Wer zerstörte diese Denare, und warum ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

n.......s
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Beitrag von n.......s » Mo 08.02.10 12:23

auch mir erscheint diese Erklärung bzw. Interpretation wenig einleuchtend! Es gibt massenhaft Beispiele für eine bewusste Zerstörung oder Retusche von Kaiserporträts. Eine solche liegt hier wohl kaum vor.

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mo 08.02.10 13:42

drakenumi1 hat geschrieben:Hallo, Chandra,
Die Vermutung einer "Wasserscheide" wirft die Frage nach einem ähnlichen Verlauf einer solchen auf dem Rv. auf .... . Die offensichtlich im Zusammenhang mit einer unangemessenen Beize angerichteten Schäden und das unschöne derzeitige Erscheinungsbild lassen wenig zweifelsfreie Schlüsse über die Anamnese des Stückes zu, was nun antik, und was neustzeitlich sein könnte
Also, das mit der "vorsätzlichen Schändungsabsicht" war ja nur so eine Theorie von mir. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil :) - auch wenn ich derart scharfe Spuren aus der Antike auf Münzen bisher noch nicht kenne (dafür aber Münzen, die Malträtierungen durch Wagenräder etc. miterlebt haben: die sehen dann aber ganz anders aus - dito durch moderne Agrargeräte, um die's hier im Thread ja schon als These ging).

Aber mit Deiner Vermutung bzgl. "Beize" und "unschönes derzeitiges Erscheinungsbild" tust Du just dieser Münze in einem Maße unrecht, daß die sich jetzt erstmal beleidigt für ein paar Tage in die Schmollecke stellt und nicht mehr mit Dir redet. ;) (Okay, ich werde sie nachher ein bißchen trösten... ;) )

Lies nochmal, was ich oben schrieb: "In der Hand" ist diese Münze ein Traum - die Patina ist definitiv "unverbastelt", also 100%ig antik; die "Rauhheit" wirkt nur auf dem Scan(!) übertrieben (ich hätte bei IrfanView nicht "Schärfen nach Resample" einstellen sollen). Auch die roten Flecken sehen nur auf dem Scan so "leuchtend" aus. Bei Kunstlicht erscheint die Patina fast durchgehend schwarzbraun.

"Wasserscheide" meinte hier übrigens, daß sich die Feuchtigkeit an der Kerbe staute - allerdings ist die Stempelstellung genau 12 h (wie's bei Sesterzen dieser Zeit sein muß), und passend dazu die auch leicht rötlichen Stellen auf dem Rv. zwischen 1 und 2h (diese Färbung geht auch am Rand der Münze durch; BTW: der Rand ist ausgesprochen sauber in der Antike rundgefeilt worden und die Prägung fast rißfrei erfolgt - solche "Römische Qualitätsarbeit" gibt's zur "eigentlichen" Soldatenkaiserzeit bei AE-Münzen später kaum noch - wie gesagt: ohne den "Fehler" im Schädel ist das durchaus eine ausgemacht attraktive Münze!!).

Edith sagt noch was: Bei genauerer Betrachtung bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß diese Münze wohl doch ein idealer Kandidat dafür ist, den Anteil meiner "gewachsten" Römer zu erhöhen. Eben weil die Patina noch völlig "unverbastelt" und damit leicht(!) rauh ist: http://www.numismatikforum.de/ftopic29813-420.html

Ich mache anschließend mal "richtige Fotos" mit Stativ von dem Stück ... dann siehst Du, daß dieser Sesterz wirklich echt gut aussieht. :)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von drakenumi1 » Mo 08.02.10 16:54

Hallo, Chandra,
dankenswerterweise hast Du ja eine optimale Vergrößerung eingestellt, da sieht man wirklich die feinsten Feinheiten. Und die sagen mir allerdings zu Deinen Feststellungen Gegenteiliges. Wenn auch das Scanner-Spitzlicht alle Unebenheiten stark überhöht, so sind sie doch körperlich vorhanden und für mich sehen sie wie ein Korrosionsschlachtfeld aus, freigelegt durch eine Beize. Auf dem Av. sieht man über dem "S" von CAES noch die ursprüngliche glatte Oberfläche, unter der sich noch ein Rest Kruste verbergen müßte. Geh doch mal mikrochirurgisch vor um den Untergrund freizulegen. Das erhellt möglicherweise die Vorgeschichte etwas.
Abgesehen von der roten Farbe bietet sich hier ein Bild, wie man es auch an Kupfern aus einem Brand nach anschließender Beize kennt. Solche gebrannten Krusten widerstehen oft partiell auch scharfen Beizen und verhalten sich wie gebrannte Glasuren. Du magst es evtl. nicht gerne hören, aber für solche Oberfläche mag ich den Begriff "Patina" nicht gerne bemühen. Eher schon "Kruste", und wenn eine solche tatsächlich nicht mehr vorläge, dann eben "fein korrosionsnarbig". Ebenso will mein Tippfinger nicht gerne "Vorzüglich" oder "ausgemacht attraktiv" schreiben (hat er aber jetzt doch gemacht :wink: ). Zwar ist die erkennbare Abnutzung durch Gebrauch nur gering, aber trotz der von Dir beschriebenen gleichmäßig sichtbaren Farbe kommen meine Lefzen nicht so richtig ins Tropfen .... :)
Sorry, Chandra, ich wollte Dich oder gar Alex nicht zutiefst treffen, ich hoffe, er kann aus seiner Schmollecke nicht mitlesen. Er als Betroffener kann ja am Allerwenigsten für unsere kleinen Auffassungsunterschiede, die wir hoffentlich bald wieder vergessen haben.

