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Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 08:59
von quinctilius
Hallo,

Dieser Nemausus As, um 16/15 - 8 v. Chr. wurde in Xanten gefunden. Er trägt auf den Köpfen von Agrippa und und Augustus Spuren einer Versilberung.
Bei plattierten Denaren nichts ungewöhnliches aber bei einem As ?? Die mit der römischen Geldwirtschaft noch unerfahrenen Germanen waren wohl noch leicht zu betrügen.
Ein interessantes Dokument der frühesten römischen Besatzungszeit in Deutschland.

Gruß
Quinctilius

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 11:01
von beachcomber
könnte doch auch eine private medallien-anfertigung sein um seine wertschätzung für augustus und agrippa auszudrücken.
es gibt doch auch leute die sich zur erinnerung 'ne mark vergoldet haben, warum sollte sowas nicht schon damals jemand gemacht haben?
das die germanen so bescheuert waren das als silber-münze zu akzeptieren, halte ich für unwahrscheinlich, denn dann sollte man schon mehrere dieser exemplare gefunden haben.
grüsse
frank
p.s. irgendwo habe ich noch einen vergoldeten dupondius von marc aurel, der ist sicher auch nicht zum betrügen fabriziert worden!

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 11:44
von Peter43
Macht sich nicht Tacitus darüber lustig, daß die Germanen lieber die alten Denare nahmen als die neuen? Aber die Germanen waren cleverer als Tacitus gedacht hatte: die alten Denare waren nämlich silberhaltiger als die neuen! Deshalb glaube ich auch nicht an die unerfahrenen Germanen.

Mit freundlichem Gruß

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 12:15
von quinctilius
also das jemand mit der Münze irgendeine Art besonderer Wertschätzung verband, hatte ich auch überlegt, aber dann verworfen. Die Plattierung in betrügerischer Absicht erschien mir plausibler. Diese Münzen wurden am Rhein als Soldatensold ausgezahlt - nicht ausgeschlossen, dass es sich um ein Geschenk o.ä. handelt. Das so etwas bisher (wohl) noch nicht gefunden wurde, heisst nichts. Die Münzen vom Niederrhein sind häufig so korrodiert, dass sich eine Versilberung nur im Ausnahmefall nachweisen liesse.

Gruß
Quinctilius

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 13:05
von cepasaccus
Ich frage mich, wie man damals ein As versilbern konnte. Es ist keine Feuerversilberung aus der Antike bekannt und mal abgesehen von der "Bagdad-Batterie" gibt es auch keine Hinweise auf galvanische Versilberung. Bliebe eigentlich nur Aufschmelzen, was bestimmt nicht gut fuer die Schaerfe des Muenzbilde ist, oder Platieren vor dem Praegen.

valete

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 13:38
von emieg1
Ich frage mich, warum ausgerechneten an den erhabenen Stellen, also an denen, die sich am schnellsten abnutzen, offensichtlich Silberspuren zu sehen sind, wogegen in den Vertiefungen nichts zu sehen ist. Wäre die Münze tatsächlich komplett versilbert gewesen, hätte sich nicht zuerst an den erhabenen Stellen das Silber dann lösen müssen? :roll:

Ich vermute vage, dass auf dieser Münze viele Jahrzehnte (oder Jahrhunderte) eine Silbermünze gelegen hat, wobei sich durch chemische Reaktion ein wenig Silber übertragen hat. Die Chemiker unter uns (ich bin keiner!) werden sicher sagen können, ob es denkbar wäre...

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 13:49
von quinctilius
...und wenn nur die Köpfe versilbert waren ? Auch das wäre möglich.....

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 13:52
von emieg1
quinctilius hat geschrieben:...und wenn nur die Köpfe versilbert waren ? Auch das wäre möglich.....
Ok, aber wie hätte dieses technisch vollbracht werden sollen? 8O

PS. Sind übrigens genauere Fundumstände bekannt? Vielleicht hilft hier ja tatsächlich der Fundkontext weiter... :wink:

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 14:07
von quinctilius
...der As war in einem Konvolut, alles Nemausus I und ein Lugdunum I As, alle aus Xanten. Soweit ich weiss kein Hortfund sondern Einzelfunde....

PS: Evtl. ist auch eine Verwendung als Zierscheibe möglich. Teilweise wurden Münzen dafür benutzt. Vgl. z.B. die Gladiusscheide aus Kalkriese. (Georgia Franzius, Germania 77, 1999, 2. Halbband) Dort wurde wohl ein spanischer Denar verwendet.

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 14:49
von emieg1
Hast du ein Foto von dieser Gladiusscheide? Mein Wissensstand ist nur dieser, dass man tatsächlich aber selten Münzen als Verzierung für die Schwertscheiden verwendet hat. Allerdings wurden diese oben und unten "gefasst" und mit einem Metallband um die Scheide gelegt.

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 16:46
von quinctilius
...so rekonstruieren die Kalkrieser die Gladiusscheide. Beachte den Denar, der wohl als Zierscheibe diente.

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 16:50
von emieg1
mmmh, genau die beiden oberen Verzierungstypen des Scheids kannte ich auch, aber den zu beachtenden Denar verstehe ich nicht ganz. Womit ist er denn an der Scheide befestigt?? Aufm Bild hängt er einfach in der der Luft!!

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 17:49
von quinctilius
...geklebt ? Kann man nicht genau sagen. Auf jeden Fall gehört er zum Fundensemble, weil er genau daneben lag. Er ist auch abgeplattet also eindeutig als Zierscheibe verwendet worden. Wie genau er befestigt war, wird man aber wohl nie rausfinden.

Re: Kurios: Versilberter Nemausus As aus Xanten

Verfasst: Sa 24.04.10 18:18
von justus
quinctilius hat geschrieben:...geklebt ? Kann man nicht genau sagen. Auf jeden Fall gehört er zum Fundensemble, weil er genau daneben lag. Er ist auch abgeplattet also eindeutig als Zierscheibe verwendet worden. Wie genau er befestigt war, wird man aber wohl nie rausfinden.
Letztes Jahr wurde, soweit ich mich erinnern kann, an der Uni Freiburg - Fachbereich Archäologie (?) eine neue Studie über "Klebstoffe aus der Römerzeit" vorgestellt. Die Ergebnisse bescheinigten einem der untersuchten Klebstoffe die Qualität neuzeitlicher Sekundenkleber. Ohne zu wissen, ob der Denar auf dem "gladius" aufgeklebt war oder nicht, vorstellbar erscheint es mir angesichts dieser Tatsache.