Der lächelnde Kaiser
Moderator: Homer J. Simpson
- Peter43
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Mit der Tendenz zur positiven Darstellung auf Münzen hast Du prinzipiell recht, obwohl es Provinzialmünzen gibt, die ihn wie einen kleinen Idiot darstellen.
Aber über den Charakter von Elagabal kann man streiten. Er war immerhin ein Gott. So war auch die Vermählung mit einer Vestalin für ihn etwas wie ein Hieros Gamos, eine heilige Hochzeit zwischen Gottheiten. Für einen Römer war das damals natürlich ein Sakrileg. Und die Berichte über ihn stammen ja alle von Römern. In einem Buch eines katholischen Wissenschaftlers von heute kommt er dagegen besser weg: Er war der erste, der in Rom einen Monotheismus einführen wollte!
Und dann muß man natürlich sein Alter bedenken: Kaiser wurde er mit 14 und mit 18 wurde er schon ermordet.
Mit freundlichem Gruß
Aber über den Charakter von Elagabal kann man streiten. Er war immerhin ein Gott. So war auch die Vermählung mit einer Vestalin für ihn etwas wie ein Hieros Gamos, eine heilige Hochzeit zwischen Gottheiten. Für einen Römer war das damals natürlich ein Sakrileg. Und die Berichte über ihn stammen ja alle von Römern. In einem Buch eines katholischen Wissenschaftlers von heute kommt er dagegen besser weg: Er war der erste, der in Rom einen Monotheismus einführen wollte!
Und dann muß man natürlich sein Alter bedenken: Kaiser wurde er mit 14 und mit 18 wurde er schon ermordet.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- drakenumi1
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Das muß man wirklich ganz groß schreiben! Man sollte sich vorstellen, welchen vielfachen und auch extremen Einflüsterungen dieser charakterlich noch unfertige Mensch in seiner Jugend ausgesetzt war. Daß aber diese 4-5 Jahre seiner Jugend seine Physiognomie dergestalt verändert haben sollen, wie man es aus so unterschiedlichen Prägebildern (s. unten) herauszulesen glauben will, bestreite ich. So gründlich ändert sich in so kurzer Zeit nicht ein Gesicht. Hier kommen wohl mehr die am Ende des möglichen Spektrums gelegenen Reflexionen der Zeitgenossen (also auch der Stempelschneider) zum Ausdruck: So, wie sie den jungen Kaiser gesehen haben (nicht bildlich, nur vom Empfinden her), so haben sie sein Bild geschnitten! Und das linke Bild ist das nur um etwa 1 Jahr ältere!Peter43 hat geschrieben: .
über den Charakter von Elagabal kann man streiten. Und dann muß man natürlich sein Alter bedenken: Kaiser wurde er mit 14 und mit 18 wurde er schon ermordet.
Aber wir sollten hoch anerkennen, welch hohes Maß an Toleranz darin zum Ausdruck kommt, was die "Aufsichtsinstanzen" hier haben walten lassen, denkt
drakenumi1
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- chinamul
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Mit Verlaub, drakenumi1, aber was spricht eigentlich dafür, daß die unvorteilhaften Portäts des Elagabal nicht die authentischeren sein könnten?
Jemand, der die Menschen kannte, hat mal gesagt, daß man von einem gewissen Alter an für sein Gesicht selbst verantwortlich sei, wenn er dabei auch nicht an die manipulativen Eingriffe von Schönheitschirurgen in die Physiognomie gedacht haben dürfte.
Die Exzesse Elagabals sind ja wohl historisch belegt, und sie dürften durchaus ihre Spuren bei ihm hinterlassen haben. Bei Pubertierenden ist da so manches möglich, wie ich zu meiner Bestürzung während meiner Tätigkeit als Lehrer gelegentlich feststellen mußte.
Gruß
chinamul
Jemand, der die Menschen kannte, hat mal gesagt, daß man von einem gewissen Alter an für sein Gesicht selbst verantwortlich sei, wenn er dabei auch nicht an die manipulativen Eingriffe von Schönheitschirurgen in die Physiognomie gedacht haben dürfte.
