Falsche Münze? Falsche Reinigungsmethode?

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Moderator: Homer J. Simpson

kalle123
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Falsche Münze? Falsche Reinigungsmethode?

Beitrag von kalle123 » Sa 01.08.09 13:43

Hallo Fachleute,
in der Meinung eine Silbermünze vor mir zu haben, probierte ich heute erstmals die Salzsäuremethode aus. Das Ergebnis war für mich etwas enttäuschend. Scheinbar war es nur eine versilberte Kupfermünze. Ich habe noch ein ähnliches Exemplar, welches mehr Silber auf der Oberfläche aufweist wie dieses Stück. Ist es besser die Münze im ursprünglichen Zustand zu belassen, wenn diese auch etwas unansehlich ist? Diese (vorliegende) Münze ist eine Münze von Aurelian. Kann mir jemand etwas über diese Münze sagen? Ist diese Münze eine Fälschung?
Danke
Kalle
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 01.08.09 13:51

Ein Antoninian des Aurelianus ist eine Billonmünze mit ca. 5% Silbergehalt.
Nach dem, was ich hier gelesen habe, ist die Salzsäuremethode nur für guthaltige Silbermünzen geeignet, schon bei Severerdenaren wird's kritisch. Bei Münzen ab, sagen wir mal, Elagabal würde ich davon die Finger lassen, die Münzen bekommen dann doch eine poröse Oberfläche. Ausprobiert habe ich diese Methode allerdings noch gar nicht. Die Leute mit mehr Erfahrung werden sich sicher noch dazu äußern.

Viele Grüße,

Homer
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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Sa 01.08.09 13:53

Laut Numispedia enthaelt ein Aurelian etwa 5% Silber. Das sollte man eher wie eine Bronze behandeln und nicht wie eine guthaltige Silbermuenze.
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justus
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Beitrag von justus » Sa 01.08.09 14:09

Keinesfalls eine Fälschung. Schau mal unter folgendem Link nach: http://www.acsearch.info/record.html?id=219405

Generell bin ich der Auffassung, dass man an antike Münzen weder mit dem "Brecheisen", noch mit Salzsäure drangehen sollte, auch wenn dies hier in diesem Forum von manchen Mitgliedern propagiert wird. Womit ich keinesfalls bezweifeln will, dass die Salzsäuremethode oft zum Erfolg führt.
Jede Münze läßt sich mit etwas Geduld mechanisch reinigen. Aber das kostet eben Zeit und ist oft sehr mühsam! Ich wende bei besonders schweren Fällen immer erfolgreich folgende Methode an: Aqua Destillata zur Entsalzung - Einlegen in Ballistol-Waffenöl (unter täglicher Beobachtung) - mechanische Reinigung mit Skalpell, Zahnstocher und Mikroskop - Konservierung mit Renaissance Wax (unedle Metalle).

Gruß Jürgen

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Versilbert

Beitrag von kalle123 » Sa 01.08.09 14:20

Danke für Eure Antworten,
der 5% Silbergehalt bezog sich bei dieser Münze leider nur auf die Oberfläche. Bei mechanischer Reinigung hätte ich wahrscheinlich so lange gereinigt, bis ich das gleiche Ergebis gehabt hätte. Von der anderen Münze lasse ich lieber die Finger.
Danke auch für die ausführlichen Tips, welche Münzen man u. U. mit der Salzsäuremethode reinigen könnte. Ich habe auch daran gedacht die umstrittene Septimus Severus Münze mit dieser Methode zu behandeln, werde dies aber jetzt sein lassen.
Danke
Kalle

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Beitrag von beachcomber » Sa 01.08.09 14:38

irgendwie kommt's mir vor, als ob hier viele leute immer nur mit einem auge lesen, oder ihr hirn oder wenigsten ihr gedächtnis dabei abschalten. :)
zum xten mal: die salzsäure/alufolien methode ist nur bei relativ guthaltigem silber (severer ist noch ok) zu empfehlen, und dann sehr viel sicherer als jede mechanische reinigung!
trotzdem ist es empfehlenswert vorher den zustand des silbers zu eruieren(unter dem mikroskop), weil auch das reinste silber durch umweltbedingungen in einem grob-kristallinen zustand gebracht worden sein kann, der unter dem hornsilber eine rauhe oberfläche erscheinen lassen kann.
in so einem fall vielleicht lieber so lassen, oder mechanisch zu werke gehen.
und nocheinmal: ES IST NICHT DIE SALZSÄURE DIE DIE OBERLÄCHE ZERSTÖRT, denn salzsäure macht dem silber garnichts, die korrodierte oberfläche ist unter dem hornsilber schon vorhanden, und wird nur durch die raktion mit dem aluminium freigelegt!
silbersudmünzen sind prizipiell nur mechanisch zu reinigen, es gibt keine chemische methode die zum erfolg führt!
grüse
frank

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Beitrag von emieg1 » Sa 01.08.09 19:16

Es will auch nicht so ganz in meinen Schädel, warum einerseits die Tipps aus dem Reinigungsthread in die Tat umgesetzt, die dazugehörigen Warnhinweise andererseits aber wohl unbeachtet unter ständigem Rühren in den Ausguss gekippt werden. Reinigung kann Spass machen und Erfolg erzielen, muss es aber nicht... zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die postings oder fragen sie ihre Sammlerkollegen ;-)

Und natürlich hat beach recht: Lieber die Münze dreimal genau untersuchen, Literatur zur Rate ziehen oder einfach hier nachfragen.

