Bronzepest ansteckend????

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Ariminum
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Bronzepest ansteckend????

Beitrag von Ariminum » Mo 25.01.10 20:53

Hallo verehrteste Forummitglieder
Ich bitte Euch um Eure geschätzte Hilfe zu einem Thema das bereits öfter besprochen wurde, ich jedoch noch keine für mich brauchbare Antwort gefunden habe.
Bin vor einem Jahr aus Österreich nach Italien gezogen. Meine Münzen liegen in den handelsüblichen Leuchtturmkoffern. Mein Haus in Italien ist ein Altbau und sehr feucht (LF 60%-90%).
Mir ist nun mit Grauen aufgefallen, dass fast alle meine Bronzen angefangen haben kleine hellgrüne Löcher zu bilden (Bronzepest). Dies sogar bei den Kirchenstaatsbronzen. Mir ist aufgefallen, dass in einigen Koffern, dieses Phänomen besonders ausgeprägt ist (Römer).
Nun zu meinen Fragen:
1) Ist Bronzepest von Münze zu Münze übertragbar (würde mich überraschen, da es ja eine Chlorreaktion ist)? Müssen solche Münzen isoliert werden?
2) Wie kann ich die Münzen retten? Benzotriazol ist in Italien nicht erhältlich und auch gefährlich, Sodasequicarbonat löst Patina auf, Backen dunkelt die Münze und ein Klimaschrank ist finanziell nocht machbar.
3) Reicht einlegen in destiliiertes Wasser? Wie lange?
4) Mir ist aufgefallen, dass Münzen die von Vorbesitzern in Öl eingelgt wurden (noch) keine Bronzepest entwickelt haben. Wäre dies ein Zugang?
5) Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Vielen Dank im Vorhinein für Eure Hilfe und Unterstützung.
Freundliche Grüsse aus der nebeligen und kalten Emilia
Silvio

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justus
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Beitrag von justus » Mo 25.01.10 21:30

Hallo Silvio,

ich unterziehe alle neuen Münzen folgender Prozedur:

1. Einlegen in sog. "Gereinigtem Wasser" (vollentsalztes Wasser in Apothekenqualität) für ca. 1 Woche.
2. Trocknen der Münzen
3. Konservierung der Münzen mit Renaisance Wax (farblos, farbecht, im Internet erhältlich).

Probleme mit Bronzepest hatte ich daher noch nie !
mit freundlichem Gruß

IVSTVS
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Mo 25.01.10 22:20

Probleme mit Bronzepest hatte ich daher noch nie
das wird aber eher an dem deutschen klima und den zentralheizungen liegen, und nicht am renaisance wax!
ich hatte das gleiche problem wie silvio (antiker lehmbau und feuchtes seeklima), ich habe einen extra-elektro-heizer unter den safe gebaut, und im safe im winter eine entwässerungsbox mit silikat, die erschreckend schnell voll wasser ist.
alle befallenen bronzen mit BTA behandelt und,bis auf wenige stücke die jetzt stabil sind, verkauft.
grüsse
frank
p.s. renaisance wax hat nichts gebracht, die stücke sind nach einer gewissen zeit wieder ausgeblüht. erst BTA hat die pest gestoppt.

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Beitrag von cepasaccus » Di 26.01.10 00:22

Ich hab mich gerade ein bischen bzgl. Restaurierungsbuechern umgesehen und dieses Buch gefunden:

http://www.amazon.de/Metallrestaurierun ... 205781961/

Kennt das jemand?
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

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mias
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Beitrag von mias » Di 26.01.10 04:12

Zu der eigentlichen Frage: Ist Bronzepest ansteckend :?:

Mich wuerde die Expertenmeinung interessieren.

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donolli
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Beitrag von donolli » Di 26.01.10 09:18

mias hat geschrieben:Zu der eigentlichen Frage: Ist Bronzepest ansteckend :?:
das halte ich für quatsch.
sind die aufbewahrungsbedingungen so, dass bronzepest gefördert wird, bricht diese dann logischerweise nicht nur bei einem stück aus.

grüße
olli
Natura semina nobis scientiae dedit, scientiam non dedit. (Seneca)

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Beitrag von Submuntorium » Di 26.01.10 09:24

Ich habe vor längerem hier die gleiche Frage gestellt und wir sind zu dem einstimmigen Ergebnis gekommen dass Bronzepest nicht ansteckend ist.
Die Münzen(2 Stück,eher schlecht erhalten),die bei mir befallen waren habe ich einfach etwas von dem Belag gereinigt,getrocknet und seitdem ist die Pest noch nicht zurückgekehrt.
viele grüße,
Submuntorium

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areich
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Beitrag von areich » Di 26.01.10 09:51

donolli hat geschrieben:
mias hat geschrieben:Zu der eigentlichen Frage: Ist Bronzepest ansteckend :?:
das halte ich für quatsch.
sind die aufbewahrungsbedingungen so, dass bronzepest gefördert wird, bricht diese dann logischerweise nicht nur bei einem stück aus.

grüße
olli
Das wird die richtige Erklärung sein.

inferus
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Beitrag von inferus » Do 28.01.10 00:08

Würde das ebenso bedeuten, dass ich Münzen mit Bronzepest gar nicht isolieren muss sondern auch ohne Bedenken zu den Unbetroffenen auf ein Tableau legen kann?
Ich habe nämlich Münzen erworben, die bereits infiziert waren, welche ich bis jetzt allerdings von den Anderen separiert hatte.

gruß inferus

diwidat
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Beitrag von diwidat » Fr 29.01.10 19:36

Das scheit wohl eine Frage für Mediziner, Biologen und Virologen zu sein.

diwidat
Zuletzt geändert von diwidat am Mi 17.03.10 18:34, insgesamt 1-mal geändert.