Die Exzesse Elagabals sind ja wohl historisch belegt, und sie dürften durchaus ihre Spuren bei ihm hinterlassen haben. Bei Pubertierenden ist da so manches möglich, wie ich zu meiner Bestürzung während meiner Tätigkeit als Lehrer gelegentlich feststellen mußte.
Gruß
chinamul
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- drakenumi1
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Aus meiner Sicht wohl eine ganze Menge: Die Statistik! Es gibt, wenn ich das richtig überblicke, wesentlich mehr Prägungen, die einen recht verwilderten Typ ausweisen, als solche, die offensichtlich "schönen", letztere dann noch diffus gestreut duch seine Regierungszeit. Wahrscheinlich liegt das wahre Bild wohl in der Mitte zwischen den Extrembeispielen, wie wir sie hier produzieren.chinamul hat geschrieben: was spricht eigentlich dafür, daß die unvorteilhaften Portäts des Elagabal nicht die authentischeren sein könnten?
Im Übrigen ist das Volk mit seinen Escapaden doch wohl nie so ganz konform gegangen, hat seine eigene ablehnende Haltung dazu gehabt, auch das kann das geprägte Bild von ihm tendenziell beeinflußt haben.
Man sagt ja, daß die steinernen Abbildungen, Portraitbüsten, noch den besten zu erwartenden Wahrheitsgehalt aufweisen, und das gilt wohl nicht nur von ihm. Diese Annahme hat mein persönliches Bild des Gottes und Kaisers Elagabal geprägt.
Grüße von
drakenumi1
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- beachcomber
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schlimm?Schlimm finde ich auch das Portrait auf dem folgenden Denar RIC 131.
super!
genau so stell' ich mir ihn vor. wie chinamul ja schon erwähnte, drückt sich natürlich der lebenswandel vor allem im gesicht aus, und gerade bei einem heranwachsenden.
und natürlich sind die schriftlichen quellen mit vorsicht zu geniessen, und da man weiss wann und von welcher seite sie geschrieben wurden, kann man sicher davon ausgehen, dass ein zerrbild elagabals dargestellt wurde.
aber trotzdem wird ein kern schon wahr sein, und so ganz richtig getickt kann er nicht haben.
ich meine anzeichen davon in diesem porträt zu sehen, und es gefällt mir allemal besser, als diese geschönten, nichtssagenden porträts die auch recht häufig auf seinen münzen zu finden sind.
grüsse
frank
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Dieses Portrait finde ich so sehr interessant, daß ich es Euch nicht vorenthalten will: Es stammt etwa aus der Mitte seiner Regierungszeit 219/20 und die übelsten seiner Ausschweifungen liegen noch vor ihm, auch der Abscheu des Volkes hat sich noch nicht so zugespitzt, was heißen soll, die Stempelschneider werden um ein realistisches Konterfei bemüht gewesen sein, die Gründe für Übertreibungen ihrerseits hielten sich noch in Grenzen, sie haben auf ihre Art noch nicht direkt in die Politik eingegriffen, wie man dies dann in Richtung seines letzten Reg.-Jahres annehmen muß. Hier de Uffnahme
von drakenumi1
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Gewisse Übereinstimmungen sind nicht von der Hand zu weisen, gerade um die Mundpartie, die ja bestimmend ist für die Formung einer gewissen Miene; Stimmungen eines Menschen werden wohl in seinem Gesicht mit Ergänzung durch die Stirn fast allein durch die Formung seines Mundes ausgedrückt. Um diese aber richtig bewerten zu können, muß man sozusagen die "Ruhestellung " seines Gesichtes kennen und von den Abweichungen von dieser dann auf die momentane Stimmung schließen.
