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hybrider Maximinus Thrax

Verfasst: Mi 28.01.09 17:29
von emieg1
Diese Woche ist mir eine Münze ins Haus gerollt, die RIC als Hybrid ausweist:

Maximinus I. Thrax, 235 - 238, Denar
Av: [IMP] MAXIMINVS PIVS AVG; belorbeerte, kürassierte und drapierte Büste n.r.
Rev: P M TR P VIII COS III PP; Libertas steht n.l., hält Pileus und Szepter (Alexander Severus - AD 229)
3,56 gr., 17 mm
RIC 4 B 100, Reka Devnia p.137

Mehr konnte ich bisher über dieses Stück nicht feststellen; im CoinArchive habe ich es nicht finden können.

Insbesondere würde mich natürlich der Grund interessieren, warum solche Prägungen zustande kamen. Gibt es beispielsweise klare Erkenntnisse, ob diese Münze nun in einer offiziellen Offizin geprägt wurde? Vielleicht als eine Art frühe "Versuchsprägung", denn das Maximinus-Porträt kommt mir recht jung vor? Oder doch eine barbarisierte Prägung in einer inoffiziellen Fälscherwerkstatt?

Würde mich über weitere Infos sehr freuen :)

Verfasst: Mi 28.01.09 17:34
von emieg1
PS. Diesen link hatte ich auch noch dazu gefunden:

http://www.wildwinds.com/coins/bigpic.c ... s_I/i.html

Verfasst: Mi 28.01.09 18:03
von Homer J. Simpson
Sehr hübsch und interessant, insbesondere auch die Tatsache, daß es wohl mehrere Exemplare davon gibt! Dein Exemplar ist mit dem auf Wildwinds auf der Rückseite stempelgleich, auf der Vorderseite meiner Meinung nach nicht. Es dürfte sich wohl um eine zeitgenössische Fälschung mit einer Rückseite des Severus Alexander handeln; was mich nur irritiert, ist die Tatsache, daß Dein Stück ein recht hohes Gewicht hat, nicht gefüttert zu sein scheint und im Silber jedenfalls nicht viel schlechter zu sein scheint als offizielle Denare. Wo hat der Fälscher da seinen Profit gemacht??

Glückwunsch von

Homer

Verfasst: Mi 28.01.09 18:09
von alexander20
Hallo nummis durensis,
ja das ist ein Jugendporträt des Maximinus Thrax. Man kann auch schon sehr schön die ersten Anzeichen seiner Krankheit (Kinn) erkennen. Maximinus Thrax litt unter Agromegalie wenn ich mich recht erinnere (wir hatten hier auch schon einen sehr schönen Thread darüber). Bei spätren Prägungen wird das dann ganz deutlich.Ich halte das Stück keinesfalls für eine barbarisierte Darstellung.

Alexander20

Verfasst: Mi 28.01.09 18:35
von emieg1
upps, die Stempelgleichheit hatte ich noch gar nicht bemerkt... Danke Homer!

Und ebends, ich frage mich auch, wo der (evtl.) Fälscher da seinen Gewinn gemacht hat. Zugegeben war ich auch überrascht, als ich die Münze auf die Waage legte - ich hatte mit einem satten Gramm weniger gerechnet. Und auch der Silbergehalt scheint dem eines "normalen" Denars zu entsprechen.

RIC spricht bei dem Stück von einem "halb-barbarisierten" Denar, was immer das auch heissen mag?! Das klingt für mich so'n bisschen nach "Ich weiss nicht recht." Mit Gewissheit herausfinden wird man es wohl nie, aber gerade das macht zumindest für mich diese "Sache" so interessant.

IMHO ist dies auch kein Barbar. Oder der Fälscher muss besonders "behämmert" gewesen sein, dass er einen einige Jahre alten Rev-Stempel mit einem neuen Vs-Stempel koppelt... oder?!

Zumindest denkbar für mich wäre eine Art "Vorserie" - auch aus der Tatsache des jugendlichen Portraitstils heraus. Aber - wie gesagt, alles nur Spekulation :)

Verfasst: Mi 28.01.09 18:38
von Pscipio
nummis durensis hat geschrieben:Oder der Fälscher muss besonders "behämmert" gewesen sein, dass er einen einige Jahre alten Rev-Stempel mit einem neuen Vs-Stempel koppelt... oder?!
Das kommt bei inoffiziellen Prägungen oft vor. Es muss ja auch nicht unbedingt eine antike Fälschung sondern kann auch gut eine Imitation ohne Betrugsabsicht sein.

