Wer zerstörte diese Denare, und warum ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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justus
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Beitrag von justus » Fr 29.01.10 21:00

Ich weiß nicht, Andreas. Diese Heimatgeschichtchen sind ja wirklich herzallerliebst; ich höre sie auch für mein Leben gerne. In meiner Heimatstadt soll ein Marktweib sogar mal den Teufel mit einer Zwiebel hinters Licht geführt haben. Seither feiert man alljährlich das Zwiebelfest.

Aber im Ernst. Die Kerben sind dermaßen unregelmäßig, von verschiedener Stärke und von unterschiedlicher Richtung, dass es sich nur um die Ergebnisse moderner Landmaschinen (Tiefpflugverfahren) handeln kann. Gerade in der oberbayrischen Moränenlandschaft wird durch dieses Verfahren so manche Fundstätte langsam aber sicher zerstört. Z. B. wurden auf diese Art und Weise schon zahlreiche Hügelgräber völlig eingeebnet. Der Sondengänger freut sich, der Archäologe rauft sich die Haare! :lol: :lol: :lol:
mit freundlichem Gruß

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Fr 29.01.10 21:42

Die Kerben sind dermaßen unregelmäßig, von verschiedener Stärke und von unterschiedlicher Richtung, dass es sich nur um die Ergebnisse moderner Landmaschinen (Tiefpflugverfahren) handeln kann.
iustus,
gerade die unregelmässigkeit ist ein argument GEGEN maschinen.
was sollen dass denn für dinger sein die sowas machen?
glaubst du im ernst der pflug ist zig-mal im leicht versetzten winkel darüber gehämmert?
ein pflug kann mal eine münze treffen, aber das gibt dann eine kerbe, oder die münze bricht, aber doch nicht solch ein erscheinungsbild!
grüsse
frank

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Beitrag von imperator44 » Sa 30.01.10 01:42

Lassen wir die Landmaschinendiskussion, Justus, die sind mit Sicherheit nicht schuld an den Kratzern, und beachboy hat das gut und logisch erklärt.
Nochmal, die Münzen wurden plattgeschlagen, und dann mutwillig zerkratzt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und das ist keine herzallerliebste Heimatgeschichte.
Schöne Grüße vom imperator44

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Beitrag von justus » Sa 30.01.10 05:47

beachcomber hat geschrieben:glaubst du im ernst der pflug ist zig-mal im leicht versetzten winkel darüber gehämmert?
Nicht nur zig-mal, sondern tausende mal im Laufe von fast 50 Jahren landwirtschaftlichen Tiefpflügens. So ganz nebenbei gibt es, je nach Bodenbeschaffenheit (Endmoränen = Geröll) auch jede Menge kleine und große Steine im Boden. Auch die erzeugen jede Menge Kratzer. Aber die Geschichte vom Pfarrer, der keine heidnischen Münzen mochte, ist natürlich schöner! Und damit will ich's gut sein lassen, bevor noch ein neuer Religionskrieg entbrennt! :wink: :wink: :wink:
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von herrnielsson » Sa 30.01.10 08:44

ich habe solche münzen auch schon gefunden, eine davon in der seitenwand einer baugrube, ca 1,2m unter oberflächenniveau, also garantiert unter pflugtiefe, udn im ungestörten boden.
meiner meinung nach sind das antike beschädigungen, was sich u. a. daran zeigt, dass die kratzer und die dazwischen liegende oberfläche gleichmäßig patiniert ist. wären diese in Richtung, breite und Tiefe unterschiedlichen kratzer in den zitierten 50 jahren des tiefpflügens nach und nach entstanden, müsste man darunter ältere, aber auch welche finden, die völlig blankes metall zeigen. außerdem wären dann wohl auch manche von diesen münzen verbogen oder gebrochen.

ich bin also wie gesagt überzeugt, dass diese zerstörungen aus der antike stammen, wie sie zustande kamen, weiß ich allerdings nicht - kollmans theorie scheint mir von allen hier gebrachten noch die plausibelste.

