Wer zerstörte diese Denare, und warum ?
Moderator: Homer J. Simpson
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Um noch einmal auf die Kernfrage dieses threads zurückzukommen:
Philatelisten unter uns, oder solche Sammler, die sich noch deutlich an die ersten Monate nach Kriegsende erinnern können, werden sich an die ersten Notausgaben der postalischen Briefmarken noch erinnern können: Wegen Nichtvorhandensein von Neudrucken mit zeitgemäßen neuen Motiven wurden behelfsweise die noch reichlich vorhandenen Bestände an Hitlermarken (mit seinem Portrait!!) aufgebraucht, indem sein Konterfei undurchsichtig geschwärzt wurde. Die Marken behielten deshalb ihren Frankaturwert. Ist das nicht eine recht gut vergleichbare Verfahrensweise, wie bei diesen Denaren?
Leider kann ich nicht ersehen, um welche Kaiser es sich bei den Münzen handelt. Aber wenn es solche waren, die man am Ende ihrer Herrschaft in den Tiber geworfen hat, dann kann ich an solche Aktionen der Zerstörung ihrer Gesichter schon glauben.
Übrigens ist mir auffällig, daß die Kratzspuren immer bis zum Münzrand (und wohl auch darüber hinaus) verlaufen. Das läßt darauf schließen, daß die Münzen nicht einzeln, sondern als größere Menge, nebeneinander liegend, zerkratzt wurden. Also wohl doch keine spontane, sondern planmäßige und umfangreichere Aktion. Als Nebeneffekt dabei konnten dabei gleich die gefütterten Stücke eleminiert werden!
Eine generelle Zerstörung der Münzen als geplante Aktion hat sich wohl verboten, wegen Mangel an sofort verfügbaren Neuprägungen und deren nötiger Streuung zum Umtausch.
Es grüßt Euch
drakenumi1
Philatelisten unter uns, oder solche Sammler, die sich noch deutlich an die ersten Monate nach Kriegsende erinnern können, werden sich an die ersten Notausgaben der postalischen Briefmarken noch erinnern können: Wegen Nichtvorhandensein von Neudrucken mit zeitgemäßen neuen Motiven wurden behelfsweise die noch reichlich vorhandenen Bestände an Hitlermarken (mit seinem Portrait!!) aufgebraucht, indem sein Konterfei undurchsichtig geschwärzt wurde. Die Marken behielten deshalb ihren Frankaturwert. Ist das nicht eine recht gut vergleichbare Verfahrensweise, wie bei diesen Denaren?
Leider kann ich nicht ersehen, um welche Kaiser es sich bei den Münzen handelt. Aber wenn es solche waren, die man am Ende ihrer Herrschaft in den Tiber geworfen hat, dann kann ich an solche Aktionen der Zerstörung ihrer Gesichter schon glauben.
Übrigens ist mir auffällig, daß die Kratzspuren immer bis zum Münzrand (und wohl auch darüber hinaus) verlaufen. Das läßt darauf schließen, daß die Münzen nicht einzeln, sondern als größere Menge, nebeneinander liegend, zerkratzt wurden. Also wohl doch keine spontane, sondern planmäßige und umfangreichere Aktion. Als Nebeneffekt dabei konnten dabei gleich die gefütterten Stücke eleminiert werden!
Eine generelle Zerstörung der Münzen als geplante Aktion hat sich wohl verboten, wegen Mangel an sofort verfügbaren Neuprägungen und deren nötiger Streuung zum Umtausch.
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drakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
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Es dürfte sich um barbarisierte, lokale Prägungen von Antoninianen aus der Zeit von Tetricus I. und II. handeln. Zumindest ist auf der letzten Münze (ganz unten rechts) deutlich "RICV" zu lesen!drakenumi1 hat geschrieben:Leider kann ich nicht ersehen, um welche Kaiser es sich bei den Münzen handelt.
mit freundlichem Gruß
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Hallo drakenumi!
Als alter Briefmarkensammler kann ich mich daran erinnern, daß diese Schwärzungen zumindest teilweise Machwerke für Sammler gewesen sind. Dazu gehört z.B. sicher der Satz mit dem Aufdruck: Blut und Tränen seine Saat / sein Wirken war nur Missetat.
Mit freundlichem Gruß
Als alter Briefmarkensammler kann ich mich daran erinnern, daß diese Schwärzungen zumindest teilweise Machwerke für Sammler gewesen sind. Dazu gehört z.B. sicher der Satz mit dem Aufdruck: Blut und Tränen seine Saat / sein Wirken war nur Missetat.
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Die Denare sind vielleicht wirklich besessen, besser du entsorgst sie...imperator44 hat geschrieben:Und ich bleib`auf meinen kaputten Denaren sitzen, ohne daß mir ein Mensch richtig weiterhilft. Stattdessen haben vier hinige Denare fast einen Religionskrieg ausgelöst, manchmal sind die Wege des Herrn wirklich unergründlich.
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Das sind die seltenen zwietrachtsäenden Denare des Tullius Destructivus! Der Pfarrer im 19. Jahrhundert wollte sie zerstören und ihnen so ihren Fluch nehmen, aber als er merkte, daß das nicht funktionierte, hat er sie wieder weggeworfen. Und jetzt wirken sie weiter!!
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Hier auch noch ein bißchen "Senf" von mir dazu.
Die im Anhang gezeigte Münze habe ich auf der WMF in Berlin gekauft. Und zwar wegen der zweifelsfrei antiken "Schändung" des Münzbildes.