Es grüßt Dich und alle Leser hier:

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Beitrag von imperator44 » Mo 08.02.10 23:28

Ich finde Chandras Severus Alexander als Beispiel für die Ablehnung eines Kaisers durchaus interessant. Warum sollte ein unzufriedener Untertan dem ungeliebten Imperator nicht einen gespaltenen Schädel gewünscht haben, und dies, in seiner Ohnmacht, auf einer Münze Ausdruck gegeben haben ?
Ich möchte Euch dazu mein leider dreimal gelochtes (antik) und als Autoschlüsselanhänger mißbrauchtes Claudius As vorstellen, das ich vor langer, langer Zeit gefunden habe. Und es wies bereits im Fundzustand den durchgeschnittenen Hals des armen Kaisers auf, also wohl wieder ein herbeigesehnter "Mord" eines Unzufriedenen. Man sollte diese Stücke in seiner Aussagekraft nicht unterschätzen.
Dateianhänge
DSC02052JPG.jpg
Schöne Grüße vom imperator44

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Beitrag von cepasaccus » Mo 08.02.10 23:49

Der Schnitt durch den Hals koennte aber auch nur eine Gebrauchsspur sein.
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Beitrag von imperator44 » Di 09.02.10 01:29

Ich weiß`nicht Cepasaccus, dafür gibt`s zu viele durchgeschnittene Hälse. Und für eine Gebrauchsspur ist mir der Schnitt zu heftig.
Schöne Grüße vom imperator44

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Beitrag von klausklage » Di 09.02.10 02:04

Wenn Angela Merkel auf die Idee käme, ihr Porträt auf 10€-Scheinen abzubilden, wieviele wären dann wohl im Umlauf, die mit Schnurrbärten [ externes Bild ], Teufelshörnern :evil: , Sonnenbrillen 8) etc. "verschönert" wurden? Genau aus diesem Grund sind doch nie amtierende Politiker abgebildet, sondern nur irgendwelche Typen, die längst tot sind und gegen die niemand auf der Straße etwas hat.
Olaf
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Beitrag von Chandragupta » Di 09.02.10 08:25

drakenumi1 hat geschrieben:Abgesehen von der roten Farbe bietet sich hier ein Bild, wie man es auch an Kupfern aus einem Brand nach anschließender Beize kennt. Solche gebrannten Krusten widerstehen oft partiell auch scharfen Beizen und verhalten sich wie gebrannte Glasuren. Du magst es evtl. nicht gerne hören, aber für solche Oberfläche mag ich den Begriff "Patina" nicht gerne bemühen.
Okay, mit dem "richtigen" Foto hat's noch nicht soooo schnell geklappt (die mache ich lieber bei richtigem Sonnenlicht - also nicht unbedingt während dieses düsteren Bibberwinters). Ich habe den Avers der Münze aber mal alternativ mit meinem alten (jedoch besseren!) Agfa-Scanner abgelichtet. Und nein: Ich habe sie (noch) nicht gewachst, sondern sie vorhin nur gaaaanz leicht mit dem Vaselinefinger abgewischt. Für mich ist auch das Rote eindeutig antik: Also in meinem Wording alte Patina. Ein Versuch mit einer Nadel unterm Mikroskop ergab: Es ist steinhart, das Zeug! An dieser Münze mache ich aus gutem Grund bearbeitungsmäßig nix mehr.

Und auf diesem Scan sieht man den Hieb schon deutlich weniger. Wenn ich die Münze verkaufen wöllte, könnte ich ihn mit einer professionellen Fotoausrüstung einfach durch andere Ausleuchtung (d.h. auch ohne Photoshop & Co. zu bemühen) fast ganz zum Verschwinden bringen. Dann noch etwas die Farbsättigung runter - fertig wäre das Superfoto a la $GROSSES_AUKTIONSHAUS. ;)
Dateianhänge
SevAlex(Agfa)_Av.jpg
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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