Damit haben sich die lächelnden Gesichter von meinen Brettern ziemlich erschöpft, allerdings das beste Stück kommt jetzt, zum Schluß: Von einem Kaiser, von dem man es am wenigsten erwarten würde, hat er doch während seiner Regierung kaum je Gelegenheit zu einem Lächeln oder Lachen gehabt:
Trajanus Decius!
Grüße von
drakenumi1
Damit haben sich die lächelnden Gesichter von meinen Brettern ziemlich erschöpft, allerdings das beste Stück kommt jetzt, zum Schluß: Von einem Kaiser, von dem man es am wenigsten erwarten würde, hat er doch während seiner Regierung kaum je Gelegenheit zu einem Lächeln oder Lachen gehabt:
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Re: Der lächelnde Kaiser
6 Jahre sind fast vergangen, seit wir letztmalig bewußt ein kaiserliches Lächeln hier im Forum entdecken konnten. Oder gab es für sie, die röm. Kaiser, nichts zum Lächeln, wenigstens über unsere manchmal vergeblichen Bemühungen, ihre damaligen Entscheidungen und Handlungen, soweit sie auf ihren Münzen dokumentiert wurden, richtig zu deuten und verstehen ?
Dieser thread war von mir nicht vergessen worden, - insgeheim hatte ich immer gehofft, mal einen Constantiner mit richtig offenem und breiten Lächeln entdecken zu können, aber es gelang nicht: Verdrießlich, bärbeißig und grimmig war damals eher angesagt.
Aber, worauf ich eigentlich hinaus wollte: Daß ich die kaiserliche Damenwelt so völlig ignoriert habe, wurmt mich bis heute. Dabei sollten unter Ihresgleichen sich doch viel leichter fröhlich lächelnde Damen finden lassen, unterlagen sie doch wohl weniger dem Zwang zu kaiserlich maskuliner Ernsthaftigkeit, wie ihre kaiserlichen Ehepartner. Es gibt also etwas nachzuholen. Aber so leicht war die Suche trotzdem nicht. Seht hier bitte einen Denar der Julia Mamaea mit echt erfrischender jugendlicher Mimik, oder auch einem anregend entspanntem LÄCHELN:
Und wenn Ihr in Euren Sammlungen Ähnliches fändet, und hier vorstellen würdet, wäre die Entschuldigung für diesen Lapsus perfekt.
"Fiebrige" (39 Grad) - Feriengrüße in Form von "leichter Kost" von
drake
Dieser thread war von mir nicht vergessen worden, - insgeheim hatte ich immer gehofft, mal einen Constantiner mit richtig offenem und breiten Lächeln entdecken zu können, aber es gelang nicht: Verdrießlich, bärbeißig und grimmig war damals eher angesagt.
Aber, worauf ich eigentlich hinaus wollte: Daß ich die kaiserliche Damenwelt so völlig ignoriert habe, wurmt mich bis heute. Dabei sollten unter Ihresgleichen sich doch viel leichter fröhlich lächelnde Damen finden lassen, unterlagen sie doch wohl weniger dem Zwang zu kaiserlich maskuliner Ernsthaftigkeit, wie ihre kaiserlichen Ehepartner. Es gibt also etwas nachzuholen. Aber so leicht war die Suche trotzdem nicht. Seht hier bitte einen Denar der Julia Mamaea mit echt erfrischender jugendlicher Mimik, oder auch einem anregend entspanntem LÄCHELN:
Und wenn Ihr in Euren Sammlungen Ähnliches fändet, und hier vorstellen würdet, wäre die Entschuldigung für diesen Lapsus perfekt.
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Re: Der lächelnde Kaiser
Julia Domna, RIC 546. Ich finde, hier lächelt sie.
Jochen
Jochen
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Re: Der lächelnde Kaiser
Ich habe auch noch eine Münze mit einem lächelnden Kaiser - aber Irgendwie wurde Ihm das Lächeln aufgezwungen.....
Ich glaube Ihm hat es nicht gefallen das man sein Geld gefälscht hat
Priscus
Ich glaube Ihm hat es nicht gefallen das man sein Geld gefälscht hat
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