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Beitrag von Iulia » Sa 30.01.10 15:05

Hier wurden doch zwei vorerst getrennte Dinge vorgestellt: Eine Geschichte aus dem 19. Jh., die ich als wichtige „oral history“ Quelle bezeichnen möchte und zum anderen die in meinen Augen mit Sicherheit von Menschenhand abgeschabten Münzen. Sollten die so behandelten Münzen wirklich nichts mit der Geschichte zu tun haben, entwertet das doch nicht die historische Quelle. Die kann man doch nicht einfach mit anderen Zerstörungstheorien hinweg interpretieren!
Vielen Dank an imperator44 für die Überlieferung und die Ergänzungen von harald und KarlAntonMartini!
Beste Grüße von
Iulia

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Beitrag von diwidat » So 31.01.10 13:40

justusmagnus hat geschrieben: Nicht nur zig-mal, sondern tausende mal im Laufe von fast 50 Jahren landwirtschaftlichen Tiefpflügens.
machen die Bauern eigentlich noch etwas anderes als ihre Felder von unterst nach zu oberst umzukehren?
Normal wäre 100 mal in 50 Jahren - wer aber die bösen Römermünzen in seinem Acker vermutet, wälzt ihn auch 10 mal im Jahr um (einschließlich der Feldfrüchte) :lol:

Gruß diwidat

PS das war vermutlich hier der letzte Beitrag.

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Beitrag von Peter43 » So 31.01.10 13:55

:D
Omnes vulnerant, ultima necat.

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justus
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Beitrag von justus » So 31.01.10 14:34

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam ... difficile est satiram non scribere! :evil: :evil: :evil: ... :lol: :lol: :lol:
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von imperator44 » Mo 01.02.10 18:30

Hallo Iulia,
Du hast echten Durchblick bewiesen, genau darauf kommt es an. Ob die zerstörten Münzen mit der negativen Einstellung der Kirche zu tun haben, ist wirklich zweitrangig. Wichtig ist, daß die Kirche noch vor gut 100 Jahren die römischen Antiken als heidnisch verteufelte.
Ob wir jemals den wirklichen Grund der Zerstörung erfahren, sei dahingestellt.
Schöne Grüße vom imperator44

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Beitrag von ischbierra » Mo 01.02.10 19:11

Hallo Imperator44,
bitte nicht ganz so pauschale Urteile über die Kirche. Vielleicht mag es ja in Bayern so gewesen sein, aber oft waren es Pfarrer die sich der Altertumsforschung verschrieben haben und da auch etliches geleistet haben.
Im übrigen halte ich die Landmaschinentheorie auch nicht für einleuchtend, eher so eine Art antiker privater damnatio memoriae, vergleichbar mit der modernen Verunstaltung von Politikerplakaten.
Gruß ischbierra

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Beitrag von n.......s » Mo 01.02.10 19:25

ischbierra hat geschrieben:Hallo Imperator44,
bitte nicht ganz so pauschale Urteile über die Kirche. Vielleicht mag es ja in Bayern so gewesen sein, aber oft waren es Pfarrer die sich der Altertumsforschung verschrieben haben und da auch etliches geleistet haben.
also diese Aussage ist für mich aber mindestens ebenso pauschal!
wieviele Pastoren kennst Du, die sich mit Altertumsforschung beschäftig(t)en?

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Beitrag von areich » Mo 01.02.10 19:56

Ich kann es beim besten Willen nicht finden aber irgendwann habe ich mal Definitionen von oft, meistens etc. gesehen und 'oft' war da mit 10-15% der Fälle angegeben. So benutze ich es meistens (ich denke das war um 75%).

n.......s
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Beitrag von n.......s » Mo 01.02.10 19:59

areich hat geschrieben:Ich kann es beim besten Willen nicht finden aber irgendwann habe ich mal Definitionen von oft, meistens etc. gesehen und 'oft' war da mit 10-15% der Fälle angegeben. So benutze ich es meistens (ich denke das war um 75%).
:lol:

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 01.02.10 20:08

Viele Gelehrte früherer Jahrhunderte waren Geistliche, so z.B. auch Eckhel, der die "Doctrina numorum veterum" verfaßte.

Die Definition
"sehr häufig" = >10%
"häufig" = 1-10%
"gelegentlich" = 0,1-1%
"selten" 0,01-0,1%
"sehr selten" = <0,01%
gibt's auf Medikamentenwaschzetteln und Fachinfos zu lesen.

Viele Grüße,

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

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