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Römische Goldmünzen ausgegraben

Verfasst: Mi 28.10.09 10:09
von cyrano
Bin ja selbst nicht so interessiert an Römern ...aber ich bin grad über den folgenden Bericht gestolpert.

http://www.nw-news.de/owl/3208960_Roemi ... raben.html

Verfasst: Mi 28.10.09 10:28
von Peter43
Schöne Solidi! Gibt es in NRW kein Schatzregal?

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mi 28.10.09 10:48
von chinamul
Wenn die Dinger tatsächlich wie im Bericht angegeben bei einem Durchmesser von ca. 20 mm nur etwas über 1,5 g wiegen, können sie eigentlich nur aus dünnem Messingblech sein. Normal wären für Solidi um die 4,5 g.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 28.10.09 10:50
von Peter43
Na ja, was die Zeitungen so alles schreiben. Jedenfalls scheinen es tatsächlich 7 Münzen zu sein! :D

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mi 28.10.09 11:42
von Numis-Student
Peter43 hat geschrieben:Gibt es in NRW kein Schatzregal?
Nöö :-)

Verfasst: Mo 02.11.09 13:42
von Chandragupta
Ich sehe da 3 stempelgleiche Averse sowie 2 stempelgleiche Reverse (die unteren 5 Münzen auf dem Foto).

Legt einen zeitnahen Vergrabungszusammenhang durchaus nahe. Angenommen (rein rechnerisch ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch!), daß die jeweils anderen Seiten der o.g. 5 von den insgesamt gezeigten 7 Münzen auch noch in diese Serie passen, dann hätten wir 5 völlig stempelgleiche Brüderlein auf einem Haufen.

Ich bin zwar ein Kenner von antiken Goldmünzen an sich - aber christliches Spätrom ist definitiv nicht so "mein Ding". Sieht mir auf den ersten Blick jedenfalls nicht nach Gold aus. Die löcherig wirkende Oberfläche erinnert mich eher an "frisch geputzte" AE-Kleinfolles (und dann noch in gelbstichigem Kunstlicht fotografiert) - aber dieser Eindruck kann natürlich auch nur einem schlechten Foto geschuldet sein. Wenn wirklich "pures Gold", dann wären's aber rein von den Legenden-zu-Münzbild-Proportionen her Solidi und KEINE Tremisses. Die Stücke wögen also dann in der Tat je 4,5 g und nicht nur 1/3 davon, wie oben von Chinamul schon korrekt erwähnt. So leichte Kleinbronzen gibt's aber...

Naja, die "fachliche Qualität" von typischen "Allerwelts"-Journalisten eben... :(

Frage an die Kenner: Gibt's den Typ so als Solidus bzw. als Tremissis? Sehen Trierer Solidi wirklich so stilistisch krude aus? Ich werde den Verdacht nicht los: "Frisch geputzte" Ware aus den bekannten "5-Euro-pro-Stück"-Grabbelkisten sieht nicht so viel anders aus. Also, in Lennestadt hieße das jetzt "glinzt gülden" oder so ... :evil:

Verfasst: Mo 02.11.09 17:39
von j-u.thormann
Es handelt sich natürlich nicht um Solidi, sondern um 1 1/2 Scripula bzw. 9 Siliquae, ähnlich wie das folgende Stück:

http://www.acsearch.info/record.html?id=37069

Verfasst: Mo 02.11.09 21:43
von Numis-Student
Ausserdem würde Peter Ilisch "Frisch geputzte" Ware aus den bekannten "5-Euro-pro-Stück"-Grabbelkisten" durchaus von Goldmünzen unterscheiden können...
Schöne Grüße,
MR

Verfasst: Di 03.11.09 08:15
von Chandragupta
Deshalb bezog ich mich ja auch auf den Journalisten. Du hast offenbar noch keine rechte Ahnung, wie das oft und gern läuft. Da helfe ich Dir mal... ;)

Wenn man einem Vertreter dieser Zunft einen Sachverhalt zwar mit ganz einfachen Worten, aber dennoch inhaltlich völlig korrekt beschreibt (populärwissenschaftlich eben), kann es anschließend durchaus passieren, daß er diese Aussage trotzdem nicht nur völlig falsch darstellt, sondern hinterher sogar das Gegenteil dessen beim Leser/Hörer "rüberkommt", als es ihm erzählt wurde. Ich habe diese Erfahrung schon mehrfach(!) machen müssen. Aber das ist ein anderes Thema...

Angenommen, der Ilisch (der mir im übrigen kein Begriff ist ... aber okay, wenn Du sagst, daß der Ahnung hat, dann glaube ich das gern) hätte erzählt (<-- Konjunktiv beachten!), daß das "AE-Münzen" sind, die nur "jetzt wegen der Reinigung so golden glänzen", glaub's mir, daraus können bestimmte Journalisten hinterher durchaus "Goldmünzen" machen. ("WAS hat der da erzählt? 'AE' und 'golden' ... ach so 'Au' ist ja Gold!" ;) - So ähnlich wie Juristen, die aus "Römerschrott" auch "wertvolles, schützenswertes Kulturgut" machen...)

Das Bild, wo die 7 Münzen auf dem weißen Handschuh lagen, das sah mir von den Proportionen her mehr nach typischer Solidusgröße aus. 20 mm eben. MANCHE Fakten bleiben ja sogar nach journalistischer "Verarbeitung" noch korrekt. ;) Dazu paßte aber die Angabe "1,5 g" nicht wirklich (allerdings gehe ich da von den üblichen Byzantiner-Tremisses aus...).

Die oben von J.-U.Thormann verlinkten 1 1/2 scripula Münzen kannte ich so noch gar nicht. Vor allem, daß die von den Proportionen Legende-zu-Bildinhalt auf dem Bildschirm ohne Vergleichsmaßstab dann wirklich wie "große" Münzen WIRKEN (also die Buchstaben der Legende in Wahrheit winzig klein sind).

Wieder was gelernt! :)

Verfasst: Mo 09.11.09 12:55
von alexander20
Hallo chandargupta,

zu Deinem Satz "so ähnlich wie Juristen, die aus "Römerschrott" auch "wertvolles, schützenswertes Kulturgut" machen...) " will ich mich doch äußern:
Nicht Juristen machen die Gesetze, sondern dies obliegt der Legislative. Juristen wenden diese an. Dabei haben sie Auslegungsregeln und Ermessenspielräume. Sofern spezielle Themenbereiche angesprochen werden, für die Juristen keine entsprechende Fachkompetenz ausweisen, sind sei auf Gutachter angewiesen. So war es meines Wissen auch in dem von Dir angesprochenen Fall. Wenn dort aus "Römerschrott" "wertvolles , schützenswertes Kulturgut" wird, so ist das dann zunächst einmal objektiv betrachtet eine gutacherliche fachkompetente Aussage.Nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Juristenschelte" ist immer sehr leicht , nicht immer ganz nachvollziehbar für mich allerdings dann, wenn diese von Nichtjuristen kommt.
ich bitte um Verständnis, aber das mußte einmal gesagt werden.


alexander20

Verfasst: Mo 09.11.09 14:07
von Chandragupta
Kam der Spruch nicht von der Staatsanwaltschaft? Oder hatte die sich diese Aussage nicht wenigstens zueigen gemacht?

Sollte ich das falsch in Erinnerung haben: Sorry. Aber ansonsten: Was arbeiten denn für Leute bei einer StaatsANWALTschaft? Keine Juristen... :?: