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VINO CONSERVAT
Verfasst: Mo 15.03.10 21:49
von cojobo
Hallo wieder mal,
möglichwerweise ist das Thema hier schon abgehandelt worden, ohne dass ich es mitbekommen habe. Dann können die Moderatoren den Thread gern stoppen.
Wir haben einen Antoninian der Otacilia Severa, wo im Revers statt IVNO CONSERVAT steht VINO CONSERVAT.
Gut, Rechtschreibung ist Glücksache (weiß ich als alter Pauker), aber dass bei offiziellen Münzen ein so wunderschön missverständlicher Fehler durchgelassen wird, erstaunt einigermaßen.
Absicht oder Irrtum?
Beste Grüße
cojobo
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mo 15.03.10 22:01
von beachcomber
warum sollten stempelschneider nicht auch mal humor beweisen?

grüsse
frank
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mo 15.03.10 22:07
von areich
Cool. Ergibt auch viel mehr Sinn so.
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mo 15.03.10 22:59
von ga77
Blasphemie!
Kenne Beispiele von Römern, die ähnliches an Wände gekrizelt haben oder in Töpfe eingeritzt. Wir hatten auf einer archäologischen Ausgrabung etwas ähnliches in einem Topfboden, ich weiss den genauen Wortlaut aber nicht mehr.

Die Römer hatten schon einen guten Sinn für Humor. Auf jedenfall glückwunsch zu dem Stück, wirklich etwas Spezielles. Würde bei mir zum Lieblingsstück mutieren.
mfg
ga77
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mo 15.03.10 23:16
von curtislclay
Erinnert mich an den Denar von Pescennius Niger in Gemini VI, 2010, 831 mit MONETAE VICT, "Dem siegreichen Geld", wo der Stempelschneider versehentlich von MONETAE AVG auf MINER VICT umschaltete.
In beiden Fällen ganz sicher Irrtum nicht Absicht, meine ich. Es gibt genug ähnliche Fehler, die keinen Sinn oder Witz ergeben, z.B. unter Valerianus und Gallienus, Göbl Taf. 130-1 (Technica), VBERITAS mit Aequitasbild, COH PRAT statt PRAET, IVNO IEGINA statt REGINA, PIETVS statt PIETAS AVGG, LERIGIO statt RELIGIO AVGG, DEAE SEGETINO statt SEGETIAE, VIRTORIA statt VICTORIA AVGG, und, sehr ähnlich wie für Otacilia, VINO statt IVNO REGINA für Salonina.
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 00:26
von Homer J. Simpson
Nicht zu vergessen: VIRUS AUG statt VIRTUS AUG!
http://www.forumancientcoins.com/board/ ... #msg125352
Homer
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 11:12
von Peter43
Nun weiß ich nicht, ob Legendenfehler bei Provinzialprägungen häufiger vorkommen, aber da gibt es auch ein paar schöne. Gerade bei Markianopolis vorgekommen: MARKIANO - POPOLITWN. Vielleicht kam der Stempelschneider kürzlich aus Philippopolis?
Mit freundlichem Gruß
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 16:40
von Chandragupta
Nein, DERSELBE Stempelschneider hat die Münzen für BEIDE Städte gemacht. In Markianopolis. Und dort hat er dann nicht schnell genug "umgeschaltet".
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 17:30
von Peter43
Dazu fällt mir folgendes ein:
Als es noch die Kolonie Deutsch-Ostafrika gab, forderten Frauenvereine in Berlin, den Fluß Limpopo umzubenennen, weil der Name unmoralisch sei und gegen die guten Sitten verstoße. Ja, auch damals gab es schon political correctness!
Mit freundlichem Gruß
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 19:18
von Pscipio
Chandragupta hat geschrieben:Nein, DERSELBE Stempelschneider hat die Münzen für BEIDE Städte gemacht. In Markianopolis.
Worauf beruht denn deine Annahme, dass Markianopolis Münzen für Philippopolis (immerhin Hauptort des thrakischen Koinon) prägte? Und wieso gerade Markianopolis für Ph.? Es gibt da ja noch einige andere bedeutende Städte, Serdika, Hadrianopolis, Perinthos, Byzantion, natürlich auch Nikopolis und die mösischen Küstenstädte.
Es gibt Beispiele für Stempelverbindungen zwischen Balkanprägestätten z.B. bei einer Medaillonemission unter Gordian, aber das sind Ausnahmen und die Stilunterschiede zwischen vielen Prägestätten sind sonst oftmals frappant. Vielleicht wurden manche Emissionen zentral geprägt (dann müsste man Stilvergleiche machen), aber selbst wenn das der Fall gewesen ist, sollte man es nicht generalisieren, denke ich.