Pauschale Reinigungstipps sind eh nur in wenigen Fällen möglich, aber einer davon ist, dass man eine Silbersudmünze niemals in Salzsäure werfen sollte. Bei Billon sieht das zwar etwas anders aus; ein Risiko ist allerdings immer dabei. Ich habe mit dieser Methode schon erfolgreich einen Postumus-Ant und eine Salonina reinigen können, aber hier war auch vom Ursprungszustand sowie von der Materialbeschaffenheit klar, dass die Reinigung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit glücken würde...

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Beitrag von cepasaccus » Sa 01.08.09 19:29

Ich bin mit hier nachfragen bisher sehr gut gefahren. Ich hab deshalb noch keine Muenze verdorben.
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Beitrag von emieg1 » Sa 01.08.09 20:41

cepasaccus, ich geb's zu, ich hab' schon Münzen in den Sand gesetzt; allerdings im untersten Preissegment.

kalle123, bitte verstehe die Kritik nicht allzu falsch... dies war "nur" ein nicht besonders gut erhaltener Aurelian. Ausserdem weiss niemand, wie die Münze vorher ausgesehen hat.

Ich an deiner Stelle würde zu einer "Rettung" folgendes empfehlen: Wirf die Münze nochmals in die Säure und reib sie anschliessend mit Natron wirklich metallisch blank.

Dann gibts zwei Möglichkeiten:

a) Leg das Stück nebst einigen unbenutzten Schwefel-Zündhölzern in ein Holzkästchen und warte... das kann allerdings ein gutes Jahr dauern, bis der Aurelian sich wieder nett verdunkelt hat.

b) Wirf die Münze nebst ein paar Schrottis (die aber noch Patina haben) in Apfelessig. In wenigen Tagen wird diese Brühe dunkel, da der Essig die Patina der Schrottis löst... und das Schweinchenrosa deines Aurelians verschwindet in wundersamer Weise ;-)

Anm. zu b): Zur Zeit läuft dieser Versuch bei mir und ein endgültiges Ergebnis habe ich da auch noch nicht. Es scheint aber, dass die herausgelöste Patina sich in metallisch blanken Münzen "festbeisst", wenn auch leider noch nicht mit der erwünschten Gleichmässigkeit... Aber ich arbeite dran ;-)

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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 01.08.09 20:47

nummis durensis hat geschrieben:Es will auch nicht so ganz in meinen Schädel, warum einerseits die Tipps aus dem Reinigungsthread in die Tat umgesetzt, die dazugehörigen Warnhinweise andererseits aber wohl unbeachtet unter ständigem Rühren in den Ausguss gekippt werden.
Ungeduld. Schlichte Ungeduld. Deswegen lasse ich das Reinigen von Münzen bleiben - ich kenne mich. Wie ich mal vor langer Zeit in einem Buch über das Freipräparieren von Fossilien gelesen habe: Der vorletzte Hammerschlag war immer der beste.

Homer
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Beitrag von cepasaccus » Sa 01.08.09 21:13

nummis durensis hat geschrieben:b) Wirf die Münze nebst ein paar Schrottis (die aber noch Patina haben) in Apfelessig. In wenigen Tagen wird diese Brühe dunkel, da der Essig die Patina der Schrottis löst... und das Schweinchenrosa deines Aurelians verschwindet in wundersamer Weise ;-)

Anm. zu b): Zur Zeit läuft dieser Versuch bei mir und ein endgültiges Ergebnis habe ich da auch noch nicht. Es scheint aber, dass die herausgelöste Patina sich in metallisch blanken Münzen "festbeisst", wenn auch leider noch nicht mit der erwünschten Gleichmässigkeit... Aber ich arbeite dran ;-)
Man koennte es auch mal statt Schrottis mit Kupfersulfat oder aehnlichem in Essig versuchen.

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Beitrag von emieg1 » Sa 01.08.09 21:20

Homer J. Simpson hat geschrieben: Der vorletzte Hammerschlag war immer der beste.
Das ist eine weise und absolut treffende Aussage, nur leider beschreibt sie den Idealzustand der Reinigung - egal, ob es sich um Fossilien oder Münzen handelt:

Gerade so viel und gleichzeit so wenig von unerwünschtem Material herunterzunehmen, wie es gerade nötig ist.

Liest sich wunderbar einfach, ist aber in der Praxis schwer.

Man wird hier, wenn man denn wirklich interessiert ist, um viele Versuche nicht herumkommen... und dabei den ein oder anderen Mißerfolg verbuchen müssen. Tja, aber wenn man das Lehrgeld dann mit einem mäßig erhaltetenen Spätrömer zahlt und nicht mit einem fast vorzüglichen Nero-Sesterzen, kann man sich damit doch arrangieren, oder?! :-)

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Beitrag von richard55-47 » Sa 01.08.09 21:46

nummis durensis hat geschrieben:
Homer J. Simpson hat geschrieben: Der vorletzte Hammerschlag war immer der beste.
Gerade so viel und gleichzeit so wenig von unerwünschtem Material herunterzunehmen, wie es gerade nötig ist.



:-)
Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni hat diese Methode verfeinert.
do ut des.

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Beitrag von emieg1 » Sa 01.08.09 22:06

richard55-47 hat geschrieben: Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni hat diese Methode verfeinert.
Schade übrigens, dass er sich nicht auch auf numismatischer Ebene versucht hat...

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Beitrag von cepasaccus » Sa 01.08.09 22:30

nummis durensis hat geschrieben:
richard55-47 hat geschrieben: Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni hat diese Methode verfeinert.
Schade übrigens, dass er sich nicht auch auf numismatischer Ebene versucht hat...
Du meinst dann haetten wir schoene Glaettungen und Patinaschnitzereien?
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