Damnatio Memoriae ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

emieg1
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Beitrag von emieg1 » Fr 06.03.09 23:24

nephrurus, genau DAS meinte ich damit :wink:

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Fr 06.03.09 23:26

Nach Cassius Dio beschloss der Senat förmlich, dass die Bronzemünzen Caligulas einzuziehen und einzuschmelzen waren.

Dass dieser Beschluss auch ausgeführt wurde, beweisen

1. das Fehlen von Bronzemünzen Caligulas in Schatzfunden der Zeit,

2. die Tatsache, dass der Gegenstempel NCAPR zwar auf Messingmünzen von Tiberius und Claudius, niemals aber auf solchen Caligulas zu finden ist.

Auf einer ganzen Menge von Bronzemünzen Caligulas wurde sein Praenomen C absichtlich ausgemerzt, Hans Jucker hat einen Artikel darüber geschrieben.

Dio Cassius lobt Vitellius, weil er die Münzen seiner verdammten Vorgänger nicht eingezogen hat, woraus wir schliessen können, dass Galba und Otho das eben getan haben müssen. Vielleicht ist die Bronzeprägung Galbas gerade deshalb so umfangreich, weil er viele Bronzen Neros umgeprägt hat.

Dio berichtet auch, dass Caracalla versucht hat, die Münzen Getas einzuziehen.

Es war natürlich völlig unmöglich, SÄMTLICHE Münzen eines verdammten Vorgängers zu zerstören. Dass z.B. Bronzemünzen Caligulas und Münzen Getas heute noch häufig zu finden sind, ist daher kein Gegenbeweis gegen das ausdrückliche Zeugnis Dios, dass ihre Nachfolger auch viele davon eingeschmolzen haben!
Zuletzt geändert von curtislclay am Sa 07.03.09 03:02, insgesamt 2-mal geändert.

emieg1
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Beitrag von emieg1 » Fr 06.03.09 23:30

justusmagnus, wo ist die Quelle??

Steht es nicht zumindest von Nero fest, dass "Münzen" sehr beliebt und eine halbe Ewigkeit in Umlauf waren?

Von den anderen beiden vermag ich aus Nichtwissen kein Urteil abzugeben, aber zumindest von Geta mag ich es nicht glauben möchten, was die Vielzahl der erhaltenen Prägung anbelangt. Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren!!

n.......s
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Beitrag von n.......s » Fr 06.03.09 23:33

nummis durensis hat geschrieben:justusmagnus, wo ist die Quelle??

Steht es nicht zumindest von Nero fest, dass "Münzen" sehr beliebt und eine halbe Ewigkeit in Umlauf waren?

Von den anderen beiden vermag ich aus Nichtwissen kein Urteil abzugeben, aber zumindest von Geta mag ich es nicht glauben möchten, was die Vielzahl der erhaltenen Prägung anbelangt. Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren!!
erhalten??? soll was bedeuten? vergiss bitte nicht, dass viele der heute angebotenen Münzen zum Zeitpunkt der DM sich im Boden befand! Diese sind erst in der Neuzeit wiederentdeckt und "in Umlauf" geraten.

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Beitrag von justus » Fr 06.03.09 23:42

nummis durensis hat geschrieben:Steht es nicht zumindest von Nero fest, dass "Münzen" sehr beliebt und eine halbe Ewigkeit in Umlauf waren?
Man bedenke, wieviele Millionen und Abermillionen von DM-Münzen und -Scheinen noch in Privatbesitz sind, obwohl sie nicht mehr gültig und auch, vom Sammlerwert mal abgesehen, nichts mehr wert sind. Im übrigen war das Imperium Romanum "recht" groß und was in Rom wohl rasch über die Bühne ging, das mag in den fernen Provinzen erst garnicht vollzogen worden sein.

mfg Justus
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Beitrag von emieg1 » Fr 06.03.09 23:49

nephrurus, ich habe da vielleicht einiges nicht mitbekommen, aber du sagst, dass viele der heute angebotenen Münzen im Bereich der ehemaligen DDR gelegen haben, diese aber dann durch neuzeitliche Funde nicht "erreicht" werden konnten??

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Beitrag von n.......s » Fr 06.03.09 23:54

nummis durensis hat geschrieben:nephrurus, ich habe da vielleicht einiges nicht mitbekommen, aber du sagst, dass viele der heute angebotenen Münzen im Bereich der ehemaligen DDR gelegen haben, diese aber dann durch neuzeitliche Funde nicht "erreicht" werden konnten??
habe ich mit keiner Silbe erwähnt! ??? in der Erde bezog sich auf die Zeit damals! Es gab damals keine Sparkassen - also wurden Sparguthaben vergraben. Durch besondere Umstände (Tod des Eigentümers oder Verlegung von milit.Einheiten) blieben die Münzen also in der Erde.

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Beitrag von Posa » Sa 07.03.09 00:00

nummis durensis, DM = "damnatio memoriae" und nicht "D-Mark"

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Beitrag von emieg1 » Sa 07.03.09 00:04

Sorry nephrurus, das hatte ich falsch interpretiert *schäm*

Posa, danke! Wäre ich von allein nicht drauf gekommen!

