Intensive Reinigung ... Entsetzen bei den Fundamentalisten?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Claudius
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Beitrag von Claudius » So 24.05.09 20:57

Homer J. Simpson hat geschrieben:Ist das so was hier?

http://shop.ebay.de/benzotriazol?_from= ... zol&_naf=1

Homer
Ja, das müsste es sein.
Im Baumarkt oder in der Apotheke gibts das leider nicht, da es unter eine spezielle Bestimmung oder Verordnung fällt und nicht frei verkäuflich ist. ( Habe ich zumindest mal gelesen )
Gruss
Claudius

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 30.05.09 13:09

Obacht: Cross-Posting! Ich habe das auch in einem Thread im Reinigungsforum eingestellt, wollte aber hier bei den Experten für antike Schätzchen auch noch mal nachfragen.

Ich will jetzt doch mal mit Benzotriazol arbeiten, da beim Einlegen befallener Münzen in die empfohlene Na2CO3 / NaHCO3-Mischung die Restpatina gleich mit aufgelöst wurde und die Oberfläche relativ häßlich kupfrig bis grau wurde. So sollen meine Münzen, die vielleicht vorher nur einen punktuellen Befall mit Bronzepest haben, hinterher nicht aussehen.
Ich habe mir Benzotriazol bei Ebay (s. oben) gekauft: Schneller Versand, gute Verpackung, schöne Briefmarken drauf ; und es wird als Granulat verkauft, so daß also nicht viel Staub entstehen dürfte. Der Verkäufer liefert auch ein komplettes Datenblatt mit. Nun hätte ich aber gern noch ein paar Infos zu dem Stoff und vor allem zu seiner Anwendung.
Angst vor Vergiftungen habe ich eigentlich nicht; ich arbeite mit Kleinstmengen, trinke und esse das Zeug nicht, und wenn es als mindergiftig eingestuft ist, ist es nicht so gefährlich, daß es mich aus drei Metern anspringt oder durch die Haut vergiftet.

1. Wie stark muß die Lösung sein, und worin wird das Benzotriazol gelöst (Wasser / dest. Wasser / Alkohol, und ggf. wievielprozentig?)?
2. Wird die Münze eingetaucht (oder eingelegt? Wie lange?), oder wird das B. punktuell aufgetragen?
3. Durchdringt der Stoff die Bronzepest und verhindert das Voranschreiten des Prozesses, oder muß vorher alles mechanisch abgetragen werden?
4. Wird der Rest hinterher abgespült, oder bleibt der Stoff drauf?

Danke im voraus für Eure Tips,

Homer
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Sa 30.05.09 13:43

hallo homer,
7% ige lösung in alkohol sollte reichen.
es bringt nix die münze komplett zu baden, und auch die dauer des bades macht keinen unterschied.
also mit einem feinen pinsel die befallenen stellen betupfen. vorher sollte man das ganz lose zeug abkratzen. das bta wandelt dann dieses hellgrüne mehl in dunkelgrüne patina.
im zweifel darfst du das ganze ein paar mal wiederholen.
du wirst es nicht vermeiden können, dass um die befallenen stellen herum nach dem trocknen überschüssiges bta als weisser belag aufscheint. den kannst du mit aceton abwischen.
aber nochmal zur giftigkeit: du als arzt, solltest eigentlich mehr davon verstehen :), aber mir wurde gesagt, dass das zeug hochgradig karzinogen ist,
und man eigentlich ausser gummihandschuhen eine atemschutzmaske tragen sollte!
'oder durch die haut vergiftet'
doch, genau das tut es angeblich. es dringt sofort in die zellen ein!
grüsse
frank[quote][/quote]

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 30.05.09 14:16

Angaben zur Toxizität aus dem Datenblatt:

Akute Toxizität:
Einstufungsrelevante LD/LC50-Werte:
OralLD50 550 - 700 mg/kg (Ratte)
Dermal LD50 > 2000 mg/kg (Kaninchen)
Primäre Reizwirkung:
an der Haut: Feinstaub kann mechanische Reizung verursachen.
am Auge: Reizwirkung
Sensibilisierung: Keine sensibilisierende Wirkung bekannt.

