöhnlich dünn. Und ein Kenner sieht schon, daß das Material kein Billon ist (wie es auch ein Denar wäre), sondern einfach nur Kupfer.

Die Zuweisung als "As" halte ich währungsgeschichtlich für etwas abwegig. Zu jener Zeit wurden Antoniniane ja selber nur noch in Form von "Folles" gehandelt - d.h. sie wechselten zumeist in ganzen vorabgepackten Hunderter-Beuteln den Besitzer. Und da ist so ein Kupferstück wohl eher ein Achtel- (oder gar nur ein Viertel-)Antoninian (in letzterem Fall demnach ein "Doppelsesterz") gewesen, als ein 32tel Antoninian.

Was sollte so ein Nominal in jener Zeit gallopierender Inflation denn noch?? Zum Vergleich: Gab's 1923 in Deutschland noch Pfennig-Münzen? Ich kenne da eher 500-Mark-Stücke aus Aluminium... ;)

BTW: Ja, der Händler wußte durchaus, was er da hat. Das Stück war ja auch nicht billig...
Zuletzt geändert von Chandragupta am Mo 08.09.08 10:50, insgesamt 1-mal geändert.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Benutzeravatar
Privateer
Beiträge: 740
Registriert: Do 23.12.04 20:13
Wohnort: Rupertigau
Hat sich bedankt: 32 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal

Beitrag von Privateer » Mo 08.09.08 10:49

Jetzt habe ich mir diesen Thread mal zu Gemüte geführt und musste erstmal herzlich lachen als ich sah wer diese Unikat-Dublette :) ersteigert hat.

1) Ist das ein Händler, kein Sammler oder Liebhaber
2) Hat er ungefähr soviel Ahnung von antiken Münzen wie ich :D
3) taucht das Stück bestimmt demnächst bei MA zum doppelten Preis auf

Wenn Eure Preiseinschätzung korrekt ist, wird das Stück dann dort noch sehr lange zu bewundern sein.
Gruß Privateer

Benutzeravatar
Pscipio
Beiträge: 8228
Registriert: Fr 15.10.04 13:47
Wohnort: Bern, CH
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Pscipio » Mo 08.09.08 10:50

Der Durchmesser ist mit 21-23 mm viel zu gross für einen Denar, und wenn das Gewicht hier selbst für einen Sesterzen der damaligen Zeit sehr tief ist, so mag das wenigstens teilweise an der Erhaltung liegen.

@Chandra: na es geht doch mit den Fotos, und so schlecht sind die Bilder ja gar nicht.
Nata vimpi curmi da.

Benutzeravatar
Pscipio
Beiträge: 8228
Registriert: Fr 15.10.04 13:47
Wohnort: Bern, CH
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Pscipio » Mo 08.09.08 10:54

Das mit dem "As" halte ich ebenfalls für unsinnig, wer die Doppelstücke des Aurelian (ca. 13-16 g) und seine Einfachstücke (ca 6-9 g) anschaut, der wird um die Schlussfolgerung, dass es sich dabei um Doppelsesterzen und Sesterzen handelt, kaum herumkommen. Ich mag jedenfalls nicht glauben, dass um diese späte Zeit jemand Dupondien von 13-16 g geschlagen haben soll, ganz als befände er sich im 1. Jahrhundert und als hätte es nie eine Abwertung des Münzgeldes gegeben.
Zuletzt geändert von Pscipio am Mo 08.09.08 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
Nata vimpi curmi da.

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Beitrag von beachcomber » Mo 08.09.08 10:54

Zu jener Zeit wurden Antoniniane ja selber nur noch in form von "Folles" gehandelt - d.h. sie wechselten zumeist in vorabgepackten Hunderter-Beuteln den Besitzer
wo hast du das denn her?
denn wenn es so gewesen wäre, dann würde selbst die prägung von sesterzen keinen sinn machen!
grüsse
frank

Benutzeravatar
Chandragupta
Beiträge: 1684
Registriert: Mi 12.12.07 16:39
Wohnort: BRD
Hat sich bedankt: 58 Mal
Danksagung erhalten: 86 Mal

Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 11:07

Das mit dem "Follis" voller Antoniniane steht in der seriösen Literatur, z.B. im Göbl.