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Beitrag von Posa » Sa 07.03.09 00:10

nummis durensis, nix für ungut!

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 09.03.09 22:58

Ja ja, die DM und der Aküfi...

Interessant ist, daß z.B. die Münzen des Caligula der Damnation unterlagen, dies aber nicht ausreichte, um sie zu richtigen Raritäten zu machen (zumindest die Bronzen, bei den Denaren hat's leider ganz gut geklappt). Daher ist z.B. auch die Seltenheit der Reichsmünzen der Tranquillina niemals mit einer Damnatio zu erklären, die müssen schon immer sehr selten gewesen sein. Ein einziges Mal hat es wohl geklappt, von einem besiegten Kaiser so gut wie alle Münzen einzuziehen und zu vernichten: das war bei Alexander von Karthago - der hat sich in Karthago und Umgebung drei Jahre gehalten, und seine Münzen sind sehr, sehr selten; jedoch liefert so ungefähr jede zweite Münze einen neuen Stempel und jeder zweite Stempel eine neue Veriante. Daraus kann man schließen, daß erhebliche Mengen geprägt worden sein müssen. Aber die liefen eben nur im Gebiet um Karthago um. Vielleicht wartet ja noch ein Riesenfund dieser Münzen auf seine Entdeckung??

Homer
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Beitrag von emieg1 » Di 10.03.09 18:59

Hallo Homer,

Die Tatsache, dass von der Einziehung der Münzen Caligulas (sowie anderer Kaiser) wohl fast ausschliesslich die Silberlinge betroffen waren, lässt IMHO die Spekulation zu, dass die Damnatio in Wirklichkeit als Vorwand der Regierung verwandt wurde, um schweres Silber einzuziehen, um es "leichter" wieder auszumünzen.

Nero hätte davon beispielsweise profitiert, verschlechterte sich doch der Denar um ca. acht Prozent unter seiner Herrschaft.

Curtis schreibt weiter oben, dass Dio Cassius Vitellius lobt, weil er die Münzen seiner Vorgänger nicht einzog. Daraus schliesse ich insbesondere, dass Nero dies getan hat.

denkt

nummis durensis

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Beitrag von curtislclay » Di 10.03.09 19:49

nummis durensis hat geschrieben:Die Tatsache, dass von der Einziehung der Münzen Caligulas (sowie anderer Kaiser) wohl fast ausschliesslich die Silberlinge betroffen waren
Das stimmt aber nicht. Der Beschluss des Senats betraf ausschliesslich die BRONZEMÜNZEN Caligulas, Dio selbst bezeugt, dass dieser Beschluss auch ausgeführt wurde, Bestätigung dafür liefern die Münzfunde und die mit NCAPR gestempelten Bronzen.

Die Seltenheit von Caligulas Denaren muss einen anderen Grund haben. Eine Menge davon haben bestimmt Nero und dann Vespasian aus Profitgründen eingeschmolzen. Aus Profitgründen umzuprägen und die Münzen eines als Staatsfeind verdammten Vorgängers einzuziehen sind aber zwei ganz verschiedene Verfahren!

emieg1
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Beitrag von emieg1 » Di 10.03.09 20:05

Ich glaube bzw. denke, dass Dio meine nächste Bettlektüre sein wird!

Zu der Seltenheit von Caligulas Denaren: Sind die Denare in seinem "Umkreis" bsp. die von Claudius denn wirklich so häufiger anzutreffen? Doch nicht, oder?! Somit muss die Seltenheit wirklich einen anderen Grund haben. Wurden vielleicht zu dieser Zeit ursprünglich weniger Denare, aber mehr Bronzen ausgeprägt? Vielleicht war die Kaufkraft zu dieser Zeit auch noch grösser, so dass die "kleineren" (unedlen) Nominale im allgemeinen für den täglichen Bedarf ausreichten???

Sorry für meine nervigen Fragen, aber das Thema ist echt zu interessant, um nicht nachzubohren...

n.......s
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Beitrag von n.......s » Di 10.03.09 20:11

nummis durensis hat geschrieben:Ich glaube bzw. denke, dass Dio meine nächste Bettlektüre sein wird!

Zu der Seltenheit von Caligulas Denaren: Sind die Denare in seinem "Umkreis" bsp. die von Claudius denn wirklich so häufiger anzutreffen? Doch nicht, oder?! Somit muss die Seltenheit wirklich einen anderen Grund haben. Wurden vielleicht zu dieser Zeit ursprünglich weniger Denare, aber mehr Bronzen ausgeprägt? Vielleicht war die Kaufkraft zu dieser Zeit auch noch grösser, so dass die "kleineren" (unedlen) Nominale im allgemeinen für den täglichen Bedarf ausreichten???

Sorry für meine nervigen Fragen, aber das Thema ist echt zu interessant, um nicht nachzubohren...
sicher eine mögliche Theorie - dafür spräche auch die größere Vielfalt an Nominalen - so z.B. Semis, Quadrans usw.

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