Angaben zum Transport
Landtransport ADR/RID und GGVSE (grenzüberschreitend/Inland): ADR/RID-GGVSE Klasse: -
Transport/weitere Angaben: Kein Gefahrgut nach obigen Verordnungen

Insgesamt lesen sich die Ratschläge widersprüchlich: Einerseits soll man Schutzausrüstung tragen, andererseits steht nirgendwo, was dann eigentlich Schlimmes passiert ("mechanische Reizwirkung" klingt ja eher unspektakulär, wie "Steinchen im Schuh"); die LD-Zahlen heißen: giftig, aber nicht extrem - ich habe nicht vor, das Zeug zu essen; für Wasserorganismen ist das Zeug wohl giftiger - okay, also nicht ins Abwasser kippen und Handschuhe anziehen. Weißliches Zeug, das auf der Münze übersteht, kann ich ja dann mit einem Q-Tip und Aceton aufnehmen und den Q-Tip im Garten anzünden - dann gelangt nichts ins Wasser. Und immerhin sind nicht einmal industrielle Großgebinde als Gefahrgut eingestuft; dann würde ich dem Stoff doch mit dem nötigen Respekt, aber ohne volle Hosen begegnen.

Homer
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Beitrag von emieg1 » Sa 30.05.09 14:25

Frank, denkst du, dass Benzotriazol auch für die Entfernung steinharter hellgrüner Beläge geeignet ist, wie die Rückseite meiner Faustina hier:

PS. Mit Spritzenkanüle etc. ist da nichts mehr zu machen!
Dateianhänge
Faustina_As_Rev.jpg

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 30.05.09 14:36

Dann ist es aber - wenn auch fleckige - Patina. Soweit ich gelesen habe, verbindet sich BTA mit dem freiliegenden Kupfer zu einem unlöslichen Komplex, den das Chlor nicht mehr angreifen kann. Ich hoffe eigentlich, daß BTA an Patina nichts macht.

Homer
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Beitrag von beachcomber » Sa 30.05.09 14:45

BTA macht absolut nichts an der patina! im gegenteil, es macht aus diesem hellgrünen staub, solche dunkelgrünen auflagen, wie sie auf nummis' münze zu sehen sind!
deswegen: wie kommst du darauf das BTA zur reinigung ist? 8O
im übrigen bin ich sicher, dass du diese auflagen mechanisch runterbekommst, auch mit einer spritzen-nadel! :)
vielleicht nimmst du diese ganz feinen, für insulin? die sind zu flexibel! 0,5mm sollten sie mindestens haben.
grüsse
frank
p.s. was die die krebsgefahr des BTA's angeht: natürlich ist das keine akute vergiftung um die's hier geht, sondern um eine mögliche ursache für deinen krebs in 20 jahren!

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Beitrag von emieg1 » Sa 30.05.09 14:50

Ich hatte die Münze bereits satte drei Stunden unter dem Mikro liegen und bin auch deinem Tipp gefolgt, anstelle meiner Rasierklinge die feine Nadel zu nehmen und zwar eine ganz frische... aber es ist wirklich nicht runterzukriegen, ohne dass darunter blankes Kupfer schimmert!

Und Frank... heute abend "big Fete"...?!! ;-)

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Beitrag von indiacoins » Sa 30.05.09 17:21

Hallo. Die letzte Münze ist zwar super schön, aber leider von innen schon mit Grünfrass durchsetzt. Man hat 2 Möglichkeiten:
1. man läßt sie , wie sie jetzt ist . Aber in spätestens 5 Jahren ist sie durch. das weiß ich aus Erfahrung. das zeugs ist sowas von aggressiv, daß es sogar auf moderne Euromünzen nach ein paar Wochen überspringt.
Oder
2. man trocknet die Münze mal richtig im Backofen durch, kratzt die nun schwarzen Grünfrassreste vorsichtig weg und wachst die Münze anschließend ordentlich ein.
Die Patina wird dabei leider dunkel , vielleicht auch porös, aber der Grünfrass wird weitgehenst gestoppt.
Etwas Konservationswachs in der Tüte kann ich hierzu kostenlos gegen Portoersattung zur Verfügung stellen.
Dieser Materialabsprung ist eine sehr ärgerliche Sache.
Mensch das tut mir richtig weh.

