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Ablieferungsregeln
Verfasst: Di 10.02.09 19:12
von Iotapianus
In letzter Zeit wurde hier mehrfach über die gesetzliche Verpflichtung zur Ablieferung von Funden bei den Behörden und über die dann (nicht) fällige Entschädigung gesprochen, die in den Bundesländern unterschiedlich geregelt ist.
Es wurde argumentiert, in manchen Ländern sei das Gesetz sehr finderfreundlich, was zu besonders hohen Ablieferungsquoten führe. In anderen Ländern hätte der Finder nur die Lasten, aber keine Rechte.
In meinem Bundesland Schleswig-Holstein wird das Denkmalschutzgesetz gerade novelliert.
Ich wäre daher denjenigen unter euch, die entsprechende Erfahrungen haben, für Hinweise dankbar, welche Ländergesetze dem Zweck am besten dienen, die Finder zur Ablieferung zu bewegen, indem ihm dann auch Rechte eingeräumt werden, und welche Regelungen kontraproduktiv sind. Wenn es Daten- und Zahlenmaterial gibt, wäre das besonders gut.
Danke für eure Mühe
Iotapianus
Verfasst: Mi 11.02.09 13:59
von Dietemann
Es geht doch wohl weniger um das Abliefern, als vielmehr um das Melden eines Fundes. Nach meiner Kenntnis soll die hessische Denkmalpflegeverordnung vorbildlich sein, die dem Finder das Eigentum am Fund lässt.
Gruß Dietemann
Verfasst: Fr 13.02.09 10:27
von CAROLUS REX
Hi
Schau mal hier nach.
Da findest du alles was du brauchst.
http://www.digs-online.de/
Gruß CR
Verfasst: Fr 13.02.09 11:09
von n.......s
mal eine bescheidene Frage eines eher "südlichen" Bewohners:
wie weit nördlich waren die Römer? findet man in Schleswig Holstein tatsächlich Römermünzen?
Verfasst: Fr 13.02.09 11:42
von schnecki
@ nephrurus
Ich denke mal Römermünzen wirst du in ganz Germanien finden , und dass es einen regen Handel gab ist unbestritten . Und die Paar hundert Kilometer über die Römergrenze werden die Münzen schon gewandert sein , oder ?
m.f.g Alex
Verfasst: Fr 13.02.09 11:46
von vMadai
Warum nicht?
Man findet ja auch in der Türkei Bernstein.
(Natürlich müssen "die Römer" nicht höchstpersönlich an die Waterkant gegangen sein. Vielleicht hat mancher solcher Bärenfellhändler statt Mittelmeerfayencen lieber einen Sack Denare mit heimgebracht?)
Verfasst: Fr 13.02.09 12:51
von cepasaccus
Es ist ein Roemerlager bei Dresden gefunden worden. Soweit ich weiss geht man z. Z. davon aus, dass Legionen bis nach Polen marschiert sind.
Verfasst: Fr 13.02.09 13:55
von Dietemann
nephrurus hat geschrieben:wie weit nördlich waren die Römer? findet man in Schleswig Holstein tatsächlich Römermünzen?
Vorsichtig ausgedrückt und nur für Nordhessen gültig: Unser geschichtliches Wissen dieser Epoche ist so lückenhaft, dass wir von der Siedlungsgeschichte nicht mehr als Bruchstücke kennen. Für Nordhessen gibt es ein eigenes Fundverzeichnis römischer Münzen, die Region war (bisheriges Wissen) nie von Römern besetzt. Fundort und Fundumstände sind die einzigen Zeugen, die Hinweise auf die Herkunft der Münzen geben könne, also ob es sich z.B. um Opfergaben in germaischen Heiligtümern oder Quellen oder um Hortfunde irgendwelcher bisher nicht bekannter römischer Militärlager handelt. Deswegen ist die Meldung ja auch so wichtig, die einzlene Münze oder deren Besitz ist zweitrangig und kann gern beim Finder verbleiben. Deshalb ist, soweit ich die hessische Denkmalpflegeverordnung kenne, dort auch in vorbildlicher Weise geregelt, dass der Besitz des Fundes beim Finder/Grundstückseigentümer verbleibt, die unterlassene Meldung aber strafbar ist (was die Aktivitäten des Herrn L. aus G. umso unsinniger macht)
Excurs: Auch in Finnland wurden römische Münzen verwendet, andere gab es zu dieser Zeit dort nicht.
Gruß Dietemann
Verfasst: Sa 14.02.09 22:57
von justus
vMadai hat geschrieben:Natürlich müssen "die Römer" nicht höchstpersönlich an die Waterkant gegangen sein. Vielleicht hat mancher solcher Bärenfellhändler statt Mittelmeerfayencen lieber einen Sack Denare mit heimgebracht?
