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Eine würdevolle Frau: Faustina senior
Verfasst: So 09.08.09 14:26
von emieg1
Sozusagen als "Gegenthread" zur Faustina der Jüngeren (
http://www.numismatikforum.de/ftopic9157.html#76370 ) möchte ich ihrer Mutter ein eigenes "Reich" eröffnen.
Auch weil mir dieses Münzlein gestern ins Haus schneite; das strenge, aber würdevolle Portrait der Faustina senior hat mich so fasziniert, dass ich an der Münze einfach nicht vorbei kam. Die Münzen, die zu ihrer Lebzeit geprägt wurden, scheinen mir doch um einiges seltener zu sein als die Diva-Prägungen, obwohl beide zumindest im Kampmann gleich hoch bewertet werden
Übrigens, einer der schönsten Darstellungen der Faustina senior war wohl auf der Säule des Antoninus Pius zu finden: Die Basis war aus Marmor und wurde vom Künstler Heraclides geschaffen. Die Säulenschaft war aus rotem Granit. Auf der Frontseite des Säulenfusses wird die Apotheose (Vergöttlichung) des Kaisers und seiner Frau Annia Galeria Faustina (Faustina die Ältere) dargestellt. Sie werden vom geflügelten Genius Aion in den Himmel getragen.
Die Basis wurde im Jahr 1703 auf der Piazza Montecitorio gefunden. Gleich östlich davon befindet sich die Marcus Aurelius Säule. Die Säule der Antoninus Pius Säule wurde hingegen zersägt um bei der Restaurierung des Meridians der nahe gelegenen Augustusuhr eingesetzt zu werden. Nur der obere Teil war noch vorhanden.
Die Basis der Säule ist heute in den Vatikanischen Museen ausgestellt.
Verfasst: So 09.08.09 16:32
von n.......s
endlich hast Du Deine Vorliebe für ältere Damen entdeckt
Die Münze mit ihrem Porträt ist in der Tat sehr schön - auch ich liebe solche ausdrucksstarken Porträts. Hast Du die Säule in Rom gesehen oder gegoogelt? Ich finde, gerade für solche Fotos bräuchte man eine deutlich höhere Auflösung- um wirklich viele Details darszustellen.
Verfasst: So 09.08.09 16:49
von Peter43
Wirkliches schönes Portrait. Ich möchte nur mal wissen, wieviele Sklavinnen nötig waren, um ihr die Haare zu machen, und wie

lange das gedauert haben kann.
Ich sehe gerade, daß ich nur eine postmortale Münze von ihr habe.
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: So 09.08.09 17:14
von emieg1
nephrurus hat geschrieben:endlich hast Du Deine Vorliebe für ältere Damen entdeckt
Ooh ja, je älter, je lieber... dies aber nur auf die "numismatischen Weiblein" bezogen
[ externes Bild ]
Tja, leider ist mein letzter Rombesuch schon eine Weile her. Ich habe mich zwar einige Stündchen durch die Kostbarkeiten des heiligen Stuhls gewühlt, aber diese wunderschöne Darstellung blieb mir verborgen. Es ist schon interessant und spannend, dass man über den Umweg der römischen Münzen auch immer mehr kulturelles entdeckt, das dann auf die grosse Wunschliste der Dinge gekritzelt wird, die man in diesem Leben noch unbedingt sehen muss!
Peter43 hat geschrieben:Wirkliches schönes Portrait. Ich möchte nur mal wissen, wieviele Sklavinnen nötig waren, um ihr die Haare zu machen, und wie

lange das gedauert haben kann.
Ich sehe gerade, daß ich nur eine postmortale Münze von ihr habe.
Mit freundlichem Gruß
Das möchtest du nicht wirklich wissen, denn dann erscheinen dir die Frisörbesuche der holden Weiblichkeit in heutiger Zeit gerade zu kurzweilig

Verfasst: So 09.08.09 21:39
von Homer J. Simpson
nummis, wunderschöner Denar, den Du da hast - da können sich meine zwei Denare der Faustina zu Lebzeiten nicht danach messen, deshalb zeige ich sie hier nicht.
Ich besitze eine nicht schöne, aber wirklich interessante Münze der - noch - lebenden Faustina, die habe ich hier schon mal gezeigt:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?t=22734
Und hier ein schöner, jüngst erworbener und schon im US-Forum gezeigter posthumer Denar mit der seltenen Legendenvariante DIVAE FAUSTINAE (BMC 487 note), siehe beiliegendes Bild.
Viele Grüße,
Homer
Verfasst: So 09.08.09 22:45
von emieg1
Homer J. Simpson hat geschrieben:nummis, wunderschöner Denar, den Du da hast - da können sich meine zwei Denare der Faustina zu Lebzeiten nicht danach messen, deshalb zeige ich sie hier nicht.
Ich besitze eine nicht schöne, aber wirklich interessante Münze der - noch - lebenden Faustina, die habe ich hier schon mal gezeigt:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?t=22734
Und hier ein schöner, jüngst erworbener und schon im US-Forum gezeigter posthumer Denar mit der seltenen Legendenvariante DIVAE FAUSTINAE (BMC 487 note), siehe beiliegendes Bild.
Viele Grüße,
Homer
Also bitte... das hier ist ein thread zu Ehren der ollen Faustina, also sollten hier auch alle hübschen Münzlein gezeigt werden, ob als Diva oder zu ihren Lebzeiten... ob selten oder nicht