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Beitrag von beachcomber » Sa 30.05.09 17:56

india,
meinst du die faustina? 8O
die ist absolut stabil, und da passiert gar nichts!
wenn nummis sogar probleme hat das grünzeug mit der nadel zu entfernen, dann besteht da überhaupt keine gefahr.
grüsse
frank

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Beitrag von indiacoins » Sa 30.05.09 18:09

Das Grünzeug geht nur durch Wasserentzug weg. Also erhitzen.

Danach kann man es so wegbröckeln.

Blankes Kupfer darunter ist meistens .


Aber eine andere Methode kenne ich auch nicht.

Oder man bürstet nur drüber und macht es eben.

Ich nehme dazu eine Kinder-Zahnbürste, bei der ich die Borsten mit der Schere halbiere.

Das Kunststoffzeugs, das in den Borsten ist, das glättet die Oberfläche sehr schön.

Oder man baut sich folgende Maschine:
Eine billige Drehmel von Conrad, möglichst klein und dünn:
Ein Steckenetzteil von 1,5-12 Volt zum Regeln der Stärke/ Geschwindigkeit.

Eine Nähnadel mit etwas Klebeband am Ende umwickeln, damit sie in den Drehmelaufsatz fest hineinpasst.
Nun die Nadelspitze leicht einseitig anschleifen ( mit einem Stein oder so)damit sie eine leichte Unwucht beim Drehen bekommt.

Eine Standlupe und los mit 1.5 Volt, je nachdem wie stark man braucht und wie viel Übung man schon hat.

Dabei halten wie einen Schreibstift.

Man kann unter der Lupe so ganz vorsichtig Oberflächen anbrechen und abtragen. Kleiner Aquariumschlauch dazu in den Mund, um gelegentlich mal den Dreck wegzublasen.
Ich nenne mein Gerät " Microfräse", denn es arbeitet wie ein Vorschlaghammer in klein.
Die kommt mühelos in die kleinste Ritze rein.
Zuletzt geändert von indiacoins am Sa 30.05.09 18:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von emieg1 » Sa 30.05.09 18:12

indiacoins hat geschrieben:Das Grünzeug geht nur durch Wasserentzug weg. Also erhitzen. Danach kann man es so wegbröckeln. Blankes Kupfer darunter ist natürlich normal. Aber eine andere Methode kenne ich auch nicht. Oder man bürstet nur drüber und macht es eben. ich nehme dazu eine Zahnbürste, bei der ich die Bortsten mit der Schere halbiere. Das Kunststoffzeugs, das in den Borsten ist, das glättet die Oberfläche sehr schön.
LOL! Nicht alles hellgrüne ist auch so weich, dass du es eben mal (zahn)bürstend glätten kannst!

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Beitrag von indiacoins » Sa 30.05.09 18:30

Nein, nach dem Erhitzen ist es schwarz und bröckelig. Du siehst es daran, daß Dampf aus der Münze emporsteigt. Also bedeutet daß, es ist sehr viel Feuchtigkeit in dem Grünzeugs enthalten.

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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 30.05.09 23:25

Ähhh... wenn Du die Faustina erhitzt, dann alles schwarz gewordene Grünzeug runterbröckelst und daruner blankes Kupfer zum Vorschein kommt - hast Du das Gefühl, daß die Münze dann schöner geworden sei??? Für mich hört sich das nicht so an. Und wenn das Zeug so pickelhart ist, daß das mit einer Nadel nicht zu bearbeiten ist, dann ist das auch keine Bronzepest.
Ich würde an der Faustina gar nichts machen. Die ist eben fleckig patiniert.

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Beitrag von emieg1 » Sa 30.05.09 23:33

Ööööhm, hab ich verlautet, dass ich an meinem Faustinaschätzchen irgend etwas machen werde? Und schon gar nicht werde ich sie im Ofen garen, denn von dieser Brachialmethode halte ich absolut nix.

Das heisst aber auch nix, denn ich habe ausschliessliche backofentechnische Erfahrungen mit Schweinebraten & Co.

Aber warum sollte das nicht funktionieren? Ich werde es allerdings erstmal nur an Münzschrott testen!

;-)

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