22 Mai 337 n. Ch.

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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tournois
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22 Mai 337 n. Ch.

Beitrag von tournois » Do 22.05.03 00:52

Heute im Jahre 337, gestorben (bei Nikomedia, dem heutigen Izmit): Der römische Kaiser Konstantin I. ('der Große', *27.2.285 oder *288, in Naissus, dem heutigen Nis). Er wird in den Geschichtsbüchern als erster 'christlicher' der römischen Kaiser gehandelt. Möglicher Weise deshalb, weil der bis kurz vor seinem Tode Ungetaufte das bedeutende Konzil von Nicaea einberufen hatte. Oder vielleicht deshalb, weil er das immer mehr zur Staatsgefahr gewordene Christentum letzt endlich aus der Sicht der römischen Cäsaren geduldet und dann natürlich auch für sich und seine politischen Ziele 'umformuliert' hatte. Von seinen römischen Zeitgenossen war der Machtpolitiker reinsten Wassers jedenfalls nicht als "groß" empfunden worden. Die wenigen von ihm erhaltenen Bild-Zeugnisse zeigen zumindest einen eher weltlich als religiös orientierten Potentaten.
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berenike
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Beitrag von berenike » Fr 23.05.03 08:17

Darf ich mal wieder ein paar ketzerische Bemerkungen zu dem Text machen - schließlich bin ich als gute Katholikin erzogen und habe den gesamten christlichen Ballast von Christenverfolgungen, guten und schlechten Kaisern sozusagen mit der Muttermilch eingezogen.
Konstantin ist - um es genau zu sagen - derjenige, den die christlichen Kirchenväter zu ihrem Aushängeschild für einen christlichen Kaiser gemacht haben. Man kann in der Entwicklung Konstantins mehrere Schritte unterscheiden. Zunächst: Im Osten gab es große Christenverfolgungen unter Galerius und Diocletian aus dem einfachen Grund, weil dort die Christen ein weit drängenderes Problem waren als im Westen, dort gab es nämlich kaum welche. Nach einer ziemlich langen, ziemlich grausamen Verfolgung mußte sich Galerius eingestehen, daß er so nicht weiterkam und erließ ein Edikt, in dem er die Christen tolerierte und ihnen den Status einer religio licita, einer erlaubten und öffentlich anerkannten Religion zugestand. Das berühmte Mailänder Toleranzedikt, von dem heute noch in Schulbüchern erzählt wird, ist eine christliche Umdeutung dieses Edikts auf Konstantin (ein Christenverfolger durfte in der christlichen Propaganda einfach nicht so etwas Gutes getan haben). Konstantin akzeptierte dieses Edikt. In der Schlacht an der Milvischen Brücke (übrigens ein rein willkürlich, unmotivierter Angriffskrieg auf Seiten Konstantins wie all seine anderen militärischen Aktionen auch), wählte der Kaiser den neuen Gott Christus als Schlachtbeschützer in guter alter Tradition und bedankte sich - ebenfalls in guter alter Tradition nach der Schlacht mit dem Bau von Kirchen. Der zweite Schritt ist dann die Einmischung Konstantins als Pontifex Maximus (und damit der römischen Verfassung ganz gemäß) in die Angelegenheiten der jungen Kirche. Wenn wir heute das nizäische Glaubensbekenntnis sprechen (sofern wir das noch tun) gehen Formulierungen auf Konstantin zurück. Wohlgemerkt, das tat er nicht als Christ, sondern als Pontifex Maximus.
Dritter und wesentlicher Schritt für die kommenden Generationen war die Zulassung christlicher Lehrer und Berater an den Hof. Und die haben Konstantin Schritt für Schritt beigebracht, daß das Christentum von seinen Grundsätzen her etwas völlig Neues ist, das mit anderen antiken Religionen nichts zu tun hat, daß der christliche Gott eifersüchtig alleinige Verehrung will und alle anderen Götter ausschließt. Die Söhne Konstantins hatten das dann schon verinnerlicht, so daß es bereits in der zweiten Generation zu den ersten Heidenverfolgungen kam.
Beste Grüße
:D
Berenike

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