Ansonsten sind ja meine Scannerbilder nicht so die Wucht; hier hat das Fehlen der dritten Dimension bei gleichzeitiger massiver Hervorhebung von Oberflächenstrukturen/Patinafarben aber deutliche Vorteile. In der Hand wirkt die Patina - speziell auf dem Rv - nämlich fast schwarz; und gerade der Revers ist auch, trotz des Doppelschlags, eindeutig vz erhalten ... stilistisch ein Traum!! Und vor allem: Die Münze ist noch modern "unverbastelt" - also keine Reinigungsspuren oder "Schnitzereien" etc.
Auf dem Scan mit seiner extremen Gamma-Anhebung erkennt man nun sehr schön, daß in der "Schädelspaltung" sich antike Patina befindet und vor allem: Der Bereich der roten (Kupferoxydul?-)Fläche endet abrupt an dem Hieb, der wohl über die Jahrhunderte als "Wasserscheide" wirkte. D.h. der Hieb ist damit antik und nicht modern beim Ausgraben oder so entstanden...
Sicher ist das keine "offizielle" Sache gewesen - vor allem, da Severus Alexander keiner offiziellen damnatio memoriae unterfiel. Dennoch gehe ich davon aus, daß hier wohl zu Zeiten des Maximinus Thrax jemand zeigen wollte, daß er fest zum neuen Regenten stand, indem er das Bild des von ihm beseitigten Vorgängers auf seinen Münzen "köpfte". Was meint Ihr?
Die im Anhang gezeigte Münze habe ich auf der WMF in Berlin gekauft. Und zwar wegen der zweifelsfrei antiken "Schändung" des Münzbildes.
Ansonsten sind ja meine Scannerbilder nicht so die Wucht; hier hat das Fehlen der dritten Dimension bei gleichzeitiger massiver Hervorhebung von Oberflächenstrukturen/Patinafarben aber deutliche Vorteile. In der Hand wirkt die Patina - speziell auf dem Rv - nämlich fast schwarz; und gerade der Revers ist auch, trotz des Doppelschlags, eindeutig vz erhalten ... stilistisch ein Traum!! Und vor allem: Die Münze ist noch modern "unverbastelt" - also keine Reinigungsspuren oder "Schnitzereien" etc.
Auf dem Scan mit seiner extremen Gamma-Anhebung erkennt man nun sehr schön, daß in der "Schädelspaltung" sich antike Patina befindet und vor allem: Der Bereich der roten (Kupferoxydul?-)Fläche endet abrupt an dem Hieb, der wohl über die Jahrhunderte als "Wasserscheide" wirkte. D.h. der Hieb ist damit antik und nicht modern beim Ausgraben oder so entstanden...
Sicher ist das keine "offizielle" Sache gewesen - vor allem, da Severus Alexander keiner offiziellen damnatio memoriae unterfiel. Dennoch gehe ich davon aus, daß hier wohl zu Zeiten des Maximinus Thrax jemand zeigen wollte, daß er fest zum neuen Regenten stand, indem er das Bild des von ihm beseitigten Vorgängers auf seinen Münzen "köpfte". Was meint Ihr?
Numismatische Grüße,
Euer Chandra
Euer Chandra
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Hallo, Chandra,
Deiner Theorie der Schädelspaltung kann ich aus Gründen der geringen Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorhabens nicht zweifelsfrei folgen:
- Es sind zwei markante Schläge geführt worden, von denen einer sein Ziel der Zerstörung des Portraits wegen falscher Schlagrichtung nicht erreicht hat. Warum hat der 2. Schlag seinen Zweck nicht erfüllt?
- Es könnte jederzeit auch eine andere Motivation für diese Schmarre vorgelegen haben, zB. als harte Unterlage für das Durchtrennen eines anderen Objektes ....
- Eine "Schändungsabsicht" ist aus historischer Sicht eher unwahrscheinlich, wie von Dir bereits begründet.
Die antike Herkunft dieser Schlagspur scheint mir auch wahrscheinlich, da die Kerbe wohl ausgefüllt und außerdem sehr spitzwinklig ist, was weniger von einem Grabungswerkzeug herrühren sollte ....
Die Vermutung einer "Wasserscheide" wirft die Frage nach einem ähnlichen Verlauf einer solchen auf dem Rv. auf .... . Die offensichtlich im Zusammenhang mit einer unangemessenen Beize angerichteten Schäden und das unschöne derzeitige Erscheinungsbild lassen wenig zweifelsfreie Schlüsse über die Anamnese des Stückes zu, was nun antik, und was neustzeitlich sein könnte, meint
bestens grüßend
drakenumi1
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Deiner Theorie der Schädelspaltung kann ich aus Gründen der geringen Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorhabens nicht zweifelsfrei folgen:
- Es sind zwei markante Schläge geführt worden, von denen einer sein Ziel der Zerstörung des Portraits wegen falscher Schlagrichtung nicht erreicht hat. Warum hat der 2. Schlag seinen Zweck nicht erfüllt?
- Es könnte jederzeit auch eine andere Motivation für diese Schmarre vorgelegen haben, zB. als harte Unterlage für das Durchtrennen eines anderen Objektes ....
- Eine "Schändungsabsicht" ist aus historischer Sicht eher unwahrscheinlich, wie von Dir bereits begründet.
Die antike Herkunft dieser Schlagspur scheint mir auch wahrscheinlich, da die Kerbe wohl ausgefüllt und außerdem sehr spitzwinklig ist, was weniger von einem Grabungswerkzeug herrühren sollte ....
Die Vermutung einer "Wasserscheide" wirft die Frage nach einem ähnlichen Verlauf einer solchen auf dem Rv. auf .... . Die offensichtlich im Zusammenhang mit einer unangemessenen Beize angerichteten Schäden und das unschöne derzeitige Erscheinungsbild lassen wenig zweifelsfreie Schlüsse über die Anamnese des Stückes zu, was nun antik, und was neustzeitlich sein könnte, meint
bestens grüßend
drakenumi1
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Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
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