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Die spinnen die Römer!
Verfasst: Mi 18.02.09 00:53
von justus
Wie kann man für einen aus Bruchstücken mit Patex (?) schlecht zusammengeklebten
Denar des Quintus Labienus nur 301 EUR bieten, auch wenn er recht selten ist, so möchte ich ihn nicht mal für einen Bruchteil des Preises erwerben!
http://cgi.ebay.de/LANZ-Labienus-Denar- ... 240%3A1318
LANz schreibt zu seiner Erhaltung: Gebrochen und
restauriert (ein kleines Stück fehlt), sonst scharf geprägt und fast vorzüglich.
mfg Justus
Verfasst: Mi 18.02.09 08:50
von drakenumi1
Das ist nun wirklich persönliche Ansichtssache. Bedenkt man, daß dieses Stück im Albert in Erhaltung "vz" immerhin mit 25.000 Euro ausgewiesen ist, kann ich einen Käufer und seine Motive schon teilweise verstehen. Das Schlimme an dem traurigen Anblick insgesamt ist nur die üble Klebstoffkleckserei. Aber ein guter Restaurator kann gewiß noch etwas viel ansehnlicheres daraus machen. Und dann wird keiner mehr die Nase rümfen, denkt
drakenumi1
Verfasst: Mi 18.02.09 11:36
von justus
Hallo drakenumi1,
der Preis ist die eine Sache, Ästethik eine andere. Meine Ablehnung beruht auf letzterem. Ich würde keine Münze mit diesem Aussehen in meiner Sammlung haben wollen, auch wenn sie 25.000 EUR wert ist.
Da ist mir jede, komplette spätrömische Münze für 20 - 30 Euro in sehr schönem - vorzüglichem Erhaltungszustand lieber, als etwas zusammengeflicktes, selbst wenn es von einem Profi restauriert worden ist.
Aber ich glaube, dass ist wirklich persönliche Ansichtssache.
Ich hab' lange genug gebraucht, bis ich nicht mehr jede Münze, die mir in meiner Sammlung noch fehlt, gekauft habe, auch wenn sie noch so schlecht erhalten war.
Heutzutage finden Münzen mit Erhaltungszustand gut oder fast schön nicht mehr den Weg in meine Münzkoffer, es sei den es handelt sich um Doppelprägungen, Gegenstempel, Limesfalsa, Gussdenare oder subaerate Denare etc.
mfg Justus
Verfasst: Mi 18.02.09 13:43
von drakenumi1
justusmagnus hat geschrieben: Heutzutage finden Münzen mit Erhaltungszustand gut oder fast schön nicht mehr den Weg in meine Münzkoffer, es sei den es handelt sich um Doppelprägungen, Gegenstempel, Limesfalsa, Gussdenare oder subaerate Denare etc.
mfg Justus
Sind das nicht auch gerade die "Exoten", die von der Ästhetik her nicht viel hergeben? Andere erfreuen sich eben an der Seltenheit und sch...... was auf die Asthetik

. Aber ich denke ja auch so, wie Du.
Es grüßt
drakenumi1
Verfasst: Mi 18.02.09 14:09
von n.......s
Zu jedem Topf gibt es ja bekanntlich den passenden Deckel- hier haben sich ganz offensichtlich Puzzlemünze und Interessent gefunden. Mir persönlich wäre das auch deutlich zu viel Geld dür dieses Puzzle, welches mich spontan an eine Kinderbastelei erinnert.
Verfasst: Mi 18.02.09 14:33
von beachcomber
Wie kann man für einen aus Bruchstücken mit Patex (?) schlecht zusammengeklebten Denar des Quintus Labienus nur 301 EUR bieten,
steht jetzt schon bei 1500 euro!
tja, wie kann man nur?
ganz einfach: das ist ja wohl eine extrem seltene imperatorische prägung, denn sonst käme ein schätzpreis von 25000 euro nicht zustande.
wenn ich jetzt mal von der(schlechten) restaurierung absehe, ist das eine prägung in ss+.
warum sollte sowas nichts wert sein? nur weil sie zerbrochen ist?
dass antiken-sammler trotzdem masstäbe wie euro-sammler anlegen ist zwar ein fakt, aber eigentlich ziemlich bescheuert.
denn auch zerbrochen, bleibt sie doch ein extrem seltenes dokument ihrer zeit und ein bisschen besser restauriert, entspricht sie auch ästhethischen ansprüchen.
ich hätte kein problem damit mir sowas in die sammlung zu legen!
grüsse
frank
Verfasst: Mi 18.02.09 14:36
von n.......s
beachcomber hat geschrieben:
Wie kann man für einen aus Bruchstücken mit Patex (?) schlecht zusammengeklebten Denar des Quintus Labienus nur 301 EUR bieten,
warum sollte sowas nichts wert sein? nur weil sie zerbrochen ist?
frank
eine Daimler-S-Klasse zerlegt in seine Einzelteile füllt deutlich mehr als die Fläche einer durchschnittlichen Turnhalle. Wärst Du bereit, für diese Teile den Preis eines kompletten Autos zu zahlen ?

