Wer ist das?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

emieg1
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Beitrag von emieg1 » Mi 25.02.09 09:23

[...]und wenn sie dauerhafter sein sollten, eben aus Bronzemünzen selbst hergestellt. Dazu mussten diese lediglich quadratisch gesägt oder geschliffen werden. Eine ebene Unterseite war nicht unbedingt notwendig.


Hast du das irgendwo gelesen oder gibt das deine eigene Meinung wieder?

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Mi 25.02.09 09:29

areich hat geschrieben:Es geht Caligula doch aber um da zweite Stück, von nummis durensis eingestellt.

Andreas
Ach so, na dann ist klar ;)

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justus
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Beitrag von justus » Mi 25.02.09 09:44

nummis durensis hat geschrieben:Münzen als Spielsteine finde ich trotz intensiver Recherchen bisher nirgends erwähnt.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, nummis durensis. Wenn man in einer "villa rustica" Münzen findet, kann man ihnen eben nicht ansehen, ob sie nun lediglich als Zahlungsmittel oder auch als Spielsteine Verwendung gefunden haben. Lediglich, wenn die zugebenermaßen seltene Fundsituation auftritt, dass man ein Spielbrett aus Sandstein mit eingeritzten Spielfeldern findet, in dessen Fundzusammenhang sich Münzen finden, kann man davon ausgehen, dass sie als Spielsteine verwendet wurden, was relativ selten der Fall ist, aber eben doch bei manchen Grabungen im süddeutschen "Decumatland" oder Rheinland vorkommt.

mfg Justus

Nachtrag: In einer anderen Vitrine sind römische Spielsteine zu bewundern - sie bestehen aus Glas, Bronze, Horn, Bein und Marmor. http://www.novaesium.de/news/2000-0606-historia.htm
mit freundlichem Gruß

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emieg1
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Beitrag von emieg1 » Mi 25.02.09 10:09

justusmagnus, ehrlich gesagt überzeugen mich deine Ausführungen nicht wirklich.

Nur wenn im Zusammenhang ein Spielbrett aus Sandstein mit eingeritzten Spielfeldern UND Münzen gefunden werden, heisst das IMHO noch lange nicht, dass letztere auch als Spielsteine verwandt wurden.

Nehmen wir den Fall an, dass, wie du schreibst, Bronzemünzen quadratisch geschnitten und/oder geschliffen wurden - wie sollten sie sich dann von denen den Spielgegners unterscheiden? Natürlich könnte dieser mit unbearbeiteten Münzen gezockt haben und man kann auch sicher nicht ausschliessen, dass hin und wieder Münzen zu Spielzwecken verwandt wurden, aber m. M. n. war das die Ausnahme der Regel.

Sorry, ich bin heute widerporstig
:wink:

PS. Und warum runde Spielsteine aus Glas für ein Spielbrett mit eckigen Feldern NICHT in Betracht kommen, ist mir auch nicht klar!

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justus
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Beitrag von justus » Mi 25.02.09 10:28

Sorry, numma durensis,

Die Verwendung von Münzen als Spielsteine ist eine in der archäologischen Wissenschaft so allgemein bekannte "Tatsache", dass sie eigentlich nicht mehr extra erwähnt werden muss. Oder meinst du etwa, das ARCHÄOLOGISCHE MUSEUM in Xanten oder MÜNZEN RITTER haben sich da was Nettes für kleine Kinder ausgedacht, wenn sie Replikate römischer Brettspiele mit Münzen verkaufen?

mfg Justus

Literaturliste:

- Widmer, Hans: Römische Welt: Kleine illustrierte Kulturgeschichte, 2. Auflage, Biberstein, Edition Odysseus, 1998.
- Huizinga, Johan: Homo ludens. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch, 1994.
- A. Rieche, So spielten die Alten Römer. Römische Spiele im Archäologischen Park Xanten, 1991.
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von emieg1 » Mi 25.02.09 11:10

justusmagnus hat geschrieben: Die Verwendung von Münzen als Spielsteine ist eine in der archäologischen Wissenschaft so allgemein bekannte "Tatsache", dass sie eigentlich nicht mehr extra erwähnt werden muss. Oder meinst du etwa, das ARCHÄOLOGISCHE MUSEUM in Xanten oder MÜNZEN RITTER haben sich da was Nettes für kleine Kinder ausgedacht, wenn sie Replikate römischer Brettspiele mit Münzen verkaufen?
Für diese "Tatsache" findet sich allerdings ziemlich wenig - jedenfalls bei meinen online-Recherchen. Ebenfalls keine Erwähnung in "Die Römer in Nordrhein-Westfalen" von Heinz G. Horn.

Und ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich KEIN ärchäologischer Wissenschaftler bin und mich daher freue, wenn auch solche "allgemein bekannten Tatsachen" für mich extra erwähnt werden könnten. 8)

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Mi 25.02.09 11:18

Allgemein bekannte Tatsachen sollte man durchaus gelegentlich mal hinterfragen, damit sich da keine Vermutungen reingeschlichen haben.
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Beitrag von areich » Mi 25.02.09 11:33

Genau, und nichts gegen Ritter aber die Tatsache, daß die soetwas anbieten:

http://www.muenzen-ritter.com/shop/?VID ... wDetails=1

ist ja nun überhaupt kein Argument dafür. Sicher gab es Münzen, die zu Spielsteinen umgearbeitet wurden aber ob das die Regel war, ist ja zumindest fraglich. Wenn Bedarf für Spielsteine aus Bronze da war, warum hat dann nicht einfach jemand Spielsteine aus Bronze hergestellt?
In dem Link oben, ist auch nicht die Rede davon, daß die bronzenen Spielsteine, die dort gefunden wurde, umgearbeitete Münzen waren.