Gruss, Pscipio
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Di 16.03.10 21:06
von Homer J. Simpson
Peter43 hat geschrieben:Dazu fällt mir folgendes ein:
Als es noch die Kolonie Deutsch-Ostafrika gab, forderten Frauenvereine in Berlin, den Fluß Limpopo umzubenennen, weil der Name unmoralisch sei und gegen die guten Sitten verstoße. Ja, auch damals gab es schon political correctness!
Mit freundlichem Gruß
Als anspruchslose Lektüre zum Ein-paar-Minuten-Schmökern liegt bei mir derzeit auf dem Lokus ein Michel-Katalog.
Bei den Briefmarken der deutschen Kolonie Togo lautet die Ortsangabe auf dem häufigsten Stempel "KLEIN-POPO". Fand ich schon als Kind lustig, und ich bin sicher, die briefmarkensammelnden Kinder zu Kaisers Zeiten vor 100 Jahren fanden's auch schon lustig.
Homer
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mi 17.03.10 03:15
von curtislclay
Peter43 hat geschrieben:Nun weiß ich nicht, ob Legendenfehler bei Provinzialprägungen häufiger vorkommen, aber da gibt es auch ein paar schöne. Gerade bei Markianopolis vorgekommen: MARKIANO - POPOLITWN. Vielleicht kam der Stempelschneider kürzlich aus Philippopolis?
Ich würde eher Dittographie vermuten: der Stempelschneider hat die Buchstaben PO versehentlich zweimal geschrieben.
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mi 17.03.10 08:55
von Chandragupta
Pscipio hat geschrieben:Chandragupta hat geschrieben:Nein, DERSELBE Stempelschneider hat die Münzen für BEIDE Städte gemacht. In Markianopolis.
Worauf beruht denn deine Annahme, dass Markianopolis Münzen für Philippopolis (immerhin Hauptort des thrakischen Koinon) prägte? Und wieso gerade Markianopolis für Ph.? Es gibt da ja noch einige andere bedeutende Städte, Serdika, Hadrianopolis, Perinthos, Byzantion, natürlich auch Nikopolis und die mösischen Küstenstädte.
Es gibt Beispiele für Stempelverbindungen zwischen Balkanprägestätten z.B. bei einer Medaillonemission unter Gordian, aber das sind Ausnahmen und die Stilunterschiede zwischen vielen Prägestätten sind sonst oftmals frappant. Vielleicht wurden manche Emissionen zentral geprägt (dann müsste man Stilvergleiche machen), aber selbst wenn das der Fall gewesen ist, sollte man es nicht generalisieren, denke ich.
Man soll eben nicht aus dem Gedächtnis antworten. Ich habe mich wohl geirrt: es muss AFAIRC genau umgedreht heißen: in Philippopolis wurde im 3. Jh. auch für Markianopolis geprägt. Quelle: Schönert-Geiß: Münzprägung von Perinthos.
"Richtige" Stempelverbindungen i.e.S. sind in der Tat primär für Medaillons nachzuweisen und dort nur für die Averse (logischerweise - auf dem Rv steht ja jeweils der Stadtname!). Hinweise geben aber sehr, sehr ausgeprägte stilistische Ähnlichkeiten sowie hinsichtlich der "technischen Machart" von Prägungen verschiedener Ausgabeorte - z.B. das so typische Zentrierungsloch. Das legt nahe, daß gerade in dieser Provinz mit ihren so zahlreichen Stadtprägungen z.T.(!) zentralisiert gearbeitet wurde. Zumindest zeitweise.
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mi 17.03.10 11:00
von Pscipio
Dann muss ich mal bei Schönert-Geiss nachlesen, womit sie das begründet. Bisher ist mir die Stelle nicht aufgefallen. Hast du mir eine Seitenangabe? Nimmt sie das für alle Kaiser an oder nur für einzelne Emissionen?
Im Fall von Moesien und Thrakien halte ich zentral ausgegebene Emissionen für die Ausnahme, die Stilunterschiede sind zumeist zu gross, ausserdem gibt es bis auf die Medaillons (und auch da nur für Gordian, nicht?) meines Wissens keine Stempelverbindungen - anders als in Kleinasien, wie Kraft teilweise gezeigt hat.
Gruss, Pscipio
Re: VINO CONSERVAT
Verfasst: Mi 17.03.10 14:56
von curtislclay
Pscipio hat geschrieben:Dann muss ich mal bei Schönert-Geiss nachlesen, womit sie das begründet. Bisher ist mir die Stelle nicht aufgefallen. Hast du mir eine Seitenangabe?
Auch mir ist diese Stelle nicht aufgefallen und beim Durchblättern des Textes finde ich sie nicht. Das Register beinhaltet leider nur die Münztypen. Kannst du uns die Seitenzahl nennen?