Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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ganimed1976
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Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von ganimed1976 » Fr 19.03.10 06:44

SALVE!!!

Hallo liebe Römer ;)

Habe hier einen römischen Denar den ich nicht bestimmen kann.

Kann mir jemand sagen unter welchem Herrscher dieser geprägt wurde, bzw. wessen Bildnis er trägt.

Das einzige was ich lesen kann ist "AIANO AVG CAESAR". (evtl. Trajan?)

Auch die Rückseite ist mir so völlig unbekannt.

Wo wurde diese Münze geprägt?

Gewicht: 2,03 Gramm
Durchmesser: 18,6mm

Danke für eure Hilfe,
Dateianhänge
DSC01351.JPG
DSC01332.JPG
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justus
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Re: Silber Denar - Antonian oder Trajan?

Beitrag von justus » Fr 19.03.10 07:21

Ich lese auf der Vorderseite "[IMP] TRAIANO AVG CAESAR DAC PM". Also suche mal unter Trajan!
mit freundlichem Gruß

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antoninus1
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Re: Silber Denar - Antonian oder Trajan?

Beitrag von antoninus1 » Fr 19.03.10 08:50

Das sieht stark nach einer barbarisierten Prägung aus der Zeit Traians aus. Die Rückseiteninschrift ist ja fehlerhaft und ergibt keinen Sinn.

Einen Antonian gibt es übrigens nicht.
Gruß,
antoninus1

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Re: Silber Denar - Antonian oder Trajan?

Beitrag von ganimed1976 » Fr 19.03.10 15:18

Diese Münze stammt aus Köln, bzw. wurde sie dort gefunden.

Wenn es eine barbarisierte Prägung ist, dann wohl unter den Kelten oder Germanenstämmen am Rhein. Evtl. aus Geldknappheit geprägt.

Was mir noch bei dem Stück aufgefallen ist, ist die kleine Delle bzw. Druckstelle, oberhalb der Bruchstelle auf dem Relief des Trajan....diese Delle weist die Münze fast paralell ebenfalls auf der Rückseite auf. Es schaut fast so aus, als hätte da mal jemand einen beherzten Bisstest gemacht, bei dem die Münze dann brach.

Gruß,
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von cepasaccus » Fr 19.03.10 21:31

Mir ist bei einigen subaeraten Denaren aufgefallen, dass diese mit etwas spitzem durchlocht wurden. (3 von etwa 50) Vielleicht hat jemand diese Barbarisierung fuer subaerat gehalten und wollte sie lochen um sie kenntlich zu machen oder lochen um den Kern zu testen.

vale
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von emieg1 » Fr 19.03.10 21:41

Dass da jemand einen bleibenden Eindruck mit seinen Beisserchen geschaffen hat, halte ich für ausgeschlossen aber so was von...!

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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 19.03.10 23:27

SEHR hübsch und sehr interessant!
Auch die Vs.-Legende kommt natürlich auf offiziellen Münzen nicht so vor, mit CAESAR hinter dem AUG; und selbst wenn, hätte es nach TRAIANO zumindest CAESARI heißen müssen.
Die Rs. kopiert einen Hadrian-Denar, RIC 128, mit der Rs. PM TRP COS III, im Feld LIB - PUB, Libertas mit Pileus und Zepter nach li. stehend.
Da sind dem germanischen Imitator aber die Figuren bedeutend besser gelungen als die Schrift!

Glückwunsch von

Homer
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von ganimed1976 » Sa 20.03.10 17:45

Ab wann wurden im Raum Köln eigentlich römische Münzen offiziell geprägt?

Geschah das erst unter Postumus, oder bereits vorher, also z.B. unter Trajan?

Münzstättenkürzel für Colonia Agrippa (Köln) waren wenn ich mich nicht irre: CA, V, VP, oder P.

Wurde der jeweilige Aufenthaltsort bei der Münzprägung auch angegeben oder vermerkt wenn sich ein römisches Heer auf dem Durchmarsch in einem bestimmten Gebiet aufhielt? Habe gelesen dass es üblich war, dass erbeutete Edelmetalle direkt nach einer Schlacht, noch vor Ort, eingeschmolzen wurden und man daraus dann Münzen prägte, um den Soldaten ihren Sold zu zahlen.

Könnte das evtl. hier der Fall gewesen sein?

Gruß,
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von beachcomber » Sa 20.03.10 17:54

unter traian noch nicht. die münzstätte wurde von gallienus eröffnet, dann von postumus übernommen und prägte bis zum ende des gallischen sonderreichs.
danach war trier die einzige römische münzstätte auf dem gebiet des heutigen deutschland.
grüsse
frank

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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von emieg1 » Sa 20.03.10 19:29

Die für die Kriegsführung Gallienus am Rhein im Jahre 257 eingerichtete Münzstätte Köln war eine Kriegsmünzstätte (moneta comitatensis); die frühesten Gepräge zeigen übrigens Valerianus I. Anfang 260 riefen die Rheinarmeen Postumus, den Heerführer des Gallienus, zum Gegenkaiser aus und Köln wurde Residenz und Münzamt der Kaiser des gallischen Gegenreiches. Ende 268 wurde dann eine "Filiale" in Trier eröffnet. Mit der Unterwerfung des gallischen Sonderreiches 273 ging die Prägung in Köln und Trier auf den rechtmässigen Kaiser Aurelianus über, der Anfang 274 beide Münzämter in Lyon vereinigte. :)

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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von klausklage » Sa 20.03.10 19:38

Ein schönes Stück, der würde sich auch in meiner Sammlung gut machen! Beweis dafür, dass der Kölsche Klüngel schon in der Antike sein Unwesen trieb.
Olaf
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von emieg1 » Sa 20.03.10 19:46

Vor allem ein Stück, das Fragen aufwirft. So zum Bleistift bei mir, warum die Legende derart verunstaltet ist! Anhand des ansonsten guten Portraits muss dem barbarischen Schnitzer doch ein Original vorgelegen haben. Dann legt er einen beinahe authentischen und realistischen Trajanskopp hin, bekommt es aber mit den Buchstaben überhaupt nicht gebacken?

Absicht???

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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von cepasaccus » Sa 20.03.10 20:38

Vielleicht hatten die Barbaren auch schon Arbeitsteilung, der Senior hat das Portrait gemacht, der Bruder, die Figur und der Sohn die Legende. :)
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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von areich » Sa 20.03.10 21:26

Wieso Absicht? Du siehst doch immer wieder, wie neue Sammler selbst auf richtig gut erhaltenen Münzen die Legenden nicht lesen können.
Und die können prinzipiell lesen, der Stempelschneider hier bestimmt nicht.

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Re: Silber Denar - Seltsamer Trajan - barbarisiert?

Beitrag von emieg1 » Sa 20.03.10 21:43

areich hat geschrieben:[...] der Stempelschneider hier bestimmt nicht.
Der musste auch nicht lesen können, sondern nur "abschreiben". Und wer einen Kaiserkopp realtitätsgetreu nachschnitzen kann, dem traue ich ohne weiteres auch einfach gestaltete Schriftzeichen zu.. selbst wenn er dieser Sprache (oder überhaupt irgendeiner) nicht mächtig ist.

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