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Bitte um Bestimmungshilfe
Verfasst: Do 09.04.09 12:58
von justus
Her damit! Alles ist besser als das... Wink
Homer
Na, dann! Diese Münze ist sicherlich nicht besonders spektakulär. Ich hab' sie beim Kauf einer anderen Münze dazu bekommen. Aber mit meinen bescheidenen Fähigkeiten sehe ich mich leider nicht dazu in der Lage, sie zu bestimmen. Wobei die Rückseite eigentlich doch recht markant ist (Altar?)
Sie ist rotgoldfarben, mit grau-braun-grünlichen Flecken. Gewicht: 6,48 g. Durchmesser: 24 mm.
Vielleicht fällt euch ja etwas ein dazu?
mfg Justus
Nachtrag: Ach, ja, wie üblich sieht die Münze in der Hand besser aus, als auf dem Photo!
Verfasst: Do 09.04.09 13:18
von beachcomber
dem porträt nach ein antoninus pius. allerdings weiss ich nicht was es für ein nominal sein soll. vielleicht aus der provinz?
grüsse
frank
Verfasst: Do 09.04.09 13:44
von justus
Hallo Frank,
entsprechend deinem Tipp hab' ich mal unter Antoninus Pius nachgeschaut. Könnte es sich vielleicht um folgende Münze handeln:
Antoninus Pius. AE26, Münzstätte Selge in Pisidien.
A: AVTO KAICAP ANTWNЄINOC / Belorbeerter Kopf n. r.
R: CЄL-GЄWN / Heiligtum des Zeus und Herkules, zwei Türme, davor Altäre, Blitzbündel links und Keule rechts.
Referenz: Selge AE26 Price 252.
mfg Justus
Verfasst: Do 09.04.09 13:53
von Peter43
Die Münze ist sehr interessant, handelt es sich bei den 'zwei Türmen' nämlich tatsächlich um 2 Styrax-Bäume. Aus diesen wurde das heilige Amber gewonnen, ein Duft- und Räucherstoff, der bereits im Alten Testament erwähnt wurde. Mehr Informationen beim Googeln.
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Do 09.04.09 14:00
von antoninus1
Hallo,
richtig vermutet, die Münze ist es.
Hier noch Beispiele aus coinarchives:
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... esults=100
Die Türme werden wohl eher als heilige Bäume gedeutet.
Verfasst: Do 09.04.09 14:01
von andi89
Hallo!
Das Stück kommt aus Selge in Pisidien. CEΛ - ΓEΩN ist die Legende der Vorderseite. Eine recht ausführliche Beschreibung der Rückseite ist in dem Buch "Götter Städte Feste - Kleinasiatische Münzen der römischen Kaiserzeit" zu finden.
"Auf einer Plattform, die von Schranken eingefasst ist und zu der eine Treppe hinaufführt, stehen zwei unterschiedlich große rechteckige oder runde Gegenstände. Darin oder darunter ragen zwei ungleich hohe Stangen auf, von denen nach beiden Seiten hin kleine Stummel abzeigen. Auf der einen Seite dieser Stangen ist ein Blitzbündel auszumachen, auf der anderen Seite eine Keule. Beiden Gegenstände lassen sich nach griechischem Verständnis auf einen Kultplatz für Zeus und Herakles schließen. Diese Kultverbindung ist allerdings für griechische Verhaltnisse genauso ungewöhnlich wie das Kultmal an sich. Zweifellos stehen Zeus und Herskles für alte kleinasiatische Gottheiten. Die Keule ist die charakteristische Waffe der hethitischen Berggötter, Blitze gehören zur Wehr des hethitischen Wettergottes. Zeus und Herkles in Selge sind also Erben der in Altkleinasien weitberbreiteten Kultverbindungen von Wetter- und Berggott: Oft hüllt der Wettergott die Gifpel der Berge mit Wolken ein, schleudert seine furchtbaren Blitze auf die herab und lässt gewaltige Regenschauer über dem Gebirgsland niedergehen, wodurch die Flüsse anschwellen. Die merkwürdigen Stangen des Kultbezirks mit ihren seltsamen Stummeln sind möglicherweise Bäume des Bergwaldes, von den Blitzen des Wettergottes getroffen und somit geheiligt."
Wie ich sehen bist du gerade auch auf Selge gekommen, aber vielleich sind die Zusatzinfos ja ganz interessant.
andi89
Verfasst: Sa 09.05.09 18:48
von Peter43
Hallo!
Also mit dem Styrax lasse ich mich nicht so einfach abspeisen. Deshalb hier einige Anmerkungen:
1) Auf der Seite von CoinArchives, die Antoninus angegeben hat, sind 2 dieser Münzen abgebildet. Von denen bezeichnet M&M sie als Styraxbäume, Peus als heilige Bäume, was sich ja nicht gegenseitig ausschließt. Immerhin ist dies kein Argument gegen Styrax!
2) Nolle/Nolle selbst geben zu, daß sie keine Erklärung haben: ...sind möglicherweise Bäume des Bergwaldes, von den Blitzen des Wettergottes getroffen und somit geheiligt. Die Vorstellung, daß man diese getroffenen Bäume auf einem Altar aufstellt, scheint mir etwas abwegig zu sein. Für mich ist dies eine Erklärung, die ihnen spontan eingefallen ist, ohne irgendeine Parallele oder gar Evidenz zu haben.
3) Über Selge schreibt Barcley Head in seiner 'Historia Numorum':
The styrax-plant was plentiful in the neighbourhood (Strabo, p. 570). (Coin)Types—Two styrax-trees in boxes (an altar before each) Banked by thunderbolt and club, or by columns supporting eagle and Nike.
4) Selge war in der Antike reich durch seine Styraxbäume, aus deren Harz ein teurer Balsam gewonnen wurde, dem man Heilkräfte nachsagte und der, wie Weihrauch, auch bei Kulthandlungen Verwendung fand. Heute noch ist es neben dem Weihrauch das wichtigste Räucherwerk der griechisch-orthodoxen Kirche.
5) Am Eurymedon, an dem Selge lag, findet man heute noch Styraxbüsche, aus denen das kostbare Harz gewonnen wird.
So war das Styrax für Selge wirtschaftlich wichtig und wegen seiner kultischen Bedeutung. Gibt es noch mehr Gründe, solch einen Baum zu verehren und auf seine Münzen zu setzen?
Als Zugabe eine Münze aus meiner Sammlung: SNG Copenhagen 256
Mit freundlichem Gruß