Der Handel zwischen dem "freien Germanien" und den beiden germanischen Provinzen bzw. Gallien umfasste keinesfalls nur
Bärenfelle, sondern in erster Linie Erze, wie z. B. Blei, Zinn, Kupfer, Eisenerz, sowie Baumaterialien (Bundsandstein, Granit etc.) Lederwaren aller Art, Frauenhaar (!), Bernstein usw. usf.
Dieser Rohstoffreichtum war unter anderem auch der Grund, warum unter Augustus versucht worden ist, ganz Germanien zu einer römischen Provinz zu machen.
In den Jahren 2000 - 2005 fand in Soest-Ardey eine recht interessante Ausgrabung statt. Dort wurde eine Siedlung gefunden, in der ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. eine umfangreiche Bleiverarbeitung für das römische Reich entdeckt wurde (84 kg Barrenfunde, sowie Endprodukte). Unter anderem wurden dort auch rund 213 römische Münzen gefunden. Das verarbeitete Blei stammt vermutlich aus Bleibergwerken in der Nähe von Brillon (Sauerland), was einen regen Handel zwischen Germanen und Römern voraussetzt.
mfg Justus
Verfasst: Sa 14.02.09 23:09
von Pscipio
cepasaccus hat geschrieben:Es ist ein Roemerlager bei Dresden gefunden worden. Soweit ich weiss geht man z. Z. davon aus, dass Legionen bis nach Polen marschiert sind.
Interessant - gibt es dazu genauere Informationen und Belege?
Gruss, Pscipio
Verfasst: Sa 14.02.09 23:52
von justus
Pscipio hat geschrieben:cepasaccus hat geschrieben:Es ist ein Roemerlager bei Dresden gefunden worden. Soweit ich weiss geht man z. Z. davon aus, dass Legionen bis nach Polen marschiert sind.
Interessant - gibt es dazu genauere Informationen und Belege?
Gruss, Pscipio
Hallo Jochen,
aus der einschlägigen archäologischen Fachliteratur ist mir dergleichen nicht bekannt, dafür aber jede Menge neolithische Kreisgrabenanlagen in diesem Raum. Aber solche Gerüchte schwirren immer mal wieder durch den Raum.
Ich kann mich an "hundertprozentige" Informationen erinnern, die belegen sollten, dass die Varus-Schlacht im Harz stattgefunden hätte. Wie wir jetzt wissen, handelte es sich um das vor kurzem erst bekannt gewordene Schlachtfeld bei Kalefeld aus der Zeit des Commodus.
Unbestreitbar ist allerdings die Tatsache, dass die Feldzüge des Drusus (12 - 9 v. Chr.) und des Tiberius (8 - 6 v. Chr.) die Elbe erreichten und dort mit Sicherheit auch Feldlager errichteten, die allerdings bis heute nicht entdeckt worden sind.
mfg Justus
Verfasst: So 15.02.09 00:06
von cepasaccus
Zu dem Lager finde ich leider nichts. Mir hat das jemand vor zwei Jahren erzaehlt. Soweit ich mich erinnere soll das ein befestigteres Lager gewesen sein, sowas wie ein Winterlager oder noch solider.
Ein bischen relevant scheint mir
http://f3.webmart.de/f.cfm?id=1902785&r ... &t=1875541 zu sein.
valete
Verfasst: So 15.02.09 00:25
von Pscipio
Die Elbe ist klar, aber Dresden und Polen wären mir neu und Literatur dazu würde mich sehr interessieren.
Verfasst: So 15.02.09 00:31
von soggi
Pscipio hat geschrieben:cepasaccus hat geschrieben:Es ist ein Roemerlager bei Dresden gefunden worden. Soweit ich weiss geht man z. Z. davon aus, dass Legionen bis nach Polen marschiert sind.
Interessant - gibt es dazu genauere Informationen und Belege?
Gruss, Pscipio
Das würde mich auch sehr interessieren...hab bis jetzt noch nichts davon gehört und das müßte ja zumindest hier regional durch die Medien gehen.
Die von justusmagnus erwähnten "neolithischen Kreisgrabenanlagen" gingen schon öfters durch die Presse, vor allem in ZUsammenhang mit irgendwelchem Außerirdischen-Gespinn in der Boulevard-Presse. Im übrigen paßt das glaub zu deiner Zeitangabe @cepasaccus - vll hat deine Quelle da etwas verwechselt/durcheinandergehauen?
Gruß
soggi
Verfasst: So 15.02.09 00:34
von justus
Genau diese "Geschichten" habe ich gemeint. Natürlich nichts anderes als "Wunschdenken"! Soweit ich weiß, hat auch irgendein Pseudo-Professor ein Buch dazu veröffentlicht. Allerdings finde ich es etwas ignorant, so etwas im Jahre 2004 noch zu behaupten. Kalkriese ist schließlich schon etwas länger bekannt. Nichts für ungut.
mfg Justus