Verfasst: Mi 18.02.09 14:46
von beachcomber
eine Daimler-S-Klasse zerlegt in seine Einzelteile füllt deutlich mehr als die Fläche einer durchschnittlichen Turnhalle. Wärst Du bereit, für diese Teile den Preis eines kompletten Autos zu zahlen ?
na, der vergleich hinkt ja nun gewaltig!
erstens wird diese münze niemals 25000 euro erreichen, und zweitens hat eine s-klasse ja wohl ein paar mehr teile.
im übrigen: wenn's die teile richtig günstig gibt- warum nicht? kann man ja wieder zusammen bauen

grüsse
frank
Verfasst: Mi 18.02.09 14:46
von Pscipio
Ich sehe das ähnlich wie beachcomber und kann die Aufregung nicht verstehen. Über den Preis kann man sich sicherlich streiten, und natürlich sind die Bruchlinien nicht toll anzusehen, aber immerhin sind hier noch alle Einzelheiten der Prägung in guter Erhaltung zu sehen. Niemals in meinem Leben würde ich diesen geflickten aber gut erhaltenen Labienus gegen einen häufigen Spätrömer in ss für 25 EUR eintauschen und ich kann auch nicht ganz glauben, dass andere das tun würden

Antike Münzen sind nie perfekt, viele abgenutzt, andere gelocht oder korrodiert, und dieser Denar nun halt eben zerbrochen. Sollte man ihn deswegen wegwerfen? Oder habt ihr auch etwas dagegen, wenn z.B. eine zerbrochene Büste restauriert wird?
PS: für 300 EUR hätte ich den Labienus sofort genommen!
Verfasst: Mi 18.02.09 14:49
von antoninus1
Der zerbrochene Labienus kostet ja wahrscheinlich nicht den Preis eines nicht zerbrochenen.
Bei antiken Münzen ist es auch für mich ungewohnt, daran zu denken, restaurierte zu kaufen.
Aber bei antiker Keramik wäre es schon normal.
Verfasst: Mi 18.02.09 14:52
von n.......s
natürlich sind Vergleiche immer ein wenig fremd der Realität... Man stelle sich jedoch einen echten Renoir vor - in verschiedene Stücke zerteilt...
Anschließend mit Klebeband wieder vereint... Klar ist das Teil dann immer noch ein Original und sicher selten - aber doch wohl ein klein wenig abscheulich! Vielleicht hätte man den Denar eher mit Lötstellen aus Zinn verschönern sollen?

Verfasst: Mi 18.02.09 14:54
von Pscipio
Jeder von uns würde lieber eine nicht zerbrochene Münze kaufen als eine zerbrochene und restaurierte, doch darum geht es ja nicht. Ich sehe prinzipiell nichts schlimmes daran, dass der Denar restauriert wurde, was hätte man den sonst tun sollen - ihn wegwerfen oder einfach die Bruchstücke in einen Schuber legen?
Verfasst: Mi 18.02.09 14:58
von n.......s
Lars, ich halte allein den Begriff "restauriert" für maßlos übertrieben! Das sieht ja wohl eher nach einer absolut laienhaften Stümperarbeit aus. Wenn sich der Eigentümer dieser Restmünze wenigstens die Mühe gemacht hätte, der Seltenheit entsprechend einen Fachmann damit zu betrauen, dann könnte man dieses Teil sicher neu definieren.
Verfasst: Mi 18.02.09 14:59
von beachcomber
Man stelle sich jedoch einen echten Renoir vor - in verschiedene Stücke zerteilt...
genau, stell' dir den mal vor!
der würde doubliert, an den nahtstellen wo es sein muss nachgemalt, alles dokumentiert- und danach um den gleichen preis verkauft wie ein nicht zerteilter! wetten?
grüsse
frank
p.s. man muss nicht mit zinn löten. so einen denar lötet dir ein fachmann auch mit silberlot!
Verfasst: Mi 18.02.09 15:01
von Papinian
Entscheidend ist hier die Frage aus welchem Grund jemand sammelt.
Ist es die Ästhetik der Schrötlings? Gut, dann nimmt man dieses Stück nicht in die Sammlung auf.
Wenn es einem aber um den historischen Hintergrund geht. Un da hat die Münze eine Menge zu erzählen. Dann ist der Preis absolut gerechtfertig. Ich würde gar behaupten eine einemalige Gelegeheit an einen Labienus derart "günstig" heranzukommen. Denn wenn ich mich mit dieser spannenden Periode der römischen Geschichte befasse und Münzen aus dieser Zeit zusammentrage, ist die Erhaltung subsidiär. Vor allem wenn das Budget nicht grenzenlos ist.
Übrigens, die Erhaltung des noch vorhandenen Münzbildes ist klasse.