Verfasst: So 09.08.09 22:52
von Homer J. Simpson
Über der "ollen" Faustina (oder Mater, oder Senior) vergißt man immer, daß die Gute nur 35 Jahre alt wurde! Da war Antoninus zwanzig Jahre älter als sie, und trotzdem mußte er sie zwanzig Jahre vor seinem eigenen Tode begraben

.
Homer
Verfasst: So 09.08.09 23:00
von emieg1
Na fünfunddreissig war doch damals ein "stattliches" Alter, aber es ist schon mehr als erstaunlich, dass Antoninus nach ihrem Ableben nicht mehr geheiratet hat... wenn ich die Geschichte richtig in Erinnerung habe, hat er sich aus dem Harem seiner Verstorbenenen eine kleine "Liebschaft" zugelegt...
Verfasst: So 09.08.09 23:14
von drakenumi1
Das sind natürlich Sternstunden, solche Seltenheit (nicht im RIC) und in exzellenter Erhaltung ergatern zu können!
Meine Faustina unten ist Euch auch schon bekannt, aber wenn hier schon Abnormitäten vorgestellt werden, dann zeige ich sie noch einmal wegen der damals evtl. nicht registrierten riesigen Steine (?) in ihrem Haar über der Stirn. Überhaupt hat sich der Graveur hier mit ihr alle erdenkliche Mühe gegeben, sie so ansehnlich, wie möglich zu gestalten.
Aber die Rückseite! Eine verschleierte weibl. Personifikation hebt die Hand und in der anderen hält sie eine Fackel. Wer ist sie? Reichen diese 3 Attribute, sie zur Aeternitas zu stempeln? Oder liegt es ganz einfach nahe, angesichts ihrer Consecration bevorzugt an Aet. zu denken? Pietas und Ceres sind auch im Gespräch!
Spaßig auch, wie sie mit ihrer Hand versucht, das "S" aus CONSECRATIO wegzuschieben, aber das Thema "was wurde hier zuerst geschnitten", Schrift oder Figur, hatten wir früher schonmal ....
Beste Grüße von
drakenumi1
Verfasst: So 09.08.09 23:16
von Homer J. Simpson
Na ja, ein Tod mit 35 war eher ungewöhnlich. In der Bibel (Buch Hiob, wenn ich mich nicht irre) heißt es "Ein Leben währet siebzig Jahr, und wenn es hoch kommt, achtzig"; d.h. wenn man erst mal die Kinderkrankheiten überstanden hatte, hatte man schon in der Antike durchaus gute Chancen, auch nach heutigen Maßstäben alt zu werden (wenn man nicht gerade Soldatenkaiser war). Die niedrige statistische Lebenserwartung kam vor allem durch die hohen Verluste im Neugeborenen-, Säuglings- und Kindesalter zustande.
Homer
Verfasst: Mo 10.08.09 00:19
von Peter43
In der frühen Steinzeit wurden die Menschen nur 12 Jahre alt. Da fragt man sich schon, wie sie sich überhaupt vermehren konnten!
Hallo drakenumi!
Die Fackel im li Arm macht sie schon zu Ceres/Demeter. Und welches Motiv paßt besser zur Consecratio, als die die schöne Mythe, in der es Demeter gelingt, ihre Tochter Persephone wieder aus der Unterwelt zu holen.
Jochen
Verfasst: Mo 10.08.09 12:00
von chinamul
Nicht immer muß es die perfekte Erhaltung einer Münze sein, die uns alle derart für die ältere Faustina einnimmt. Da ist es wohl nicht zuletzt der James-Dean-Effekt, der die Bildung von Legenden und Mythen um vor der Zeit Verstorbene befördert, der auch bei Faustina eine nicht geringe Rolle gespielt haben mag, zumindest für uns. Hinzukommen könnte auch eine erhebliche Empathie mit dem edlen Antoninus Pius, so daß wir dessen Trauer um den frühen Tod seiner Gattin mitempfinden können. Außerdem bietet sie auf den für sie geprägten Münzen noch eine recht ansehnliche Erscheinung, auch wenn sie wegen ihres etwas schwach ausgebildeten Kinns nicht unbedingt als eine strahlende Schönheit gelten kann. Dennoch ist sie für den riesigen Sympathiebonus, den wir ihr gewähren, geradezu prädestiniert.
Gruß
chinamul
Verfasst: Mo 10.08.09 12:27
von antoninus1
Bei diesem Sesterz finde ich vor allem die Rückseitendarstellung stilistisch sehr gut gelungen.
Eine sehr natürliche und elegante Haltung.
Verfasst: Mo 10.08.09 17:29
von Homer J. Simpson
Peter43 hat geschrieben:In der frühen Steinzeit wurden die Menschen nur 12 Jahre alt. Da fragt man sich schon, wie sie sich überhaupt vermehren konnten!
O Gott, wir stammen von Pädophilen ab!!! Nee, im Ernst: Auch dieser Effekt kommt natürlich dadurch zustande (wenn diese Zahl wirklich stimmt), daß z.B. drei Leute ihr erstes Lebensjahr nicht überlebt haben und dafür einer fünfzig wurde. Das Zahlenverhältnis ist bei den meisten Tierarten nicht viel besser.
Homer
Verfasst: Di 11.08.09 14:28
von Numis-Student
Hallo,
hier mal kurz meine "Lieblingsfaustina". Es ist weder ein besonders seltenes noch von der Erhaltung überdurchschnittliches Exemplar, aber ich finde den sehr würdevollen Stil des Portraits beeindruckend, es war damals der Kaufgrund

.
Schöne Grüße,
MR