Eine Sache als 'allgemeinbekannte Tatsache' hinzustellen und dann eine 'Literaturliste' anzugeben ist auch seltsam. Was steht denn in dieser Literatur zum Thema?

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Beitrag von emieg1 » Mi 25.02.09 11:56

Mich macht eben stutzig, dass sich weder in

"Die Römer in Nordrhein-Westfalen" von Heinz G. Horn, das sich recht intensiv mit dem römischen Alltagsleben beschäftigt, noch in

"Leben der Römer und Germanen" von Siegfried Auermann; online hier:
http://books.google.de/books?id=v103KEs ... ry_r&cad=0 (S. 101/102)

Anhaltspunkte für die Verwendung von Münzen als Spielsteine ergeben. Dort werden jeweils verschiedenste andere Materialen genannt, bloss keine Münzen...

Und die Tatsache, dass der Handel Spielbretter mit Münzen verkauft, ist für mich nichts weiteres als eine gewinnoptimierende Marktstrategie. Traurig nur, dass sich die meisten Museen in diese Gruppe einreihen lassen!

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Mi 25.02.09 12:05

Es wurden in den Boden geritzte Spielfelder in Treppen und Fussboeden oeffentlicher Gebaeude gefunden. (Sowas hab ich heut zu Tage leider noch nie bei Aemtern gesehen, obwohl man da gelegentlich schon recht lange warten muss.) Wenn da gerade mal nur Muenzen vorhanden waren, dann hat man die bestimmt so wie sie waren dafuer genommen und nach dem Spiel hat man sich damit Lukanische Wuerstchen gekauft. Ist also auch nix anderes wie wenn wir etwas auslosen wollen und dafuer aus der Hosentasche einen Euro herausholen. Archaeologisch ist beides sehr schwer nachzuweisen. Wenn in einer Basilika ein Spielfeld und 100 Muenzen gefunden wurden, dann muessen diese nicht unbedingt als Spielsteine gedient haben. Wenn in Pompeji ein Spielfeld mit plazierten Muenzen gefunden wird, dann ist das was anderes. Aber ist dies wichtig? Auch wenn der Schiri einen Euro wirft ist es immer noch ein Euro. Bei Protokontorniaten ist es aber schon wichtig sich darueber Gedanken zu machen.

valete
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Beitrag von Iulia » Mi 25.02.09 14:47

Für die Interpretation als Gewicht spricht die eingravierte Zacken-Randleiste von Basils Stück (gibt es auch bei Bleigewichten) und das 3 Scripula-Gewicht von nummis durensis Stück.
Zum Trost für TILOS hier etwas zu den fossilen Seeliliengliedern - sie waren Tesseren:
http://www.rhm.uni-koeln.de/pdf/134_RhM ... _Speck.pdf
Freundlichst,
Iulia

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Beitrag von Basil » Mi 25.02.09 15:54

Die Diskussion wird ja richtig spannend. Es ist relativ sicher, dass das anfangs eingestellte Exemplar ein byzantinisches Münzgewicht zu 1-Nomisma ist (die Frage war nur, auf welchem Schrötling wurde es gefertigt?). Dafür spricht die Masse von eben genau 1-Nomisma und auch die Art der Herstellung.
Zum Vergleich stelle ich noch ein weiteres Exemplar ein, von dem ich sicher weiß, das es sich exakt um 1-Nomisma handelt. Auch hier stimmt die Masse innerhalb zulässiger Toleranzen und es besitzt auch den Riffelrand. Das punzierte Kreuz kommt in Byzanz öfter vor, es sind aber auch andere Kennzeichnungen bekannt.
Danke für Julias Hinweis bzgl. versteinerter Seelilien. Sie sind mir auch aus der Levante bekannt. Daneben wurden ähnliche tesserae aus Turm- schnecken gefunden.

Gruß Basil
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Beitrag von tilos » Mi 25.02.09 16:37

Iulia hat geschrieben:...Zum Trost für TILOS hier etwas zu den fossilen Seeliliengliedern - sie waren Tesseren:
http://www.rhm.uni-koeln.de/pdf/134_RhM ... _Speck.pdf
Freundlichst,
Iulia
Nicht nur Trost sondern eitel Freude!!! Aus dem hiesigen "Mythos, Brauchtum und Volksglauben" ist ja die Bedeutung der Crinoiden-Stengelglieder als sogen. Bonifatiuspfennige allgemein bekannt und vielfach publiziert. Aber zum tatsächlichen Gebrauch als Tesserae war mir bislang keine Literatur bekannt. Offensichtlich gibt es sogar einen ethymologischen Zusammenhang von der antiken Bezeichnung für Seelienglieder und dem Begriff Tessera. Ich werde heute Abend den Artikel mit Interesse studieren.
Danke + Grüße
Tilos

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Beitrag von tilos » Mi 25.02.09 17:05

Hier die angekündigten Bilder meines zurechtgeschnittenen Stückes
(AE 8/10mm x 10mm , 2,10g):

Erworben habe ich es seinerzeit als:

Semis
Castulo, Iberia
2. Jh. v. Chr.
Av.: männl. Kopf n.r.
Rv.: Bulle n.r. stehend

Gab es tatsächlich solche – im wahrsten Sinne des Wortes – Stückelungen? Frank, ich vermute, dass Du da Auskunft geben kannst. Evtl. hast Du auch eine Idee, aus welcher Münze (Typ) das Stück stammen könnte?

Gruß
Tilos
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Beitrag von Basil » Mi 25.02.09 17:15

Solche Stückelungen hat es tatsächlich gegeben und auch noch viel kleinere.

Basil

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