Die Libertas sieht schon etwas wacklig aus, ich würde da auch zuerst mal von einer Imitation ausgehen.

Verfasst: Mi 28.01.09 18:46
von alexander20
Also eine Barbarisierug ist es nicht. Eine Fälschung aber auch nicht, denn kein Fälscher fälscht ohne Gewinnabsicht.

Kann es sich nicht um ein offizielles Stück des Maximinus Thrax handeln , bei dem einfach der VS- Stempel - aus Versehen?- mit einem alten RV- Stempel gekoppelt wurde?

Alexander20

Verfasst: Mi 28.01.09 18:49
von emieg1
Darf ich mal nachbohren..? Nur zum Verständnis, du meinst mit Imitation, dass jemand die Stempel inoffiziell selbst geschnitten hat, oder?

Verfasst: Mi 28.01.09 18:56
von emieg1
@alexander20, wie schon gesagt, mit Gewissheit wird man das wohl nicht klären können. Eine These wäre noch - gleich wie du sagst, dass es ein offizielles Stück hätte werden sollen, aber der Rev-Stempel schlichtweg vertauscht wurde... mmmh... da liegen aber satte sechs Jahre zwischen dem Amtsantritt Maximinus' und dem Rev-Stempel des Alexander Severus.

Mir ist übrigens noch aufgefallen, dass die VS zwar relativ flau ist, aber nicht wirklich Abnutzung zeigt. Lange kann die Münze IMHO jedenfalls nicht in Umlauf gewesen sein.

Verfasst: Mi 28.01.09 19:34
von helcaraxe
Bei Michael Alram ist der Typ auch ausgeführt, aber ohne Tafelabbildung und ohne eigene Nummer, als bloßes Zitat aus dem RIC. Wahrscheinlich lag ihm so ein Typ nicht vor.

Verfasst: Mi 28.01.09 19:47
von Pscipio
alexander20 hat geschrieben:Also eine Barbarisierug ist es nicht.
Wenn du unter einer Barbarisierung eine Imitation verstehst, dann sehe ich das anders. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es eine Imitation ist, als dass hier jemand einen sechsjährigen Stempel des Vorgängerkaisers verwendet hat.

Den Stil finde ich ebenfalls nicht völlig überzeugend. Das Kaiserporträt ist zumindest etwas ungewöhnlich und die Libertas wacklig. Also ich wäre da mindestens vorsichtig.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 28.01.09 19:56
von emieg1
Sorry folks, dass mir diese Begriffe "Barbarisierung" und "Imitation" immer noch Kopfzerbrechen bereiten.

Unter einer Barbarisierung verstehe ich eine in inoffiziellen Werkstätten und von ebensolchen Stempelschnitzern hergestellte Münze, die zwar inoffiziell hergestellt, jedoch staatlich geduldet wurde, um einen Mangel an offiziell hergestelltem Geld auszugleichen.

Eine Fälschung erfüllt die ersten beiden Kriterien, diente jedoch zur Bereicherung des Herstellers (und war natürlich nicht staatlich legalisiert).

Aber was bitte ist eine Imitation - und vor allem: Warum sollte sie angefertigt werden?

Verfasst: Mi 28.01.09 20:05
von Pscipio
Eine Imitation ist ein neutralerer Begriff für eine "Barbarisierung". Letzterer Begriff stammt noch aus einer Zeit, als man davon ausging, dass solche Münzen durch Barbarenstämme ausserhalb des Reiches geprägt wurden.

Das mit der staatlichen Duldung von Imitationen ist umstritten und lässt sich wohl nur für einzelne Bereiche wirklich überzeugend annehmen (z.B. die Imitationen nach dem Zusammenbruch das Gallischen Sonderreiches), während es für andere offen bleiben muss.

Verfasst: Mi 28.01.09 20:11
von emieg1
Du meinst mit den geduldeten Imitationen nach dem Zusammenbruch des gallischen Sonderreiches die barbarisierten Ausgaben Tetricus & Co., nehme ich an?!

Ok, mit dem "Rest" kann ich jetzt was anfangen... danke dir ganz herzlich, Pscipio!