Ariminum
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Beitrag von Ariminum » Fr 29.01.10 20:11

Hallo
Vielen Dank für Eure interessanten Beiträge.
Habe mir durch Zufall in der Zwischenzeit BTA organisieren können.
Habe gelesen, dass die Behandlung bei ca 70°C durchgeführt werden soll!
Ist das unumgänglich? Möchte die Giftbrühe natürlich nicht in der Küche (habe Kinder) warm machen müssen.
Ist ein BTA Bad der Münzen in der Garage auch durchführbar?

Ein von der Bornzepest angegriffener und verzweifelter Sammlerkollege dankt Euch von ganzem Herzen.
Silvio

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Onkel Titus
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Beitrag von Onkel Titus » Fr 29.01.10 20:53

Hallo Ariminium,

willkommen im Klub der Bronzepest-Wundheiler. Habe das Problem ebenfalls bei einigen Münzen beobachtet. Diese lagerten a) in einem Tableau, b) in einem Münzkoffer.
Bei einigen hilft die sanfte Methode, d.h. ich lege diese in Aqua dest. je nach Befall längere Zeit unter häufigem Wasserwechsel (erfolgreich gewirkt hat dies bei einem oberflächlich verseuchten Gallienus). :D
Bei einem bereits beschädigten Trajan-As musste ich mit Aqua dest. und nachträglich BTA ran. Erst die betroffenen Stellen mit Wattestäbchen reinigen u./o. in Aqua dest. Lösung legen. Trocknen lassen. Dann geht es zur BTA Lösung:
Ich habe das ganze Zeug mit Mundschutz, Einweghandschuhen in einem Einmachgläschen (man braucht nur eine ganz kleine Menge zum Betupfen) in einer Alkohol Lösung angerührt. Die Temperatur habe ich dabei nicht beachtet (woher stammt das mit den 70 Grad, die Info ist mir neu :?: , aber man lernt ja nie aus :D ) Danach die betroffenen Stellen an der Münze mit Wattestäbchen gereinigt. Danach nochmal mir reiner Alkohollösung gereinigt. Momentan beobachte ich das As und wahrscheinlich muss ich die Prozedur noch einmal wiederholen. Eine Verbesserung ist aber dennoch zu beobachten, der Befall hat sich deutlich verlangsamt, an anderen Stellen ist er komplett weg.
Bzgl. Ansteckung :twisted: weiß ich auch noch nicht genau Bescheid, die Versuche laufen noch. :wink: Ich würde sicherheitshalber die betroffenen Münzen isolieren. Schaden kann das nicht.
Viele Grüße und in Erwartung auf das Resultat Deiner Seuchenbekämpfung
Onkel Titus :D
Es ist leichter tausend Dinge halb zu tun, als auf einem Gebiet Meister zu werden (chin. Sprichwort)

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Beitrag von Ariminum » Fr 29.01.10 21:58

Hallo
Vielen Dank für Deine Ausführungen, Onkel Titus.
Finde den Link zum Artikel jetzt nicht mehr, stand aber drin das der Prozess mit BTA 6% Lösung und 70°C ablaufen sollte.
Ist betupfen ausreichend, die meisten schreiben man sollte die Münze in die Lösung legen. Beim betupfen kann der Bronzefrass ja dann an anderen Stellen der Münze wieder anfangen?
Bin recht verzweifelt, da ich jeden Tag neue infizierte Münzen entdecke.
Liebe Grüsse aus Italien
Silvio

P.S. Bisher waren röm. Münzen bei uns in Italien viel teuerer als in Deutshcland oder GB, nun haben die angezogenen Preise die Differenz verkleinert. Lege euch einen Link bei für Münzmessen in Italien (vielleicht will ja jemand einen Kurzurlaub mit einem Besuch der Messe verbinden). Eher zu den Messen in den grossen Städten gehen, ist mehr los (immer gleich am ersten Tag zum Einlass da sein). Sind durchaus einige schöne Stücke zu moderaten Preisen zu ergattern (immer um Preis feilschen)

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Beitrag von Ariminum » Fr 29.01.10 22:00


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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Fr 29.01.10 22:04

Ist betupfen ausreichend, die meisten schreiben man sollte die Münze in die Lösung legen. Beim betupfen kann der Bronzefrass ja dann an anderen Stellen der Münze wieder anfangen?
einlegen bringt nichts, da bta nur an den stellen wirkt, wo die pest ausgebrochen ist. betupfen ist also voll ausreichend. die pest bricht sowieso nur dort aus, wo die patina gestört wurde. (durch glätten und entfernen von auflagen).
das mit der temperatur sehe ich nicht so, ich hab's immer bei zimmertemperatur gemacht, und gewirkt hat's genauso.
grüsse
frank

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