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Fragen zu einem Römer

Verfasst: Sa 27.12.08 19:14
von simun
Hallo liebe Römergemeinde,

auf der Numismata in Frankfurt habe ich eine Münze erworben, der ich mich erst jetzt "zwischen den Jahren" ausführlicher widmen konnte.



Meine Bestimmung ist wie folgt:

Vorderseite:
AVT K M ANT ΓOPΔIANOC (AVT CEB ???) - TPANKVΛ-ΛINA
drapierte Büsten von Gordianus (links) und Tranquillina (rechts) einander zugewandt

Rückseite:
OVΛΠI-ANΩN AΓ-XIAΛEΩN
Behelmte Roma, n.l. stehend, in der linken Hand (rechts) Speer haltend, die rechte Hand (links) ausgestreckt

Durchmesser: 26,0 - 27,0 mm

Gewicht: 10,80 g

Prägestätte: Anchialus(os) (Thrakien)

Referenz: Moushmov 2958

Drei Fragen zu dieser Münze:

1.) Ist meine Bestimmung richtig? Insbesondere bei der Rückseite bin ich mir unsicher

2.) Ich habe zwar das große Latinum, nicht aber das Graecum. Kann mir jemand die griechischen Texte übersetzen?

3.) Meine Münze hat sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite einen markanten "Krater" im Zentrum. Zunächst habe ich das für eine Erosionserscheinung gehalten. Ich habe dann jedoch bei vergleichbaren Münzen im Internet vergleichbare Krater gesehen. Ich vermute daher, dass diese Krater herstellungsbedingt sind. Kann mir jemand eine Erklärung liefern?

Danke im Vorraus und allen ein gutes 2009!

Simun

Verfasst: Sa 27.12.08 19:40
von Peter43
Hallo Simun!

Die Vs.-Legende ist fast richtig:
AVT K M ANT GORDIANOC AVG CAB TRANKVLLEINA
= Autokratwr Kaicar Markoc Antwnioc Gordianoc Avgovctos Cabina Trankvlleina
= Imperator Caesar Marcus Antonius Gordianus Augustus Sabina Tranquillina

Die Büste des Gordianus ist drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r., die der Tranquillina ist drapiert und mit Stephane, n.l.

Die Rs. zeigt Demeter in der ausgestreckten Rechten herunterhängende Getreideähren haltend, die Linke auf eine brenneden Fackel gestützt (erkennbar an der schachtelhalmähnlichen Struktur). Sie trägt einen gegürteten Doppelchiton und einen Mantel, den sie über den Armen hält. Auf dem Kopf ist das kein Helm, sondern sie trägt eine Stephane, eine Art Diadem. Oben sind das eher ihre Haare

Die Rs.-Legende OVLPIANWN ANGXIALEWN ist Gen. Plural und heißt "(herausgegeben) von den Leuten aus Ulpias Anchialus".

Das VG auf der Vs., das NWN und das WN auf der Rs. sind alle ligiert.

Alle Münzen mit dem Doppelportrait des Gordian und der Tranquillina aus Anchialus sind sog. Vierer (Tetrassaria). Einige Referenzen:
AMNG II, 653 var. (hat etwas andere Legendentrennungen)
Varbanov (engl.) 684 (zitiert fälschlicherweise AMNG 654)

Das Loch in der Mitte soll nach heutigem Wissen entstanden sein beim Glätten des Schrötlings vor der Prägung.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mo 29.12.08 07:54
von simun
herzlichen Dank, Peter43, für die fundierte Antwort !
Viele Grüße Simun