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Geta Nikopolis?

Verfasst: Mo 01.12.08 11:47
von taurisker
Hallo Provinzexperten,

auf einer Börse ist mir vor kurzem dieser Geta untergekommen:

Av. belorbeerte drapierte und gepanzerte Büste rechts AVT K Π CЄΠ ΓЄTAC CЄB
Rv. Nemesis mit Waagschalen Rad und Zepter links OVΛ NIKOΠOΛЄ-ΩC ΠPMЄCTΩ
33,2mm 20,27g

Ein ähnliches Exemplar für Geta ist mir bei meiner Suche nicht begegnet, außer entsprechende Nemesis Darstellungen auf Münzen des Septimius Severus, aber da hält die Nemesis einen Stab und kein Langzepter, hmmm ... das Material dürfte Orichalc/Messing sein, als Prägeort nehme ich mal Nikopolis ad Istrum Moesien an.

Bitte an die Provinzexperten meine Unwissenheit zu erhellen bzw. meine Zweifel an der Authentizität zu zerstreuen, vielen Dank im Voraus :-)

Salü
taurisker

Verfasst: Mo 01.12.08 12:25
von Homer J. Simpson
Hallöchen,

fast richtig: Das ist nicht Nikopolis ad Istrum, sondern das viel seltenere Nikopolis ad Mestum. Das wäre auch eine Erklärung für den anderen Stil. Wenn sie echt ist, eine tolle und sicher seltene Münze. Zur Echtheit kann ich mangels Erfahrung nichts sagen, da sollen sich die Experten äußern. Aber jedenfalls das älteste Geta-Porträt, das ich je gesehen habe!

Homer

Verfasst: Mo 01.12.08 12:33
von taurisker
Severus Homer ;-)

ja das Portrait hat mich dazu bewogen das Stück zu nehmen ... ich habe keine ausgeprägten Zweifel an der Echtheit, nur ist mir nach intensiver Suche nix Vergleichbares untergekommen ... Nikopolis ad Mestum also, sehr interessant und wenn das Stück wirklich authentisch ist, sicher eine der letzten für Geta als Augustus geschlagene Emission, bedauerlicher Weise bin ich was Provinzliteratur bzw. Referenz betrifft ziemlich blank :roll:
Na dabin ich nun auf weitere Meinungen gespannt!

Salü
taurisker

Verfasst: Mo 01.12.08 13:01
von Peter43
Hallo Taurisker!

Ich habe jetzt lange im Komnick, Die Münzprägung von Nicopolis ad Mestum, 2003, nachgeschlagen. Und je länger ich suchte, umso länger wurde mein Gesicht. Kurz: Deine Münze ist dort unbekannt.

1. Von Geta gibt es nur die nackte Büste mit Lorbeerkranz. Die drapierte Büste wäre sehr ungewöhnlich.
2. Das Portrait mit der krummen Nase - wie Marcus Aurelius - stimmt nicht mit den Portraits überein, die bei Komnick abgebildet sind.
3. Die verkürzte Rs.-Legende auf Deiner Münze kommt unter Geta zwar 1x vor, aber mit anderer Lücke und mit einer Aresdarstellung.
4. Unter Geta kommt zwar eine Nemesis vor, aber mit der längeren Legende OVLP NIKOPOLEWC PROC MECTW. Diese Nemesis hat aber kein Rad und sieht vom Stil auch anders aus.

Alles zusammengenommen, sieht mir Deine Münze sehr verdächtig aus.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mo 01.12.08 13:43
von antoninus1
Ich bin mal gespannt, ob das Stück echt ist.

Ich wage mal zu behaupten, dass der Stil der Rückseite unantik ist.
Die Nemesis steht nicht so, wie antike Figuren stehen.

Verfasst: Mo 01.12.08 14:12
von taurisker
Peter43 hat geschrieben: Alles zusammengenommen, sieht mir Deine Münze sehr verdächtig aus.
Ja, der Stil kommt mir auch etwas komisch vor, mir schwant nix Gutes ... egal, der "Händler" bekommt das Teil eben wieder retour.

Verfasst: Mo 01.12.08 14:16
von beachcomber
ich versteh ja nix von provinzbronzen, aber wenn das ding falsch ist, dann haben sie die oberfläche aber prima hinbekommen!
hast du mal unter dem mikroskop geschaut wie sich die patina so verhält, wenn du ein bisschen daran kratzt?
grüsse
frank

Verfasst: Mo 01.12.08 14:31
von taurisker
beachcomber hat geschrieben:ich versteh ja nix von provinzbronzen, aber wenn das ding falsch ist, dann haben sie die oberfläche aber prima hinbekommen!
hast du mal unter dem mikroskop geschaut wie sich die patina so verhält, wenn du ein bisschen daran kratzt?
grüsse
frank
... das ist es ja, die Patina hat eine total "natürliche Konsistenz", da lässt sich auch nix abkratzen, also von der Patina her habe ich keinen Verdacht :roll:

Verfasst: Mo 01.12.08 14:52
von beachcomber
wenn die patina eine 'total natürliche konsistenz' hat (und so schaut sie auf dem foto auch aus!), wie soll dann die münze falsch sein? 8O
grüsse
frank

Verfasst: Mo 01.12.08 14:55
von Pscipio
Die Münze ist leider ganz sicher falsch. Tut mir leid wenn ich das so sage, aber der Stil, das Aussehen der Münze ist leider weit von einem echten Stück entfernt. Ich hoffe, du kannst sie zurück geben.

Illustriert übrigens gut, dass mittlerweile auch Provinzbronzen immer häufiger gefälscht werden, und dass die Leute das mit der Patina gut hinkriegen. Patina ist für mich kein Echtheitsmerkmal mehr, jedenfalls nicht anhand eines Fotos.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mo 01.12.08 16:37
von payler
Ich muss dem leider zustimmen, sorry @taurisker!
Schön falsch.

Verfasst: Mo 01.12.08 16:43
von tilos
beachcomber hat geschrieben:wenn die patina eine 'total natürliche konsistenz' hat (und so schaut sie auf dem foto auch aus!), wie soll dann die münze falsch sein? 8O
grüsse
frank
Frank, weil man heutzutage problemlos, und mit einfachen Mitteln nicht zu erkennen, Patina fälschen kann. Und da sind carbonatige und Kupfermineralien enthaltene Aufsinterungen leider kein Problem mehr. Häufig wird auch mit Silikaten gefälscht. Die Konsistens ist dabei immer (leider) "natürlich".
Gruß
Tilos

Verfasst: Mo 01.12.08 16:50
von taurisker
Habe es bereits befürchtet, aber der Deal lässt sich problemlos wieder rückabwickeln ;-)
Was lernen wir daraus? Schöne und echt wirkende Patina ist noch lange kein Echtheitsbeweis, die Fälschungen werden immer besser, wenn auch nicht perfekt. Provinz ist außerdem nicht unbedingt mein Spezialgebiet :roll:
Danke für die Bestätigung meiner Zweifel @Pscipio @payler ... soll ich das Teil noch in die Fälschungsgalerie wuchten?

Salü
taurisker

Verfasst: Mo 01.12.08 16:52
von payler
taurisker hat geschrieben:soll ich das Teil noch in die Fälschungsgalerie wuchten?
Bitte darum!
Schön wenn keinen Verlust hast!

Verfasst: Mo 01.12.08 17:37
von n.......s
...trotzdem muß man sagen, daß dies eine sehr gut gemachte Fälschung ist!
Auf einer Börse hat man gewöhnlich kein coinarchives zur Hand um die hier genannten stilistischen Unterschiede zu erkennen. Und zudem muß man nochmal betonen, daß Prägungen aus N.a.Mestum so häufig nun wieder nicht sind als daß einem da sofort gravierende Unterschiede zu hunderten anderen Stücken, die man ggf. schon gesehen hat, auffallen könnten.