FECVNDITAS steht für Fruchtbarkeit der Kaiserinnen

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drakenumi1
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FECVNDITAS steht für Fruchtbarkeit der Kaiserinnen

Beitrag von drakenumi1 » Mo 07.09.09 13:50

Wurde die unwahrscheinliche Geburtsfreudigkei der jüngeren Faustina nun zum Auslöser für die Verehrung der FECVNDITAS als Göttin auf Münzbildern? Zwar erfuhr sie bereits unter Nero nach der Niederkunft der Poppäa durch den Bau eines Tempels für sie gebührende Erwähnung, aber durch den überreichen Kindersegen der Ehe des Marcus Aurelius mit der Tochter des Antoninus Pius, Annia Galeria Faustina (II.) wurde eine regelrechte Verehrungswelle losgetreten. Immerhin schenkte sie 14 Kindern das Leben, von denen allerdings nur 6 das Erwachsenenalter erreichten! Aber sowohl Vater Marcus als auch Mutter Anna Galeria schienen erhebliche Freude an der Machart gehabt zu haben, bedenkt man einerseits, daß Marcus sehr viele Jahre an den östlichen und nördlichen Grenzen des Reiches ungewollt kriegsführend gebunden war und andererseits in diesen Zeiten nach dem Volksmund seine eigene Gattin von einer Seite zur anderen sprang und sie sich nicht untersagte, sich in den italienischen Küstenstädten mit reichlich unstandesgemäßen Gladiatoren und Matrosen einzulassen.
Das übliche Bild des Marcus Aurelius als einerseits hochgeschätzter Kaiser und andererseits verehrte Geistesgröße (Die "Selbstbetrachtungen") erhielt durch die zwei kleinen Hörner, die er aufgesetzt bekam, auch 2 kleine Schatten, zumal er sich nicht scheute, ihren Liebhabern noch überdies zu ansehnlichen Hofämtern zu verhelfen.
Nun, das scheint eben die "wahre Liebe" zwischen beiden gewesen zu sein: Er hat nach Faustinas Tod nicht mehr geheiratet und für die sonstigen Bedürfnisse hat er sich eine Mätresse verordnet ....

Die Größe dieser Verehrung für die kaiserliche Fruchtbarkeit kann wohl nicht besser zum Ausdruck kommen, als durch die Darstellung einer Göttin mit 4 kleinen Kindern auf diesem folgenden Denar:

Sorry, auch solche "Geschichten" gehören zur Geschichte, und, wie man sieht, damit auch zur Numismatik, erzählt von

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Beitrag von Peter43 » Mo 07.09.09 18:38

Eine sehr hübsche Münze, die noch durch ihre Tönung gewinnt. Ich habe eben im Pauly unter 'Fecunditas' nachgeschaut: Der Senat gelobte zwar der Poppaea Sabina 63 n.Chr. einen Tempel (Tac. ann. 15, 23), aber da das Kind bereits im 4. Monat starb (Tac. a.O.) wurde der versprochene Tempel wahrscheinlich nie errichtet (Platner-Ashby s.v.).

In seltenen Fällen ist sie als Erdgöttin auf die Fruchtbarkeit des Landes bezogen.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von drakenumi1 » Mo 07.09.09 22:52

Danke, Peter, auch für die Ergänzungen.
Eine besondere Pikanterie liegt darin begründet, daß zur Preisung der Vorzüge dieser Kaiserin auf Münzen die PVDICITIA, Göttin der ehelichen Keuschheit, herhalten muß. Erstmalig auf einer Münze der Plotina, Gemahlin des Traianus, erscheint sie, die nun mit ihrem Anspruch, die Ehefrau solle nur einem Manne gehören, gegen den schlechten Ruf der Kaiserin Faustina II. vorgehen soll.
Dieser ihr schlechter Ruf muß so nachhaltig gewesen sein, daß künftig die PVDICITIA, ob sitzend oder stehend und meistens mit der erhobenen Rechten den Schleier vor ihr Gesicht ziehend, häufiger die Münzrückseiten der Kaiserinnen zierte (wie auch den folgenden Denar der Faustina II):

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Beitrag von curtislclay » Di 08.09.09 18:00

Der Denar mit den vier Kindern zeigt die Geburt der vierten überlebenden Tochter von Marcus Caesar und Faustina II. im J. 160 an.

Auf Münzen von Antoninus als TR P XXIIII und von Marcus als TR P XV erscheint Anfang 161 ein entsprechender Typ von Pietas mit vier Kindern, aber die Geburt muss Ende 160 erfolgt sein, weil Faustina bereits am 31. August 161 nach einer weiteren Schwangerschaft Commodus und seinen Zwillingbruder zur Welt brachte.

Nach der Geburt der Zwillinge zeigten dann Faustinas Münzen entweder die beiden Brüderchen auf einem Thron (SAECVLI FELICIT) oder eine Dame stehend zwischen den vier Töchtern und mit den Zwillingen im Arm (TEMPOR FELIC).
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Beitrag von drakenumi1 » Mi 09.09.09 21:39

Danke, Curtis, für die Zuordnung der 4 Kinder zu ganz konkreten Geburten der Kaiserin. Ich hatte in der Vielzahl der Vier lediglich ein Lob ganz allgemein für ihre Gebärfreudigkeit gesehen.
Dann gehe ich wohl auch richtig, wenn ich vermute, daß auf dieser Münze nicht die Göttin FECVNDITAS zu sehen ist, sondern die Kaiserin Faust. II selbst (?)

Beste Grüße von

drakenumi1
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