Okay, ich bezog die Nutzung der verplombten Beutel mit "Antoninianen" (wie wir sie heute nennen...) eher auf die Zahlung von "relevanten Geldmengen" (jedoch deutlich unterhalb derjenigen, für die man die noch selteneren/wertvolleren Goldmünzen brauchte), nicht auf Alltagsgeschäfte der "kleinen Leute".

Du solltest Dich mal mehr mit dem "täglichen Zahlungsverhalten" damals befassen. Da spielte "Kleingeld" noch nicht annähernd die Rolle wie heute. Letzteres brauchte man eher auf Reisen mal ("zu Hause" ließ man beim Bäcker, in der Taverne, ... anschreiben und zahlte dann für eine Woche oder einen ganzen Monat...). Deshalb sind auch die Quadrantes/Semisses des 1./2. Jh. so selten - schon ein As hatte ja für Alltagsgeschäfte (Lebensmittel, Tavernenbesuche, ...) in der frühen Kaiserzeit eine Kaufkaft von heute mehreren Euros.

Und dann die Propagandawirkung: "Guckt mal, ich, Euer guter Kaiser Carinus, lasse noch Sesterzen prägen!" (Vgl. mit der BRD, wo auch bis 2001 noch Pfennigmünzen geprägt wurden. Rein "geldumlauftechnisch" hätte der Groschen als kleinstes Nominal ab Anfang der 90er Jahre hier VOLLKOMMEN ausgereicht, siehe jetzt Finnland mit dem Euro, wo es im Umlauf auch keine 1- und 2-Cent-Münzen gibt - das mit dem Weiterprägen des "Guten Alten Pfennigs[tm]" war ein reines Politikum: allein die Herstellung einer solchen Münze kostete ja ein Vielfaches des Nominalwertes; genauso wie wohl auch bei jenem "Sesterz" hier Ende des 3. Jh. ...)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Mo 08.09.08 12:14

Du vergißt bei Deinen Überlegungen zum Sinn von Pfennigen und Cents im täglichen Geldumlauf die psychologische Wirkung der "scharf kalkulierten" € 9,99-Preise (nur eine statt zwei Stellen vor dem Komma!). Da muß die Kassierin an der Supermaktkasse schon Cents in der Kasse haben, um gegebenenfalls passend herausgeben zu können. Bonbons als Ersatzcents würden doch die ganze schöne Schau verderben.
Wie wichtig bei den Anbietern und Kunden die Neunen am Ende von Preisen sind, zeigen doch besonders deutlich die absurden zehntelcentgenauen Angaben an den Tankstellen. Es ist da schon ein gewaltiger gefühlter Unterschied, ob der Liter gerade noch erträgliche 149,9 Euro kostet oder brutale 1,50, obwohl das bei einer Tankfüllung kaum mehr als 5 bis 6 Cent ausmacht.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
Chandragupta
Beiträge: 1684
Registriert: Mi 12.12.07 16:39
Wohnort: BRD
Hat sich bedankt: 58 Mal
Danksagung erhalten: 86 Mal

Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 13:14

Und genau diesen Schei* mit den "Schwellenpreisen" (der mich schon krank macht, seit ich die Marktwirtschaft live erlebe...) gab's in der Antike eben nicht.

Und das ist noch nichtmal ein gesamteuropäisches Phänomen, denn in anderen Ländern macht man "echte" Preise. Dieses Jahr im Urlaub in Griechenland: Eine Flasche Superedel-Wein im Fachhandel: 15,03 €! Ja - genauso: 15,03 €! ;) (Entstanden ist dieser Betrag garantiert durch "Einkauf * fixe Marge * Mehrwertsteuersatz" - wie alle Preise dortzulande im Nicht-Touristen-Handel; auch in allen großen Supermärkten - da sind Preise wie 1,26 € für Fischkonserven oder 0,47 € für eine 0,5l-Flasche Retsina normal und "Schwellenpreise" gibt's nicht - aber im praktischen(!) Umlauf auch keine 1- und 2-Cent-Stücke: An der Kasse wird dann der Gesamteinkauf auf volle 5 Cent auf- oder abgerundet...)

Der o.g. Wein würde in der BRD garantiert(!) 14,99 € kosten. "Unsere kulturelle Tradition" verlangt das so. Auch die Herausgabe des 1 Cent für den "99er" Cheeseburger beim MacKotz oder WürgerKing...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Mo 08.09.08 13:29

Chandragupta hat geschrieben:Der o.g. Wein würde in der BRD garantiert(!) 14,99 € kosten. "Unsere kulturelle Tradition" verlangt das so. Auch die Herausgabe des 1 Cent für den "99er" Cheeseburger beim MacKotz oder WürgerKing...
EBEN! Wir leben halt im heutigen Deutschland und nicht in der Antike oder im sonnigen Griechenland.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Mo 08.09.08 17:00

Chandragupta hat geschrieben:In in anderen Ländern macht man "echte" Preise. Dieses Jahr im Urlaub in Griechenland: Eine Flasche Superedel-Wein im Fachhandel: 15,03 €! Ja - genauso: 15,03 €! ;) (Entstanden ist dieser Betrag garantiert durch "Einkauf * fixe Marge * Mehrwertsteuersatz" - wie alle Preise dortzulande im Nicht-Touristen-Handel; auch in allen großen Supermärkten - da sind Preise wie 1,26 € für Fischkonserven oder 0,47 € für eine 0,5l-Flasche Retsina normal und "Schwellenpreise" gibt's nicht
Nein, diese Preise entstehen, wie übrigens ich selbst in Frankreich dieses Jahr noch gesehen habe, dadurch, dass man noch in Franz. Francs gerechnet hat. Und siehe da, die kleine Zahl auf der immer noch doppelten Preisauszeichnung: FF 14.99 ....
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

Benutzeravatar
Chandragupta
Beiträge: 1684
Registriert: Mi 12.12.07 16:39
Wohnort: BRD
Hat sich bedankt: 58 Mal
Danksagung erhalten: 86 Mal

Beitrag von Chandragupta » Di 09.09.08 10:07

helcaraxe hat geschrieben:Nein, diese Preise entstehen, wie übrigens ich selbst in Frankreich dieses Jahr noch gesehen habe, dadurch, dass man noch in Franz. Francs gerechnet hat. Und siehe da, die kleine Zahl auf der immer noch doppelten Preisauszeichnung: FF 14.99 ....
Bezüglich "Fronngroisch" ;) hast Du 100%ig recht - aber bzgl. Griechenland liegst Du leider falsch. Dort war es schon zu Drachmenzeiten so, daß die Preise total unrund waren - wobei es auch kleinere Münzen als 10 GRD nicht gab, und deshalb an der Kasse entsprechend gerundet wurde.

15,03 € macht nach Adam Ries übrigens 5121 GRD - also auch aus dem Grunde falsch geraten! ;) (An der Kasse hätte man zu Drachmenzeiten hier 5120 Drachmen hingelegt und es wäre okay gewesen - und heute müßte man, wenn man nur den besagten Wein kauft, 15,00 € bezahlen. Wenn ein Touri so blöd ist, die "fehlenden" 3 Cent hinzulegen, freuen sich die Kassiererinnen wie verrückt, weil alle Griechen ganz geil auf die "exotischen" 1- und 2-Centmünzen sind...)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Frage nach Bestimmung: Septimius Severus
    von Titianus112 » » in Römer
    2 Antworten
    238 Zugriffe
    Letzter Beitrag von alex789
  • 1870 Unikat - Münze aus Japan
    von HYPAKRQ » » in Asien / Ozeanien
    15 Antworten
    765 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Nijigaoka
  • Bestimmungshilfe Severus Alexander Antiochia (?)
    von T........s » » in Römer
    3 Antworten
    402 Zugriffe
    Letzter Beitrag von T........s
  • Elagabal? Severus Alexander? Antiochia?
    von T........s » » in Römer
    9 Antworten
    687 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Lucius Aelius
  • Severus Alexander - barbarische Imitation ?
    von Ampelos » » in Römer
    5 Antworten
    231 Zugriffe
    Letzter Beitrag von rosmoe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 17 Gäste