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Todesengel
Verfasst: Mo 04.01.10 12:26
von chinamul
Heute aus dem fernen, sonnig warmen Hawaii eingetroffen, wobei sich natürlich auch fragt, wie das Stück wohl dorthin gekommen sein mag.
Bezahlt habe ich dafür 35 € (alles inkl.), weil es sich immerhin um ein gesuchtes Rv.-Motiv handelt.
Bei meinen Bestimmungsversuchen habe ich bisher folgende Details herausgebracht:
ELAGABALUS 218 – 222
Æ 17/18 Augusta Trajana in Thrakia
Av.: AY M AYPH ANTΩNINOC - Geharnischte?, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: AYΓOYCTHC TPAIANHC - Thanatos, der Genius des Todes, nackt und geflügelt und mit gekreuzten Beinen nach rechts stehend und lange, umgekehrte Fackel in einem Gefäß auslöschend
4,62 g
Ich wäre den Experten sehr dankbar für ein Literaturzitat und die Verifikation der Legenden.
Gruß
chinamul
Verfasst: Mo 04.01.10 12:31
von areich
Das mit dem Thanatos ist zwar eine häufige Beschreibung aber was ich aus den häufigen und langen Diskussionen im amerikanischen Forum mitgenommen habe ist, daß es sich hier immer um Eros handelt.
Patricia Lawrence hat eine Seite dazu:
http://www.forumancientcoins.com/ayiyor ... aEros.html
Andreas
Verfasst: Mo 04.01.10 13:02
von Peter43
Hallo Chinamul!
Es handelt sich natürlich um Eros. Das Hauptargument gegen Thanatos ist, daß der Tod nicht ermattet. Andere Argumente sind z.B. die pausbäckig-kindliche Darstellung oder daß die gleiche Figur mit der Fackel nach oben als Eros bezeichnet wird und das Senken der Fackel nicht plötzlich aus Eros Thanatos machen kann. Aber ich möchte hier nicht in Einzelheiten gehen.
Die Legenden lese ich auch so. Aber es handelt sich bei Deiner Münze um Caracalla. Von Elagabal gibt es wahrscheinlich keine Münzen aus Augusta Trajana. Die Münzen, die ihm z.B. von Moushmov zugeschrieben werden, gehören wohl alle zu Caracalla.
Varbanov (engl.) 1148 (wahrscheinlich stempelgleich). Die Büste ist drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r. Man erkennt deutlich die Schulterklappen. Die Fackel ist auf einen Altar gesetzt.
Mit freundlichem Gruß
Verfasst: Mo 04.01.10 17:11
von chinamul
Herzlichen Dank für die Kommentare!
Mir ist die Diskussion Thanatos - Eros natürlich schon lange bekannt gewesen, aber ich wußte nicht, daß sie - gegen Hederich (für mich immer noch eine Autorität!) - inzwischen wohl als zugunsten der Eros-Version abgeschlossen betrachtet werden kann.
Eine Stempelgleichheit mit dem von Pat Lawrence aufgeführten Stück Varbanov 1148 kann ich mit Sicherheit allerdings nur für die Rückseite feststellen.
Gruß
chinamul
Verfasst: Mo 04.01.10 17:34
von Homer J. Simpson
Vor allem ist wohl auch ein Argument, daß Septimius Severus sehr abergläubisch war (er hatte Julia Domna geheiratet, weil in ihrem Horoskop stand, sie werde den Herrscher der Welt heiraten) und daher sicher nicht gewollt hätte, daß auf der Münze seines Sohnes Thanatos hinten drauf erschiene - immerhin konnte damals Thanatos in allen Gesellschaftsschichten Kinder recht leicht zu sich holen!
Homer
Verfasst: Mo 04.01.10 19:39
von chinamul
Das ist ein ebenfalls sehr einleuchtendes Argument. Ich bin allerdings schon vorher anderen Sinnes geworden. Aber trotzdem: Wie man sieht, kann man sich einem Sachverhalt oftmals von mehreren Seiten nähern.
Gruß und Dank!
chinamul